Die italienische 12-fach-Revolution geht in die nächste Runde – mit der Campagnolo Super Record EPS bekommt nun auch die elektronische Schaltgruppe die neuesten Features und das Extra-Ritzel. Wir haben die Gruppe bereits im Rennrad-Mekka Girona getestet und beantworten alle Fragen rund um die neue 12-fach-Gruppe aus Vincenza.

Mit dem Motto „Movement“ präsentierte Campagnolo im Sommer 2018 die neue 12-fach-Technologie mit der Record und der Super Record, die wir bereits ausführlich für euch getestet haben.

Bei der Saison-Eröffnung auf der Tour Down Under konnte man bereits die ersten Pro-Bikes mit der vermeintlich neuen Schaltgruppe aus Vincenza erspähen. Jetzt ist es offiziell: Die Campagnolo Super Record EPS 12-fach kommt auf den Markt.
Was ist neu? Die Campagnolo Super Record EPS 12-fach ist weit mehr als nur die Hochzeit der elektronischen Schaltung mit der neuen 12-fach Super Record. Wir haben die mit Neuerungen vollgepackte Gruppe genau unter die Lupe genommen, viele Fragen gestellt und sie auf den Trainingsrunden der Profis rund um Girona getestet.

Campagnolo 12-fach Super Record EPS: Preise und Verfügbarkeit

Die elektronische 12-fach-Revolution kommt vorerst nur mit der Top-Gruppe Super Record in der Felgenbrems- und Disc-Variante und sollte mit dem Release bereits bei den Händlern verfügbar sein. Hier die Eckdaten und Verfügbarkeit der neuen Gruppen und zum Vergleich die Daten der mechanischen Variante:

Gruppe Bremse Verfügbarkeit Gewicht Preis
Super Record EPS Felgenbremse 14. März 2019 2.255 g 4.327 €
Super Record EPS Scheibenbremse 14. März 2019 2.505 g 4.677 €
Super Record Felgenbremse verfügbar 2.041 g 2.905 €
Super Record Scheibenbremse verfügbar 2.323 g 3.223 €
Record Felgenbremse verfügbar 2.213 g 1.960 €
Record Scheibenbremse verfügbar 2.453 g 2.420 €

Campagnolo 12-fach-Schaltung

Das erinnert an den Sommer 2018 und die Vorstellung der mechanischen 12-fach-Schaltung aus Vicenza: Auch bei der neuen Super Record EPS ist das Entscheidende das Upgrade auf 12 Ritzel. Alle Updates, die wir bereits letztes Jahr vorgestellt haben, wurden an die neue EPS vererbt. Wir stellen euch alle Änderungen daher in etwas kürzerer Form vor und fokussieren uns auf die Neuerungen auf der elektronischen Seite.

EPS Ergolever

Campagnolo ist bekannt für die Ergonomie seiner Schalthebel, die nicht ohne Grund Ergolever heißen. Und was ist neu an der 12-fach-Version?
Die neuen EPS-Ergolever bekommen alle Updates der mechanischen 12-fach-Schaltung. Zum Beispiel die leicht veränderten Hoods, die dank einer stärkeren Krümmung nach innen nicht nur besser in der Hand liegen, sondern auch eine zusätzliche Handposition ermöglichen sollen.

Sowohl die Hoods als auch die Schalthebel bekommen das neue 12-fach-Design mit verbesserter Ergonomie

Der EPS-Schalthebel wird größer und laut Campagnolo noch ergonomischer. Seine Form resultiert aus unzähligen Hand-Studien. Ein Hebel, eine Funktion – diesem Motto bleibt Campagnolo treu. Das schafft Klarheit in jeder noch so brenzligen Situation. Der daraus resultierende Downshift mit dem Daumenschalter ist ein Markenzeichen und weicht in der EPS-Variante deutlich vom mechanischen Bruder ab. Dank einer mehrlagigen Dom-Struktur aus Metall hinter dem Downshifter bietet auch der elektronische Schaltvorgang das markentypische Feedback und das laut Campagnolo auch über die komplette Lebenszeit.

Ein Hebel, eine Funktion – der Downshifter ist eines von Campagnolos Markenzeichen

Der Bremshebel erhält die mit der mechanischen Gruppe vorgestellte Doppel-S-Krümmung, die noch ergonomischer sein soll. Zudem kann der Reach des Bremshebels in zwei Stufen eingestellt werden, um auch kleinen Händen gerecht zu werden. In der Disc-Variante ist das stufenlos möglich.

