Im Vergleich zu Ridleys bisherigem Gravel-Race-Bike Kanzo Fast – dem Gewinner des großen Gravel-Race-Vergleichstests 2023 – soll das brandneue ASTR RS deutlich moderner sein. Reifenbreite, Cockpit und Aerodynamik sind auf dem neuesten Stand. Das soll bei immer anspruchsvolleren Gravel-Rennen den Unterschied machen. Ob das aufgeht, haben wir für euch getestet.

Ridley ASTR RS | 11.699 € | 7,82 kg in Größe M | Hersteller-Website

Das Ridley ASTR RS wurde mit Hilfe des Feedbacks des Classified Ridley Factory Teams entwickelt. Um für die gestiegenen Anforderungen moderner Gravel-Rennen gewappnet zu sein, kombiniert Ridley die Eigenschaften seiner zwei besten Gravel-Bikes mit neuen Aero-Ansätzen und einem deutlich reduzierten Gewicht.

Das ASTR RS soll zum einen das präzise, direkte Handling eines Race Bikes bieten und Aerodynamisch ganz vorne mitspielen. Zum anderen soll es auch auf deutlich gröberen Gravelpisten zurecht kommen. So wächst die Reifenfreiheit auf enorme 52 mm und auch die Geometrie wurde für diesen Einsatzzweck entsprechend angepasst. Das Ridley Kanzo Fast als Gewinner des großen Gravel-Race-Vergleichstests, bringt die Race DNA, das messerscharfe Handling und Aero-Optimierungen. Das Ridley Kanzo Adventure ist ebenfalls Meister seiner Klasse und konnte im Gravel-Adventure-Vergleichstest den Sieg einfahren. Von ihm soll das ASTR RS vor allem die enorme Reifenfreiheit von 52mm, die ausgesprochene Vielseitigkeit und seine Offroadtauglichkeit erben.

Aus Zwei mach Eins: Das Kanzo Fast vererbt seine Race DNA…
…das Kanzo Adventure seine Offroadtauglichkeit.

Eins macht Ridley klar: Das ASTR RS ist ein waschechtes, hochspezialisiertes Race-Bike mit Anspruch aufs Podium und kein Adventure-Bike, das, wenn es sein muss, auch Rennen fahren kann. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es bei Gravel-Rennen wie dem Unbound 200 zunehmend darauf ankommt, die Aerodynamik und den Rollwiderstand auf groben Gravelpisten bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35 km/h über 320 km zu optimieren. Ein Blick auf die Bikes der diesjährigen Top 10 offenbart: breite Reifen, tiefe Felgen und schmale Cockpits.

Das Ridley ASTR RS im Detail

Typisch für Ridley kann man auch das ASTR RS über den Konfigurator genau an die eigenen Vorlieben anpassen. So lassen sich Lackierung und Anbauteile je nach Geschmack und verfügbarem Budget individualisieren. Unser Testbike kommt in einer der drei Standard-Lackierungen und ist mit High-End-Komponenten bestückt.

Smooth! Die Verarbeitungsqualität des Rahmens und die Lackierung lassen keine Wünsche offen.

Die SRAM RED AXS XPLR 1×13-Schaltgruppe kombiniert eine große Bandbreite mit kleineren Sprüngen zwischen den Gängen und einem Direct-Mount-Schaltwerk ohne Schaltauge. Das soll die Schaltperformance möglichst präzise und schnell machen und die Robustheit der Schaltung erhöhen. Abgerundet wird das teure High-End-Paket von der herausragenden 1-Finger-Bremsperformance der kräftigen Bremsen.

Die 10–46-Kassette der SRAM RED XPLR begeistert mit enormer Bandbreite und feiner Abstufung…
… wem das nicht reicht, hat die Möglichkeit einen Umwerfer zu montieren.

Der Rahmen des ASTR RS ist allerdings auch mit Zweifach-Schaltungen kompatibel und mit einer Umwerferaufnahme ausgestattet, an der im 1x Setup auch ein Chainguide montiert werden kann. Lediglich die maximale Reifenfreiheit wird durch die Montage eines 2-by-Setups von 52 mm auf 47 mm reduziert.

Racey! Der 360 mm schmale Oberlenker ist auf eingedrehte Hoods optimiert.
Die Bremsleitungen verlaufen dabei komplett versteckt im Inneren.

Ein Trend, der im Pro-Peloton auf der Straße bereits weit verbreitet ist, sind schmale Cockpits, die eine möglichst aerodynamische Sitzposition ermöglichen. Das neue Forza NIMBUS Pro Onepiece-Cockpit misst gerade einmal 36 cm in der Breite an den Hoods, wird durch massig Flare in den Drops aber deutlich breiter, um auf technischen Abfahrten ausreichend Kontrolle zu bieten.

