Um Europas härtestes Pflaster zu bezwingen, braucht es mehr als dicke Eier. Man muss auch einiges an Taktik, Skills und natürlich die richtige Vorbereitung mitbringen. Wir haben mit Paris-Roubaix-Gewinner John Degenkolb von Trek-Segafredo gesprochen und Profi-Tipps für die Paris-Roubaix-Challenge eingeheimst. Im Folgenden findet ihr die 7 Antworten auf die 7 wichtigsten Fragen.

1. Was ist die richtige Dosis an belgischem Bier vor (Vorabend) und nach dem Rennen?

Das fragt ihr eigentlich viel besser die vielen Fans an der Strecke, nicht die Fahrer. Wenn du bei der Jedermann-Challenge samstags starten und selbst mal testen willst, wie es denn so ist auf dem Pflaster, könnten dir so zwei, drei kleine belgische Pints am Abend vorher schon helfen, die Nerven etwas zu beruhigen.

Okay, aber jetzt mal im Ernst: Wir Fahrer sind beim Thema Bier leider raus, jedenfalls vor dem Rennen. Danach gibt es im Teamhotel schon mal eins. Eins! Und vielleicht noch eine Botschaft an die Fans: Feiern ist super, aber immer so, dass ihr uns im Rennen nicht gefährdet.

2. Mit über 70 km Pavé trägt Paris-Roubaix nicht zu Unrecht den Namen „The Hell of the North“. Wie verhindert man am besten wunde Finger?

„Nicht zu Unrecht“ stimmt auf jeden Fall! Paris-Roubaix ist echt ein höllisches Rennen. Brutal hart, nicht nur wegen der Pavés, sondern auch weil extrem hart gefahren und um Positionen gekämpft wird. Besonders bevor es in die Pavés geht, geht es richtig zur Sache.

Denn auf den Pavés zählt vor allem, so viel Speed und freie Fahrt wie möglich zu haben. Voraussetzung für beides: im Feld so weit vorne wie möglich in die Pflasterabschnitte zu kommen. Nur hier kann man auch mal die Linie wechseln, um nicht gerade in die übelsten Stücke zu knallen. Was die beste Linie ist, kann man übrigens so genau gar nicht sagen. Wenn es trocken ist, kann man manchmal auf dem kleinen Grasstreifen am Rand fahren, wenn es da zu matschig ist, ist oft die Mitte der Strecke die beste Wahl.

Ist man vorne, heißt es: einfach Vollgas. Je mehr Speed man hat, desto weniger schmerzhaft werden die Schläge von unten. Und vielleicht noch ein Tipp, der einigen jetzt angesichts des Gerüttels total absurd vorkommt: Die Hände bloß nicht um den Lenker krallen. Das gibt dann sicher Blasen, die euch auch zwei Wochen später noch an den Ritt erinnern. Lieber locker auflegen, gerade so, dass ihr den Lenker nicht verliert.

3. Was änderst du an deinem Bike für das Rennen?

Gar nicht so wahnsinnig viel. Breitere Reifen mit einer Extra-Karkasse für Roubaix, die mit weniger Druck gefahren werden als üblich. Das bringt auch am meisten Komfort, sofern man von Komfort überhaupt sprechen kann. Und vielleicht montieren wir auch wieder einen Bremshebel am Oberlenker, um auf den Pavés schnell reagieren zu können, wenn man den Lenker oben greift.

John Degenkolb mit seinem speziell für Paris-Roubaix designten Project One Trek Domane.

4. Was ist der härteste Streckenabschnitt von Paris-Roubaix, wo muss man mental am härtesten kämpfen?

Die Sektoren sind ja nach Schwierigkeit kategorisiert. Zur Orientierung: Ein Stern heißt harmlos, ab vier Sternen wird es dann echt böse, fünf sind dann wirklich die Hölle. Der übelste Abschnitt ist bestimmt der Trourée d’Arenberg, das Stück im Wald von Arenberg. Hier ist es immer feucht, Moos auf dem Pflaster, also ist es extrem rutschig, selbst wenn es sonst trocken ist. Aber je länger das Rennen dauert, desto härter werden auch die eher einfachen Abschnitte. Weil es immer schwieriger wird, mit voller Power drüber zu bügeln. Deshalb tut auch der letzte Fünf-Sterne-Abschnitt am Carrefour de l’Arbre besonders weh.

5. Wie versuchst du, dich zwischen den Pavé-Abschnitten zu regenerieren?

Solange das Feld noch nicht in Gruppen zersplittert ist, wie bei jedem Rennen. Immer schön im Windschatten bleiben, keine Körner vergeuden. Was leichter gesagt als getan ist, denn bei kaum einem anderen Rennen musst du in jeder Sekunde so aufmerksam sein wie hier und vom ersten Pflaster-Abschnitt an so weit wie möglich vorne dabei sein.

6. Auch wenn man samstags selbst leidet, reicht es nicht, sonntags auf der Couch vor der Röhre zu hängen. Man will die Profis natürlich bestmöglich unterstützen. Wo kann man dich am besten anfeuern?

Am besten überall natürlich (lacht). Nein, die besten Fan-Plätze sind schon an den Pavés. An den berühmten wie Arenberg und L’Arbre sollte man aber sehr früh da sein, um noch einen Platz zu bekommen. Wer es geschickt anstellt, kann uns auch an verschiedenen Abschnitten anfeuern, denn oft liegen die sehr dicht zusammen.

7. Was sollte man auf dem Pavé absolut nicht machen?

Anhalten oder freihändig fahren, das wären jetzt nicht so die besten Ideen. Und bitte keine Steine ausbuddeln als Andenken – es gibt schon genug Löcher, da braucht es wirklich nicht noch mehr!


John, wir danken dir für deine Tipps und wünschen dir alles Gute für die Hölle des Nordens. Kette rechts!


Wer die Paris-Roubaix-Challenge noch spontan mitfahren will, kann sich hier anmelden: parisroubaixchallenge.com

Gutschein-Codes

Dank Guilty76 gibt es auch Gutschein-Codes für die Anmeldung, mit denen man 10 € günstiger wegkommt!

– Wir empfehlen die 172-km-Strecke (the real Hell of the North), der Rabattcode dafür ist: G76172
– Alternativ geht auch die 145-km-Runde (auch noch Hell enough), der Code dafür ist: G76145
– Für die Paris-Roubaix-Schnupperrunde (70 km) lautet der Code: G7670


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Text: Robin Schmitt Fotos: Julian Mittelsteadt, Trek / Isaak Papadopoulos / weitsprung.de