Knallhart und kompromisslos, das Rose XLITE in der UNLTD Edition soll mit 62 mm tiefen Aero-Laufrädern sowohl bei Sprint Etappen als auch am Berg ganz vorne mitfahren. Aber geht das Konzept auf, und kann man mit so einem “Aero-Bomber Light” auch Berge fahren?

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Rose XLITE UNLTD | 7,16 kg in Größe M | 8.999 € | Hersteller-Website

Die tiefsten Laufräder, die sportlichste Geometrie und mit 7,16 kg das “schwerste” Bike im sehr leichten Testfeld. Rose platziert ihr Allround-Race Bike in der Aero-Ecke. Klingt erstmal nach einem Handicap für einen Test am Mont Ventoux, aber wie groß sind die Unterschiede wirklich? Was bringen tiefe Laufräder auf weniger steilen Abschnitten und wie verhält sich das ganze in der Abfahrt? Können Handling und Aero-Perfomance das geringe Mehrgewicht ausgleichen? In Puncto Ausstattung hinkt das Rose XLITE UNLTD dem restlichen Testfeld definitiv nicht nach und das bei einem deutlich geringeren Preis von 8.999 €. – Spannend!

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Das Rose XLITE UNLTD im Detail

Standesgemäß wird das Top-Modell mit einer Shimano Dura Ace Di2 Schaltgruppe bestückt. Drei der vier Bikes im Test teilen sich diese Top-Gruppe.
Am XLITE UNLTD ist die Übersetzung – passend zum Bike – sportlich und rennorientiert gewählt. Mit einer 36/52 Kurbel und einer 10-30 Kassette könnten Einsteiger und schwerere Rider im Steilstück allerdings an ihre Grenzen kommen.

Die DT Swiss ARC 1100 62 DB sind mit 62mm die mit Abstand tiefsten Laufräder im Test. Das schlägt sich auch im Gewicht von 1587g (Herstellerangabe) wieder. Darauf aufgezogen sind Continental Grand Prix 5000 S TR in 25mm Breite, die laut DT Swiss optimal zur Innenmaulweite von 20 mm passen.

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Die 62 mm tiefen DT Swiss ARC 1100 62 DB Laufräder verdeutlichen den Aero-Fokus.
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Die Übersetzung kann mit 36 -30 im kleinsten Gang im Steilstück für Einsteiger zum Problem werden.

Der 3D gedruckte Fizik Antares Versus Evo 00 Sattel sieht futuristisch aus und passt gut zur lila, grau, türkisen “plasmacloud” Lackierung. Diese spielt gekonnt mit der Rahmenform, was dem Rad optisch schon einen enormen Vorwärtsdrang verleiht. Das semi-integrierte Rose one piece cockpit versteckt die Leitungen unter einer Plastikkappe. Das sieht clean aus und vereinfacht den Service gegenüber vollintegrierten Cockpits.

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Der 3D-gedruckte Fizik Antares Versus Evo 00 Sattel wirkt futuristisch und harmoniert so perfekt mit der “Plasmacloud”-Lackierung.
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Das Rose One-Piece-Cockpit versteckt die Leitungen unter einer Plastikkappe – clean und wartungsfreundlich.

Mit einem Stack zu Reach Verhältnis von 1,40 in Größe M ist das Rose XLITE UNLTD das sportlichste im Test und bringt den Fahrer somit in eine gestrecktere Sitzposition als die anderen Bikes.

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Auf dem Papier hebt sich das Rose XLITE UNLTD nur marginal vom Rest der Bikes ab: 300g schwerer als der Durchschnitt, eine um 0,03 geringere Stack-to-Reach Ratio und ca. 10 mm tiefere Laufräder als der Durschnitt im Testfeld. Wie macht sich das am Berg bemerkbar?

Tuning-Tipp: 28mm breite Tubeless Reifen für etwas mehr Komfort

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Größe 50 53 55 57 59 62
Sattelrohr 430 mm 460 mm 480 mm 500 mm 525 mm 565 mm
Oberrohr 504 mm 523 mm 541 mm 558 mm 575 mm 593 mm
Steuerrohr 105 mm 120 mm 135 mm 152 mm 168 mm 192 mm
Lenkwinkel 71,0° 72,0° 72,5° 73,0° 73,3° 73,5°
Sitzwinkel 75,5° 75,0° 74,5° 74,0° 74,0° 74,0°
Kettenstrebe 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm
BB Drop 72 mm 72 mm 72 mm 69 mm 69 mm 69 mm
Radstand 975 mm 980 mm 990 mm 998 mm 1.013 mm 1.027 mm
Reach 372 mm 382 mm 391 mm 398 mm 410 mm 422 mm
Stack 508 mm 526 mm 542 mm 557 mm 573 mm 597 mm

Im Test: Das Rose XLITE UNLTD am Mont Ventoux

Auf den ersten flachen Kilometern macht das Rose XLITE UNLTD direkt klar, was Sache ist.
Der Rahmen ist absolut verwindungssteif und gibt gefühlt in keine Richtung nach. Das führt zum einen zu einem messerscharfen Handling, einem exakten Feedback und einer direkten Kraftübertragung. Zum anderen fehlt es dadurch aber an Komfort. Das erinnert an old school Race Bikes und die ersten Aero-Boliden. Die 25 mm schmalen Reifen auf den tiefen Felgen unterstreichen diesen Fahreindruck auch optisch. Der Rest des Bikes wirkt im Gegensatz dazu sehr modern. Die kantigen Rahmenformen, der matte Lack, der 3D gedruckte Sattel und auch das One Piece Cockpit sind auf der Höhe der Zeit.

