Auf der Suche nach dem perfekten Rennrad-Reifen, aber kein Durchblick im Reifen-Dschungel? Keine Sorge, mit unserer Guideline am Beispiel Continental findest du garantiert den optimalen Pneu für dein Rennrad. Denn wir sagen dir, worauf es ankommt und wie du mit dem richtigen Reifen auch die letzte Performance aus deinem Bike rauskitzeln kannst.

Die Wahl des richtigen Rennrad-Reifens könnte so einfach sein, doch viele Hersteller machen es uns nicht gerade leicht. Denn neben Marketingversprechen ist auch die Namensgebung oft schwer zu verstehen. So auch bei einem der beliebtesten Rennrad-Reifen überhaupt: dem Grand Prix 5000 von Continental. Den Klassiker gibt es in vier verschiedenen Varianten: GP 5000, S TR, TT TR, AS TR. Zudem hat Continental mit dem Aero 111 noch den neuesten Performance- und Aero-Reifen im Programm. Also Reifen für jede Situation, jedes Bike und jeden Fahrstil. Doch welcher davon ist der richtige für mich?
Wie beim großen Gravel-Reifen-Vergleichstest mit 20 Modellen haben wir uns die wichtigsten Continental-Rennrad-Reifen mit Performance-Drive vorgenommen und sagen euch, für wen welcher Reifen der richtige ist. Dabei trennen wir nicht nur klassisch zwischen Trainings- und Race-Reifen, sondern dringen in die Tiefen modernster Zeitfahr-, Aero- und All-Season-Reifen vor.



Rennrad-Reifen-Baseline – Was macht den Unterschied?
Bei der Wahl des richtigen Rennrad-Reifens gibt es einige Punkte, die zu beachten sind – und das sind leider viel mehr, als die klassische Trilogie aus Rollwiderstand, Gewicht und Pannenschutz zunächst vermuten lässt.
Rollwiderstand und Grip: Wird maßgeblich von der Gummimischung beeinflusst. Generell gilt: Je weicher, desto mehr Grip – oft bedeutet das aber auch einen höheren Rollwiderstand. Je nach Einsatzzweck ist der Rennrad-Reifen also eher griffig oder eher schnell. Die besten und teuersten Reifen versuchen, beide Eigenschaften auf ein höchstmögliches Niveau zu bringen. Erreicht wird dies durch ein Feintuning der Gummimischung oder die Verwendung mehrerer Mischungen in einem Rennrad-Reifen.

Gewicht: Ist abhängig von der Bauweise des Reifens und den verwendeten Materialien. Rennreifen sind klassischerweise leichter, haben aber auch weniger Pannenschutz. Der altbekannte Trainingsreifen dagegen ist schwerer, bietet jedoch eine höhere Laufleistung und mehr Schutz vor Dornen, Glas und spitzen Steinchen.
Pannenschutz: Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie viel Wert ihr auf Performance legt. Ein höherer Pannenschutz wird durch mehrere Lagen Fasern und mehr Gummi erzielt, bedeutet aber auch, dass der Rennrad-Reifen langsamer rollt.


Aerodynamik: Aerodynamik bei Reifen ist ein recht neues Thema, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Kaum ein Hersteller kommt derzeit ohne einen waschechten Aero-Reifen aus. Dabei geht es vor allem um die Form des Reifens und den Übergang zwischen Felge und Pneu. Wie genau ihr das optimiert, lest ihr hier. Die neuesten und schnellsten Rennrad-Reifen setzen zudem auf ein extra optimiertes Profil. So soll etwa der Continental Aero 111 mit den integrierten Vortex-Generatoren besonders effizient durch die Luft gleiten.
Compliance: Komfortgewinn durch andere Reifen war am Rennrad historisch eigentlich kein großes Thema. Doch durch immer breitere Reifen und geringeren Luftdruck lässt sich an modernen Rennrädern inzwischen einiges an Compliance gutmachen. Seitdem man weiß, dass breite Rennrad-Reifen auch auf rauen Untergründen schneller rollen, ist Compliance ein gern gesehenes Thema.



