Test

Wahoo ELEMNT ROAM im Langzeittest

Seit der Wahoo ELEMNT ROAM GPS-Fahrradcomputer im Mai vorgestellt wurde, haben wir keine Fahrt mehr ohne ihn unternommen. Nun ist es Zeit, ein Fazit zu ziehen: Kann man dank ELEMNT ROAM das Smartphone zukünftig zu Hause lassen? Und wie sinnvoll sind die Features des GPS-Geräts wirklich?

Wahoo ROAM | 93 g | 349,99 €

Mit dem Wahoo ELEMNT ROAM wird sie bunt, die Welt der Wahooligans! Zum ersten Mal spendiert Wahoo einem GPS-Fahrradcomputer ein Farbdisplay. Nach dem ELEMNT BOLT und dem ELEMNT (Classic) wartet der neue ELEMNT ROAM mit vielen technischen Neuerungen auf. Im Vordergrund stehen dabei die intelligenten Navigationsfunktionen. Der ROAM soll euch auch ohne verbundenes Smartphone navigieren, wie ihr das vom Autofahren gewohnt seid, inkl. Abbiegehinweisen. Auch das Abkommen von der geplanten Route soll kein Problem mehr sein: Mithilfe der neuen „Back-On-Track“-Funktion geht es zurück auf den richtigen Weg. Mit (drahtloser) Verbindung zu einem Smartphone zeigt der ROAM, was alles in ihm steckt. Über die Live-Track-Funktion kann man den Daheimgebliebenen seinen Standort mitteilen, LEDs und Display-Mitteilungen signalisieren auf Wunsch eingehende Anrufe/E-Mails und es erfolgt eine unkomplizierte Synchronisierung mit Strava, Komoot und einer Auswahl weiterer Drittanbieter. Der Akku soll bis zu 17 h durchhalten; um ihn zu schonen, wird die Displayhelligkeit über Umgebungslichtsensoren gesteuert und je nach Bedarf automatisch geregelt. Die Vielzahl an kabellosen Kommunikationsmöglichkeiten (WLAN, Bluetooth, ANT+) erlaubt auch das Koppeln mit Rückradar und Indoor-Trainern. Neben einer Weltkarte sind sogar vordefinierte Trainingspläne auf das Gerät gespielt und es würde bei der Hülle an Funktionen nicht verwundern, wenn auch noch Kamera und Netflix-App integriert wären!

Wie unterscheidet sich der ELEMNT ROAM vom ELEMNT BOLT und ELEMNT?

Gerät ELEMNT ROAM ELEMNT BOLT ELEMNT
Preis 349,99 € 219,99 € 279,99 €
Gewicht 93 g 62 g 102 g
Abmessungen 89 x 54,4 x 17,8 mm 74,6 x 47,3 x 22,1 mm 90,5 x 57,5 x 21,2 mm
Display-Größe 2,7” 2,2” 2,7”
Display-Typ Farbe schwarz-weiß schwarz-weiß
Interne Speicherkapazität 2,78 GB 2,78 GB 2,78 GB
Anpassbare LED-Leuchten mittig oben und seitlich links mittig oben mittig oben und seitlich links
Umgebungslichtsensor ja nein nein
Optionale Sicherungsschlaufe ja ja nein
WLAN-Netzwerk-Konnektivität 2,4 Ghz, 5 GHz möglich 2,4 Ghz, 5 GHz möglich nur 2,4 GHz
Anzeige von Abbiegehinweisen Komoot, Ride With GPS, Strava, jede andere Routing-App Komoot, Ride With GPS Komoot, Ride With GPS
Re-Routing-Funktion bei Abweichung ja nein nein
Navigation zum Startpunkt der Route ja nein nein
Routenerstellung auf Gerät und über App über App über App
Akkulaufzeit laut Hersteller bis 17 h bis 15 h bis 17 h
Von links nach rechts: ROAM | BOLT | ELEMNT

Die Hauptunterschiede zwischen den drei Wahoo-Fahrradcomputern sind oben in der Tabelle zusammengefasst. Der ROAM und der ELEMNT haben die gleiche Displaygröße und sind von den Abmessungen und Gewichten sehr ähnlich. Der kleinere BOLT ist nicht nur kürzer und schmaler, sondern auch deutlich leichter – soll dafür aber auch eine um mehr als 10 % kürzere Akkulaufzeit haben. Als einziges Gerät kann der Wahoo ROAM mit Farbdisplay, Umgebungslichtsensor, integrierten und direkt auf dem Gerät nutzbaren Navigationsfeatures und erweiterter App-Kompatibilität glänzen. Wer darauf jedoch verzichten kann, sollte sich die beiden „Vorgänger“ einmal genauer anschauen. Je nach Bedürfnissen erhaltet ihr mit dem Wahoo BOLT ein sehr kleines und leichtes Gerät bzw. mit dem Wahoo ELEMNT eine gleich große, aber deutlich günstigere Alternative, bei der ihr gegenüber dem ROAM nur wenige Einbußen hinnehmen müsst.

