Mit dem Filante SLR will Wilier den Spirit italienischer Renntradition in die Gegenwart bringen und verspricht die perfekte Mischung aus Eleganz und High-Tech. Ob aggressive Geometrie oder Tricolore an der Gabel – das Filante SLR will im Test nicht nur optisch begeistern, sondern auch im Rari-Racing-Club brillieren.

Das Wilier Filante SLR hat sich mit gleich zwei World-Tour-Teams seinen Platz im Profi-Peloton gesichert und diente keinem Geringeren als Marc Cavendish, um als Rekord-Etappensieger Geschichte in der Tour de France zu schreiben. Als waschechter Speed-Allrounder möchte das Bike mit Schnelligkeit und Präzision punkten. Leicht und aerodynamisch, aber zugleich ausgewogen, soll es die perfekte Balance zwischen Schnelligkeit und Vielseitigkeit bieten und nicht nur auf dem Papier überzeugen. Doch wie vielseitig zeigt sich der Wilier Filante SLR Test im Vergleich, wenn es sich gegen die Konkurrenz behaupten muss?
Klassische italienische DNA modern interpretiert: Das Bike im Detail
Das Wilier Filante SLR möchte die Essenz italienischer Renntradition verkörpern und grenzt sich als aerodynamischer Allrounder vom 2024 neu vorgestellten Wilier Verticale SLR durch eine bessere Aerodynamik, aber ein etwas höheres Gewicht ab. Der traditionsreiche Hersteller aus Venetien setzt auf ein aerodynamisches, nach vorne gestrecktes Cockpit und einen auffallend breiten Abstand der tief angesetzten Sitzstreben, das beides eine verbesserte Aerodynamik bieten soll. Ein asymmetrisches Design der Gabel soll die Bremskräfte optimal aufnehmen und das Gewicht gleichzeitig niedrig halten.

Die Sattelstützklemme sitzt tief im Rahmen und ist etwas schwer erreichbar – hier ist Fingerspitzengefühl gefragt, um den edlen Lack zu schützen.

Die 50 mm tiefen Kleos-RD-Laufräder der Wilier-Hausmarke Miche treffen den Testfeld-Durchschnitt in Sachen Felgentiefe und bieten ein ausgewogenes Maß an Aerodynamik und Präzision.

Das Ceramic Speed-Tretlager optimiert die Kraftübertragung und macht das Filante SLR so effizient, wie es sich für einen echten Italiener gehört.
Das Finish ist typisch Wilier: edel und detailverliebt, mit einer Effektlackierung ähnlich der des Canyon Aeroad CFR, die je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Nuancen glänzt. Die tiefsitzende Sattelstützklemme ist etwas schwer zu erreichen, sodass beim Justieren Vorsicht geboten ist, um Kratzer im Oberrohr zu vermeiden. Das hochwertige Design in Kombination mit dem Ceramic-Speed-Tretlager sorgt für einen besonderen Auftritt und schmachtende Blicke an der Eisdiele.

Das schmale, aggressive Cockpit bringt den Fahrer in eine tief aerodynamische Position und passt sich nahtlos in die Silhouette des Filante ein.

Die tiefen, breiten Sitzstreben sollen die Aerodynamik verbessern und dem Filante SLR eine gute Mischung aus Komfort und Effizienz verleihen, ohne Stabilität einzubüßen.

Die rot eloxierten Steckachsen setzen dezente, stilvolle Akzente und runden das edle Design ab.

