Das Pinarello NYTRO trägt in Sachen Geometrie die Gene des legendären Dogma F10 und soll sich somit anfühlen wie jedes andere Pinarello. Ob die Extraportion italienische Amore im Vergleichstest bestehen kann, erfahrt ihr hier.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Rennrad 2019! – Die 13 spannendsten Modelle im Test
Während dem einen oder anderen der Launch des Pinarello NYTRO vielleicht etwas aufgestoßen ist, waren wir bei der Vorstellung des E-Rennrades aus Italien mehr von der blitzschnellen Umsetzung des Projekts „Nytro“ fasziniert. Gerüchten zufolge, soll die Traditionsmarke nämlich nur wenige Monate von der ersten Skizze bis zur Produktion des E-Road-Bikes benötigt haben. Seit der Vorstellung vor einem guten Jahr hat sich am NYTRO kaum etwas geändert. Der Look ist – wie auch das Bianchi – typisch italienisch von zahlreichen Decals und Technologie-Bezeichnungen dominiert. Auch bei der Formgebung des Rahmensets ist sich Pinarello treu geblieben und so sieht man bereits von Weitem, dass man es mit einem Modell der Italiener zu tun hat. Während die detailreiche und asymmetrische Formgebung die Herzen der Fans höher schlagen lässt, mag sich so mancher Minimalist wenig überzeugt zeigen. Apropos minimal: Die Reifenfreiheit von 700 x 28C wird mit dem Pirelli P ZERO Velo 4S-Pneus und seiner tatsächlichen Breite von 29,5 mm bis ans Maximum ausgenutzt. Mit der mechanischen Shimano ULTEGRA R8070-Schaltgruppe, den Fulcrum Racing 500 DB- Laufrädern und Most-Komponenten für Cockpit und Sattel und -stütze bringt es unser Test-Bike mit FAZUA Evation-Antrieb in Größe 55 auf 13,96 kg und kostet 6.750 €.
Das Pinarello Nytro im Detail
Motor/Akku FAZUA Evation 1.0 250 Wh
Schaltung Shimano Ultegra mech – R8000 – 2×11
Übersetzung 50/34 T und 11–30 T
Bremsen Shimano ULTEGRA BR-R8070 160/160 mm
Vorbau Most Tiger Alu Aero 120 mm
Lenker Most Jaguar XA 440 mm
Sattelstütze Pinarello Aero
Laufräder Fulcrum Racing 500 DB C17 2WayFit AFS
Reifen Pirelli P Zero Velo 4S 28C
Größe | 47 | 50 | 53 | 55 | 58 |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 465 mm | 500 mm | 530 mm | 550 mm | 580 mm |
Oberrohr | 525 mm | 525 mm | 545 mm | 560 mm | 590 mm |
Steuerrohr | 130 mm | 130 mm | 149 mm | 168 mm | 215 mm |
Lenkwinkel | 71,4° | 71,4° | 72,5° | 72,8° | 73,5° |
Sitzwinkel | 74,0° | 74,0° | 73,7° | 73,4° | 72,5° |
Reach | 370 mm | 370 mm | 382 mm | 389 mm | 397 mm |
Stack | 531 mm | 531 mm | 553 mm | 572 mm | 615 mm |
Das Pinarello Nytro im Test
Das Pinarello fordert und vermittelt Geschwindigkeit! Bereits im untersten (Breeze) Modus des FAZUA-Antriebs stürmt das Bike schnell nach vorne. Der früh anliegende Support soll vermutlich Performance vermitteln und passt zum Konzept des Bikes, das wie gemacht für all jene scheint, denen Dogma kein Fremdwort ist. Die Kombination aus der quirligen Front und dem bereitwilligen Heck mit gerade einmal 412 mm kurzen Kettenstreben ermöglicht es dem erfahrenen Fahrer das Bike auch in anspruchsvollen Situationen direkt umzusetzen. Die Sternstunde des NYTRO schlägt jedoch eindeutig in langgezogenen Kurven bei hohen Geschwindigkeiten, wo das Pinarello satt auf der Straße liegt. Einsteigern könnte nicht nur das hohe Maß an Agilität, sondern auch der geringe Komfort des Bikes anfänglich Sorgen bereiten.
Viel Versatz an der Sattelstütze, langer Vorbau – man fühlt sich Dank Motor wie Egan Bernal auf der 19. Etappe der Tour. Bei 25 km/h kommt dann aber der italienische Reality Check.
Die Pirelli-Pneus überzeugen mit viel Grip in allen Situationen des Tests und sind gleichzeitig eine gute – wenn auch eine der wenigen – Komfortquelle am Pinarello. Einzig der Carbonlenker bietet zusätzliche Vibrationsdämpfung, während der sportlich gestreckt sitzende Fahrer ansonsten die Unebenheiten der Straße ungefiltert mitbekommt. Auf perfekten Rennstrecken ein Traum, bei aufgerissenen Asphaltstreifen schnell sehr unkomfortabel. Über 25 km/h fehlt es dem Pinarello außerdem an Leichtfüßigkeit, um ganz vorne mitspielen zu können. Das Finish der Anbauteile der Eigenmarke Most wirkt außerdem recht günstig, womit sie nicht so recht zum kompromisslos hochwertigen Markenimage passen wollen.
Fazit
Das Pinarello NYTRO ist das richtige E-Rennrad für den Pinarello-Liebhaber, der ein Race-Bike mit Prestige möchte und etwas zusätzlichen Support genießt und erfahrene Racer, die zukünftig den Genuss in den Vordergrund stellen möchten. Das sehr quirlige Handling und der geringe Gesamtkomfort ist für Einsteiger und Genussfahrer nicht in jeder Situation einfach zu vernachlässigen.
Tops
- vermittelt viel Performance
- Handling nahe an Pinarello Race-Bikes
- unverkennbare
- Markenzugehörigkeit
Flops
- kaum Komfort
- Zugverlegung am Cockpit
- Finish der Anbauteile wirkt günstig
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Motor-Feeling
- digital
- natürlich
Motor-Power
- schwach
- stark
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Infos unter: pinarello.com
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste E-Rennrad 2019! – Die 13 spannendsten Modelle im Test
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Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #012
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Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl, Benjamin Topf, Robin Schmitt