Ready to rave? Das neue Wilier Rave SLR ID2 ist schriller, breiter und soll zudem deutlich schneller geworden sein. Statt Allroad-Kompromiss wie beim Vorgänger gibt’s jetzt Gravel-Racing pur, mit neuen Aero-Features, 52 mm Reifenfreiheit und einem schrillen Look wie auf Acid. Und nein: Trotz ID2 im Namen ist das hier kein Wolfsburger Stromer.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9988
Wilier Rave SLR ID2 | 8,00 kg in Größe L | € 9.900,00 | Hersteller-Website

„ID2“ – das klingt erstmal nach Ladekabel und Sprachsteuerung. Doch was Wilier da mit dem neuen Rave SLR ID2 abliefert, ist alles andere als stromlinienförmige Langeweile. Es ist bunt, laut, kompromisslos. Und es will nur eins: gewinnen. Mit dem Rave SLR ID2 bringt der italienische Traditionshersteller ein Update auf die Bühne, das nicht nur optisch an eine Neon-Rave-Party erinnert. Auch technisch geht das Bike neue Wege – und lässt alte Zöpfe wie Allroad-Kompromisse kurzerhand hinter sich.

Mit einem Preis von 9.900 € ist das neue Topmodell nicht nur 300 € günstiger als das alte Modell, sondern es kommt auch mit fetten 50-mm-Schlappen und Luft für bis zu 52 mm breite Pneus. Endlich – denn die 42 mm des Vorgängers reichten weder für Matsch noch für moderne Rennen. Ob der Racing-Monstertruck im Rave-Look auch das Zeug zum Gravel-Racing-Podium hat, haben wir für euch herausgefunden.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0010 600x400 Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9944 600x400

Pixel Green statt Hulk Green: Das Wilier Rave SLR ID2 im Detail

Erst letztes Jahr hat Wilier mit dem Wilier Verticale SLR ein grelles Statement in Hulk-Grün gesetzt – jetzt folgt die Fortsetzung in leicht abgedunkelter Form. Laut Wilier wurde es von alten Röhrenbildschirmen und Lasern auf der Rave-Tanzfläche inspiriert. Wer ein Bike mit Racing-Attitüde und Disco-Charme sucht, wird hier also fündig. 😉

Der Rahmen selbst zeigt klare Kante. Die breiten, tief angesetzten Sitzstreben sind noch markanter als beim Wilier Filante SLR, das Heck wirkt fast wie vom Rennrad übernommen. Das Unterrohr formt einen aerodynamischen Bauch – schmal und lang am Steuerrohr, breit in der Mitte, unten wieder schmaler und runder zulaufend. Eine Silhouette, die stark an das 3T Exploro RaceMax erinnert – und das nicht ohne Grund. Oben soll die schmale Stirnfläche für minimalen Luftwiderstand sorgen, während das breitere Profil unten dabei helfen soll, die Strömung gezielt um die Trinkflaschen zu lenken. Schriftzüge, Verzierungen, spiegelnde Decals auf den Miche Graff Aero 48-Laufrädern vollenden das optische Feuerwerk. Nur das Neon-Grün auf Gabel und Sitzstreben sticht farblich heraus und will nicht so recht dazupassen.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0069 600x400 Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0034 600x400 Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0049 600x400

Mit nur 8,0 kg in Größe L zählt das neue Rave SLR ID2 – in Anbetracht der üppigen 50-mm-Reifen – zu den leichtesten Race-Gravel-Bikes auf dem Markt. Der Rahmen allein bringt laut Wilier gerade einmal 900 g auf die Waage.

Zum Vergleich: Ein 3T Exploro RaceMax Italia war in unserem Vergleichstest mit ähnlich breiten Reifen spürbar schwerer unterwegs. Das ROSE BACKROAD FF liegt beim Gesamtgewicht auf ähnlichem Niveau – kommt aber mit schmaleren Reifen. Im Vergleich zum Vorgänger hat Wilier beim ID2 rund 400 g zugelegt, bietet dafür aber deutlich mehr Luft für breite Pneus, mehr Steifigkeit und mehr Aero.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0036 600x400
… noch hinten das Ende der Fahnenstange.
Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0047 600x400
Ordentlich Luft nach oben! Die 50 mm breiten Reifen bieten weder vorne …

