SRAM stellt mit der brandneuen Rival eTap AXS die dritte kabellose Schaltgruppe für Road- und Gravel-Bikes vor und übernimmt viele Features der RED- und Force-Gruppen – und legt mit neuem Powermeter und neuer Kassette noch einen drauf. Wurde dafür in anderen Bereichen gespart? Alle Infos, Gewichte und Preise findet ihr hier in unserem Artikel.

SRAM Rival eTap AXS-Schaltgruppe auf Orbeas neuem Orca M31e Team | 1.411 € (2-fach, ohne Powermeter) | 3.202 g | Hersteller-Website

Knapp zwei Jahre nach Veröffentlichung der SRAM RED und Force eTap AXS-Schaltgruppen legen die US-Amerikaner nach und präsentieren mit der neuen Rival eTap AXS die dritte kabellose Schaltgruppe im Bunde. Wer bisher von den Preisen der Premium-Gruppen Force und RED zurückgeschreckt ist, soll jetzt mit einer preislich deutlich attraktiveren Version sein Dropbar-Bike von unnötigen Kabeln befreien. Bevor wir ins Detail gehen, möchten wir im folgenden Abschnitt erst mal kurz alle Details zu SRAMs AXS-System erklären.

Was versteckt sich hinter einer SRAM AXS-Schaltgruppe und welche Komponenten gehören dazu?

SRAM AXS (gesprochen Access) steht für elektronische und kabellose 12-fach-Schaltgruppen aus dem Rennrad- und Mountainbike-Bereich, die mechanischen Schaltzügen und umständlich verlegten Kabeln erfolgreich den Kampf angesagt haben. Dabei kommunizieren die Komponenten nicht nur untereinander. Mittels Bluetooth-Protokoll und ANT+ ist auch eine drahtlose Kommunikation mit Smartphone und GPS-Computer möglich. Dadurch könnt ihr euch mit der SRAM AXS-App, die für sämtliche iOS- und Android-Geräte verfügbar ist, nicht nur den Batteriestatus anzeigen lassen und die Firmware updaten. Auch eine individuelle Konfiguration der Schaltung ist möglich, um die Standard SRAM AXS-Befehle – links fürs Runterschalten, rechts fürs Hochschalten, beide für den Umwerfer – nach eigenen Vorlieben zu programmieren. Auf dem Fahrradcomputer könnt ihr euch Gangwahl, Anzahl der Schaltvorgänge und Batteriestatus anzeigen lassen.

Die SRAM AXS-App zeigt euch aktuelle Informationen an und bietet eine individuelle Konfiguration der Schaltung (Beispielhaft an einer SRAM eTap Force-Schaltgruppe gezeigt).

Weitere praktische Modi, die per SRAM AXS-App einstellbar sind, nennen sich Sequential- und Compensating-Modus. Im Sequential-Modus schaltet die SRAM AXS-Schaltung automatisch den Umwerfer, wenn der Schräglauf der Kette zu groß wird. Der Compensation-Modus schaltet automatisch nach jeder Umwerfer-Bewegung mit dem Schaltwerk nach oben bzw. unten, um die Trittfrequenz möglichst konstant zu halten. Praktisch ist außerdem die Kompatibilität von Road- und Mountainbike-Komponenten. So kann ohne Probleme eine versenkbare Sattelstütze, die RockShock Reverb AXS, oder ein großes SRAM Eagle AXS-Schaltwerk für 10–50er- oder gar 10–52er-Kassetten montiert und mit den Standard-Rennrad-Schalthebeln bedient werden. Mit 520 %-Bandbreite und Dropperpost am Gravel-Bike durchs Gelände fliegen? Kein Problem!

Per ANT+ lässt sich euer Fahrradcomputer mit der AXS-Schaltgruppe verbinden und zeigt neben der aktuellen Gangwahl auch euren Watt-Input an – ein montiertes Powermeter vorausgesetzt.

Neben der SRAM AXS-App gibt es ein weiteres Feature, das auch manch eingefleischtem AXS-Fan bislang verborgen geblieben ist: Das AXS-Web-Dashboard. Wer über ein Garmin- oder Wahoo-Gerät und datenfähige Komponenten wie die AXS-Komponenten, Powermeter und Reifendrucksensor verfügt, kann dort seine Fahrdaten in Bezug auf Schalten, genutzte Gänge, Leistungszonen und Reifendruck hochladen und auswerten. Auch Straßenkarten werden angezeigt.