Mit der Krümmung nach innen sollen die Hoods nicht nur besser in der Hand liegen, sondern auch eine zusätzliche Handposition ermöglichen

V4 EPS-Schnittstelle

ANT+ und Bluetooth – die neue EPS-Schnittstelle kann beides und bietet damit die Grundlage für die Konnektivität zum Smartphone, zum Bike-Computer und zu vielem weiteren Zubehör. Man sollte meinen, dass das mittlerweile der Standard wäre, es gibt aber immer noch Konkurrenten mit relativ komplizierten Anbindungen zu neuen Medien. Die Konfiguration der Schaltmodi, die Belegung der Schalthebel, das Feintuning und die Konfiguration des Multi-Shifts erfolgt mit der MyCampy-App am Smartphone.

Bei der Standardvariante hat sich optisch kaum zum Vorgänger geändert, allerdings bietet Campagnolo mit der 12-fach-EPS zwei neue Montage-Systeme an: im Lenkerende und mittels Montageplatte im Rahmen.

Gut versteckt im Canyon-Cockpit:…
…das neue V4 EPS Interface
Perfekte Konnektivität dank Bluetooth und ANT+

Batterie

Die neue 12-fach-Batterie hat Zuwachs bekommen – 10 %, um genau zu sein. Bereits vorher waren die Italiener führend in Sachen Batterie-Kapazität, jetzt sind sie noch mal besser geworden und die Schaltung muss noch seltener geladen werden.

10 % mehr Kapazität als der Vorgänger – das heißt: noch länger sorgenfrei fahren

Schaltwerk

Das größte Update hat das 12-fach-Schaltwerk erhalten, das seit Beginn der 12-fach-Revolution nur noch in einer einheitlichen Käfiglänge von 72,5 mm verfügbar ist und damit sowohl mit der neuen 11–29- als auch mit der 11–32-Kassette kompatibel sein soll. Dank der 3D Embrace Technology wandert die obere Schaltrolle enger an der Kassette entlang, was die Schaltperformance deutlich verbessern soll. Zudem bewegt sich das Schaltwerk in der Seitenansicht deutlich weiter nach vorne, wodurch die Kassette noch enger von der Kette umschlungen wird. Dadurch kommen mehr Zähne zum Einsatz, was die Effizienz und Präzision des Antriebs steigern und die Langlebigkeit erhöhen soll.

Das 12-fach-Schaltwerk kommt mit einer einheitlichen Käfiglänge von 72,5 mm und soll damit sowohl mit der neuen 11–29- als auch der 11–32-Kassette kompatibel sein

Der Käfig des 12-fach-Schaltwerks hat ebenfalls mehrere Updates erhalten. Das Gewicht sinkt und die Performance steigt dank dem Einsatz des Technopolymer-Werkstoffs. Die neue Rückholfeder am Schaltwerk soll die Ketter außerdem straffer halten und dadurch das störende Kettenschlagen auf rauem Untergrund verringern.

Dank neuer Materialien soll das Gewicht bei konstant guter Performance gesenkt werden

Die Schaltrollen sind wie bei der mechanischen Variante grundlegend überarbeitet worden. Die obere Schaltrolle bekommt längere Zähne und einen größeren Durchmesser. Das soll die Kettenführung und damit die Schaltperformance verbessern und zudem die Effizienz steigern. Die untere Schaltrolle erlaubt dank kürzerer und symmetrisch ausgeführter Zähne sehr große Kettenwinkel, was zudem Geräusche im Antriebsstrang deutlich reduzieren soll.

Ein größerer Durchmesser und längere Zähne an der oberen Schaltrolle sollen die Kettenführung und damit die Schaltperformance verbessern und zudem die Effizienz steigern

Kassette

Die 12-fach-Kassette ist identisch mit der mechanischen Variante; es wird sie in einer 11–29- und einer 11–32-Ausführung geben. Die feineren Abstufungen sollen in jeder Situation den richtigen Gang bieten. Bis zum siebten Ritzel sind es 1-Zahn-Sprünge – quasi Pro-Level für alle.

Die neue 12-fach-Kassette hat feine 1-Zahn-Abstufungen bis zum siebten Ritzel

Die Kette ist genauso breit wie die 11-fach-Variante, wodurch man sich das Umrüsten oder den Kauf eines neuen Laufradsatzes sparen kann. Da freut sich der Geldbeutel, der durch die Anschaffung der neuen Schaltgruppe vermutlich eh schon schlecht gelaunt ist.
Schmalere Ritzel und eine schmalere Kette – bedeutet das eine geringere Haltbarkeit? Hier kommt von Campagnolo ein klares Nein, denn die Italiener haben alles daran gesetzt, die Haltbarkeit auf höchstem Niveau zu halten bzw. sogar zu steigern. Bei der Kassette will man das mit neuen Materialien erreichen: Die oberen zwei Dreier-Ritzel-Pakete sind in monolithischem Stahl ausgeführt, was zusammen mit der chemischen Beschichtung eine hohe Haltbarkeit garantieren soll.

