Das Specialized S-Works Tarmac SL7 hat dem hauseigenen Aero-Bike Venge den Todesstoß versetzt und eigenhändig die Kategorie der Speed-Allrounder geschaffen, die keinen Unterschied mehr zwischen Aerodynamik und Leichtbau machen. Fährt es als Begründer dieser Kategorie auch den vier schnellsten Race-Bikes der Saison 2021 davon?

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Race-Bike 2021 – 5 Highend-Modelle im Test

Specialized S-Works Tarmac SL7 | 6,93 kg in Größe 56 | 12.799 € | Hersteller-Website

Mit dem S-Works Tarmac SL7 schickt Specialized ein Bike ins Rennen, das als der Prototyp des modernen Speed-Allrounders gelten kann. Kein anderer Hersteller im Test verfolgt den Plan von einem echten Speed-Allrounder so konsequent und hat nur ein Modell für alle schnellen Anwendungsfälle auf Asphalt im Portfolio: Während die vier anderen Hersteller noch ein reines Aero-Bike anbieten, ist das Specialized Venge, das früher diesen Job bei Specialized übernommen hat, der neuesten Generation des Tarmac zum Opfer gefallen. Unser Test-Bike kommt mit der kabellosen SRAM RED eTap AXS-Schaltgruppe mit 48/35 T-Kettenblättern und 10–33 T-Kassette. So ist genügend Bandbreite vorhanden, um bei schnellen Abfahrten lange treten zu können und auch an anspruchsvollen Anstiegen genügend Reserven zu haben. Allerdings geht die große Bandbreite auf Kosten von minimalen Gangsprüngen, vor allem im Bereich der leichten Gänge. Die Schaltvorgänge sind hingegen gewohnt präzise und flott. Mit 160-mm-Bremsscheiben an Front und Heck sorgt die Bremsanlage der SRAM-Gruppe für Verzögerung auf Top-Niveau, die außerdem gut zu dosieren ist. Nur die klappernden Bremshebel trüben das Bild etwas. Als einziges Bike im Test setzt das Tarmac mit dem S-Works Tarmac Integrated-Vorbau in 100 mm Länge und dem S-Works Aerofly II-Lenker in 420 mm Breite auf ein zweiteiliges Cockpit. Das bietet zwar Vorteile beim Verlegen der Bremsleitungen und bei der Anpassung, da Lenker und Vorbau einzeln getauscht werden können, es sieht aber nicht ganz so sauber aus wie bei den vier Konkurrenten.

Das Beeindruckendste am Tarmac SL7 ist nicht seine schiere Geschwindigkeit, sondern die Art und Weise, mit der es die Geschwindigkeit produziert: unaufgeregt – fast gelangweilt.

Volle Kraft voraus!
Beim Specialized S-Works Tarmac SL7 ist ein beidseitig messender Powermeter serienmäßig verbaut. So habt ihr eure Leistung immer im Blick und seht, wie hart ihr drücken könnt.
Vorne breit, hinten hoch
Der Roval Rapide CLX-Laufradsatz des Tarmac SL7 setzt auf asymmetrische Felgen. Die vordere ist 51 mm hoch und hat eine Außenbreite von stolzen 35 mm. Die hintere ist 60 mm hoch und 30 mm breit. Diese Kombination ist zwar sehr schnell aber im Vergleich zur Konkurrenz auch deutlich windanfälliger.
Schwarz oder grün?
Carbon/Color Run Silver Green – so nennt Specialized die Lackierung unseres Test-Bikes. Und die ist ein echter Hingucker! Je nach Betrachtungswinkel und Sonnenstand versinkt das Bike mal fast in Schwarz oder strahlt in leuchtendem Grün.