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Aus einer Gruppe gespickt mit Rennrad-Größen wie S-Works Tarmac SL8, Giant TCR Advanced SL und Canyon Ultimate CFR Di2 Aero herauszustechen ist sicherlich keine leichte Aufgabe, dem Rose XLITE UNLTD gelingt das aber und wird als einziges mit den Worten “Ooohlala, beau vélo!” vor dem Bistro empfangen.

Die Übersetzung der Dura Ace Di2 Schaltung mit 53/36 Kettenblatt und 11-30 Kassette passt sehr gut zum Rad. Den kleinsten Gang teilt sich das XLITE UNLTD mit dem Canyon Ultimate CFR Di2 Aero. Dieses ist am Berg jedoch spürbar spritziger und 440 Gramm leichter, weshalb man sich am Rose eher nach einem leichteren Gang sehnt.

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Geht es nicht gerade zweistellig bergauf, kann das XLITE UNLTD mit seiner effizienten Kraftübertragung punkten und lässt sich mit ein paar kräftigen Tritten aus der Kurve katapultieren. Einmal auf Geschwindigkeit gebracht, hält es diese bereitwillig und effizient. Die 62 mm tiefen DT Swiss ARC 1100 62 DB sorgen bei den richtigen Windverhältnissen für einen spürbaren Segeleffekt und steigern die Effizienz, sind jedoch auch spürbar seitenwindanfälliger als die der anderen Bikes im Test.

Die Sitzposition ist etwas sportlicher als beim restlichen Testfeld, was sehr gut zum etwas stärkeren Aero-Fokus passt. Auf langen Anstiegen ist das allerdings weniger komfortabel, was – wenn man die Position nicht gewohnt ist – mit der Zeit für Ermüdung sorgt.

Beim Handling ordnet sich das XLITE UNLTD ebenfalls eher in die Kategorie: Experts Only ein. Die im Vergleich verspielteste Lenkung benötigt eine erfahrene Hand. Kräfte die bei Sprints oder im Wiegetritt auf den Lenker wirken, werden direkt in Lenkimpulse umgesetzt. Um das Bike auf Kurs zu halten, erfordert es also etwas Erfahrung und Konzentration.

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Auf der Abfahrt sorgen die sehr harte Front und das messerscharfe Handling für ein absolut präzises und direktes Kurvenverhalten, das man wollen und beherrschen muss. Wer die nötige Erfahrung mitbringt und die fehlende Compliance verkraften kann, wird mit einem Bike belohnt, das exakt das macht, was man ihm vorgibt. Die steife Front gibt auch bei starkem Anbremsen nicht nach und vermittelt absolute Kontrolle.

Bei hohen Geschwindigkeiten und Schäden im Asphalt werden Vibrationen und Schläge direkt weitergegeben, was wiederum eine gewisse Physis zum Ausgleich erfordert. Das einzig Gutmütige scheint die Ergonomie der Kontaktpunkte zu sein. Der 3D gedruckte Sattel verhält sich positiv unauffällig und das Cockpit lässt sich sehr angenehm greifen. Die Drops sind für unseren Geschmack allerdings einen Tick zu kurz, was die Handpositionen etwas einschränkt.

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Im direkten Vergleich präsentiert sich das Rose XLITE UNLTD als knallharter Racer. Wer auf steife, reaktive Bikes steht, die jede Form von Input direkt auf den Asphalt bringen, ist hier an der richtigen Adresse.

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Helm POC Octal Mips| Brille POC Elicit | Jersey POC M’s Essential Road LS | Bib POC Essential Road | Socken SwissSide AERO Socks

Für wen ist das Rose XLITE UNLTD?

“Dafür braucht man einen Waffenschein!” Das Rose XLITE UNLTD besticht mit einem messerscharfen Handling, einem extrem steifen Rahmen und tauscht Compliance und Komfort gegen Präzision. Das richtige Bike für Erfahrene und Fortgeschrittene, die ein schnelles Bike mit einem absolut feinfühligen Handling schätzen und kontrollieren können. Einsteiger könnten vom fehlenden Komfort und der sehr direkten Lenkung überfordert sein, was gerade bei langen epischen Touren extra Kraft und Konzentration kostet. Könner die es gerne hart, sportlich und direkt mögen, bekommen mit dem XLITE UNLTD ein Skalpell zur Hand, mit dem sich absolut präzise arbeiten lässt.

Fazit zum Rose XLITE UNLTD

Das Rose XLITE UNLTD ist ein kompromissloses Race Bike, das sich vor allem durch seinen extrem steifen Rahmen und sehr direktes Handling auszeichnet. Könner, die gerne die volle Kontrolle übernehmen, kommen hier voll auf ihre Kosten und werden mit rasanten Abfahrten und knackigen Sprints belohnt. Auf der Langstrecke kann die geringe Compliance zum limitierenden Faktor werden Durch die 32 mm Reifenfreiheit lässt sich diese aber noch etwas nach oben schrauben.

Tops

  • sehr präzises Handling
  • effiziente Kraftübertragung

Flops

  • Mangel an Compliance
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Das Testfeld

Dieses Bike war Teil unseres High End-Rennrad Vergleichstests am Mont Ventoux. Reicht ein modernes Allround-Race-Bike aus, um den Giganten der Provence zu bezwingen – oder haben reine Kletterräder die Nase vorn? Den kompletten Test findet ihr hier.

Alle Bikes im Test: S Works Tarmac SL8 | Canyon Ultimate CFR Di2 Aero | Giant TCR Advanced SL | Rose XLITE UNLTD

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Text & Fotos: Jan Richter