Watt treten, Strecke machen, Aero ducken, Speed suchen, Laktat pushen und Schmerz spüren – das sind die Ingredienzen des Suchtmittels Rennrad. Mountainbiker haben darüber bislang nur den Kopf geschüttelt. Doch mit dem Graveltrend zeigen Mountainbiker immer größeres schmalspuriges Interesse. Können Gravelbikes Roadies und Mountainbiker endlich vereinen? Und was bedeutet Gravel-Addiction?
Unterschiedliche Süchte
Die Rivalität zwischen Roadies und Mountainbikern hat Tradition: Seit vielen Jahren beäugen sich beide aus einiger Entfernung, man versteht vielleicht die Leidenschaft des anderen, ist aber verwundert ob der scheinbar begrenzten Möglichkeiten, die dessen zweirädriger Gefährte bietet.
Aus der Sicht von Rennradfahrern sind Mountainbiker nichts anderes als Herumstreuner in unförmigen Klamotten, die nur dann eine Befriedigung aus dem Sport ziehen können, wenn es bergab geht. Für Roadies ist schwer nachvollziehbar, dass man die Schmerzen und das Glücksgefühl, die einem der Berg auf der Auffahrt zumutet, nicht genauso schätzt wie den Rausch der Geschwindigkeit in der Abfahrt.
Und aus Sicht der Mountainbiker stellt sich die Frage: Warum müssen diese Roadies alles so schrecklich ernst nehmen? Rad fahren soll doch Spaß machen, und jeder weiß, dass den Berg runterzuheizen sehr viel vergnüglicher ist, als sich das verdammte Ding hochzuquälen. Warum sollte man Lebenszeit damit vergeuden, sich auf den Auffahrten zu quälen?
Die Gravel-Sucht füttern
Mountainbiker und Rennradfahrer lieben die Dolomiten gleichermaßen – obwohl sie diese normalerweise aus unterschiedlichen Blickwinkeln entdecken. Der Startpunkt unserer Mission, Mountainbiker und Roadie einen Schritt näher zu bringen, war der Pragser Wildsee; seine überwältigende Schönheit ließ uns die klirrende Kälte der frühmorgendlichen Bergluft vergessen.
Und so begann unsere gemeinsame Entdeckungsreise. Es war Zeit, uns fertig zu machen, unsere Route zu wählen und loszuziehen. Das verblockte Gelände erforderte volle Konzentration und verlangte auch erfahrenen Mountainbikern bei der Linienwahl einiges ab. In einer solchen Situation bekommt für den Roadie die auf der Straße selbstverständliche Prämisse „einfach am Hinterrad des Vorderfahrers kleben“ eine ganz neue Bedeutung. Bei der Entscheidung, was eine gute und was eine schlechte Linie ist, muss man schon genau hinschauen, wie es der Offroad-Pro da vorne macht. Doch selbst für Mountainbiker ist es ohne Federung und breiten Lenker eine neue Art der Herausforderung, die vor allem eines macht: entschleunigt. Wir hüpften wie Flipperkugeln die technischen Abfahrten hinab, schallendes Gelächter war die einzige Abwehr gegen unnachgiebige Steine und Wurzeln. Es war nicht mehr das extreme Verlangen nach Leistung, Speed oder waghalsigen Sprüngen, das uns antrieb, sondern das Erlebnis an sich – ein neuer Bezug zur Natur, zum Fahren und zum Zusammensein. Ohne Leistungsdruck und Vorbilder aus Red-Bull-Action-Videos oder den Grand Tours der Profis.
Die Suche nach dem High
Nachdem die Bergluft uns den puren Sauerstoffkick verpasst hatte, nachdem die steilen Anstiege unsere Muskeln zerschlissen und zerklüftete wie furchterregende Abfahrten unsere Herzen weichgeklopft hatten, konnten wir uns müde in das Gefühl der Zufriedenheit sinken lassen. In seliger Erinnerung durchlebten wir alles noch mal und waren dankbar für den Sport, der einem so viel gibt – unabhängig der Reifenbreite, auf der man unterwegs ist.
Vereint in der Gravel-Addiction
Das Scott Addict Gravel 10 und das Scott Addict Gravel 20 waren unsere treuen Begleiter – jederzeit bereit, den Widrigkeiten eines echten Abenteuers standzuhalten. Und einen besseren Ort als die fantastischen Schotterwege der Dolomiten gibt es wohl nicht, um die Abenteuertauglichkeit eines Bikes zu testen. Obwohl wir beide als Fahrer aus völlig unterschiedlichen Ecken kommen, erwarten wir dennoch ähnliche Qualitäten von einem Bike.
Die relaxte Geometrie des Scott Addict machte entspannte Unterhaltungen möglich und ließ auf den steilen, von hohen Gipfeln überragten Schotteranstiegen trotzdem keine Effizienz missen. Unser Gelächter hallte von den Bergflanken wider, während sich die 35 mm breiten G-One-Reifen von Schwalbe kräftig in den losen Untergrund bissen und ihre Spuren durch Schiefer und Stein zogen, wobei kraftvolle Scheibenbremsen für die nötige Kontrolle sorgten. Als der wurzelige Trail uns zum Anhalten zwang, erwiesen sich die leichten Carbonbikes als leicht zu schultern, wenn wir das Abenteuer vorübergehend zu Fuß fortsetzen mussten.
Das Scott Addict ist gebaut, um für das Vergnügen seiner Fahrer alles zu ertragen, und es wird seinem Vielseitigkeitsversprechen voll und ganz gerecht. Einfach- oder Zweifachantrieb? Shimano Ultegra oder SRAM Force? Ihr habt die Wahl, schließlich ist es euer Abenteuer.
Ihr habt die Wahl, schließlich ist es euer Abenteuer.
Es sind diese guten Tage, an denen man sich nur darauf konzentriert, welche Route wohl am meisten Spaß macht, und an denen man eine neue Art des Radfahren entdeckt hat, die Grenzen verschiebt und auf ihre ganz eigene Art süchtig macht.
Mehr Infos findet ihr unter: scott-sports.com
Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #006
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Text: Fotos: Valentin Rühl