„Lebe die Musik, die in dir gespielt wird!“ Dieser Aufruf zum Leben war die zentrale Botschaft der Künstlerin Nicola Werner – und aus ihm wurde nach ihrem Tod im Frühjahr 2016 auch die Idee der Nicola-Werner-Challenge geboren: Freunde und Familie fuhren im September in Gedenken an Nicola einen Charity-Gran-Fondo von Paris nach Cabourg in der Normandie. Und feierten auf dem Weg die Kameradschaft, den Genuss und das Leben.

Am Samstag, den 10. September, trafen sich vor Sonnenaufgang fast 40 Radfahrer, die teilweise aus Deutschland angereist waren, in Levallois vor den Toren von Paris, zur Randonnée Levallois-Cabourg. Von dort führte die Route über 225 km in die Normandie. Wir fuhren eine Art Event im Event: Wir nahmen am regulären Marathon teil, wollten aber als Team einen anderen Fokus mit alternativen Awards setzen und unseren Erlös am Ende einem neu geschaffenen Forschungspreis spenden, um die Impfung gegen das Krebs erregende HPV Virus publik zu machen und die Präventionsarbeit zu unterstützen, die Nicola so wichtig war. Unser Team war deutlich an den von Be-poles designten, dunkelblauen Rapha-Jerseys zu erkennen, die den Slogan „Lebe die Musik, die in dir gespielt wird!“ trugen. Die Rückentaschen waren vom befreundeten Fahrradladen KM0 mit Punchbar Energieriegeln gefüllt worden. So präpariert konnte nichts schiefgehen und gemeinsam machten wir uns auf zur Reise an die Küste für Nicola.

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Es sollte ein wunderbarer, langer Tag werden. Das merkten wir schon am Start, der uns mit etwa 2.500 anderen Radfahrern aus Paris heraus in den spätsommerlichen Morgen führte. Die Sonne ging auf, als wir nach dem ersten Anstieg die Stadt verließen.

Unterhalb eines Chateaus fand nach 50 km die erste Kontrolle und Pause statt. Die perfekte Gelegenheit, um mein Team zu begrüßen und auf den Spirit der Tour einzustimmen: „Heute geht es uns um Freude an der Landschaft, Spaß an den Mitfahrern, darum, uns gegenseitig zu helfen und uns echt auszutoben, aber es ist kein Rennen. Wenn am Ende also noch Reserven da sind, dann haut sie raus – aber wir wollen gemeinsam in Cabourg ankommen!“

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Keine einfache Aufgabe für unsere Gruppe. Wir hatten einen Ex-Radprofi dabei, ein Tandem, ein paar Triathleten, Fahrer aller Altersklassen und einige, die erst seit Kurzem wieder Rennradfahren. Uns alle einte, dass wir den Tag genießen und in Nicolas positiven Spirit unterwegs sein wollten.

Der berühmte Südwestwind war schon zu spüren und wurde mit jedem Kilometer etwas stärker. Drei starke Radler übernahmen das Pacing der Gruppe, der Ex-Pro half vorne und hinten, das Tandem und einige andere brachen die Windkante …

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Die Gruppe blieb trotz aller Schwierigkeiten im Großen und Ganzen zusammen, zerfiel aber ein wenig in wechselnde Einzelgrüppchen. Nach und nach entfalteten sich mehr und mehr Gespräche zwischen den verschiedenen Teilnehmern. Oft wurden wir von anderen Teams gefragt, was wir für ein Verein wären. Die Antwort war einfach: „Wir sind die Nicola-Werner-Challenge, wir leben die Musik, die in uns gespielt wird! Und wir sammeln Spenden für den Kampf gegen Krebs!“ Auf kleinen Straßen und asphaltierten Feldwegen ging es über abgeerntete Felder und durch kleine Ortschaften immer ein wenig auf und ab.

Gemeinsam genossen wir die Mittagspause, die vom Veranstalter auf einem Schulgelände ausgerichtet wurde. Danach ging es einen kleinen Anstieg hoch, wir gruppierten uns neu und jetzt blies der Wind richtig. Die kommenden 110 km waren eine einzige Windkante, nun ging es richtig los mit der Tour!

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Als Team arbeiteten wir uns durch den Wind, hier und da ein Foto-Stopp, einmal eine Panne, kein Sturz, einige Anstiege und kleinere Bergprüfungen. Gegen 17.00 Uhr erreichten wir nach und nach das Ziel. Dort wartete schon das wunderbare Bier, das Philippe für das Team organisiert hatte. Alle waren erschöpft, glücklich und sprachen gleich schon über das nächste Jahr …

Zurück nach Paris ging es mit dem abendlichen Zug und manche blieben über Nacht an der Küste.
In Paris angekommen, ging es zum Steak-/Protein-Loading und zum Einschlafen gab es an der Bar in der Nachbarschaft reichlich Gin Tonic.

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Am Sonntagmorgen wurden die letzten Körner im berühmten Pariser Longchamp-Parcours rausgehauen. Nach einem reichhaltigen Brunch löste sich das Team allmählich auf und jeder suchte seinen Weg nach Hause.

Das ist der Plan: Im kommenden Jahr werden wir die zweite Nicola-Werner-Challenge im Rahmen des Levallois-Cabourg-Radmarathons am 9. September 2017 fahren. Erneut werden wir mit dem Erlös den Nicola Werner HPV-Forschungspreis in Deutschland am Deutschen Krebsforschungzentrum und Frankreich am Institute Gustave Roussy unterstützen. Und wieder werden wir an die Teilnehmer fünf Awards vergeben, für Fun, Landschaftsgenuss, Fairness, Kameradschaft und Ambition. Damit die Challenge noch mehr Menschen anzieht als dieses Jahr, werden wir unsere Organisation etwas verbessern. Außerdem entstand aus diesen deutsch-französischen Kontakten schon jetzt die Idee, im Frühjahr mit dem französischen Tandem im Rheinland eine informelle Nicola-Werner-Challenge im kleinen Rahmen zu veranstalten. Weiterhin denken wir darüber nach die Challenge 2017 in den Heidelberger Raum zu bringen.

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Datum: Samstag 10. September 2016
Strecke: Levallois-Cabourg/Deauville
Distanz: 225 km
Wetter: morgens kühl, strahlender Sonnenschein später bis 25 °C, starker Südwestwind > 25 km/h
Teilnehmer: 36, davon 7 aus Deutschland angereist
Fundraising: für den Nicola Werner HPV-Forschungsaward, der in Deutschland und Frankreich verliehen wird

Mehr Infos zu Nicola Werner, ihren Ausstellungen und der HPV-Impfung findet ihr auf ihrer Website und auf ihrem Facebook-Account.

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Text: Moritz Werner Fotos: Jochen Hoops