Was hat das Specialized Sequoia Elite mit der Woodstock-Ära und dem VW-Bulli zu tun? Wir haben das schöne 1.899-Euro-Stahlbike getestet und herausgefunden, ob sich das Sequoia Elite für wilde Abenteuer eignet und was die wichtigsten Unterschiede zum Specialized Diverge sind.
Hier findet ihr den aktuellen Test des besten Gravel-Bikes
„Hochwertige Rohrsätze aus Premium Cr-Mo schaffen überragende Fahrqualitäten, hohe Widerstandsfähigkeit und lange Haltbarkeit bei moderatem Gewicht“ – so das Versprechen der Kalifornier. Als wir letztes Jahr das knapp doppelt so teure Modell Sequoia Expert getestet haben, waren wir vollauf begeistert. Umso überraschter waren wir beim Sequoia Elite: 11,71 kg in Rahmengröße 56. Beim Blick auf die Waage entglitt uns ein erstauntes „whaaaat???“. Wenn man sich aber die Eckdaten der beiden Bikes genauer anschaut, ist das Rätsel schnell gelöst: Das Sequoia Elite mag zwar gleich wie das Expert-Modell aussehen, aber hier kommt ein günstigerer und schwerer Cr-Mo-Rohrsatz zum Einsatz. Darüber hinaus ist der Laufradsatz inkl. Reifen und Kassette ein gutes Kilo schwerer als die meisten Laufradsätze der Konkurrenten dieses Vergleichstests.
Also zu viel Nostalgie? Oder kann das Bike mit überragenden Fahreigenschaften überzeugen? Die Kurzantwort lautet: Nein.
Die ausführlichere Antwort geht so: Einmal auf Touren, rollt das Sequoia zufrieden und entspannt vor sich hin. In der Ebene stört das Gewicht nicht, erst beim Antritt und am Berg merkt man, dass man auf einem Panzer unterwegs ist. Auf Highspeed bleibt es ruhig, schnellere Lenkimpulse kann das Bike jedoch nicht umsetzen, weil es sehr träge reagiert und untersteuert – entsprechend muss man in der Kurve nachjustieren. Die 44 mm breiten Specialized Adventure Gear Sawtooth-Reifen laufen auf den breiten Felgen zur Höchstform auf und bieten tadellosen Grip. Der richtige Reifendruck ist jedoch wichtig, denn er macht den entscheidenden Unterschied aus zwischen bouncy-weich und zu hart mit wenig Grip. Die Übersetzungsbandbreite des Shimano 105-Antriebs mit 48/32-Kurbel und 11–36-Kassette zeigt, dass es mit dem Sequoia gemütlich bergauf gehen darf und hilft mit kleinen Gängen dabei, das hohe Gewicht hinauf zu schleppen. Die Sunrace-Kassette sowie die FSA-Kurbel in Kombination mit der KMC X11-Kette reduzieren die Schaltperformance im Vergleich zu einem vollen Shimano-Spec allerdings deutlich.
Schöne Details sind die Retrofarben der VW-Bulli Ära, die vielen Aufnahmemöglichkeiten für Gepäckträger und Schutzbleche sowie das Emblem am Sattelrohr. Auch die Anbauteile verbreiten Charme, z. B. der Riserbar und dessen leichter Flare, der perfekt zur Gemütlichkeit des Sequoia passt.
Im Vergleich zum Diverge ist das Sequoia Elite deutlich träger, von der Sitzposition aufrechter und entspannter. Während das Diverge für Fitness steht, braucht man für das Sequoia Elite Fitness, um voranzukommen. Dieses Bike fordert eher Entschleunigung und folgt dem Motto „Der Weg ist das Ziel“.
Das Specialized Sequoia Elite im Detail
Schaltung Shimano 105 Sunrace
Laufradsatz Specialized
Bremsen Shimano RS505
Reifen Specialized Adventure Gear Sawtooth
Gewicht 11,71 kg
Preis 1.899 €
Die Geometrie des Specialized Sequoia Elite
Fazit
Das Specialized Sequoia Elite wird dem Nostalgie- und Performance-Versprechen der Amerikaner für wilde Abenteuer nicht gerecht. Die Frage, für wen das Specialized Sequoia das richtige Bike ist, ist nicht leicht zu beantworten. Woodstock-Fans, die gerne hippe Touren zum Lagerfeuer unternehmen? Modebewusste Reiseradler, die sich nach Gemütlichkeit sehnen? Uns ist bewusst, dass wir für 1.899 € keine Performance-Wunder erwarten dürfen. Dennoch hat der Test gezeigt: Wer Stahl will, sollte tiefer in die Tasche greifen.
Stärken
– out of the box sehr sexy
– entspannte Geometrie
– super Riserbar
– günstigstes Bike im Vergleichstest
Schwächen
– sehr schwer
– relativ weicher Stahlrahmen
– unpräzise und träge Fahrperformance
– Schaltungs-Mix
Mehr Infos findet ihr unter: specialized.com
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Text: Robin Schmitt, Manuel Buck, Benjamin Topf, Hannah Troop Fotos: Valentin Rühl
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