Test

Erster Test: Specialized S-Works Prevail II mit ANGi – cooler Heads Prevail

Laut Specialized ist die Neuauflage des Prevail mit einem Gewicht von 265 Gramm der bislang leichteste und am besten belüftete Helm, den die Amerikaner je entwickelt haben. So viel zum Marketing. Was man tatsächlich für 279 € bekommt und was sich hinter dem Kürzel ANGi verbirgt, ist aber viel mehr als Lorem Ipsum. Wir füllen euch hier mit allen Informationen.

Specialized S-Works Prevail II | 265 g (Gr. L) | 279 €

Der Specialized S-Works Prevail II im Detail

Performance ist für Specialized kein Fremdwort: Die Amerikaner verstehen sich auf Komfort, gepaart mit leichtem Gewicht, sowie auf Aerodynamik gleichermaßen. Mit diesen und vielen weiteren Attributen im Gepäck hat Specialized ihren Helm Prevail auf eine Entwicklungsreise geschickt. Der Helm soll aber mehr können als lediglich leicht und gut belüftet sein, denn das kann die Konkurrenz ebenfalls sehr gut. Was den Prevail II so besonders macht, wird erst beim genaueren Hinsehen offensichtlich: Neben der neuen MIPS SL-Konstruktion soll auch der ANGi – kurz für Angular and G-Force Indicator“-Sensor – für maximale Sicherheit sorgen.

Die Formsprache des neuen S-Works ist klar, die optischen Updates liegen im Detail: Die Front ist weniger kantig und hat kaum noch Ähnlichkeit mit einer Walhai-Optik des Prevail I. Dem hinteren Teil des Helms kam der Feinschliff ebenfalls zugute: die Heckspoiler-artige Abrisskante ist sehr viel dezenter und besser integriert und mündet dort im großflächig freiliegenden EPS-Schaumstoff – optisch gesehen einer der größten Änderungen am Previal II. Dieser unterstreicht am gesamten Helm die großzügigen Belüftungsschlitze und lässt diese optisch größer wirken als sie sind. Dem Käufer stehen sechs Farboptionen zur Auswahl. Somit sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Unter der Haube dominiert neben dem Grau-Schwarz des EPS-Schaumstoffs das Neon-Grün des MIPS-SL-Polsters. Als neuer Ableger des „klassischen“ MIPS-Systems soll dieses Polster einen vergleichbaren Schutz wie die MIPS-C-/B- oder E-Serie bieten, ohne dabei zu sehr ins Gewicht zu fallen. Diese Kombination aus Gewicht und Komfort passt auch zum angestrebten Konzept des neuen Prevail II. Die größte Neuerung für dieses Modell und für die meisten weiteren Specialized Helme ab Modelljahr 2019 ist der integrierte ANGi-Sensor.

ANGi

Der „Angular and G-Force Indicator“-Sensor ist mit einem Beschleunigungsmesser und einem Gyroskop ausgestattet. Damit werden Rotationskräfte, die auf den Helm während eines Aufpralls übertragen werden, gemessen. Falls Kräfte, die typischerweise bei einem Sturz auftreten, gemessen werden und der Sensor mit der Specialized-App gekoppelt ist, werden die Daten an einen hinterlegten Kontakt übermittelt. Somit erhält der Empfänger den Standort und die GPS-Koordinaten des Verunglückten. Damit es aber zu keinem falschen Alarm kommt, startet die App nach dem ersten Alarmsignal einen Countdown. Wenn man diesen verletzungsbedingt nicht deaktiviert, wird die Benachrichtigung automatisch verschickt. Die Specialized-App ist im ersten Jahr kostenlos.

Die GPS-Tracking-Funktionen sind nicht nur im Falle eines Sturzes nützlich: Der Sensor kann über die App mit dem persönlichen Strava-Account verbunden werden. Dementsprechend eignet sich der Sensor auch zum Aufzeichnen der Lieblingstouren. Aber Moment – kennen wir das nicht von irgendwoher? Gab es da nicht 2013 einen ICEdot-Sensor, den man sich an seinen POC Octal montieren konnte? Stimmt. Specialized hatte die ebenfalls amerikanische Firma ICEdot 2017 aufgekauft und hat nun diese potenziell lebensrettenden kleinen Sensoren in den meisten ihrer Helme ab dem Modelljahr 2019 verbaut.

Der Specialized S-Works Prevail II im Praxistest

Bevor der Helm auf den Kopf kommt, gilt es als Erstes, das Batteriefach des ANGi-Sensors zu öffnen, um die Transportsicherung der Batterie zu entfernen. Eine grün blinkende LED verrät dem Fahrer: „Ich bin wach, es kann losgehen“.

Dank des Fit-Systems lässt der sich der Helm gut anpassen. Mit dem 4 cm weiten Verstellradius kann der Helm in Größe Medium von jedem Besitzer eines Kopfes mit 55 bis 59 cm Umfang getragen werden. Bevor es auf die Straße geht, fällt aber auf: Leider gibt es keine Garage für die Sonnenbrille, somit sitzt diese gefährlich locker oder zu gestreckt auf dem Helm. Als nächstes noch schnell die Specialized Premium-App geöffnet, um den Sensor auszuprobieren. Das Onboarding der App verläuft recht einfach und Sensor und Smartphone lassen sich sofort verbinden. Einzig das Freischalten des Sensors mit der Eingabe der Kreditkartendaten dämpft das Erlebnis, selbst nachdem man das erste kostenlose Jahr freigeschaltet hat. In der App selbst lässt sich der Notfallkontakt einfach einstellen oder auch die Dauer, wie lange der Timer läuft, bevor im Notfall der Kontakt alarmiert wird. Darüber hinaus gibt es noch nette weitere Features wie das Erstellen von Ausfahrten sowie das Aufzeichnen selbiger. Aber genug am Smartphone herumgespielt: Los geht’s.

Der S-Works Prevail II verhält sich so, wie man es von einem guten Helm erwartet: unauffällig. Mit seinem (noch) geringen Gewicht von 265 g und der bequemen Polsterung vergisst man schnell den 1,05 g pro Euro schweren Helm. Dass der Prevail II gut belüftet ist, macht sich bei einer 0 °C frischen Testfahrt schnell bemerkbar: Der beißende Gegenwind scheint durch den Helm und Kopf zu schneiden. Während bei der Fahrt im Winter also dringend zur Casquette zu raten ist, wird die gute Belüftung des Helmes bei wärmeren Temperaturen von Nutzen sein.

Hah, erwischt! Die Helmstraps über der Brille…

Preis und Verfügbarkeit

Der S-Works Prevail II ist ab sofort in sechs Farben und drei Größen (Small, Medium & Large) online als auch im Fachhandel für 279 € verfügbar. 265 g in matt white, Größe M.

Fazit

Der S-Works Prevail II Helm zeichnet sich durch hohen Tragekomfort und intelligente Sicherheutsfeatures aus und zeigt dabei, dass sich gutes Produktdesign auch in durchdachten Funktionen zeigt – und nicht immer durch eine auffällige Form- oder Farbgestaltung.

Stärken
  • Das leichte Gewicht steigert den Tragekomfort enorm
  • Das ANGi-System bietet einen echten Sicherheitsvorteil gegenüber herkömmlichen Helmen
Schwächen
  • Das Design wirkt etwas understated im Vergleich zu anderen Ablegern der S-Works-Produktfamilie

Preis: 279€
Gewicht: 265g in Größe L
Info: specialized.com



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Text: Fotos: Valentin Rühl