Konstruiert an den Füßen des Monte Grappa in Italien, ist das Wilier Cento1 Hybrid mit 11,21 kg das leichtest E-Rennrad im Vergleichstest. Reicht allein das geringe Gewicht, um sich gegen das Who-is-Who der Branche durch zu setzten?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Rennrad 2019! – Die 13 spannendsten Modelle im Test

Wilier Triestina Cento1 Hybrid | 11,21 kg | 9.000 € | MAHLE ebikemotion X35

Das Wilier Cento1 Hybrid wird vom in Rossano Veneto ansässigen Familienunternehmen mit einer konsequenten Highlight-Ausstattung in den Vergleichstest geschickt. Trotz seiner italienischen Abstammung hält es das Wilier in Sachen Rahmen-Design im Vergleich zu Bianchi und Pinarello angenehm zurückhaltend. Mit viel Liebe zum Detail wirkt das E-Rennrad nicht nur ausgesprochen aufgeräumt, sondern auch extrem leicht – der Blick auf die Waage bestätigt das. Mit 11,21 kg in Größe L ist das Wilier das leichteste E-Road-Bike im Test. Leider ist die Custom-Ausstattung mit der Extraportion Sexappeal so nicht im Handel erhältlich. Zum Ritchey Superlogic Carbon-Cockpit und -Sattelstütze kombiniert Wilier den MAHLE ebikemotion-Nabenmotor, Miche SWR-Carbonlaufräder und die Shimano DURA-ACE R9170 Di2-Schaltgruppe. Ein gerade mal 60 g leichter Selle Italia SLR C59 Carbonsattel rundet das Ausstattungspaket ab. Der Look des Vorbaus polarisiert, aber verspricht eine hohe Verwindungssteifigkeit am Cockpit – die Schrauben mit T20 Kopf sollten sich unterwegs schon allein aus dem Grund nicht lösen, dass wohl kein Multitool der Welt über ein passendes Werkzeug verfügt. Laut Wilier würde ein derartiger Aufbau mit ca. 9.000 € zu Buche schlagen. Ab Werk stehen jedoch zahlreiche Ausstattungs-Optionen in vielen Preisstufen zur Auswahl.

Helm POC Octal | Brille Smith Wildcat | Jersey Ryzon Generator Aero | Bibs Ryzon Generator | Socken Ryzon Trace Performance | Schuhe Giro Techlace Prolight

Das Wilier Cento1 Hybrid im Detail

Motor/Akku MAHLE ebikemotion X35 250 Wh
Schaltung Shimano Dura-Ace Di2 R9170 2×11
Übersetzung 52/36 T und 11–30 T
Bremsen Shimano DURA-ACE BR-917 160/160 mm
Vorbau Ritchey Superlogic C260 carbon
Lenker Ritchey Superlogic Evo Curve Carbon
Sattelstütze Ritchey Superlogic Carbon
Laufräder Miche SWR Carbon 38
Reifen Vittoria Rubino Pro 28C

Clean
Die Zugführung ist trotz externer Verlegung sehr aufgeräumt, top!
Gerne mehr
Im sehr steilen Gelände – wenn man den Motor also am meisten braucht – geht dem MAHLE ebikemotion die Puste aus
Gutes Team
Die Miche-Carbonlaufräder und Vittoria Rubino Pro-Reifen überzeugen im Test auf ganzer Linie
Ein Ausrutscher ist OK
Die günstigen Bremsscheiben sind der einziger Kompromiss in der sonst makellosen Ausstattung
Größe XS S M L XL
Sattelrohr 430 mm 460 mm 500 mm 530 mm 570 mm
Oberrohr 505 mm 525 mm 544 mm 561 mm 578 mm
Steuerrohr 104 mm 121 mm 145 mm 166 mm 185 mm
Lenkwinkel 70,5° 71,0° 71,5° 72,0° 72,5°
Sitzwinkel 75,0° 74,5° 74,0° 73,5° 73,0°
Kettenstrebe 406 mm 406 mm 408 mm 410 mm 411 mm
Reach 365 mm 376 mm 383 mm 390 mm 395 mm
Stack 515 mm 532 mm 555 mm 576 mm 595 mm

