Indian Summer im Schwarzwald + VOTECs dritte Auflage des Gravel Fondo = die perfekte Kombination ..? Wir durften es herausfinden!

Der Sommer neigte sich langsam seinem Ende zu und der Wechsel machte sich vor allem im Verlauf eines Tages bemerkbar: Morgens noch war die Luft frisch und klar, Wiesen und Wege waren mit leichtem Frost und Nebel überzogen. Spätestens ab Mittag aber surrte es in der Luft, die letzten Ausläufer des Sommers elektrisierten die Gruppe aus Gravelfahrern, Helfern und Einheimischen, die sich an diesem Oktoberwochenende zusammengefunden hatten.

Die Frische an diesem Morgen hatte keinen der zuvor angereisten knapp 200 Teilnehmer davon abgehalten, sich von Vorfreude erfüllt, auf dem Reinertonishof in Schönwald im Schwarzwald einzufinden. Manche nahmen dafür sogar mehrere 1.000 km Anreise auf sich – nǐ hǎo! Hej! Bonjour!

Der heutige Tag hatte einige harte Anstiege und sehr viel Spaß auf dem Programm. Und das in entspannter Atmosphäre, denn die Rede war nicht von einem Rennen, sondern von der dritten Auflage des VOTEC Gravel Fondo. Laut VOTEC ist dieser eine „gemeinsame Ausfahrt in traumhafter Umgebung“ und die sollte diesmal im westlichen Schwarzwald zwischen St. Georgen und Furtwangen stattfinden.

Events wie dieses zeigen einen deutlichen Trend auf: weg von der Straße, von aggressivem Verkehr, Feinstaub und Stau – ab in den Wald und hinein in unerforschtes Terrain. Aber eben auch: weg vom permanenten Wettkampfcharakter, hin zum entspannten Miteinander, zum gemeinsamen Wagnis. Der Duft des Waldes ruft das innere Kind auf den Plan, für dass das Abenteuer schon hinter dem eigenen Gartenzaun beginnt.

Einzigartig an der dritten Auflage des VOTEC Gravel Fondo war, dass Stephan Geiß, Brand Manager bei VOTEC, und sein Team das Event ganz alleine ohne professionelle Eventorganisatoren auf die Beine gestellt hatten. Immer wieder bemerkenswert, wie das Engagement weniger Großes bewegen kann! Die Teilnehmer konnten zwischen zwei Streckenlängen wählen und beide hatten es in sich: 56 km mit 1.560 hm oder 88 km mit 2.490 hm. Im Schwarzwald bedeutet das lange und steile Anstiege mit atemberaubenden Ausblicken. „Wir wollen den Leuten die besten Seiten des Schwarzwalds zeigen. Dieses Mal hat uns jedoch die Location am meisten gelockt“, sagte Alexander Bethge, seines Zeichens auch Brand Manager bei VOTEC und Mitorganisator des Events. „Der Reinertonishof hat genau die Atmosphäre, die wir für unser Event suchen – am liebsten würden wir ihn einpacken und mit zum nächsten Gravel Fondo nehmen!“ – scherzt Stephan grinsend. Das konnten wir gut nachvollziehen: „Ankommen und runterkommen“ lautet hier die Devise. Bei unserer Ankunft genossen wir freitagabends, ohne jegliches Streulicht, den freien Blick in den Nachthimmel.