Das AXS-Web-Dashboard bietet neben der Anzeige von aktuellen Informationen auch die Möglichkeit, Daten auszuwerten.

Das Thema Software wäre damit geklärt, aber wie sieht es mit AXS-Hardware aus? Mit der Einführung der RED eTap AXS-Gruppe hat SRAM einen neuen Tretlagerstandard ins Leben gerufen, der den meisten inzwischen ein Begriff sein dürfte: DUB. Das Praktische an DUB ist die Kompatibilität mit zahlreichen bestehenden Innenlager-Standards wie BSA, BB30, PF30 und PF86.5. Eine gute Abbildung sämtlicher Standards inklusive jeweiliger Lagergehäusebreite und der passenden Anzahl an Distanzstücken findet ihr hier.

Um der großen Bandbreite an Anforderungen, die Fahrer unterschiedlichster Level- und Könnerstufen an ihr Bike stellen, gerecht zu werden, hat SRAM mit den 12-fach AXS-Antrieben die sogenannte X-Range-Übersetzung eingeführt, die von Profi- über Hobby- oder Gravel-Fahrer alle glücklich machen soll. Im Prinzip wird ein Teil der Übersetzungsbandbreite von der Kurbel auf die Kassette verschoben, indem der Unterschied der Kettenblätter auf 13 Zähne verringert und die Kassette bis zu einer Größe von 10–36 vergrößert wurde. Durch diese Anpassung soll es dem Biker möglich sein, länger und ohne Betätigen des Umwerfers auf einem Kettenblatt zu fahren. Und wenn dann doch das Blatt gewechselt wird, fällt der Sprung kleiner aus und muss mit weniger Schaltvorgängen auf der Kassette ausgeglichen werden, um die Trittfrequenz beizubehalten. X-Range-Kassetten basieren auf einem 10er-Ritzel und sind nur mit XDR-Freiläufen vereinbar. Da der Austausch des Freilaufs jedoch an den meisten Bikes innerhalb von Minuten erledigt ist, sollte das kein Hindernis darstellen.

Was sind die Unterschiede zur SRAM Force und RED eTap AXS-Schaltgruppe? Alle SRAM Rival AXS eTap-Komponenten im Detail

Im Folgenden Abschnitt findet ihr nicht nur sämtliche Infos zu den einzelnen Komponenten der neuen SRAM Rival AXS eTap-Schaltgruppe, sondern auch alle Unterscheidungsmerkmale zu den bestehenden Force- und RED-Gruppen.

Die SRAM Rival eTap AXS HRD-Schalthebel und -Bremsen im Detail

Im Vergleich zu den höherpreisigen Force- und RED-Schaltgruppen – die SRAM RED eTap AXS haben wir bereits ausführlich getestet – verzichtet die neue Rival eTap AXS-Gruppe auf das Contact Point Adjustment-Feature in den Schalthebeln, um den Druckpunkt der Bremsen einzustellen. Der Vorteil: Die Schalthebel werden durch den Wegfall der wuchtigen Druckpunktverstellschraube eine gute Spur filigraner und sollen in Kombination mit der strukturierten Schaltwippe und den Griffgummis für viel Komfort und Kontrolle sorgen. Der Reach des Hebels, also die Entfernung des Hebels zum Lenker, ist aber nach wie vor einstellbar, um auch sehr großen und sehr kleinen Händen gerecht zu werden. Außerdem wurde auf das Bleeding Edge-System verzichtet, das den Force- und RED-Gruppen vorbehalten ist. Stattdessen kommt eine ganz normale Madenschraube zum Entlüften zum Einsatz. Insgesamt wurden aber viele Technologien und Features, wie z. B. die Stellmotoren aus Umwerfer und Schaltwerk, aus den Performance-Gruppen übernommen und auf die günstige Rival eTap AXS-Schaltgruppe übertragen. Für die Stromzufuhr der Schalthebel sind pro Schalthebel je eine CR2032-Knopfzelle verantwortlich, die bei normalem Gebrauch von 15 Fahrstunden pro Woche laut SRAM zwei Jahre halten sollen. Im Gegensatz zu den Force- und RED-Gruppen, die auch mit mechanischer Felgenbrems-Option angeboten werden, ist die Rival eTap AXS-Schaltgruppe nur mit hydraulischen Flatmount-Scheibenbremsen kompatibel. Wer Rahmen mit Postmount oder IS-Scheibenbremsaufnahmen fährt, kann die SRAM Level-Bremssättel aus dem Mountainbike-Bereich verwenden, da sie bis auf die Aufnahme baugleich mit den Rival-Bremssätteln sind. Die Paceline-Bremsscheiben sind als einteilige Stahlkonstruktion und in den Größen 140 und 160 mm zu haben, sowohl in einer 6-Loch- als auch in einer Centerlock-Version.