Ridley ATSR RS

11.699 €

Ausstattung

Gabel Ridley
Sattelstütze Forza Carbon
Bremsen SRAM RED AXS 160/160 mm
Schaltung SRAM RED XPLR AXS 1x13
Kettenblatt 42T
Vorbau Forza Nimbus Pro
Lenker Forza Nimbus Pro
Laufräder DT Swiss GRC1400 12 x 100/12 x 142 mm Through Axle
Reifen Vittoria Terreno Dry 700 x 47c
Kurbeln SRAM RED AXS 172.5 mm
Kassette SRAM RED XPLR 10-44T

Technische Daten

Größe XS S M L XL
Gewicht 7.82 kg

Besonderheiten

Die DT Swiss GRC 1400 SPLINE 42 sind aus Aero-Sicht nicht die optimale Wahl für so breite Reifen.
Optisch passen sie jedoch sehr gut zu den 47 mm breiten Vittoria Terreno Dry mit Tan Walls.

Dass Aerodynamik immer mehr im Fokus steht, sieht man auch an den Laufrädern. Die 42 mm tiefen DT Swiss GRC 1400 SPLINE 42 Laufräder sind mit einer Maulweite von 24 mm und einer Felgenbreite von 32 mm zwar für breite Reifen geeignet, aus der Aero-Performance-Sicht würden jedoch die neuen DT Swiss GRC 1100 Dicut 50 Gravel-Laufräder mehr Sinn ergeben, da diese noch besser an die dicken Reifen angepasst sind. Dass die Laufrad-Reifen-Kombination am Ende entscheidend für die Aero-Performance auf der Strecke ist, haben wir bereits am Rennrad untersucht und wie man am Cockpit sieht: Die Rennrad-Trends schaffen es immer schneller ans Gravel-Bike.

Die aufgezogenen Vittoria Terreno Dry Reifen in 47 mm Breite passen optisch sehr gut zum Bike, in unserem großen Gravel-Reifen-Vergleichstest konnten sie jedoch trotz optisch schnellem Profil gerade wegen hohem Rollwiderstand und geringem Pannenschutz nicht ganz überzeugen.

Der Rahmen schafft Platz für bis zu 52 mm breite Reifen.
Durch den Cut-Out am Sitzrohr bleiben die Kettenstreben trotzdem schön kurz.

Ein weiterer Beweis dieser These ist die Gabel am ASTR RS, die – wie schon beim Allround-Race-Bike Ridley Falcn RS – den Luftstrom durch einen Diffusor effizient am Unterrohr vorbeileiten will. Ridley hat in Zusammenarbeit mit Apidura ein Aero-Taschen-System entwickelt, das den Luftwiderstand minimiert und sich perfekt ans ASTR RS anschmiegt. Es wächst mit der Rahmengröße mit und bietet auf langen Rennen mit wenigen Versorgungsstopps genügend Stauraum. Für eine einfache Montage gibt es zudem Ösen im Rahmendreieck und auf der Oberseite. Zusätzlich können drei Flaschenhalter montiert werden. Aufnahmen für Schutzbleche oder einen Gepäckträger sucht man an einem reinrassigen Race-Bike wie zu erwarten aber vergeblich.

Die Geometrie des Ridley ASTR RS

In Sachen Geometrie orientiert sich das Ridley ASTR RS in vielen Punkten am bisherigen Gravel-Race-King: dem Ridley Kanzo Fast. Der Lenkwinkel ist mit 71,5° identisch, um das direkte Handling beizubehalten. Die Kettenstreben bleiben trotz der stark angewachsenen Reifenfreiheit dank eines Cut-Outs im Sitzrohr ebenfalls gleich. Das soll den leichtfüßigen Antritt und die Wendigkeit beibehalten.

Das Oberrohr und der Radstand wachsen minimal, um bei hohen Geschwindigkeiten mehr Stabilität zu bieten. Das Steuerrohr schrumpft um satte 18 mm und ermöglicht eine deutlich sportlichere Sitzposition. Das ASTR RS kommt in fünf verschiedenen Größen von XS bis XL.

Größe XS S M L XL
Sitzrohr 475 mm 500 mm 520 mm 550 mm 575 mm
Oberrohr 525 mm 545 mm 565 mm 585 mm 600 mm
Steuerrohr 115 mm 130 mm 150 mm 175 mm 200 mm
Lenkwinkel 71.0° 71.0° 71.5° 71.5° 71.5°
Sitzwinkel 74.5° 74.0° 74.0° 74.0° 73.5°
Kettenstrebe 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm 425 mm
BB Drop 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm 75 mm
Radstand 1006 mm 1027 mm 1043 mm 1064 mm 1085 mm
Reach 376 mm 392 mm 406 mm 419 mm 432 mm
Stack 536 mm 550 mm 571 mm 595 mm 619 mm

Das Ridley ASTR RS im ersten Test

Die Erwartungen an das ASTR RS sind enorm. Schafft es Ridley, an den Erfolg anzuknüpfen? Für den ersten Test haben wir die brandneue belgische Gravel-Waffe in die Dolomiten entführt und auf schnellen Gravelpisten, ruppigen Abfahrten und steilen Anstiegen auf Herz und Nieren getestet. Bereits vor dem ersten Einklicken schafft es das ASTR RS, Race-Vibes zu versprühen. Die Verarbeitungsqualität ist sehr hoch und lässt keine Zweifel an der Robustheit des Materials aufkommen. Das aggressive, schmale Cockpit, die tiefen Laufräder und der Rahmen, der trotz der enormen Reifenfreiheit nicht klobig wirkt, machen klar, worauf das ASTR RS aus ist: Top-Speed auf holprigen Strecken.