Haltbarkeit und Laufleistung: Eine hohe Laufleistung bedeutet abriebfeste Gummimischungen und einfach mehr Material. In der Praxis sind oft langsamere und schwerere Rennrad-Reifen das Ergebnis. Klassischerweise performen Trainingsreifen in dieser Kategorie besonders gut.
Preis: Performance kostet Geld, und das trifft auch auf Reifen zu. Generell sind die schnellsten und leichtesten Rennrad-Reifen am teuersten. Wer nicht das Maximum an Performance braucht oder will, bekommt dagegen schon für kleines Geld richtig gute und langlebige Reifen.
Tubeless: Auch im Road-Bereich ist Tubeless immer präsenter. Gerade bei breiten Reifen macht die schlauchlose Alternative viel Sinn, ist oftmals sogar schneller und dank geringeren Luftdrucks auch komfortabler. Aktuell sind fast alle hochpreisigen Pneus tubeless-ready. Im Vergleich zu klassischen Clinchern sind schlauchlose Rennrad-Reifen etwas schwerer. Zudem verwendet man spezielle Ventile und Dichtmilch, die kleine Löcher im Mantel abdichten sollen. Preislich liegen die Tubeless-Reifen oft leicht über der klassischen Variante mit Schlauch.

Wenn’s drauf ankommt? – Rennrad-Reifen für den Zielsprint
Klassische Race-Reifen oder doch besonders schnelle TT-Reifen? Wofür steht TT überhaupt, und welchen Vorteil bringen moderne Aero-Reifen? Fragen über Fragen, denn selbst Race ist nicht gleich Race. Ob Kriterium, Straßenrennen oder Triathlon – die Anforderungen unterscheiden sich deutlich.

Klassische Rennreifen: Der Race-Allrounder – ein Rennrad-Reifen mit Pannensicherheit, Grip, Rollwiderstand und Leichtbau im Fokus. Für viele ist er der Reifen für alle Bedingungen und wenn man einen Rennrad-Reifen für alles sucht, eine richtig gute Wahl. Dieser Pneu bietet den optimalen Kompromiss: Er ist nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig. Lediglich bei wirklich schlechten Bedingungen, wie nassem Schotter oder anderen scharfen Gegenständen, kommt er an seine Grenzen. Die einzigen Einschränkungen liegen in der Laufleistung und Pannensicherheit, denn zugunsten der Effizienz muss der Rennrad-Reifen hier Abstriche machen. Auch der Preis liegt in der Regel etwas über dem der Trainingsreifen. Continental bietet in dieser Kategorie beispielsweise den GP 5000 und die Tubeless-Version mit dem Zusatz „s TR“ an.


Zeitfahr-Reifen/TT: Minimaler Rollwiderstand – das und nichts anderes steht bei dieser Kategorie im Vordergrund. Erzielt wird das durch minimalen Pannenschutz und nur sehr wenig Gummi. So erkaufen sich die Rennrad-Reifen maximale Effizienz und ein minimales Gewicht durch eine geringe Laufleistung und Haltbarkeit. Klassischerweise sind diese Reifen an Zeitfahr- und Triathlonrädern zu finden (TT = Time Trial), aber auch im Straßenrennen werden sie von manchen Profis verwendet. Wer auf der Suche nach dem schnellsten Set-up ist, sollte sich die Rennrad-Reifen ganz genau ansehen, denn mit Pneus wie dem Continental GP 5000 TT TR rollt es sich besonders schnell. Interessant ist auch, dass manche Climbing-Bikes gezielt auf diese besonders leichten Reifen setzen. So hat etwa das Orbea Orca HMX TT-Reifen montiert.

Aero-Reifen: Diese Kategorie ist auf Aerodynamik getrimmt und oft zusammen mit speziellen Felgen entwickelt worden. Pneus wie der Continental Aero 111 sollen dank optimierter Form und integriertem Profil noch schneller über die Straße gleiten. Der Rollwiderstand liegt zwar etwas über dem der TT-Reifen, insgesamt soll der Reifen jedoch am effizientesten sein.
Dazu kommt, dass es vor allem an der Front auf Aerodynamik ankommt, während sich der Hinterreifen bereits hinter dem Sattelrohr versteckt. Daher ist der Continental Aero-Reifen, der Aero 111, lediglich als Vorderreifen konzipiert. Bei einem Preis von über 100 € ein Pluspunkt, denn über 200 € für einen Satz Rennrad-Reifen könnten wohl nur die wenigsten realisieren. Wichtig ist auch, dass der Aero-Reifen schon bei verhältnismäßig wenig Abrieb an Aero-Performance verlieren kann – zumindest laut Hersteller. Wer aber die neueste Technik und maximale Effizienz sucht, ist mit Aero-Reifen gut beraten. In Kombination mit TT- oder klassischen Race-Reifen am Heck ist das auf schnellen Etappen wohl die beste Variante.


