Schon auf den ersten Blick sieht man dem SCOTT Addict Gravel 10 an, dass es vor allem eins will: schnell und kompromisslos sein. Gleichzeitig generieren die Schweizer mit der golden glitzernden Farbgestaltung des Rahmens ordentlich Aufmerksamkeit. Nun stellt sich die Frage: Wieviel Bang gibt es für 5.799 € tatsächlich?
Das SCOTT Addict Gravel 10 im Detail
Das Auftreten des SCOTT Addict Gravel 10 ist geradlinig und direkt. Es schmückt sich nicht mit viel Grafik, komplexen Strukturen oder innovativen Design-Ansätzen: Es wurde entwickelt, um seinen Auftrag zu erfüllen, nicht mehr und nicht weniger. Der lautet: den Fahrer möglichst schnell und sportlich von A nach B zu bringen, egal welche Art von Untergrund sich ihm in den Weg stellen möge. Wenn man von der königlichen Farbgebung mal absieht, ist das Auftreten eher schlicht und linear. Ausgerüstet wurde es dafür mit einer SRAM Force 1-Schaltung, einem 42er-Kettenblatt und einer großen SRAM XG 1195-Kassette mit 10–42 Zähnen.
Das Cockpit setzt sich aus einem Syncros RR1.5-Vorbau in Kombination mit einem Syncros Creston SL Flare-Lenker zusammen und hat es in sich. Der Lenker ist 440 mm breit, in den Drops allerdings greift man ganze 500 mm breit – das ist der größte Flare im Testfeld. Hinten soll eine Carbonsattelstütze den Fahrer dämpfen, zusammen mit dem Tofino T-Cutout 1.0-Sattel. Ebenfalls von SCOTTs Eigenmarke sind die Meritt 1.0 35 Disc-Laufräder, die mit 35 mm breiten Gumwall Schwalbe G-One Allround-Reifen ausgestattet sind. Das ganze Setup bringt Erstaunliches auf die Waage: 7,58 kg. Für ein Gravelbike in Größe L ist das eine Ansage.
Erster Fahreindruck
Wie Jason Statham – nun ja, nur mit etwas mehr Hang zu auffälligen Lackierungen – führt das SCOTT Addict seinen Auftrag aus und befördert seinen Fahrer ab den ersten Metern in einer unglaublichen Geschwindigkeit über die Waldautobahn. Was allerdings direkt auffällt: Der Aspekt „Komfort“ kam in der Gleichung von SCOTT anscheinend nicht vor. Man spürt die Straße genau, und auch jeden Stein, der sich darauf befindet. So hat man den Eindruck, dass man auf einem reinen Rennrad mit breiteren Reifen sitzt – und das fordert den Fahrer dazu auf, immer am Limit zu fahren. Dementsprechend fährt sich das Addict Gravel 10 extrem spaßig auf der Straße und gleichzeitig etwas angsteinflößend auf dem Trail.
weicherer LRS mit mehr Komfort, um Systemkomfort zu erhöhen
Lenker mit weniger Drop, um Sitzposition-Unterschiede zu verkleinern
Durch das ausgesprochen steife Rahmenset und die steifen Laufräder verliert das Rad schnell an Traktion und braucht eine sehr erfahrene Hand, um kontrolliert und in einem Stück wieder aus dem Trail herauszukommen. Hilfreich ist dabei aber auch das absolut präzise Handling, so kann man seine Lines selbst wählen, statt diese Entscheidung dem Rad zu überlassen. Als unsere Tester allerdings zu harte Bodenwellen, Schlaglöcher oder Wurzeln mitnehmen wollten, hebte es sie aus dem Sattel und fast über den Lenker. Einfach laufen lassen ist fast nicht möglich: Das Addict Gravel 10 ist auch in der Front sehr steif, möchte immer geführt werden und fordert stetig Aufmerksamkeit. Auf langen Strecken kann das schnell anstrengend werden. Was lange Touren ebenfalls verhindern dürfte, sind die fehlenden Aufnahmen für Taschen und anderes Zubehör. Als reine Racing-Maschine eignet sich das Addict allerdings gut für Cyclocross-Rennen, Ballern im Begrenzer für eine Stunde am Stück kann es ziemlich gut.
Fazit
Das SCOTT Addict Gravel 10 ist für den Roadie gemacht, der gerne über die Waldautobahn ballern möchte und kein Interesse an langen Touren mit Taschen hat. Ohne Kompromisse oder Rücksicht auf Verluste: Das SCOTT ist durch die Bank super effizient, steif, schnell, unbequem. Wie gemacht also für die KOM-Jagd durch den Stadtpark.
Stärken
- Effizienz und Speed – das Bike ist eine Rakete
- sehr cleaner Look
- Chainguide oder Umwerfer
Schwächen
- großer Drop vom Lenker (sehr großer Unterschied)
- Sklappernde Züge
Preis: 5.799 €
Gewicht: 7,58 kg in Größe L
Info: scott-sports.com
Hier findet ihr den aktuellen Test des besten Gravel-Bikes
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Text: Aaron Steinke Fotos: David Rösler, Valentin Rühl