Specialized S-Works Tarmac SL7 2021

12.799 €

Ausstattung

Sattelstütze S-Works Tarmac Carbon Seatpost 20 mm
Bremsen SRAM RED eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM RED eTap AXS GS-RED-E-B1 2 x 12
Kettenblatt 48/35
Vorbau S-Works Tarmac Integrated Stem 100 mm
Lenker S-Works Aerofly II 420 mm
Laufräder Roval Rapide
Reifen S-Works Turbo Cotton 28 mm

Technische Daten

Größe 44 49 52 54 56 58 61
Gewicht 6,93 kg

Besonderheiten

asymmetrischer Roval Rapide CLX-Laufradsatz
zweiteiliges Aerofly-Cockpit
Effektlackierung
beidseitig messender Powermeter


Zweigeteilt
Das Tarmac SL7 ist das einzige Bike im Test, das auf ein zweiteiliges Cockpit aus Vorbau und Lenker setzt. Dadurch sieht es an der Front etwas unaufgeräumter aus, bietet aber etwas mehr Möglichkeiten bei der Anpassung. Specialized: Wir wünschen uns trotzdem ein Roval Rapide-Cockpit, okay?
Wo kommt denn der Flachmann her?
Okay, den haben wir vom Specialized S-Works Aethos aus unserem letzten Vergleichstest abgeschraubt – nur weil es hier um die schnellsten Race-Bikes des Planeten geht, muss es ja nicht gleich so verbissen sein.
Der Name ist Programm
Die S-Works Turbo Cotton-Reifen in 700 x 26C tragen zur sehr guten Gesamtperformance des Tarmac SL7 bei. Sie haben einen geringen Rollwiderstand und erzeugen immens viel Grip. Lediglich bei der Pannensicherheit gibt es Abstriche.

Auch bei den Laufrädern geht Specialized einen eigenen Weg. Die Roval Rapide CLX sind asymmetrisch – vorne flacher und breiter, hinten schmaler und höher. Damit soll eine höhere Stabilität gegen Seitenwind erreicht und gleichzeitig die Aerodynamik erhöht werden. Schnell sind sie jedenfalls, allerdings trotzdem die anfälligsten Laufräder gegen Seitenwind im Test. Zusätzlich tragen sie zusammen mit dem Rahmenset und dem Freilauf zu einer beinahe einschüchternden Geräuschkulisse des Bikes bei. Geil, wenn man darauf steht – und die Klingel könnt ihr euch getrost sparen. Das Bike rollt auf S-Works Turbo Cotton-Reifen in 700 x 26C, die auf dem Tarmac 28 mm breit bauen. Unser Test-Bike in Größe 56 wiegt 6,93 kg und kostet 12.799 €.

Größe 44 49 52 54 56 58 61
Sattelrohr 435 mm 447 mm 458 mm 475 mm 496 mm 517 mm 547 mm
Oberrohr 496 mm 509 mm 531 mm 541 mm 563 mm 577 mm 595 mm
Steuerrohr 93 mm 102 mm 113 mm 131 mm 151 mm 178 mm 198 mm
Lenkwinkel 70,5° 71,8° 72,5° 73,0° 73,5° 73,5° 74,0°
Sitzwinkel 75,5° 75,5° 74,0° 74,0° 73,5° 73,5° 73,0°
Kettenstrebe 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm
BB Drop 74 mm 74 mm 74 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm
Radstand 970 mm 973 mm 975 mm 978 mm 991 mm 1.006 mm 1.013 mm
Reach 369 mm 378 mm 383 mm 387 mm 398 mm 405 mm 411 mm
Stack 491 mm 504 mm 517 mm 534 mm 555 mm 581 mm 602 mm
Helm POC Ventral Air SPIN | Brille Oakley Custom Sutro | Shirt Rapha Pro Team Flyweight Jersey
Hose Rapha Pro Team Bib Shorts | Schuhe Shimano S-PHYRE SH-RC902
Socken Rapha Lightweight Socks Regular | Uhr Casio A168W

Das Specialized S-Works Tarmac SL7 hat nur einen Auftrag: Es soll schnell sein. Verdammt schnell. Und diesen Auftrag erfüllt es famos! In unserem Testaufbau fährt es den anderen Test-Bikes in der Ebene und auf welligem Terrain gnadenlos davon, profitiert dabei von der besten Aerodynamik im Test und legt damit den Grundstein für den Testsieg. Doch auch in der Abfahrt meistert es sowohl schnelle als auch technische Abschnitte kontrollierbar und bleibt den schnellsten Bikes im Downhill, dem Wilier Filante SLR und dem SCOTT Addict RC Pro, eng auf den Fersen. Das Gleiche gilt für die Uphill-Performance: Das Tarmac verliert zwischen unseren beiden Messstationen kaum Zeit auf das schnellste Uphill-Bike, das SCOTT Addict RC Pro.