Fehlende Aero-Mount-Integration beim ELEMNT (rechts)

Der Wahoo ELEMNT ROAM im Test

Der neue ELEMNT ROAM kommt, wie von Wahoo gewohnt, in einem formschönen Design daher. Er ist hochwertig verarbeitet und die Tasten an der Seite (An-/Aus-Knopf links, Hoch-/Runter-Knöpfe rechts) lassen sich gut bedienen. Die drei Tasten unter dem Display sind da schon etwas anspruchsvoller: Sie sind zum Display hin tiefer ins Gehäuse eingelassen und um sie zu bedienen, muss genau dieser tiefere Teil gedrückt werden – das ist eigentlich nur mit den Fingernägeln möglich. Die Bedienung mit Langfingerhandschuhen gestaltet sich dadurch sehr mühselig. Der mitgelieferte Halter konnte uns anfangs nur bedingt überzeugen. Bereits nach wenigen Ausfahrten ist er gebrochen, was laut Wahoo ein Problem der allerersten Geräte war. Hier hat Wahoo nachgebessert und seit Markteinführung sollen alle ausgelieferten Geräte mit dem neuen Mount ausgeliefert worden sein. Wir haben seit dem Wechsel auf die neue Halterung keine Probleme mehr und auch die Lenkerklemmung hält gut. Nichts klappert und vibriert und für den ROAM ist sie ausreichend steif genug. Wer jedoch etwas optisch Ansprechenderes sucht, sollte sich den schicken K-EDGE Wahoo Aero ROAM Mount anschauen – toller Style, gepaart mit prima Funktion! Im Gegensatz zum Standard-Mount wird der K-EDGE-Halter rechts neben dem Vorbau montiert und nicht auf der linken Seite – je nach persönlicher Cockpit-Konfiguration hat man hier also Wahlmöglichkeiten.

Wahoo-Halter vs. K-EDGE-Halter

Der Bildschirm des ELEMNT ROAM bietet einen sehr guten Kontrast und die Anzeige ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos zu erkennen, da die Oberfläche leicht angeraut bzw. mattiert ist und dadurch Spiegelungen effektiv vorbeugt. Das Display ist mit 2,7” etwas größer als das seiner hausinternen Kollegen und ein guter Kompromiss aus Kompaktheit und Überblick. Ein kleinerer Bildschirmrand mit tatsächlich größerem Display wäre jedoch eine elegantere Lösung gewesen. Die unterschiedliche farbige Darstellung von Wegen und Straßen ist ein nettes Feature und hilft der Übersichtlichkeit vor allem in Situationen, die nur einen kurzen Blick aufs Display erlauben. Wir haben sie jedoch bei den „Vorgängern“, die nach wie vor erhältlich sind, nicht zwingend vermisst. Grundsätzlich ist die Darstellung für Road/Gravel absolut top, für Explore-Abenteuer ist die komplexere Karte eines Garmin Edge 1030 ggf. die bessere Alternative – die Ladezeiten für den Kartenaufbau sind dafür beim Garmin jedoch auch deutlich länger. Die Akkulaufzeit des ELEMNT ROAM liegt in unserem Test im Turn-by-Turn-Routing bei +/- 14 h. Hier spielen Temperatur, Nutzung der seitlichen LEDs, Sound und Display-Beleuchtung eine große Rolle. Praktisch: Wenn der Akku keinen Saft mehr hat und sich das Gerät automatisch ausschaltet, gehen die Daten nicht verloren. Der aufgezeichnete Ride ist gespeichert und kann nach dem Wiedereinschalten mit dem Smartphone/Computer synchronisiert werden. Ebenfalls praktisch ist die Individualisierbarkeit der Datenfelder, je nach Zoom-Level sind bis zu 11 Stück gleichzeitig darstellbar.

