Eine dicke Glotze, eine Pulle Bier, Chips und eine Überdosis RTL II – für manche ist das der perfekte Feierabend. Egal ob Manager oder Harz-IV-Empfänger, jeder kommt an den Punkt, wo er nach einem anstrengenden Tag alles vergessen und einfach abschalten will. Doch das geht auch mit Niveau inklusive glotzen, Bier trinken und Chips snacken.

Intervall-Training im Parkhaus, Sprints und Grundlagenausfahrten mit Helmlampe bei klirrender Kälte – das kann man im Winter zur Saisonvorbereitung machen. Sich aber bei sengender Sommerhitze zur Rushhour mit dem Rennrad durch den Feierabendverkehr zu quälen, macht auch nur bedingt Spaß. Also macht man es am besten so wie wir: Verkehr ade!

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Chaos oder Natur?

Punkt 17 Uhr treffen wir uns im Stuttgarter Kessel, der Geburtsstadt des Porsche. Unser Plan? Radfahren. Bis auf den Treffpunkt haben wir nichts ausgemacht. Mit einer Trinkflasche und etwas Kleingeld im Gepäck machen wir uns mit unseren feinstolligen Reifen auf, um die Hektik und den Stress des Arbeitsalltags aus den Beinen und dem Gehirn zu strampeln. Wer zur Feierabendzeit mit dem Rennrad in Stuttgart losfährt, kann zwischen zwei Optionen wählen: Verkehrschaos oder Natur. Für Letzteres muss man jedoch erst mal aus dem Kessel heraus. Wir nehmen die Hasenbergsteige und mit jedem gewonnenen Meter kommt das Gefühl von Freiheit zurück. Ein Sprint ohne Warm-up-Programm. Warum? Weil Rennradfahren einfach geil ist. Muss man einfach mal so sagen.

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Vom Süden in den Westen

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Wer „Leben am Limit“ vollkommen falsch verstanden hat, kann es natürlich auch drauf anlegen, sich von einem gestressten Pendler in Deutschlands Automobilhauptstadt über den Haufen fahren zu lassen, nachdem selbiger in seinem übermotorisierten Gefährt im Schneckentempo die mit Baustellen übersäte A8 entlanggekrochen ist und als letztes Zeichen der Stressartikulation auf der Theo seinen V8 aufheulen lässt, um kurz darauf zu realisieren, dass hier auch nur Tempo 30 erlaubt ist. Alle anderen, die Stuttgart besser kennen, wissen, was für großartige Schotterstraßen sich durch die Wälder des Stuttgarter Forsts schlängeln. In alle Himmelsrichtungen erstrecken sich Dutzende Kilometer von ununterbrochenem Gravel-Genuss. Das Beste: Unter dem Blätterdach herrscht eine angenehme Kühle, trotz der heißen Temperaturen im Stuttgarter Kessel. Der Wald spendet außerdem herrliche Ruhe, durchbrochen nur vom Singsang der zwitschernden Vögel. Ein einfaches Idyll, das man allzu häufig vergisst. Dabei ist es zum Greifen nah. Schotter, Asphalt und ein paar Shortcuts über die Wiese – wir tun, was wir nicht lassen können. Unsere Bikes machen es schließlich mit:

Santa Cruz Stigmata CC:

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Das exklusive Schmuckstück der Kalifornier ist eine zuverlässige Mischung aus klassischem Cross- und Gravelbike. Dank der zentralen Sitzposition bietet es eine gute Laufruhe und ein sehr ausgewogenes Handling. Der sexy geformte Rahmen bzw. die Gabel – beide im leichten CC-Layup – sind überraschend komfortabel, dennoch genau an den richtigen Stellen steif und wirklich traumhaft zu fahren. Aber auch wenn Vorbau, Lenker und Sattelstütze wohl als Erstes individualisiert werden, fühlen sich die Zipp-Alukomponenten in dieser Preis- und Prestigekategorie deplatziert an. Gleiches gilt für die Einstiegs-350er-Naben am Enve-Laufradsatz.
10.409 € (inkl. ENVE LRS) / 7,91 kg (Gr. 58) / Mehr Infos

Cannondale Slate CX1:

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Außergewöhnlich und extravagant gibt sich das Slate in edlem Schwarz und mit lila eloxierten Details. Die einarmige Lefty-Federgabel bietet 40 mm Federweg und spendet in Kombination mit den dicken Ballonreifen sehr viel Komfort und Sicherheit. Bei Highspeed sackt die Gabel in engen Kurven etwas weg und mindert dabei die Lenkpräzision. Ein Rad für Commuter und Spaßbiker!
3.999 € / 8,85 kg (Gr. L) / Mehr Infos

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Freie Straßen für Freigeister

Ein klares Highlight auf unserer Runde durch den Stuttgarter Forst sind die Bärenseen und das Bärenschlössle – Achtung: Am Wochenende und zu Ferienzeiten sollte man besser auf weniger befahrene Nebenstraßen ausweichen, wenn die Wege vom Stuttgarter Fußvolk mit den Insignien des im Breuninger-Kaufhaus erworbenen Reichtums überlagert werden (zugegeben sind wir hier auch öfters per Pedes unterwegs). An lauen Feierabenden sind die Wege aber glücklicherweise (fast) menschenleer.

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The boys are back in town

Genauso ungezwungen, wie wir in die Feierabendrunde gestartet sind, wird sie auch beendet: „Bier bei Basi?“ Na klar! Auf die WhatsApp-Message folgt der spontane Ausflug in die Café-Racer-Werkstatt eines Kumpels im Stuttgarter Westen.

Afterwork: Kein Anzug, keine Zwänge. Bikes, beer & friends. Auf dem Boden sitzen und das Leben genießen – das Leben kann so einfach sein.
Afterwork: Kein Anzug, keine Zwänge. Bikes, beer & friends. Auf dem Boden sitzen und das Leben genießen – das Leben kann so einfach sein.
Tempus fugit – scheißegal. Die Zeit? Egal – nach Hause gehen, wenn man müde ist oder die Freundin Stress macht. Ungezwungen und easy. Das ist das Motto. Und einfach mal die Neune gerade sein lassen.
Tempus fugit – scheißegal.
Die Zeit? Egal – nach Hause gehen, wenn man müde ist oder die Freundin Stress macht. Ungezwungen und easy. Das ist das Motto. Und einfach mal die Neune gerade sein lassen.
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Aus einem schnellen Bier werden dann doch mehrere, eine kleine Ausrede für die Freundin zu Hause ist das einzige Problem an diesem Abend. Das Versprechen, am nächsten Tag gemeinsam im Städtle lecker Essen zu gehen, ist Vertröstung genug. Jackpot – ein weiterer gelungener Feierabend steht in Aussicht!

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Was macht also den perfekten Feierabend aus?

Es ist weder das Rad noch das Bier noch Stuttgart. Es ist die ungezwungene Art, genau das zu machen, worauf man Bock hat. Und das ist in unserem Fall nun mal Rennradfahren, Bier trinken und mit Kumpels abhängen.

Was würdest du gerne unternehmen? Dann mach es einfach! Das Leben ist zu kurz, um es mit RTL II zu verschwenden. Pragmatisch, praktisch, gut – eine schwäbische Lebensweisheit.


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Text: Robin Schmitt Fotos: Noah Haxel