Das Specialized S-Works Tarmac SL8 im Test – die perfekte Symbiose aus Leichtbau und aerodynamischer Effizienz? Mit der begehrten S-Works-Version setzen die Amerikaner noch einen drauf. Doch wie kann sich der Rennrad-Klassiker im Racebike-Vergleichstest behaupten und reicht der Ruf als ultimativer Allrounder, um den Sieg nach Hause zu bringen?

Frontansicht des Specialized S-Works Tarmac SL8 Rennrads
Specialized Tarmac SL8 | 6,89 kg in Größe 56 | 14.500 € | Hersteller-Website

Specialized schickt mit dem S-Works Tarmac eine wahre Rennrad-Ikone ins Rennen. In vielen Kreisen gilt der vielseitige Allrounder als das ultimative Bike. Mit dem aktuellen Tarmac SL8 überrascht das nicht: Es ist extrem leicht und dennoch aerodynamisch genug, um sogar Aero-Bikes Konkurrenz zu machen – so zumindest verspricht es Specialized in ihren ausgefeilten Marketingtexten. Und das nicht ohne Grund: Mit 6,89 kg kratzt unser Testbike am UCI-Limit, trotz der tiefen Aero-Laufräder. Bereits am Mont Ventoux konnte uns diese Kombination überzeugen und im Climbing-Bike-Test brillieren. Aber wie schlägt sich das Bike im direkten Vergleich mit der Racing-Konkurrenz?

Seitenansicht des Specialized S-Works Tarmac SL8 in Action am Berg mit Fokus auf das RahmendesignNahaufnahme des 'Speed Sniffer' Aero-Features am Steuerrohr des Tarmac SL8

Specialized S-Works Tarmac SL8 im Test – Eines für alles oder alle für eines?

Das Tarmac hat sich der perfekten Kombination aus Leichtbau und Aerodynamik verschrieben. Doch wie lässt sich dieses Meisterwerk umsetzen? Der Schlüssel liegt in der Verschmelzung von Venge-Aerodynamik an der Front und Aethos-Leichtbau am Heck sowie an der Tarmac-DNA – geballtes Rennrad-Know-how in einem Bike vereint. Bereits mit dem Vorgänger SL7 verabschiedete Specialized das Aero-Bike Venge in den Ruhestand. Die Zukunft steht also ganz unter dem Motto: „One Bike to rule them all” – ein Rad für alle Bedingungen. Dieses Konzept haben auch andere Hersteller aufgegriffen: Trek Madone, Lapierre Xelius und Cervélo Soloist folgen der gleichen Philosophie.

Nahaufnahme des 'Speed Sniffer' Aero-Features am Steuerrohr des Tarmac SL8
Mit der Nase im Wind
Speed Sniffer, so heißt die Aero-Innovation am Tarmac SL8, nach eigenen Angaben hat Specialized damit das letzte bisschen Performance gefunden.
Detailansicht des Roval Rapide Lenkers mit ultradünnem Profil
Hui, das ist dünn
Hauchdünn und trotzdem handlich? Der Oberlenker am Roval Rapide-Lenker ist zwar etwas ungewohnt, dank haptischem Druck aber trotzdem sicher zu greifen.

Am S-Works Tarmac ist dieser Ansatz klar zu erkennen. Die von Aethos inspirierten, runden und auf Leichtbau getrimmten Rohrformen, besonders im hinteren Bereich und um das Tretlager, sorgen für minimales Gewicht. Gepaart mit der auf Aerodynamik optimierten Front, inklusive der markanten Aero-Nase, liebevoll „Speed Sniffer” genannt, entsteht das leichteste Allround-Bike in unserem Testfeld.

Allround durch und durch
Vorne 50 mm und hinten 60 mm, so lautet die ideale Felgenkombination, zumindest wenn es nach Roval geht, denn so soll das beste aus Aerodynamik, Leichtbau und Seitenwindanfälligkeit vereint werden.
3D-Master
Dass Specialized einiges an Erfahrung bei 3D-Druck-Sätteln hat, ist klar, doch dass der Sattel so gut ist, hätten wir nicht erwartet.
Unikat auf zwei Rädern
Auch wenn jeder diese Lackierung kaufen kann, glitzert die Mischung aus Rot und Black Pearls je nach Licht einzigartig.
Größe 44 49 52 54 56 58 61
Oberrohr 496 mm 509 mm 531 mm 541 mm 563 mm 577 mm 595 mm
Sattelrohr 433 mm 445 mm 456 mm 473 mm 494 mm 515 mm 545 mm
Steuerrohr 99 mm 109 mm 120 mm 137 mm 157 mm 184 mm 204 mm
Lenkwinkel 70.5° 71.75° 72.5° 73° 73.5° 73.5° 74°
Sitzwinkel 75.5° 75.5° 75.5° 73.5° 73.5° 73.5° 74°
Kettenstrebe 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm
Tretlagerabsenkung 74 mm 74 mm 74 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm
Reach 366 mm 375 mm 380 mm 384 mm 395 mm 402 mm 408 mm
Stack 501 mm 514 mm 527 mm 544 mm 565 mm 591 mm 612 mm

