Mit dem Standert Pfadfinder stellt das Unternehmen aus Berlin die zeitgenössische Definition von Luxus infrage. Wir haben das Stahl-Bike exklusiv auf und abseits der Straße getestet und eine neue Art von Freiheit entdeckt.
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Laut Standert ist das Pfadfinder für alle Straßen gemacht. Ein Allroad-Bike, wie es im Buche steht. Für uns Grund genug, es als genrefremdes Exemplar mit in unseren Gravel-Bike-Vergleichstest aufzunehmen. Der in Taiwan von Hand geschweißte Stahlrahmen besteht aus einem Mix von Highend-Columbus-Stahlrohren und verfügt über einen Achsstandard von 12 x 142 mm und Anschraubpunkte für Schutzbleche. Mit einer maximalen Reifenfreiheit von 700 x 38C hat er ausreichend Platz für Offroad-taugliche Pneus. Die Columbus-Carbon-Gabel nutzt den herkömmlichen 12×100-mm-Achsstandard und wird mit dem hochwertigen Chris King Inset 8-Steuersatz im Rahmen verbaut. Die Geometrie des Pfadfinder soll Sportlichkeit und Agilität versprühen und ist an die Straßenmodelle der Marke angelehnt. Als Besonderheit bietet Standert die Größen 48, 50 und 52 als Project Compact-Variante an, die den Fit für kleinere Fahrer optimieren soll. Ausführliche Informationen zu diesem Thema findet ihr in unserem Gespräch mit Sebastian Marks – dem geistigen Vater dieses Konzepts. Unser Test-Bike in Größe 58 wiegt 9,12 kg und ist ausgestattet mit der 2×12 SRAM Force eTap AXS-Schaltgruppe, 140 mm SRAM Force HRD-Bremsscheiben an Front und Heck, DT Swiss ER 1400 SPLINE DB21-Laufrädern und WTB Exposure-Reifen in 700 x 32C. Das Cockpit des 4.299 € teuren Stahlrenners setzt sich aus einem Zipp Service Course SL-70 Ergo-Lenker in 420 mm Breite und einem Zipp Service Course SL-Vorbau mit 120 mm Länge zusammen.
Das Standert Pfadfinder im Detail
Antrieb SRAM Force eTap AXS
Schaltung 46/33 T und 10–33 T, 2 x 12
Bremsen SRAM Force HRD, 140/140 mm
Lenker Zipp Service Course SL-70 Ergo, 420 mm
Vorbau Zipp Service Course SL, 120 mm
Sattelstütze Zipp Service Course SL Carbon, 20 mm Versatz
Laufräder DT Swiss ER 1400 SPLINE DB21
Reifen WTB Exposure 700 x 32C
Größe | 48 PC | 50 PC | 52 PC | 54 | 56 | 58 | 60 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 480 mm | 495 mm | 510 mm | 530 mm | 550 mm | 570 mm | 585 mm |
Oberrohr | 500 mm | 514 mm | 526 mm | 543 mm | 561 mm | 575 mm | 590 mm |
Steuerrohr | 98 mm | 108 mm | 118 mm | 131 mm | 148 mm | 164 mm | 177 mm |
Lenkwinkel | 71,25° | 71,5° | 71,5° | 72,25° | 73,25° | 73,5° | 73,5° |
Sitzwinkel | 76,0° | 75,0° | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
Radstand | 979 mm | 983 mm | 991 mm | 997 mm | 1.000 mm | 1.015 mm | 1.030 mm |
Reach | 368 mm | 370 mm | 375 mm | 383 mm | 390 mm | 400 mm | 441 mm |
Stack | 520 mm | 530 mm | 540 mm | 555 mm | 575 mm | 590 mm | 605 mm |
Das Standert Pfadfinder im Test
Das Standert reagiert direkt auf die Pedaltritte des Fahrers, braucht im Vergleich zu den leichteren und steiferen Carbon-Bikes im Test jedoch etwas länger, um auf Geschwindigkeit zu kommen. In der Ebene und im Downhill generiert es viel Speed und hat unsere Test-Crew mit seiner satten Straßenlage überzeugt. Lediglich die 140-mm-Bremsscheiben kommen bei langen Abfahrten an ihre Grenzen. Brüchige Straßen im Hinterland und kompakte Schotterwege sind wie gemacht für das Pfadfinder. Der gelegentliche Ausflug auf den Feldweg stellt ebenfalls absolut kein Hindernis dar. Sobald der Untergrund lose wird oder größere Steine oder Wurzeln das Vorankommen erschweren, kommt das Bike allerdings aufgrund des vergleichsweise geringen Reifenvolumens schnell an seine Grenzen. In Anstiegen gibt es sich durchaus kletterfreudig, wobei die Übersetzung mit 46/33 T-Kettenblättern und die 10–33 T-Kassette nützliche Helfer sind.
Unbesorgt neue Pfade finden und zu spät zum Essen nach Hause kommen.
Die Sitzposition erinnert stark an die eines Rennrades und so nimmt man sportlich gestreckt auf dem Standert Platz. Die Kombination aus sportiver Ergonomie und guter Performance auf kompaktem Schotter findet man nicht zu häufig! Diese Mischung spricht zwar nur eine Nische an, stellt dort jedoch ein passendes Produkt für einen speziellen Fahrertyp dar. Die Front reagiert agil auf Richtungswechsel, während die 415 mm kurzen Kettenstreben dafür sorgen, dass das Heck gleichermaßen flink folgt. Schnelle Richtungswechsel sind somit kein Problem. Die hohe Agilität sorgt im Gelände für eine mittelmäßige Laufruhe. Hier will das Rad eindeutig geführt werden und verlangt viel Druck auf dem Vorderrad. Die Vibrationsdämpfung des Bikes geht in Anbetracht des Einsatzzweckes vollkommen in Ordnung. Im direkten Vergleich zu Treks IsoSpeed-System – zugegeben ein unfairer Vergleich – zeigt sich jedoch die Limitierung der klassischen Stahlbauweise.
Fazit
Das Standert Pfadfinder glänzt mit seinem Sorglos-Gefühl vor allem auf aufgebrochenen Straßen und kompakten Schotterpisten und liefert ein ehrliches und konsequentes Konzept. Wer sich überwiegend auf Asphalt bewegt und dennoch die Abkürzung über den Feldweg oder die Forstautobahn nehmen möchte, bekommt hier ein agiles Bike mit Rennrad-Genen und sportiver Sitzposition. Der Komfort und das Einsatzgebiet sind bauartbedingt limitiert.
Tops
- ausbalanciertes Handling
- Project Compact-Geometrien
- Stahlromantik mit modernen Features
Flops
- eingeschränkte Brems-Performance
- durchschnittliche Laufruhe
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: standert.de
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team