Die Verbindung mit dem Smartphone ist problemlos, intuitiv und ausreichend flott hergestellt – das konnte Wahoo schon immer und die Amerikaner brillieren weiterhin auf diesem Gebiet. Auch die Kopplung mit weiteren Bluetooth-Sensoren, wie bspw. Herzfrequenz-, Geschwindigkeits- und Leistungsmesser, läuft über die App absolut problemlos und ist schnell erledigt. Nur im Notfall zu empfehlen ist die langsame und umständliche Take-Me-To-Funktion (eigenständige Routenerstellung auf Abruf) auf dem Gerät selbst, hier besser direkt das Smartphone nehmen. Achtung: Wenn ihr auf der Wahoo-eigenen App einen Zielort eingebt, könnt ihr nicht wählen, ob ihr Rennrad oder MTB fahrt – es kann also auch mal sein, dass ihr mit dem Renner vor einem Trampelpfad steht! Die Back-On-Track-Funktion verrichtet zufriedenstellend ihren Dienst, schlägt jedoch im besten Fall nur die ohnehin logischen Alternativen vor. Für das Jahr 2019/2020 nicht akzeptabel ist der knapp bemessene interne Speicherplatz von gerade einmal 2 GB. Abhilfe könnte hier ein Micro-SD-Speicherkarten-Slot bieten, entsprechende Karten gibt es derzeit mit 128 GB Speicherplatz für um die 25 € – leider bietet Wahoo aber keine Möglichkeit, den Speicherplatz auf diese Weise zu erweitern. Bei Touren im Dreiländereck/Transalp kommt man mit dem verfügbaren Speicherplatz gerade so aus. Bei größeren Touren durch mehrere Länder muss jedoch unterwegs das Kartenmaterial getauscht werden. Das ist über die App zum Glück schnell und einfach zu erledigen, bedarf aber einer entsprechend guten Internetverbindung – die Karte von Deutschland ist z. B. 1,14 GB groß. Die GPS-Genauigkeit des ROAM entspricht der des BOLT und ELEMNT. In einem tiefen Tal mit vielen Bäumen kann sie schon mal abweichen, was jedoch kein ROAM-spezifisches Problem ist – hier sind alle derzeit am Markt verfügbaren GPS-Fahrradcomputer am Kämpfen.

Zielort-Eingabe direkt im GPS-Computer – das Fadenkreuz wird mit den Tasten vorne (rechts und links) und der Seite (hoch und runter) gesteuert
Zielort-Eingabe in der Wahoo-eigenen App auf dem Smartphone

Unsere Tipps für die maximale Batterielaufzeit mit den Wahoo GPS-Geräten

  • Hintergrundbeleuchtung deaktivieren
  • LEDs deaktivieren
  • beim Indoor-Training: GPS deaktivieren
  • bei bekannter Route: keine Turn-by-Turn-Navigation nutzen
  • Smartphone während der Fahrt nicht verbinden oder zumindest das Anzeigen von eingehenden Anrufen/Nachrichten auf dem Gerät deaktivieren
  • auf sehr langen Fahrten kann man eine längliche Powerbank unter dem Lenker mit Klettverschluss befestigen und verbinden – die Wahoo-Fahrradcomputer laden auch während des Betriebs
  • wir empfehlen ausschließlich das Laden per Powerbank, nicht direkt vom Nabendynamo (falls vorhanden)
Der ROAM ist innerhalb von Sekunden mit dem Smartphone synchronisiert

Fazit zum Wahoo ELEMNT ROAM

Keine Frage, der Wahoo ELEMNT ROAM ist ein spaßiges Gimmick! Das neue, übersichtliche Farbdisplay beeindruckt mit tollem Kontrast und die Konnektivität mit Smartphone und Co. überzeugt. Daheim lassen sollte man das Smartphone aber nicht, denn die eigenständige Navigation des ROAM ist eher umständlich und der Speicher für die komplexere Darstellung zu knapp. Für Road und Gravel funktioniert der ROAM trotzdem gut, auf längeren Entdeckertouren könnte er euch Nerven rauben. Wer nicht unbedingt Farbe braucht, ist mit den preiswerteren Vorgängermodellen evtl. besser beraten.

Tops

  • sehr kontrastreiches Display
  • übersichtliche Darstellung
  • einfachste Kopplung mit Smartphone und Sensoren

Flops

  • Zielauswahl direkt auf Gerät umständlich
  • Tasten unter dem Display schwerer zu bedienen als beim Vorgänger
  • Speicherplatz sehr begrenzt

Tester Ben, Philipp, Robin, Valentin
Dauer 10 Monate
Preis 349,99 €
Gewicht 93 g
Mehr Infos wahoofitness.com



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Text: Fotos: Benjamin Topf, Philipp Schwab