Größe | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 515 mm | 530 mm | 543 mm | 556 mm | 570 mm | 583 mm |
Sattelrohr | 432 mm | 462 mm | 482 mm | 502 mm | 522 mm | 542 mm |
Steuerrohr | 104 mm | 119 mm | 135 mm | 154 mm | 166 mm | 181 mm |
Lenkwinkel | 70.8° | 72.0° | 72.5° | 73.0° | 73.0° | 73.5° |
Sitzwinkel | 75.2° | 74.5° | 74.0° | 73.5° | 73.0° | 72.5° |
Kettenstrebe | 407 mm | 407 mm | 408 mm | 410 mm | 411 mm | 411 mm |
Radstand | 981 mm | 984 mm | 990 mm | 997 mm | 1002 mm | 1006 mm |
Stack | 505 mm | 521 mm | 538 mm | 555 mm | 571 mm | 587 mm |
Reach | 380 mm | 384 mm | 388 mm | 391 mm | 395 mm | 399 mm |
Eleganz trifft auf High-Tech-Perfomance: Die Ausstattung des Wilier Filante SLR
Auch in Sachen Komponenten bleibt das Wilier Filante SLR seiner Herkunft treu: Fast alle Komponenten stammen aus der Wahlheimat des Rari-Racing-Clubs – nur die tubeless GP5000-Reifen kommen von Continental aus Deutschland und die Schaltgruppe von SRAM aus den USA. Mit dem aggressiv-aerodynamischen Cockpit ist das Wilier durch seine speziell geformten Drops auf eine aerodynamische Performance getrimmt und mit 38 cm Breite ist es deutlich kompakter als Lapierre, Cervélo oder S-Works. Zudem ist das Filante SLR mit einem 11 cm langen Vorbau kombiniert für eine gestreckte, windschlüpfrige Position. Racey!


Die Miche Kleos RD-Laufräder mit 50 mm Felgenhöhe sind etwas schwerer als die leichteren Alternativen von Bontrager oder Campagnolo im Testfeld, bieten dafür aber mit den 28 mm breiten Continental GP5000-Reifen hervorragenden Kurvengrip und guten Pannenschutz.
Auffällig sind zudem die rot eloxierten Center-Lock-Ringe und farblich passenden Steckachsen, die das Design abrunden. Unser Testmodell in Größe L kommt dank der neuen SRAM RED-Gruppe nur auf 7,0 kg und belegt damit Platz zwei im Testfeld hinter dem S-Works Tarmac SL8. Die Übersetzung mit 10–36 und 46/33-Zähnen lässt auf eine Kletterstärke schließen, während sie im Sprint weniger Potenzial bietet. Eine größere Kettenblatt-Konfiguration wäre wahrscheinlich nicht nur die Wahl von Marc Cavendish, sondern würde auch uns im Sprint noch mehr Endgeschwindigkeit bieten. Die ergonomischen Bremsen ergänzen das Gesamtpaket und bieten eine absolut zuverlässige Verzögerung und ein gutes Gefühl am Bremshebel.
WILIER FILANTE SLR
12.500 €
Ausstattung
Sattelstütze WILIER FILANTE CARBON CUSTOM MADE D-Shaped 15 mm
Bremsen SRAM RED AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM Red AXS 2x12
Vorbau Wilier Filante Bar 110 mm
Lenker Wilier Filante Bar 380 mm
Laufräder Miche Kleos RD 50
Reifen Continental GP 5000 S TR 700 x 28c
Kurbeln SRAM RED AXS DUB 172,5 mm
Kassette SRAM RED XG-1290 10-36
Technische Daten
Größe XS S M ML L XL
Gewicht 7,00 kg
Besonderheiten
Sportlich schmales Cockpit
Italo Ausstattung
Ceramic Speed Tretlager

Der Ferrari unter den Racebikes: Wilier Filante SLR Test
Das Wilier Filante SLR fährt sich wie ein italienischer Sportwagen auf zwei Rädern. Mit seinem tiefen Schwerpunkt klebt es förmlich auf der Straße und lässt sich selbst bei hohen Geschwindigkeiten präzise steuern – wie ein Ferrari, der in den Kurven kaum ausbricht. Der leichte Rahmen sorgt für schnellen Antritt, aber der Hinterbau gibt bei harten Sprints leicht nach. Hier fehlt dem Filante SLR die extreme Steifigkeit seiner Konkurrenten, wie zum Beispiel dem BMC oder Canyon. Trotzdem hält es die Geschwindigkeit effizient und fühlt sich dabei aerodynamisch und kontrolliert an.
Die aggressive, gestreckte Geometrie des Filante erinnert an die Sportwagen-DNA und drückt den Fahrer tief in eine aerodynamische Position – ideal für moderne, schnelle Rennen. Allerdings kann die Sitzposition für längere Bergetappen etwas zu fordernd sein. Fahrer mit kurzen Beinen könnten die kompakte Geometrie bei kleinen Rahmengrößen als angenehm sportlich empfinden, während große Fahrer den tiefen Schwerpunkt in schnellen Abfahrten schätzen werden.