Während der Vorgänger noch irgendwo zwischen Allroad und Gravel balancierte, ist jetzt Schluss mit Zickzackkurs. Der Vorgänger des Rave SLR wollte vieles zugleich sein: Allroad-Rennrad und Gravel-Racer mit zwei Cockpit-Optionen und begrenzter Reifenfreiheit als Spagatlösung für Asphalt und Schotter. Ein Bike zwischen den Welten – aber ohne klares Bekenntnis zur Startlinie. Das neue Rave SLR ID2 ist jetzt ein reines Race-Gravel-Bike – gebaut für Geschwindigkeit, Effizienz und Attacken auf dem Schotter. Die Reifenfreiheit wurde auf 52 mm erweitert, die Umwerferaufnahme gestrichen, das Aero-Profil geschärft. Trotz großzügiger Reifenfreiheit und einer Menge Anschraubpunkte ist das neue Rave SLR alles andere als ein Bummelbike fürs Bikepacking und das nicht nur wegen seiner verdammt sportlichen Optik. Auch die Ausstattung ist voll und ganz auf Racing ausgelegt.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0406
Im Tiefflug: Unser Tester Jan prüft, ob das neue Rave SLR ID2 nicht nur aussieht wie Speed.

Italo-Disco: Die Ausstattung des Wilier Rave SLR ID2

Unser Testbike Rave SLR ID2 macht schnell klar, was Gravel-Racing für Wilier bedeutet: kompromisslose Top-Komponenten mit italienischer Handschrift. Fast alle Komponentenmarken stammen – typisch Wilier – aus dem Heimatland, nur die Schaltgruppe kommt aus Übersee: Im Herzen arbeitet eine SRAM RED XPLR AXS, die mit einer Kombination aus 10–46er-Kassette und 40er-Kettenblatt eine angenehm breite Übersetzung für welliges Terrain mit kurzen Antritten und knackigen Rampen bietet. Doch da man bei einem Rennen bekanntermaßen vor allem auf Geschwindigkeit aus ist, wünscht man sich schnell ein größeres Blatt vorne.

Wilier hat es wieder getan – kein Powermeter. Bei einem Bike für knapp 10.000 €, das klar auf die Startlinie der UCI Gravel Series zielt, wirkt das wie ein Rückfall in analoge Zeiten. Schon der Vorgänger war in unserem Race-Gravel-Vergleich ohne Leistungsmesser an der Startlinie und das ist auch hier ein echter Wermutstropfen.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0028 600x400
Klein, aber oho: Das 40er-Kettenblatt liefert die richtige Kadenz für knackige Anstiege, …
Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0031 600x400
… doch wer Rennen fährt, wünscht sich mehr – und vor allem: einen Powermeter.

Neben dem neuen Grün und zwei weiteren Farbvarianten gibt’s auch ein Wiedersehen mit dem bekannten, knalligen Lila. Das neue Rave SLR ID2 ist in insgesamt neun Ausstattungsvarianten erhältlich – verteilt auf vier Lackierungen: Pixel Green, Glitch Black, Neon Purple und Byte Cream. Die Preise starten bei 4.400 € mit mechanischer Shimano GRX-1×12-Schaltung und reichen bis 9.900 € mit kabelloser SRAM RED XPLR AXS-Gruppe.

RaveID2 V10 PixelGreen Lato white 600x400
Wilier Rave SLR ID2 | Pixel Green |Sram RED XPLR | Miche Graff Aero 48 | 9.900 €
RaveID2 V11 GlitchBlack Lato white 600x400
Wilier Rave SLR ID2 | Glitch Black | Sram FORCE XPLR | Miche Graff Aero 48 | 7.800 €

In den günstigeren Varianten mit GRX oder Rival setzt Wilier auf ein klassisches, zweigeteiltes Cockpit und andere Laufradsätze, ebenfalls aus dem Hause Miche, allerdings weniger tief und mit einem stärkeren Fokus auf Allround-Performance. Ob auch eine SL-Variante erhältlich sein wird, ist noch unklar.

