
Welche Lieder wurden über das neue Tarmac seit dem Launch nicht schon gesungen: Hymnen, Lobpreisungen allesamt. Und zumindest was die Ausstattung angeht, können wir da keinen schiefen Ton dazwischen pfeifen. Das S-Works Tarmac SL8 besticht durch hochwertige Ausstattung und ausgeklügelte Geometrie, so einfach ist das. Mit einem Gesamtgewicht von unter 7 kg in Größe 56 setzt es neue Maßstäbe in der Kategorie der Aero-Rennräder. Besonders hervorzuheben sind die Roval Rapide CLX II Laufräder, die S-Works Turbo Reifen und die SRAM Red eTap AXS Schaltgruppe. Weitere Details findet ihr in unserem umfassenden Einzeltest des Specialized Tarmac SL8 2024.

Die Allzweck-Waffe – das Specialized Tarmac SL8 im Detail
Stimmig, klassisch und zugleich auf der Höhe der Zeit – auch als Designobjekt ist das SL8 reif für das Podium. Schon auf den ersten Blick begeistert der hochwertige Pearl-Lack in Kombination mit dem matten Finish. Die Farbe bedient vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aber der gesamten Ästhetik dieses Bikes kann sich niemand entziehen.


Und auch darüber brauchen wir nicht lange reden: Für unseren speziellen Einsatzzweck ist die Ausstattung des Tarmac SL8 top geeignet. Der kleinste Gang (35-33) ist ausreichend, um Hochprozentiges zu bewältigen. Die SRAM RED-Gruppe schaltet präzise und zuverlässig, selbst unter größerer Kettenlast bei niedriger Trittfrequenz. Die ergonomisch gestalteten Griffe sind selbst für kleinere Hände gut geeignet. Ein Tipp: Das Anbringen von Grip Tape an den Shiftern kann helfen, ein Abrutschen bei schweißnassen Händen zu verhindern.



Die Geometrie des Tarmac ist über Jahre weiterentwickelt und verfeinert worden, und das merkt man. Alles gehorcht dem Imperativ: Leistung, ja! Aber bitte mit Sahne. Die leicht gestreckte Sitzposition fördert eine effiziente Kraftübertragung, während die etwas erhöhte Frontpartie für zusätzliche Stabilität und Komfort bei längeren Fahrten sorgt. Der Stack-to-Reach-Wert von 1,43 ist so gewählt, dass er sowohl aggressiven Racern als auch sportlichen Freizeitfahrern gerecht wird und entspricht dem des Giant TCR Advanced SL und Canyon Ultimate CFR Di2 Aero. Die kurzen Kettenstreben sorgen für ein agiles und reaktionsfreudiges Handling, was besonders in engen Kurven und bei schnellen Richtungswechseln spürbar ist. Gleichzeitig bietet die moderate Steuerrohrlänge eine angenehme Fahrposition, die den Rücken schont und Druckstellen an den Händen minimiert.

Größe | 44 | 49 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sitzrohr | 435 mm | 447 mm | 458 mm | 475 mm | 496 mm | 517 mm | 547 mm |
Oberrohr | 496 mm | 509 mm | 531 mm | 541 mm | 563 mm | 577 mm | 595 mm |
Steuerrohr | 93 mm | 102 mm | 113 mm | 131 mm | 151 mm | 178 mm | 198 mm |
Lenkwinkel | 70.50° | 71.75° | 72.50° | 73.00° | 73.50° | 73.50° | 74.00° |
Sitzwinkel | 75.50° | 75.50° | 74.00° | 74.00° | 73.50° | 73.50° | 73.00° |
Kettenstrebe | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm |
BB Drop | 74 mm | 74 mm | 74 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm | 72 mm |
Radstand | 970 mm | 973 mm | 975 mm | 978 mm | 991 mm | 1,006 mm | 1,013 mm |
Reach | 369 mm | 378 mm | 383 mm | 387 mm | 398 mm | 405 mm | 411 mm |
Stack | 491 mm | 504 mm | 517 mm | 534 mm | 555 mm | 581 mm | 602 mm |
Das Specialized Tarmac SL8 im Test am Mont Ventoux
Am Mont Ventoux ging es aber natürlich erstmal bergauf: Druck aufs Pedal, Zug auf die Kette, und siehe da, der Rahmen ist maximal steif und das Tretlager flext kein bisschen. Französische Straßenbedingungen verstecken sich dabei nicht, sondern sagen mit spürbarem Stoßfeedback: Bonjour! Sei’s drum, Stehen, Sitzen, egal, diese Maschine geht effizient nach vorne, und die Kombination aus Laufrädern, Rahmen, Sattelstütze und Cockpit sorgt für ausreichend Komfort. Und während man sich so langsam eingegroovt hat und durch den Wald Richtung Chalet Reynard rhythmisiert, nimmt sich das SL8 beinahe zurück, arbeitet zuverlässig, ist aber sofort da, wenn man Bock hat, eine Serpentine innen volley zu nehmen.