Racing auf ganz hohem Niveau – Der Specialized S-Works Tarmac SL8-Test

S-Works und High-End – diese beiden Begriffe gehen Hand in Hand, und so ist unser Testbike ausschließlich mit den besten und hochwertigsten Komponenten ausgestattet. Wie es der Zufall will, stammen die meisten dieser Teile direkt aus dem Hause Specialized. Von Laufrädern über das Cockpit bis hin zum Sattel – selbst die Reifen kommen aus eigener Produktion. Und diese Komponenten haben es in sich.

Das Roval Rapide-Cockpit legt den Fokus klar auf Aerodynamik. Der extrem tiefe, schlanke Oberlenker mit aufgedruckter haptischer Textur bietet selbst ohne Lenkerband und bei schwitzigen Händen hervorragenden Grip und Sicherheit. Mindestens genauso aerodynamisch sind die Roval Rapide CLX II-Laufräder mit S-Works Turbo Cotton-Bereifung in 26 mm Breite. Sie sind leicht und perfekt auf den Allround-Ansatz des Bikes abgestimmt. Unterschiedliche Felgenprofile an Vorder- und Hinterrad optimieren die Performance bei Seitenwind und sorgen für eine ideale Aerodynamik-Abstimmung.

The most polished Allrounder

In diversen Vergleichstests konnten diese Laufräder bereits durchweg überzeugen, sind aber auch etwas weicher als die direkte Konkurrenz. Abgerundet wird das Specialized-Setup durch einen 3D-gedruckten Sattel, den S-Works Power mit Mirror-Technologie.
Die einzige Komponente, die nicht von Specialized stammt, ist die SRAM RED AXS-Schaltgruppe mit einer 48/35-Kurbel und 10–33-Kassette. Und wie gewohnt, vollendet die hochwertige Schaltung den S-Works-Vibe nicht nur optisch, auch die Schaltperformance kann auf ganzer Linie überzeugen.

SPECIALIZED TARMAC SL8

14.500 €

Ausstattung

Sattelstütze S-Works Tarmac SL8 Carbon seat post D-Shaped 15 mm
Bremsen SRAM RED AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM Red AXS 2x12
Vorbau Roval Rapide Cockpit 100 mm
Lenker Roval Rapide Cockpit 420 mm
Laufräder Roval Rapide CLX II 51/60
Reifen S-Works Turbo Cotton 700 x 26c
Kurbeln SRAM RED AXS DUB 172,5 mm
Kassette SRAM RED XG-1290 10-33

Technische Daten

Größe 44 49 52 54 56 58 61
Gewicht 6,89 kg

Besonderheiten

Aero Konzept
Sehr geringes Gewicht
Komplette Roval Ausstattung

Wie auf Wolken in die Wolken – Der Specialized S-Works Tarmac SL8-Test

Auf unserer Teststrecke im Herzen der Dolomiten, wo Südtirol auf Venetien trifft, haben wir das S-Works Tarmac durch enge Täler, verwundene Abfahrten und steile Anstiege gejagt – perfekt für einen leichten Allrounder wie das Tarmac?

Im Antritt ist das Bike leicht und steif, besonders der Hinterbau überträgt die Power direkt. Allerdings kann es hier nicht ganz mit den antrittsstärkeren Modellen von BMC und Canyon mithalten. Doch dank seines geringen Gewichts überzeugt das Tarmac vor allem am Berg: Mit etwas Kraft fliegt es mühelos aus jeder Kurve.
Die über Jahre hinweg entwickelte Tarmac-Geometrie trägt wesentlich zum Allround-Charakter des Bikes bei. Sie repräsentiert ein modernes Racebike, das sowohl auf Tour-Etappen als auch im Zielsprint auf dem Champs-Élysées glänzt. Auch Hobby-Racer kommen voll auf ihre Kosten: Ohne Spacerturm verwandelt sich das Tarmac in einen echten Crit-Racer. Die Aerodynamik des Bikes reiht sich ebenfalls im oberen Mittelfeld ein – nicht ganz auf dem Level von BMC oder Canyon, aber in einer Liga mit dem Trek Madone und dem Bike von Wilier.

