Mit dem Santa Cruz Stigmata CC will das Unternehmen aus den USA die Brücke zwischen Cyclocross und Gravel schlagen. Hier erfahrt ihr, wie die senfgelbe Rennsemmel auf der Schotterpiste abschneidet.
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Für die zweite Generation des Stigmata CC haben die Konstrukteure von Santa Cruz vorsichtige, aber dennoch ausschlaggebende Änderungen an dem Bike vorgenommen. So verfügt das Carbon-Rahmen-Set ab sofort über eine Reifenfreiheit für Pneus mit bis zu 700 x 45C bzw. 650 x 53B, eine Montagemöglichkeit für einen dritten Flaschenhalter und ein überarbeitetes Carbon-Layup, das mehr Komfort verspricht. Die aufgeräumte Formensprache sowie die hochwertige Verarbeitung gefallen. Unser Test-Bike ist ausgestattet mit einem 1×12-Antriebs-Mix aus SRAM Force eTap AXS-Schalthebeln, -Kurbeln und -Bremsen sowie SRAM X01 Eagle eTap AXS-Schaltwerk und -Kassette mit 10–50 T. Der EA70 AX-Alu-Lenker in 440 mm Breite sowie der EA90-Alu-Vorbau stammen ebenso wie die EC70-Carbon-Sattelstütze ohne Versatz aus dem Hause Easton. Die grobstolligen MAXXIS Ravager-Reifen in 700 x 40C sind auf den eigens entwickelten Santa Cruz Reverse 22-Carbon-Laufrädern montiert. Wie es der Name bereits vermuten lässt, soll die Innenweite von 22 mm bei der 700 C-Variante für eine besonders gute Abstützung von bis zu 45 mm breiten Reifen sorgen, während die vergleichsweise flachen Felgen mit 24 Speichenlöchern eine optimale Balance aus Komfort und Steifigkeit liefern sollen. Aerodynamische Optimierung sucht man hier vergebens, was uns durchaus nachvollziehbar erscheint. Mit gerade einmal 8,10 kg in Größe 56 wiegt das Santa Cruz lediglich 20 g mehr als das leichteste Bike im Vergleichstest, das Trek Domane SLR 9 eTap. In der getesteten Ausstattung kostet das Stigmata CC 6.199 €.
Das Santa Cruz Stigmata C im Detail
Antrieb SRAM Force eTap AXS mit SRAM Eagle eTap AXS-Schaltwerk
Schaltung 42 T und 10–50 T, 1 x 12
Bremsen SRAM Force HRD, 160/160 mm
Lenker Easton EA70 AX, 440 mm
Vorbau Easton EA90, 100 mm
Sattelstütze Easton EC70, 0 mm Versatz
Laufräder Santa Cruz Reserve 22
Reifen MAXXIS Ravager 700 x 40C
Größe | 52 | 54 | 56 | 58 | 60 |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 495 mm | 520 mm | 545 mm | 565 mm | 590 mm |
Oberrohr | 526 mm | 545 mm | 565 mm | 572 mm | 591 mm |
Steuerrohr | 130 mm | 150 mm | 170 mm | 185 mm | 205 mm |
Lenkwinkel | 71,0° | 71,5° | 72,0° | 72,0° | 72,0° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
BB Drop | 74 mm | 72 mm | 72 mm | 70 mm | 70 mm |
Radstand | 1.009 mm | 1.015 mm | 1.025 mm | 1.034 mm | 1.053 mm |
Reach | 372 mm | 380 mm | 388 mm | 392 mm | 405 mm |
Stack | 555 mm | 576 mm | 596 mm | 609 mm | 628 mm |
Das Santa Cruz Stigmata CC im Test
Sportlich direkt stürmt das Santa Cruz beim Antritt nach vorne. In der Beschleunigung und im Uphill profitiert es stark von seinem geringen Gesamtgewicht und der vergleichsweise geringen rotierenden Masse. Auch steilste Rampen meistert es trotz 42 T-Kettenblatt dank der immensen Kassette mit einer Bandbreite von 500 % souverän. Die grobstolligen Reifen spielen auf losen Untergründen ihre Stärken aus, kosten aber auf kompakten Böden und auf der Straße vergleichsweise viel Kraft. Die Sitzposition fällt angenehm kompakt aus und auch das Maß an Komfort überzeugt. Hier ist es vor allem die Mischung aus der Compliance der Sattelstütze und der Eigendämpfung von Rahmen-Set, Reifen und Laufrädern, die zu einem ausgewogenen Gesamtkomfort führt – das gefällt! Was auf den Schotterpisten gar nicht gefällt, ist die Handling-Performance des Santa Cruz.
Das CC im Namen steht zwar eigentlich für die hochwertigste Carbon-Bauweise von Santa Cruz, doch sollte es eher als Wink in Richtung Cyclocross verstanden werden.
Die ausgesprochen agile Front spricht selbst auf kleinste Lenkimpulse derart sensibel an, dass man sehr behutsam einlenken muss. Beim Cyclocross, wo regelmäßig enge Kurven bei mäßigen bis niedrigen Geschwindigkeiten zu meistern sind, ist dieses Lenkverhalten von Vorteil und durchaus erwünscht. Zum Anforderungsprofil des Gravel-Bereiches will es jedoch so gar nicht passen. Die nervöse Front limitiert die Laufruhe des Bikes in geraden Passagen stark und beschränkt das Vertrauen ins Bike deutlich, sobald es mit viel Speed über den Schotter geht. Hier bedarf es einer geübten Hand, um sich nicht nur auf das Fahren konzentrieren zu müssen.
Fazit
Das Santa Cruz Stigmata CC beschleunigt sehr schnell und punktet mit einem absolut angenehmen Maß an Komfort und einer kompakten Sitzposition. Der Spagat zwischen Cyclocross-Parcours und Schotterpiste gelingt ihm jedoch nur bedingt. Erfahrene Fahrer, die ein direktes und ausgesprochen agiles Bike für enge Kurse suchen, finden mit dem Stigmata den Begleiter ihrer Wahl. Gravel-Genießer und Wochenendhelden ermüdet die nervöse Front, wodurch ihr Vertrauen in das Bike eingeschränkt wird. Das Santa Cruz ist ein Cyclocross-Bike mit großer Reifenfreiheit und weit entfernt von einem Gravel-Allrounder.
Tops
- ausbalancierter Komfort
- durchdachte Ausstattung
Flops
- sehr agile Front
- deutlich eingeschränkte Laufruhe
- geringes Vertrauen bei Highspeed
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: santacruzbicycles.com
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team