RaveID2 V12 NeonPurple Lato white 600x400
Wilier Rave SLR ID2 | Neon Purple | Sram RIVAL XPLR | Miche Graff Allroad | 5.600 €
RaveID2 V13 ByteCream Lato white 600x400
Wilier Rave SLR ID2 | Byte Cream |Shimano GRX 1×12 | Miche Graff Allroad | 4.900 €
Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9999

Wilier Rave SLR ID2 2026

9.900 €

Ausstattung

Sattelstütze Wilier D-Shaped
Bremsen SRAM RED AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM RED XPLR AXS 1 x 13
Kettenblatt 40
Vorbau Wilier F Bar 114 mm
Lenker Wilier F Bar 390 mm
Laufräder Miche Graff Aero 48 12 x 100 / 12 x 142
Reifen Vittoria Terreno T50 Mixed 700 x 50c
Kurbeln SRAM RED XPLR AXS 172,5 mm
Kassette SRAM RED XPLR XG-1391-E1 10-46T

Technische Daten

Größe XS S M L XL XXL
Gewicht 8,00 kg

Besonderheiten

Breite Reifenfreiheit
Breite Sitzstreben
Kein Powermeter

Die Umwerferaufnahme hat Wilier gestrichen, um Platz für breite Reifen zu schaffen und setzt damit ein klares Statement für 1x-Setups und mehr Reifenfreiheit. Das schließt aber auch alle 2x-Gruppen, wie die Shimano GRX 2×12, aus der Konfigurationsliste aus.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0039 600x400 Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0072 600x400 Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0090 600x400

Das hauseigene F-Bar-Cockpit mit 114 mm Vorbau und 390 mm breitem Lenker erinnert an das optisch cleane und elegante Setup des Wilier Filante SLR. Und auch die Miche Graff Aero 48-Carbon-Laufräder passen ins Bild: Tief, schnell und mit spiegelnden Decals bieten diese besonders viel Style. Die Vittoria Terreno T50 Mixed-Reifen in üppigen 700 x 50C rollen auf diesen Felgen und bieten ordentlich Volumen für Traktion, Komfort und Reserven auf grobem Untergrund.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0106
Tief, breit und schnell – die Miche Graff Aero-Laufräder und Vittoria T50-Reifen machen keinen Hehl aus den Ambitionen des Rave SLR ID2.

Die Geometrie des Wilier Rave SLR ID2

Die Geometrie spricht ebenfalls eine eindeutige Sprache und verspricht mit einem Stack-to-Reach von 1,47 in Größe L eine sportliche, aber nicht radikale Sitzposition. Zum Vergleich: Der Sieger aus unserem Race-Gravelbike-Vergleich 2025, das ROSE BACKROAD FF, liegt bei deutlich gestreckteren 1,41. Dazu kommen mit 421 mm recht kurze Kettenstreben und ein kurzer Radstand – Zutaten, die auf dem Papier für Wendigkeit und Antrittsstärke stehen. Wilier setzt hier auf klassische Race-Gravel-Werte, ohne in Extreme abzudriften.

Größe XS S M L XL XXL
Reach 375 mm 381 mm 387 mm 393 mm 400 mm 408 mm
Stack 532 mm 546 mm 561 mm 579 mm 597 mm 617 mm
Kettenstrebe 419 mm 419 mm 421 mm 421 mm 423 mm 423 mm
Sattelrohr 450 mm 480 mm 500 mm 520 mm 540 mm 560 mm
Sitzwinkel 75,5° 74,7° 74° 73,5° 73° 73°
Lenkwinkel 69,2° 70° 70,8° 71,2° 71,6° 72°
Oberrohr 516 mm 532 mm 549 mm 566 mm 583 mm 597 mm
Steuerrohr 107 mm 118 mm 131 mm 148 mm 166 mm 185 mm
Radstand 1014 mm 1017 mm 1022 mm 1031 mm 1042 mm 1052 mm

Neongrüne Dance-Moves? Das Wilier Rave SLR ID2 im Test

Das neue Wilier Rave SLR ID2 sieht aus wie ein Dancefloor auf zwei Rädern – und fährt sich auch so. Das integrierte F-Bar-Cockpit überzeugt mit gelungener Ergonomie: Der 390 mm breite Oberlenker mit 420 mm in den Drops harmoniert sehr gut mit der Rahmengröße L – schmal genug für Speed auf der Geraden, breit genug für Kontrolle in den Drops. Dazu die elegant geschwungenen Unterlenker, die auch Offroad sicheren Halt bieten. Alles sitzt, alles greift – und das spürt man im Handling. Das Rave SLR ID2 lenkt messerscharf, bleibt trotz der 50 mm breiten Terreno-Reifen verblüffend verspielt und weckt sofort Vertrauen. Enge Kurven werden zur Spielwiese, Ausweichmanöver bei Highspeed gelingen intuitiv.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9577 600x400 Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9839 600x400