Für Kletterfreunde und Langstreckenfahrer ist das ausgewogene Handling ideal. Das Tarmac bietet viel Kontrolle und ein hohes Maß an Sicherheit – perfekt sowohl für Anfänger als auch für rennorientierte Veteranen. Das Kurvenverhalten passt ebenfalls zum Allround-Charakter: ausgeglichen und präzise, ohne den extrem scharfen Lenk-Charakter eines BMC Teammachine zu imitieren.

Ebenso alltagstauglich ist der Fokus auf Ergonomie und Komfort, denn ein Racebike muss nicht nur in Rennen, sondern auch im Training überzeugen. Das S-Works Tarmac ist eines der komfortabelsten Bikes im Test – nur das Trek Madone mit seinem ausgeklügelten IsoFlow-System am Heck bietet minimal mehr Komfort. In puncto Ergonomie ist das Tarmac ebenfalls spitze: Der komfortable Lenker, der einzigartige 3D-gedruckte Sattel und das griffige Lenkerband sorgen für eine optimale Rennposition und verstärken den Racing-Fokus.

So ist das Tarmac unglaublich vielseitig und glänzt in nahezu jeder Situation und ist sicherlich nicht der limitierende Faktor im Rennen. Obwohl es nicht ganz den kompromisslosen Renn-Charakter und die unbändige Geschwindigkeit der Bikes von BMC und Canyon erreicht.

Tuning-Tipp: Ein Satz steifere Laufräder für ein schärferes Handling und mehr Fahrspaß

Für welches Rennen ist das Specialized S-Works Tarmac gemacht?

Das Specialized Tarmac gilt für viele nach wie vor als Benchmark unter den Racebikes – und das völlig zu Recht. Dank seines starken Allround-Ansatzes fühlt sich das Bike in nahezu jeder Rennsituation zuhause, sei es beim Anstieg, im Sprint-Finish oder auf klassischen Ausreißeretappen. Das Tarmac erledigt seinen Job immer zu 100 % verlässlich.
Doch auch abseits des Renngeschehens überzeugt das Rad auf ganzer Linie. Dank der Kombination aus Leichtbau und Aerodynamik sowie seiner hohen Compliance ist es der ideale Begleiter fürs Training oder den Group Ride. Selbst bei entspannten Feierabendrunden oder einem Coffee Ride macht das Tarmac eine gute Figur und mit S-Works-Schriftzug und markanter Lackierung zieht es sogar im Stillstand alle Blicke auf sich.

Helm Specialized Propero IV | Brille 100% Hypercraft | Weste Rapha Pro Team Lightweight Gilet | Shirt Rapha Pro Team Training Jersey | Hose Rapha Pro Team Bib Shorts | Schuhe Giro Imperial | Socken Rapha Cotton Crew

Fazit zum Tarmac

Der S-Works Tarmac SL8-Test zeigt einen ein Highend-Racer ohne Ecken und Kanten. Specialized hat hier ganze Arbeit geleistet und wirklich jedes Detail durchdacht. Mit einem Gewicht von unter 6,9 kg, aerodynamischem Fokus und vielseitigem Race-Charakter fühlt sich das Bike in nahezu jeder Situation wohl. So erhalten Profis und Hobby-Racer ein Rad, das jede Herausforderung souverän meistert. Und man kann es kaum glauben, ausnahmsweise ist ein Specialized nicht das teuerste Bike im Test! Von uns gibt es dafür eine klare Kaufempfehlung!

Tops

  • perfekter Allrounder, Leichtbau, Aero und Fahrverhalten on point
  • extrem hochwertiges Finish

Flops

  • das Bike ist so perfekt entwickelt, da fehlt fast etwas Charakter

Mehr Informationen unter specialized.com.

Das Testfeld

Dieses Bike wurde im Rahmen des Race-Bikes-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Race-Bikes erhaltet ihr hier:

Alle Bikes im Test: BMC Teammachine R 01 | Canyon Aeroad CFR | Cervelo Soloist | Falkenjagd Aristos RSR | Lapierre Xelius DRS 9.0 | Specialized Tarmac SL8 | Trek Madone SLR 9 | Wilier Filante SLR


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Text: Calvin Zajac Fotos: Jan Richter