Als wir am Samstagmorgen am Start ankamen, zeigte das Quecksilber 8 °C, aber der Hof war bereits voller Gravel-Apostel – und nebendran auf der Koppel Pferde. Um keine Staus auf den teils engen Singletrails aufkommen zu lassen, setzen die Organisatoren auf Starts in kleinen Grüppchen. „Um die Natur, Wanderer und den Förster so wenig wie möglich zu stören, gibt es keine Markierungen auf dem Weg“, erklärte Stephan allen vor dem Start. „Verhaltet euch bitte respektvoll auf dem gesamten Weg und hinterlasst den Wald so, wie ihr ihn vorgefunden habt!“. Als sich Stephan, Alex und ich uns später spontant bei einer Verpflegungsstation treffen, bemerkt Stephan zu mir: „All das hier auf die Beine zu stellen, war ein großer Kraftakt gewesen und hatte sehr viel Organisation und Absprache mit dem Landkreis, den Förstern und weiteren Behörden erfordert.“ Wir staunten nicht schlecht, denn man sieht nicht immer auf den ersten Blick, was alles für ein Event dieser Größenordnung nötig ist. Ohne Startschuss, sondern mit einem entspannten „Die ersten Gruppen können sich jetzt auf den Weg machen“ ging der Gravel Fondo los. Die Wahoos piepten „Ride started“ im Chor und ab ging’s.

Das Wetter zeigte den herbstlichen Schwarzwald in seiner vollen Pracht. Von Schotterwegen über Fichten-Singletrails bis hin zu breiten Waldautobahnen war alles in herbstliches Orange, Rot und Gelb getaucht. Was ebenfalls aufleuchtete, waren die LEDs der Fahrradcomputer, die entweder den hohen Puls oder die extremen Steigungen signalisierten – der Schwarzwald ist eben nicht nur schön, sondern auch schön steil. Wer sich selbst und seine Beine richtig testen wollte, konnte die drei gewerteten Strava-Segmente in Angriff nehmen und hatte Aussicht, den KOM zu holen. Wer diesen Titel ergatterte, bekam nicht nur die ultimativen „Bragging Rights“ auf Strava, sondern auch Preise, gesponsert von Brügelmann, Wahoo und WTB.

„Oh Mann, ist das steil hier! Wann kommt eigentlich noch mal die nächste Verpflegungsstation?“ Die Gruppe zuckte nur mit den Achseln, als einer aussprach, was alle dachten. Die steilen Schotterrampen, die sich schier endlos an den Bergen entlang schlängelten, verlangten uns und unserem Equipment einiges ab. Während die Herren im Selbstmitleid versanken, hatten die Damen im Peloton immer noch ihren Spaß – Kudos!

In Vorbereitung auf Events wie dieses stellen wir uns häufig die Frage, welchen Reifen wir am besten fahren sollten und wie es mit dem Reifendruck aussieht (unsere Antworten findet ihr in Ausgabe #010, die in den nächsten Tagen erscheint). Und auch viele der anderen Fahrer stellten sich die Reifenfrage spätestens dann, als sich inmitten einer schnellen Bergab-Passage plötzlich dieses lästige Zischen des einen oder anderen Reifens bemerkbar machte. Ein Geräusch, so gefürchtet wie nervig! Wir blieben an diesem Tag von Pleiten, Pech und Platten verschont, aber die Anzahl an Fahrern, die mangels Luft am Wegesrand strandeten, war jedoch beachtlich – Tour de Deflation.

Die glücklichen und schnellen KOM- und QOM-Titelträger wurden beim abendlichen BBQ gefeiert. In familiärer Atmosphäre ließen wir den Ride mit neuen Bekanntschaften und alten Weggefährten Revue passieren. Sie alle erzählten von den Abenteuern des Tages: persönliche Heldentaten und Tech-Fachsimpelei inklusive. Die ausgelassene Stimmung am Abend wurde nicht nur vom hausgebrannten Schnaps des Reinertonishofs beflügelt; der Endorphinüberschuss des Tages selbst wird den Teilnehmern vermutlich lange in Erinnerung bleiben. Denn es hat sich herausgestellt: Indian Summer im Schwarzwald und der VOTEC Gravel Fondo liefern tatsächlich die perfekte Kombi für ein Spätsommerwochenende nach unserem Geschmack.

Mehr Infos findet ihr unter: VOTEC Gravel Fondo


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Text: Fotos: Noah Haxel, Falk Wenzel, Martin Donat