Mit speziellen Fertigungsverfahren und Materialien soll eine hohe Haltbarkeit der 12-fach-Kassette garantiert werden

Und wie sieht das bei der Kette aus? Die Seitenwangen der Kettenglieder bleiben genauso dick wie die der 11-fach-Gruppe. Nur die Bolzen werden kürzer, was das Kettenglied letztendlich sogar steifer macht. Alles in allem soll nicht nur die Haltbarkeit, sondern auch die Schaltperformance gesteigert worden sein.

Die neue 12-fach-Kette im Detail: Sie soll der 11-fach-Kette in Sachen Steifigkeit und Haltbarkeit überlegen sein.

Umwerfer

Der EPS-Umwerfer bekam ebenfalls einige Updates spendiert, um den Anforderungen der neuen 12-fach-Gruppe gerecht zu werden. Die Innenseite des Käfigs wurde dünner, um zum einen mehr Schräglauf der Kette zu erlauben und zum anderen mehr Platz zum Reifen zu ermöglichen. Damit folgen auch die Italiener dem Trend hin zu breiteren Reifen.

Die schlankere Innenseite erlaubt größere Kettenwinkel und mehr Reifenfreiheit. Die Außenseite ist Super-Record-typisch aus Carbonfasern gefertigt.

Ergonomie

Campagnolo ist bekannt für die Ergonomie seiner Schalthebel, die nicht ohne Grund Ergolever heißen. Und was ist neu bei der 12-fach-Version?
Beim ersten Blick auf die neuen Ergolever fällt sofort die leicht veränderte Form der Hoods auf. Mit einer Krümmung nach innen sollen sie nicht nur besser in der Hand liegen, sondern auch eine zusätzliche Handposition ermöglichen.
Ein weiteres neues Feature der Ergolever ist die anpassbare Ergonomie des Bremshebels. Die bereits bekannte Mechanik zum Öffnen der Bremse für den Radwechsel wurde in der Rim-Variante um eine Zwischenstellung erweitert, die den Bremshebel näher an den Lenker bringt und somit vor allem Fahrern und Fahrerinnen mit kleineren Händen die optimale Erreichbarkeit garantieren soll. Die Disc-Variante ist stufenlos einstellbar, was noch mehr Flexibilität erlaubt.

Kurbel

An der neuen Super Record EPS wird die gleiche Kurbel verbaut wie an der mechanischen 12-fach-Gruppe. Eine für alle – das beschreibt wohl am besten, was hinter dem Update der 12-fach-Kurbel steckt. Eine Kurbel für alle Kettenblatt-Optionen, sowohl 50/34, 52/36 als auch 53/39 sind kompatibel mit der gleichen Kurbel. Das bedeutet viel Flexibilität für die Fahrer und wurde durch separate Anschraubpunkte für das äußere und das innere Kettenblatt realisiert.

Eine Kurbel für alle Kettenblatt-Optionen: Das ist möglich dank separater Anschraubpunkte für das äußere und innere Kettenblatt.

Die Super Record-Kurbel kommt mit einer Titanachse und den CULT-Keramiklagern. Die Carbon-Aero-Lippe an der Außenseite der Kurbel soll die Verwindung des Kettenblatts verringern und zudem die Aerodynamik steigern. Ob der normalsterbliche Roadie hier einen Unterschied merken wird, bleibt anzuzweifeln, aber der Look überzeugt.

Die Aero-Lippe an der Super Record-Kurbel soll nicht nur die Verwindung des Kettenblatts verringern, sondern auch die Aerodynamik steigern

Bremsen

Die Felgenbremsen sind ebenfalls die gleichen wie an der mechanischen 12-fach-Variante und bekommen vor allem ein kosmetisches Update im Vergleich zum 11-fach-Vorgänger. Laut Campagnolo sind sie aerodynamischer und erlauben Reifenbreiten bis 28 mm.

Die neuen Bremsen der 12-fach-Gruppe haben glattere und laut Campagnolo aerodynamisch optimierte Konturen<

Optisch hat sich an den Scheibenbremsen seit Sommer 2018 nichts geändert. Die Neuerungen verbergen sich im Inneren. Die Bremsscheiben sind nun zweigeteilt und schwimmend gelagert, was vor allem die Performance steigern und störendes Bremsenquietschen vermeiden soll.

Hauptänderungen sind die neuen Brakepads mit Kühlrippen und die zusätzliche mechanische Rückholfeder, die in jeder Situation einen Abstand der Pads von 4 mm garantieren soll. Damit geht Campagnolo auf Nummer sicher und vermeidet durch die mechanische und magnetische Rückholfeder störendes Bremsenquietschen – ein Markenzeichen der italienischen Disc-Interpretation. Außerdem kann man nun die Aggressivität der Disc-Bremsperformance in zwei Stufen einstellen. Damit sollten sowohl Profis als auch Wochenendhelden ihr perfektes Setup finden.

Die neuen Scheibenbremsen sind schwimmend gelagert für eine noch bessere Bremsperformance