Zugegeben, wir heizen den Mont Ventoux jetzt nicht gerade mit 20 km/h Average hoch, entsprechend ist Linientreue und Lenkverhalten bei langsamen Geschwindigkeiten ebenfalls ein entscheidendes Kriterium. Aber auch auf den steilen Rampen, wenn die Trittfrequenz runtergeht und der Oberkörper anfängt mitzuarbeiten, bleibt das Tarmac stabil, folgt der vorgegebenen Linie wie ein verlässlicher Blindenhund und lässt sich intuitiv steuern.


Dazu ein mit 73,5° steiler Lenkwinkel, kombiniert mit 44 mm Gabel-Offset: perfekte Voraussetzungen, um aus dem Sattel zu gehen und gemeinsam die Yates-Zwillinge zu imitieren. Auch das Cockpit tut dabei, was es soll. Keine Punktabzüge bei Ergonomie und Steifigkeit. Ganz im Gegenteil, laut Specialized soll die neu gestaltete Lenker-Vorbaueinheit für die größten Aeroperformance-Zugewinne des SL8 verantwortlich sein.
Im Antritt zeigt sich das 6,96 kg leichte Tarmac SL8 absolut leichtfüßig und lässt sich spritzig aus der Kurve beschleunigen. An steilen Rampen liegt es nur marginal hinter den etwas leichteren Giant TCR Advanced SL und Canyon Ultimate CFR Di2 Aero. Das macht es allerdings auf den weniger steilen Rampen mit seiner hervorragenden Effizienz wett. Für ein Bike mit einer so beeindruckenden Aero-Performance kann das Specialized S-Works Tarmac SL8 verdammt gut klettern.

Wer hoch fährt, muss wieder runter. Wind im Gesicht, während das Adrenalin kickt – gut, dass sich das Tarmac SL8 präzise und intuitiv lenken lässt. Das Bike bleibt linientreu und bietet viel Kontrolle, auch in engen Kurven. Die Front ist im Vergleich zum ROSE XLITE UNLTD etwas weicher, was bei starkem Abbremsen spürbar wird und das Handling weniger direkt werden lässt. Zugleich verzeiht das Bike so auch ein bisschen mehr und ist für weniger erprobte Abfahrer leichter zu fahren. Die 28 mm breiten Reifen bieten dabei guten Grip in den Kurven und Komfort. Im Vergleich ist das Tarmac in der Abfahrt das laufruhigste Bike im Test – und nicht nur dabei Spitze. Auch die Aero-Performance ist den anderen Bikes überlegen. Deutlich wahrnehmbar ist, dass das SL8 das schnellste Bike im Testfeld ist. Einziger Wermutstropfen ist eine leichte Anfälligkeit bei Seitenwind, was jedoch vor allem auf die Laufräder zurückzuführen ist. Mit 50 mm Tiefe an der Front und 60 mm am Heck sind die Roval Rapide CLX II die zweittiefsten im Vergleich.

Fazit zum Specialized Tarmac SL8
Das Specialized Tarmac SL8 ist das schnellste und teuerste Bike im Vergleich. Es bietet ein beeindruckendes Maß an Aero-Performance und Compliance für sein Gewicht. Das Roval Rapide Cockpit überzeugt auf ganzer Linie und macht das Tarmac SL8 zu einem herausragenden Allrounder. Es ist besonders auf hügeligen Epic Rides stark, zeigt aber auch am Berg seine Qualitäten. Das intuitive Handling und der hohe Komfort machen es zudem auch für Einsteiger geeignet, die lieber direkt ganz oben ins Regal greifen.

Tops
- ergonomisches Cockpit
- Intuitives Handling
- Hervorragender Allrounder

Flops
- keine

Das Testfeld
Dieses Bike war Teil unseres High End-Rennrad Vergleichstests am Mont Ventoux. Reicht ein modernes Allround-Race-Bike aus, um den Giganten der Provence zu bezwingen – oder haben reine Kletterräder die Nase vorn? Den kompletten Test findet ihr hier.
Alle Bikes im Test: S Works Tarmac SL8 | Canyon Ultimate CFR Di2 Aero | Giant TCR Advanced SL | Rose XLITE UNLTD

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Text: Dorian Steinhoff Fotos: Jan Richter