Die neuen SRAM Rival eTap AXS-Schalthebel fallen durch den Wegfall des Contact Point Adjustment-Feature etwas schmaler aus.
Abgesehen vom Bleeding Edge-System sind die SRAM Rival-Bremssättel identisch zu den Force-Bremsen.

Die SRAM Rival eTap AXS-Kurbel und -Umwerfer im Detail

Das Highlight der neuen AXS-Schaltgruppe ist der Rival AXS-Powermeter für 360 €. Nach 17 Monaten Entwicklungsarbeit präsentiert SRAM einen Powermeter, der als Schlitten einfach in der DUB-Welle untergebracht wird und insgesamt weniger als 40 g Mehrgewicht im Vergleich zur Standard-Kurbelgarnitur addieren soll. Praktisch für Biker, die bereits mit einer SRAM AXS-Schaltgruppe unterwegs sind: Der Powermeter lässt sich auch für Force- und RED-Schaltungen nachrüsten. Die Leistung wird einseitig auf der linken Seite gemessen und per AAA-Batterien mit Strom versorgt – ein Satz Batterien hält laut Hersteller über 400 Stunden. Im Gegensatz zu den Force- und Red-Schaltgruppen setzt die neue SRAM Rival eTap AXS-Kurbel auf Alu statt auf Carbon, und verzichtet im 2-fach-Setup auf einen abnehmbaren Spider. Dieser ist aus Kostengründen direkt im Alu mit eingegossen. Erhältliche Kurbelarmlängen: 160, 165, 170, 172,5 und 175 mm.

Neu im Sortiment: Das SRAM AXS Powermeter-Upgrade für 260 € und die Directmount-Kettenblätter für die neuen SRAM Rival eTap AXS Wide-Kurbeln.

Die Rival-Kurbel mit einer Standard-Achslänge und einer Kettenlinie von 45 mm bzw. einem Q-Faktor von 145,5 mm ist im 2-fach-Setup mit 46/33T- oder 48/35T-Kettenblättern erhältlich. Daneben gibt es eine Rival Wide eTap AXS-Kurbel für Bikes mit breiten Reifen. Hier ist die Kettenlinie um 2,5 mm verschoben und liegt bei 47,5 mm, der Q-Faktor addiert sich somit auf 150,5 mm. Der Vorteil: Auch bei Reifen bis zu einer Breite von 700 x 45C bzw. 650 x 53B schleift die Kette nicht am Reifen. Die Rival Wide-Kurbelgarnitur ist entweder als 43/30T-Setup oder 1-fach mit einem neuen Directmount-Kettenblatt (38T–46T) erhältlich.

Wer sich für eine Rival AXS Wide-Kurbel entscheidet, muss statt des normalen Umwerfers auch auf einen Rival eTap AXS Wide-Umwerfer setzen. Dieser nutzt den gleichen Akku wie auch das Schaltwerk und hält laut Hersteller bei voller Aufladung, die nur ca. 60 Minuten dauert, bei zwei Stunden Fahrzeit pro Tag etwa einen Monat bzw. 1.000 km.

Der neue SRAM Rival eTap AXS Wide-Umwerfer.

