Eigentlich wurde es ja als Gravel-Bike konstruiert – aber das Specialized Diverge Comp Carbon macht seit seiner Vorstellung auch anderweitig von sich reden. Zum Beispiel hat es mit Bikepacking-Szenegröße Lael Wilcox schon anspruchsvollste Ultra-Endurance-Rennen gemeistert. Hat es auch das Zeug zum Testsieg in unserem Vergleichstest?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test
Nach der Vorstellung der brandneuen Specialized Diverge-Plattform im Frühjahr 2020 waren wir vom neuen Stealthbomber der US-Amerikaner so überrascht, dass wir ihn auch zum Bikepacking-Bike-Vergleichstest eingeladen haben. Als modernes Gravel-Bike passt das Diverge zwar auf den ersten Blick nicht perfekt ins Testfeld, aber es bietet gehöriges Allround-Potenzial dank der zahlreichen Anschraubpunkte, der ins Unterrohr integrierten SWAT-Box, dem geschraubten BSA-Tretlager und der Möglichkeit, ein Schutzblech zu montieren.Außerdem hat es mit der unangefochtenen Bikepacking-Königin Lael Wilcox einige der anspruchsvollsten Langstreckenrennen unserer Zeit bestritten. Die mechanische 2×11 Shimano GRX RX810-Schaltgruppe passt mit ihrer feinen Abstufung und der großen Bandbreite sehr gut zum Performance-orientierten Charakter des Diverge Comp Carbon.
Im Gabelschaft befindet sich das Future Shock 2.0-System mit einstellbarer Dämpfung. Zusammen mit dem Specialized Adventure Gear Hover-Lenker sorgt es für eine sehr angenehme Ergonomie und viel Komfort in der Front. Die Formgebung des Lenkers mag unkonventionell wirken, entfaltet aber bei der Verwendung einer Lenkertasche ihr volles Potenzial: Trotz der Trageriemen bleibt hier nämlich noch genügend Platz zum Greifen. Im SWAT-Staufach findet alles, was man nicht so häufig benötigt, einen sicheren und für die ausbalancierte Gewichtsverteilung vorteilhaften Platz. Für uns eine perfekte Gelegenheit, um CO2-Kartuschen, Werkzeug und Ersatzschläuche zu verstauen. Der Rest der Ausstattung ist stimmig gewählt und bringt das 3.999 € teure Bike letztlich auf ein Gesamtgewicht von 9,36 kg in Größe 56.
Specialized Diverge Comp Carbon
3.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Roval Terra Carbon
Bremsen Shimano GRX RX810 160/160 mm
Schaltung Shimano GRX RX810 48/31 (11–34)
Vorbau Future Stem, Comp 90 mm
Lenker Specialized Adventure Gear Hover 420 mm
Laufräder DT Swiss G540
Reifen Specialized Pathfinder Pro 38C
Technische Daten
Größe 48 52 54 56 58 61
Gewicht 9,36 kg
Laufradgröße 700C
Besonderheiten
Future Shock 2.0-Federung mit Dämpfer im Gabelschaft
SWAT-Box im Unterrohr
Anschraubpunkte an Gabel, 2 pro Gabelseite
Anschraubpunkte für Schutzblech, Gepäckträger und Tasche auf Oberrohr
Größe | 48 | 52 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 390 mm | 430 mm | 470 mm | 500 mm | 530 mm | 560 mm |
Oberrohr | 529 mm | 542 mm | 558 mm | 573 mm | 589 mm | 605 mm |
Steuerrohr | 99 mm | 104 mm | 116 mm | 133 mm | 159 mm | 185 mm |
Lenkwinkel | 70,0° | 70,5° | 71,3° | 71,8° | 71,8° | 71,8° |
Sitzwinkel | 74,0° | 73,8° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Tretlagerabsenkung | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm | 80 mm |
Kettenstrebe | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Radstand | 1.019 mm | 1.026 mm | 1.032 mm | 1.042 mm | 1.059 mm | 1.076 mm |
Reach | 365 mm | 374 mm | 383 mm | 392 mm | 401 mm | 410 mm |
Stack | 571 mm | 577 mm | 592 mm | 610 mm | 634 mm | 659 mm |
Ein Paar Socken, nen frischen Schlübber, ein paar Snacks und jede Menge Bumms in den Beinen – das Rezept für das perfekte Ultralight-Abenteuer auf dem Diverge Comp Carbon.
Zwar lässt sich das Specialized im Antritt noch etwas bitten und schafft es in Sachen Beschleunigung nur ins Mittelfeld, macht dann aber mit einer erstklassigen Effizienz Boden gut. Steifere Bikes wie das Bombtrack, das Marin oder das Canyon kommen da deutlich schneller auf Speed. Das Diverge lässt sich gemütlich und effizient bergauf pedalieren und profitiert von der clever gewählten Abstimmung der 2-fach-Schaltgruppe. Was sich beim Antritt angedeutet hat, bestätigt sich im Handling des Bikes unter der Last von Fahrer und Gepäck: Das Rahmenset ist für schnelle Richtungswechsel einen Tick zu weich und wirkt so in engen Kurven und auf anspruchsvollen Untergründen im Zusammenspiel mit dem Future Shock 2.0-System eine Spur zu unpräzise.
Ganz anders sieht es bei geraden Strecken und weiten Kurven aus. Hier brilliert das Specialized mit viel Laufruhe und einem sehr guten Geradeauslauf. Trotz der mangelnden Präzision bleibt es zu jeder Zeit berechenbar und bietet seinem Fahrer ein sehr hohes Maß an Sicherheit. Grund dafür ist nicht zuletzt der ausbalancierte und sehr gute Komfort des Diverge Comp Carbon. Auch die Pathfinder Pro-Pneus glänzen mit viel Speed und Komfort, wie ihr auch in unserem Gravel-Reifentest erfahren könnt. Zusätzlich kann man sich in jeder Situation auf die sehr gute Brems-Performance der Shimano-Stopper verlassen. Das Team von Specialized beweist einmal mehr, dass es im Gebiet Ergonomie seine Hausaufgaben gemacht hat und so bekommen die mäßig gestreckte und ausgewogene Sitzposition, die Vibrationsdämpfung des Rahmensets und die Ergonomie des Cockpits von unserer Testcrew eine glatte 1.
Tuning-Tipps: superleichte und kleine Packtaschen dran und dann dem „Pack light and travel far“-Ruf folgen
Fazit
Das Specialized Diverge Comp Carbon meistert schnelle Touren auf nahezu allen Untergründen mit Bravour. Einziges Manko: Viel Gepäck darf man nicht dabeihaben. Wer schnell von A nach B kommen will und sich mit minimalem Gepäck begnügen kann, findet hier ein sehr potentes Bike mit tollen Komfortwerten. Klassisches Bikepacking auf langen Touren können andere Räder besser. Für uns ist das Diverge Comp Carbon eher ein perfektes Brevet-Bike: Es liefert Speed, Kontrolle und viel Sicherheit auf Straße und auf Schotter.
Tops
- hohes Level an Komfort
- viel Laufruhe
- maximale Effizienz auf Reisegeschwindigkeit
- SWAT-Box im Unterrohr
Flops
- Rahmenset für schweres Gepäck zu weich
- mangelnde Präzision in Offroad-Kurven auf losen Untergründen
Mehr Informationen findet ihr unter specialized.com.
Das Testfeld
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Text: Fotos: Benjamin Topf, Robin Schmitt, Valentin Rühl