In der Addition liegt das Tarmac auf unserer Teststrecke damit über vier Minuten vor dem nächsten Verfolger. Die errechnete Teststrecke mit einer Länge von 150 km und knappen 2.000 positiven Höhenmetern hat es mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,4 km/h zurückgelegt und dafür 5:40:26 h benötigt.

Seine atemberaubende Geschwindigkeit verbindet das S-Works mit einem Handling, das die absolute Präzision und Direktheit so kontrollierbar macht wie bei keinem zweiten Bike im Test. Dadurch wird das Rennrad in erfahrenen Händen zur Waffe, während es unerfahrene Performance-Fans trotzdem nicht sofort überfordert. Um diese Performance in das Bike zu bekommen, musste der Komfort hintenanstehen: Das S-Works Tarmac SL7 dämpft Vibrationen nur durchschnittlich und ist insgesamt ein sehr straffes Bike. Das steht im Widerspruch zu Specializeds Claim „Smoother is faster“. Unter Sicherheitsaspekten fällt auf, dass das Specialized anfälliger auf Seitenwind reagiert als die Konkurrenten, was an den höchsten Laufrädern im Test liegen dürfte. Bei böigen Windverhältnissen führt das zu teils heftigen Versetzern. Die sehr kräftigen und gut modulierbaren Bremsen sowie das überragende Handling sorgen aber insgesamt für ein hohes Sicherheitsempfinden auf dem Specialized S-Works Tarmac SL7.

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Fahreigenschaften

4

Agilität

  1. träge
  2. verspielt

Laufruhe

  1. nervös
  2. laufruhig

Handling

  1. fordernd
  2. ausgewogen

Fahrspass

  1. langweilig
  2. lebendig

Komfort

  1. straff
  2. komfortabel

Preis-Leistung

  1. schlecht
  2. sehr gut

Technische Daten

Specialized
S-Works Tarmac SL7

Größe: 44 49 52 54 56 58 61
Gewicht: 6,93 kg
Preis: 12.799 €

Einsatzgebiet

Flaches/welliges Terrain 1
Bergauf 2
Bergab 3

Fazit

Klarer Testsieg! Das Specialized S-Works Tarmac SL7 ist das schnellste Race-Bike der Saison 2021 und glänzt mit höchster Effizienz sowie herausragendem Handling. Es fährt in der Ebene in einer eigenen Liga, kann auch im Up- und Downhill locker mithalten und ist gutmütig genug, um auch weniger erfahrene Fahrer und Fahrerinnen nicht abzuwerfen. Starke Seitenwinde machen ihm hingegen zu schaffen und wer auch bei echten Race-Bikes etwas mehr Komfort schätzt, wird mit dem Tarmac nicht glücklich.

Tops

  • höchste Effizienz in der Ebene und auch sonst überall schnell
  • bestes Handling im Test
  • nicht nur für Profis gemacht, sondern auch gutmütig genug für weniger erfahrene Fahrerinnen und Fahrer
  • sehr stimmiges Gesamtpaket

Flops

  • höchste Anfälligkeit für Seitenwind im Test
  • weniger komfortabel als die Konkurrenten – und als das Tarmac SL6
  • klappernde SRAM-Schalthebel

Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Race-Bike 2021 – 5 Highend-Modelle im Test

Alle Bikes im Test: BMC Teammachine SLR01 ONE (Zum Test) | SCOTT Addict RC Pro (Zum Test) | Specialized S-Works Tarmac SL7 | Trek Émonda SLR 9 eTap (Zum Test) | Wilier Filante SLR Astana-Premier Tech Team Edition (Zum Test)


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Text: Fotos: Valentin Rühl