Die SRAM Rival eTap AXS-Kassette und -Kette im Detail

Neu im Sortiment ist die Rival 10–30T-Kassette: In dieser Abstufung gab es bisher noch keine Option. Daneben ist auch eine Rival 10–36T-Kassette erhältlich, beide komplett aus Stahl und in Silber. Natürlich sind auch alle Force- und RED-Kassetten in den vorhandenen Größen 10–28 und 10–33 mit der SRAM Rival-Schaltgruppe kompatibel – die kleine 10–26T-Kassette wird vom Rival-Schaltwerk nicht unterstützt. Neu ist ein Sylomer-Schaumstoffdämpfer, der zwischen dem größten und dem zweitgrößten Ritzel eingebaut wird und Laufgeräusche reduzieren soll. Die Stealth-Ringe aus Gummi, die zwischen den kleinsten Ritzeln zum Einsatz kommen, sind nach wie vor dabei. Auch bei der neuen SRAM Rival eTap AXS-Schaltgruppe kommt eine Kette mit SRAMs Flattop-Technologie mit Flattop-PowerLock-Kettenschloss zum Einsatz. Vor allem für Gravel-Biker dürfte der Mullet-Build mit SRAMs neuer Mountainbike-Gruppe GX Eagle AXS interessant sein, die wir in unserem Schwestermagazin ENDURO bereits ausgiebig getestet haben. So sind mit Rival eTap AXS-Schalthebeln und -Kurbel in Kombination mit GX Eagle AXS-Schaltwerk und Eagle 10–52T-Kassette Bandbreiten von bis zu 520 % möglich!

Erstmals im SRAM eTap AXS-Sortiment: Eine 10–30T-Kassette.

Das SRAM Rival eTap AXS-Schaltwerk im Detail

Das Rival eTap AXS-Schaltwerk ist mit einer Federkupplung ausgestattet und ist mit 1- und 2-fach-Setups kompatibel. Das Schaltwerk harmoniert mit 10–28T-, 10–30T-, 10–33T- und 10–36T-Kassette, die kleinste RED-Kassette mit einer Abstufung von 10–26T wird nicht unterstützt. Um eine große Eagle-Kassette zu montieren, muss unbedingt das passende Eagle AXS-Schaltwerk montiert werden, das Rival eTAP AXS-Schaltwerk unterstützt nur Kassetten mit einer maximalen Ritzelgröße von 36T.

Das neue Rival eTap AXS-Schaltwerk unterstützt Kassetten bis 10–36T.

Anbei ein Vergleich der Gewichte und Preise der SRAM Rival eTap AXS-Komponenten mit denen der Force- und RED-Linie.

Komponente Modell Gewicht [g] Preis [€]
Kassette 10–36T Rival 338 (+28 / +128)* 125
Force 310 190
RED 210 ** 360
Kurbel 175 mm 46/33T Rival 844 (+103 / +284)* 135
Force 741 250
RED 560 700
Schaltwerk Rival 366 (+40 / +63)* 265
Force 326 465
RED 303 685
Umwerfer Rival 180 (+0 / +10)* 180
Force 180 325
RED 170 415
Schalthebel x2 Rival 845 (+23 / +109)* 410
Force 822 660
RED 736 1.200
Kette Rival 266 (+0 / +17)* 31
Force 266 35
RED 249 70
Gesamt Rival 3.202 (+223 / +653)* 1.411 (-314 / -2.169)
Force 2.979 1.725
RED 2.549 3.580

* Zusatzgewicht im Vergleich zur Force- und RED-Schaltgruppe
** Gewicht der 10–33er-Kassette, da 10–36 nicht als RED-Variante erhältlich ist

Unsere Einschätzung zur neuen SRAM Rival eTap AXS-Schaltgruppe

Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine preisgünstige kabellose Schaltgruppe auf dem Markt erscheint – hier ist sie! Und hat direkt einen spannenden Powermeter im Gepäck. Die SRAM Rival eTap AXS für unter 1.500 € ist der nächste logische Schritt in der Schaltgruppen-Evolutionsgeschichte. Elektrisches und kabelloses Schalten hat sich im Rennrad- und Gravel-Bike-Bereich etabliert und viele Fahrer werden sich freuen, ihr bestehendes Rad mit der Neuheit nachzurüsten. Wir sind gespannt, wann die Schaltgruppe in Zeiten des Bike-Booms und limitierten Verfügbarkeiten bei allen Händlern im Regal liegt und freuen uns bereits auf einen ausführlichen Test!

Mehr Informationen zur SRAM Rival eTap AXS-Schaltgruppe findet ihr unter sram.com


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Text: Fotos: SRAM, Orbea, Philipp Schwab