Bei Wind und Wetter – Rennrad-Reifen für Allroad und Training
Race-Reifen sind durch Gewichtsoptimierung und spezielle Gummimischungen leicht, schnell und griffig. Das große Problem sind allerdings der Pannenschutz und die Laufleistung, denn wer viel fährt und trainiert, bekommt mit den teuren Race-Reifen schneller einen Platten. Und wer sich den teuren Aero-Reifen schon auf der zweiten Ausfahrt an einer Glasscherbe aufgeschlitzt hat, kennt den Frust – und das nicht nur, weil man wieder Reifen wechseln muss. Zudem kommt man schon bei kleinen Schotterpassagen ins Schwitzen. Abhilfe schaffen hier Trainings- und Allroad-Reifen. So hat etwa der Continental GP 5000 AS TR, der wohl bekannteste „All-Season“-Reifen, extra viel Pannenschutz und eine höhere Laufleistung. Dazu bietet er auch bei schlechtem Wetter, sowie widrigen Herbst- und Winterbedingungen, noch viel Grip und sorgt für zuverlässiges und sicheres Handling. Neben Racern im Training sind auch Allroad-Begeisterte auf der Suche nach maximaler Vielseitigkeit auf diesen Reifen zuhause. Wenn ihr für grenzenlose Allroad-Abenteuer noch das perfekte Bike sucht, dann ab zu unserem Allroad-Vergleichstest.

Also doch zweierlei Reifen fahren? Ein pannensicheres und erschwingliches Paar im Training und das teure, effiziente Modell , wenn es ans Rennen geht? Definitiv eine gute Wahl – nicht nur, um den Geldbeutel zu schonen, sondern auch, um im Training zuverlässig und ohne Probleme zurechtzukommen. Doch einen Haken hat der Plan: Durch unterschiedliche Grip-Level und ein anderes Fahrverhalten zwischen Trainings- und Race-Reifen ist der Umstieg von Ausfahrt auf Rennen eventuell ungewohnt und kann in den Momenten, in denen es darauf ankommt, etwas Selbstbewusstsein kosten.

Rennrad-Reifen hin und her, aber welcher Pneu ist nun der richtige?
Die Frage nach dem richtigen Rennrad-Reifen ist also vor allem eine persönliche Entscheidung und abhängig von den eigenen Präferenzen und Einsatzzwecken.
Vielfahrer:
Wer viel trainiert oder generell viel fährt, profitiert von langlebigen Rennrad-Reifen wie dem GP 5000 AS TR. So spart man sich nicht nur das nervige Reifenwechseln, sondern minimiert auch unnötige Pannen. Zudem ist man bei jedem Wetter sicher unterwegs.
Weekend Warrior:
Ihr sucht den besten Kompromiss aus Speed, Zuverlässigkeit und Preis? Dann ab zum Race-Reifen! Modelle wie der GP 5000 S TR bieten euch Profi-Performance zu einem guten Preis und sind trotzdem ausreichend pannensicher.
Racer:
Euch geht es um ultimative Effizienz und der Preis spielt keine Rolle? Unsere Empfehlung: Aero- an der Front und TT- oder Race-Reifen am Heck. So bekommt ihr definitiv das schnellste Set-up ans Rad.
Wer am liebsten alles haben möchte, dem empfehlen wir die Kombination aus Trainings- und Race-Reifen. Idealerweise auf zwei Bikes oder Laufradsätzen – so könnt ihr je nach Bedingungen und Situation immer richtig wählen. Insgesamt gibt es also viel zu beachten, sicher ist aber auch: Rennrad-Reifen bleiben Reifen, und auch wenn sie sich in den Details deutlich unterscheiden, ist keiner der Reifen wirklich schlecht. Wirklich falsch machen kann man also eigentlich nichts.

Fazit
Auf den ersten Blick ein Wirrwarr aus Marketingversprechen und Herstellerbezeichnungen, lässt sich der Reifen-Dschungel mit etwas Wissen sicher meistern. Denn die Hersteller halten für jede Situation den richtigen Rennrad-Reifen bereit. Doch die Wahl bleibt ganz bei euch: Ob Racing oder Allroad für Schotter und Asphalt? Die richtige Reifenwahl erhöht den Fahrspaß, schont den Geldbeutel und maximiert die Performance.

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Text: Calvin Zajac Fotos: Jan Richter