Das Wilier Cento1 Hybrid im Test

Mit seiner Leichtfüßigkeit im Antritt versprüht das Wilier Cento1 Hybrid Sportlichkeit. Nicht nur kommt ihm sein geringes Gewicht dabei entgegen, es ist in erster Linie gut ausbalanciert. Daraus ergibt sich ein berechenbares und harmonisches Fahrverhalten mit dem das Wilier zum Spaßgaranten auf jeder Abfahrt wird. So können nicht nur ambitionierte Fahrer dank zuschaltbarem Rückenwind entspannt die Rampe im GA1-Bereich fahren und bergab attackieren, sondern besonders Einsteiger sicher ihr Können verbessern. Wer schon seit einigen Jahren auf dem Rennrad sitzt und jetzt auf’s E-Road-Bike wechseln möchte, wird den gewohnt schmalen Q-Faktor, der durch den Nabenmotor des MAHLE ebikemotion-Systems realisierbar ist, zu schätzen wissen. Einziges Manko dieses System ist, dass ihm in steilen Rampen die Durchzugsstärke fehlt.

Tuning-Tipp
mit einem doppelten Espresso die fehlende Durchzugsstärke des MAHLE ebikemotion-Motors im sehr steilen Gelände kompensieren

Das Fahrgefühl des Wilier ist täuschend nah an herkömmlichen Bikes. Mit Abstand das beste E-Rennrad mit MAHLE ebikemotion-Antrieb im Test!

Steigt die Straße jedoch nur mäßig an, kann man sich entspannt auf die Power des Motors verlassen. Dieser schaltet sich zu, sobald sich die Kassette dreht und ist nicht abhängig von der aufgebrachten Kraft des Fahrers. Wer also die Pedalen mit minimalstem Aufwand in Bewegung hält, kommt auch ohne Kraftaufwand an die 25-km/h-Grenze. Doch das Wilier inspiriert nicht zum gemütlichen Cruisen, sondern zum Highspeed Ride und fühlt sich auch oberhalb des Geschwindigkeitslimits absolut wohl. Die vergleichsweise kompakte und zentrale Sitzposition ist gleichermaßen angenehmen wie das gute Level an Komfort. Hier sorgt die Compliance der Sattelstütze im Zusammenspiel mit Rahmenset und Reifen für eine deutliche Vibrationsdämpfung. Selbst lange Ausfahrten sind somit kein Problem – zumindest wenn sich das eigene Gesäß mit der speziellen Form des C59-Sattels anfreunden kann.

Fazit

Das Wilier Cento1 Hybrid glänzt mit seinem seiner gutmütigen und berechenbaren Agilität und seiner Leichtfüßigkeit auch ohne E-Unterstützung. Hier finden alle vom Einsteiger bis Profi ein E-Rennrad, welches mit zuschaltbarem Rückenwind und natürlichen Rennrad-Handling glänzt. Die mangelnde Durchzugsstärke im steilen Gelände kosten dem Wilier zwar den Testsieg, dennoch geht der eindeutige Kauftipp nach Italien! Darauf erst einmal einen Grappa.

Tops

  • Handling mit Jedermann-Potential
  • sattes Gefühl und guter Komfort auch auf rauen Straßen
  • Standard Q-Faktor

Flops

  • zu wenig Support wenn’s richtig steil wird
  • unnatürliches Nachschieben des
  • Antriebs solange sich Kassette dreht

Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Motor-Feeling

  1. digital
  2. natürlich

Motor-Power

  1. schwach
  2. stark

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Wilier
Triestina Cento1 Hybrid Custom

Größe: XS S M L XL
Gewicht: 11,21 kg
Motor: MAHLE ebikemotion X35
Motor-Drehmoment: 40 Nm
Akkukapazität: 250 Wh
Preis: 9.000 €

Einsatzgebiet

Feiner Asphalt 1
Allroad/Gravel 2
Alltag/Commute 3

Mehr Infos unter: wilier.com

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Rennrad 2019! – Die 13 spannendsten Modelle im Test

Alle Bikes im Test: Bianchi Aria e-Road | BMC Alpenchallenge AMP ROAD ONE | Cannondale Synapse Neo SE | CENTURION Overdrive Carbon Road Z4000 | Coboc TEN Torino | Focus Paralane² 9.9 | LOOK E-765 Optimum Disc | Moustache Dimanche 28.7 | ORBEA GAIN M10 | Pinarello Nytro | Specialized S-Works Turbo Creo SL | Thömus Sliker E1

Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #012

Das GRAN FONDO Cycling Magazin erscheint auf Deutsch und Englisch im digitalen App-Format. Ladet euch jetzt die App für iOS oder Android und lest alle Artikel auf eurem Tablet oder Smartphone. Kostenlos!


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Fotos: Valentin Rühl, Benjamin Topf, Robin Schmitt