Das lange Cockpit und die stark eingedrehten Hoods sorgen für eine sportliche Kontrolle, die besonders in den Drops beim Sprint überzeugt. Doch auch in schnellen Abfahrten zeigt das Filante SLR, was es kann: Es bleibt laufruhig und stabil, lässt sich dabei aber ebenso präzise in enge Kurven drücken – fast wie eine schnelle Runde auf einer Rennstrecke.
Trotz der abgeflachten Sitzstreben, die für vertikalen Flex und etwas Komfort im Heck sorgen, bleibt das Bike insgesamt eher auf der harten Seite. Besonders die Front gibt Schläge direkt weiter, wobei das Lenkerband immerhin etwas Dämpfung bietet. Für die flacheren, schnellen Sprints ist es damit bestens gerüstet, während das Wilier Verticale SLR für extreme Kletterpassagen wohl die bessere Wahl wäre.
Das Wilier Filante SLR klebt auf der Straße wie der Rari – Tief, direkt und immer bereit für Speed!

Für welches Rennen ist das Wilier Filante SLR gemacht?
Das Wilier Filante SLR ist wie gemacht für ambitionierte Rennfahrer, die Geschwindigkeit und italienischen Stil schätzen. Mit seiner aggressiven Sitzposition und dem präzisen Handling ist es perfekt für erfahrene Racer, die in schnellen Rennen das Maximum herausholen wollen und im Sprint-Finish wie ein Ferrari über die Ziellinie katapultiert werden möchten.
Mit seinem spritzigen Charakter zeigt es auch am Berg solide Leistung – solange man nicht zu oft aus dem Sattel gehen muss. Hierfür ist der Schwerpunkt etwas zu weit nach vorne orientiert und das Wilier Verticale SLR wäre in diesem Fall wohl mehr zu empfehlen. Vor allem für Anfänger ist diese sehr sportliche Geometrie ziemlich ungeeignet. Optisch mag es wie ein Sprintspezialist wirken, fühlt sich aber in vielen Rennsituationen als leichtgewichtiger Allrounder wohl.

Fazit zum Wilier Filante SLR Test
Mit dem Filante SLR vereint Wilier italienischen Charme mit Renn-Performance: Mit seinem kraftvollen Antritt fühlt es sich in Sprints wohl und das präzise Handling erleichtert schnelle Manöver und Kurvenfahrten. Doch trotz spritziger Fahrweise kann die aggressive Geometrie auf langen Bergetappen etwas zu fordernd sein. Dennoch bleibt das Filante ein leichter, lebendiger Allrounder, der auch Design-Liebhaber begeistert – auch wenn es im Testfeld leicht hinter den absoluten Top-Bikes zurückbleibt.

Tops
- schmales und ergonomisches Cockpit
- Ceramic-Speed-Tretlager
- gelungene Effektlackierung

Flops
- Sattelstützklemme schlecht zu erreichen
- Schläge werden durch die harte Front direkt weitergegeben
Mehr Informationen unter wilier.com.

Das Testfeld
Dieses Bike wurde im Rahmen des Race-Bikes-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Race-Bikes erhaltet ihr hier:

Alle Bikes im Test: BMC Teammachine R 01 | Canyon Aeroad CFR | Cervelo Soloist | Falkenjagd Aristos RSR | Lapierre Xelius DRS 9.0 | Specialized Tarmac SL8 | Trek Madone SLR 9 | Wilier Filante SLR
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Text: Jan Fock Fotos: Jan Richter