Exklusiv: Erste Campagnolo Scheibenbremse gesichtet
Auf Gran Canaria präsentierte Campagnolo einem exklusiven Kreis internationaler Journalisten ein lang ersehntes Produkt: die ersten Campagnolo-Scheibenbremsen. Die wichtigsten Fakten findet ihr in diesem Artikel.
Richtiges Timing & Testen
Auf den richtigen Moment zu warten, ist eine Kunst im Leben. Sprinter wissen das am besten: Eine schlaue Taktik führt häufiger zum Sieg als pure Power oder als Erster zum Angriff zu blasen.
Wer abwartet und schaut, was die Mitbewerber machen, kann nicht nur Ressourcen sparen, sondern auch viel lernen und dann im richtigen Moment zuschlagen.
Und genau das macht der italienische Traditionshersteller Campagnolo aktuell: Auf Gran Canaria präsentierten die Italiener ihr erstes Scheibenbremsen-Modell, dass bisher unter dem Namen Campy Tech Lab läuft und damit zu erkennen gibt, dass es sich noch um einen Prototyp handelt. Für diesen Prototyp wurde es jedoch auch höchste Zeit. Schließlich sind in diesem Jahr zum ersten Mal Scheibenbremsen im professionellen Peloton erlaubt. Und so werden alle drei von Campagnolo gesponserten Profi-Teams Discs im Renneinsatz testen. Als erste harte Bewährungsprobe für die Scheibenbremsen werden vermutlich die unbarmherzigen Pflasterstein-Passagen der Frühjahrsklassiker dienen.
Das Campy Tech Lab
Die Scheibenbremsen und Aero-Disc-Laufräder tragen noch keine Gruppen-Namen, sondern das Label Campy Tech Lab. Diese Bezeichnung gibt einerseits Auskunft über den Entwicklungsstand des Produktes (Prototypenphase) und soll andererseits verhindern, dass solche Prototypen ungewollt in den Umlauf kommen. Rund 50 Mitarbeiter hat das Campy Tech Lab, das sich genauso um den Prototypenbau kümmert wie um die Feedback-Auswertung der Profis. Auch wenn man die Scheibenbremsen noch keiner Modellreihe offiziell zuordnen kann, ist klar, dass es sich vermutlich um die Highend-Gruppe Campagnolo Super Record handeln wird.
Die Team-Bikes mit Campagnolo Scheibenbremsen
Beim Presscamp konnten wir die Prototypen bereits auf den Team-Bikes von Lotto Soudal (Ridley) und Astana (Specialized) begutachten. Movistar (Canyon) hatte noch keine aktuellen Team-Bikes verfügbar – vermutlich werden diese jedoch pünktlich zu den Frühjahrsklassikern eintreffen.
Auch wenn es noch kein offizielles Statement von Campagnolo zu den technischen Details gibt, konnten wir anhand der gezeigten Bikes bereits einige – teils sehr überraschende – Details in Erfahrung bringen.
Die vermutlich größte Überraschung ist, dass es nicht ein, sondern zwei Bremssattel-Designs gibt. So findet sich am Ridley und Specialized (links) jeweils sehr organisch geschwungene, zweiteilige Bremssättel. An dem dritten von Campagnolo gezeigten Bike (rechts) ist hingegen ein extrem kompakter Bremskörper in dreieckiger Form und mit scharfer Linienführung.
Über den Kolbendurchmesser lässt sich keine Aussage treffen. Sicher ist jedoch, dass beide Versionen einen zweiteiligen Bremssattel mit zwei Kolben besitzen. Die Entlüftungsanschlüsse befinden sich bauartbedingt jeweils an unterschiedlichen Positionen.
Der erste Eindruck der Scheibenbremsen ist stimmig. Dass Campagnolo noch fleißig am Testen ist, zeigen die zwei vollkommen unterschiedlichen Bremssattel-Designs an den präsentierten Rädern. De facto hat Campagnolo auch keine besondere Eile, schließlich wird dieses Jahr – bei den härtesten Rennen der Welt – noch einiges an Erfahrung gesammelt werden und es wird zu entsprechenden Detailverbesserungen kommen. Über den Zeitpunkt einer möglichen Serieneinführung hält man sich bei Campagnolo noch bedeckt. Gerüchten zufolge soll es aber noch dieses Jahr eine Präsentation geben. Wir sind gespannt und halten euch natürlich auf dem Laufenden!
Text: Robin Schmitt Bilder: Pablo Moreno / Campagnolo
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