Und in technischen Abfahrten? Da schiebt das Rave die Komfortkarte nach: Während der Rahmen eher steif bleibt, bügeln die fetten Pneus Unebenheiten angenehm glatt. Das sorgt sowohl für Sicherheit als auch Geschwindigkeit – und diese eine Linie, die ihr sonst nie genommen hättet.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9967
Schlamm? War mal ein Problem. Dank 52 mm Reifenfreiheit pflügt das Rave SLR ID2 jetzt souverän durch jede Pfütze.

Im Wiegetritt zeigt das Wilier dann seine wahre Stärke. Der Antritt ist explosiv und direkt. Kein Zögern, kein Nachfedern. Watt rein, Vortrieb raus. Und das nicht nur auf losem Untergrund: Selbst auf Asphalt rollt das Rave für die enorme Reifenbreite erstaunlich leichtfüßig.

Gleichzeitig bleibt der Rahmen im Antritt und unter Last wunderbar steif – kein Energieverlust, volle Effizienz. Selbst die fetten Reifen laufen entgegen der ersten Vermutungen erstaunlich leicht über Gravel und Asphalt. So lässt sich nicht nur in der Abfahrt, sondern auch auf der Ebene und im Anstieg ordentlich Tempo machen, noch schöner wäre es natürlich, wenn man einen Powermeter fürs Pacing hätte. All in all macht das neue Rave SLR ID2 aber extrem viel Spaß und hält alle Versprechungen, die es in puncto Gravel-Race-Performance macht.

Tuning-Tipp: Wer ambitioniert Rennen fahren möchte, sollte über ein größeres Kettenblatt mit integriertem Powermeter nachdenken.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9740

Für wen ist das Wilier Rave SLR ID2?

Das Rave SLR ID2 richtet sich an alle, die im Gravel-Rennen Präzision, Agilität und Leichtfüßigkeit suchen. Auf schnellen Kursen, in engen Kurven und bei jeder Attacke liefert Wilier hierfür das passende Werkzeug. Ambitionierte Fahrer, die bei Events wie The Traka oder Unbound nicht nur mitrollen, sondern vorne mitmischen wollen, bekommen mit dem ID2 eine Race-Plattform mit Ansage.

Aber auch wer nicht auf der Startliste der UCI Gravel Series steht, sondern einfach ein direktes, sportliches Gravel-Bike mit stilsicherem Auftritt sucht, wird hier glücklich. Denn trotz aller Race-DNA überrascht das Rave mit Komfort, sattem Grip und einem verspielten Charakter, der auf jeder Ausfahrt Laune macht.

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 9715
Helm Sweet Protection Falconer 2Vi | Brille 100% Hypercraft | Jersey Angry Pablo Cycling Jersey | Shorts POC Cadence Cargo Cycling Bib | Schuhe Fizik x PNS Vento Ferrox | Socken Pas Normal Studios Solitude Socks | Weste Universal Colors Mono Gilet

Fazit

Mit dem Rave SLR ID2 liefert Wilier kein simples Update, sondern ein klares Statement: weg vom Allroad-Kompromiss, hin zur echten Gravel-Rennmaschine. Agil, präzise und überraschend komfortabel – das Bike fühlt sich in Kurven, auf schnellen Kursen und im Gelände pudelwohl. Auch wenn die Optik polarisiert, die Performance überzeugt! Einziger Wermutstropfen bleibt das fehlende Powermeter. Trotzdem: ein verdammt spaßiger Gravel-Racer mit klarer Renn-DNA.

Tops

  • leichtes Gewicht
  • sehr breite und griffige Pneus mit viel Reserven
  • starker Antritt

Flops

  • kein Powermeter am fast 10.000 € teuren Racing-Gravel-Bike
  • Rahmenform ist optisch Geschmackssache

Mehr Information findet ihr unter wilier.com

Wilier Rave SLRID2 2025 Test Review WEB 0319


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Jan Fock Fotos: Jan Fock