Ready, Set, Go! Mit ein paar kräftigen Tritten starten wir die Testfahrt. Der steife Rahmen überträgt die Kraft effizient ans Hinterrad und katapultiert uns nach vorne. Das im Vergleich zum Kanzo Fast um fast 1 kg reduzierte Gewicht macht sich deutlich bemerkbar. Der Antritt ist trotz der 47 mm breiten (!) Vittoria Terreno Dry Reifen sehr leichtfüßig und geht sowohl auf der Ebene als auch an steilen Rampen bereitwillig voran. Einmal auf Geschwindigkeit gebracht, hält das ASTR RS diese effizient. Das schmale Cockpit und das geschrumpfte Steuerrohr sorgen für eine sportliche Sitzposition, die es leicht macht, möglichst flach durch den Wind zu gleiten. Die tiefen Laufräder, der Rahmen und die Gabel runden das Aero-Konzept ab und machen das ASTR RS gefühlt zu einem sehr effizienten Bike bei hohen Geschwindigkeiten.

Das schmale, tiefe Cockpit ermöglicht eine aerodynamische Sitzposition.

Um diesen Speed auch durch Kurven auf losem Schotter zu bringen, braucht es Kontrolle und Grip. Die 47 mm breiten Vittoria Terreno Dry Reifen machen hier einen guten Job und sorgen für Fahrsicherheit und Laufruhe. Montiert man 38 mm breite Pneus, ist das gewohnte, verspielte Handling des Kanzo Fast zurück. Bei hohen Geschwindigkeiten auf roughen Abfahrten ist etwas mehr Laufruhe allerdings gerne gesehen und absolut sinnvoll. Das Cockpit sollte auf technischen Downhills allerdings in den deutlich breiteren Drops gegriffen werden, da der 36 cm schmale Oberlenker zu wenig Kontrolle bietet.

Die 47 mm breiten Reifen sorgen für ausreichend Komfort.

In Sachen Komfort machen die voluminösen Reifen die meiste Arbeit, der Rahmen bleibt steif und sorgt für eine effiziente Kraftübertragung. Der 3D-gedruckte Selle Italia SLR Boost 3D Superflow Sattel und das Forza Nimbus Pro Cockpit können ergonomisch voll überzeugen und sind während der Fahrt positiv unauffällig. Gleiches gilt für die SRAM RED AXS XPLR Schaltgruppe, die in allen Situationen bereitwillig performt und einen auch auf den steilsten Abfahrten souverän mit einem Finger bremsen lässt.

Das Ridley ASTR RS kann an die Performance seiner Vorgänger anknüpfen und platziert sich durch seine Vielseitigkeit, das geringe Gewicht und das präzise Handling – unserer Meinung nach – vor dem Ridley Kanzo Fast ins Gravel-Race-Line-up der Belgier.

Für wen ist das Ridley ASTR RS?

Das Ridley ASTR RS entpuppt sich als schnelles, effizientes und präzises Gravel-Race-Bike mit Reserven für raues Terrain und Reifenfreiheit für besonders matschige Race-Tracks. Wer auf Top-Speed auf Schotter aus ist, kommt auf seine Kosten – egal ob in den Bergen oder im Flachland. Die breiten Reifen und montierbaren Taschen sehen zwar nach schnellem Bikepacking aus, das aggressive Cockpit und die sportliche Sitzposition sind jedoch klar auf Racing ausgerichtet. Wer ein schnelles Gravel-Adventure-Bike mit verspieltem Handling sucht, sollte sich lieber das Ridley Kanzo Adventure anschauen.

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Fazit zum Ridley ASTR RS

Ridley schafft es, mit dem ASTR RS erneut die Trends im Gravel-Segment perfekt aufzugreifen. Dank zahlreicher Anschraubpunkte, der Option für ein Zweifach-Setup und der großen Reifenfreiheit ist das Bike extrem vielseitig und lässt sich ideal an jedes Rennen anpassen. Leicht, mit effizienter Kraftübertragung und starker Aero-Performance, bietet es alles, was man für schnelle Gravel-Rennen braucht. Wer gerne schnell auf Schotter unterwegs ist, liegt hier genau richtig. Well done!

Tops

  • Vielseitig einsetzbar
  • durchdachtes Gesamtkonzept
  • geringes Gewicht

Flops

  • keine

Mehr Infos unter Ridley.com


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Text: Jan Richter Fotos: Jan Richter