E-Bike? Alu-Rahmen? Alleskönner? Bien sûr! Mit dem neuen Dimanche bringt Moustache ein komfortables E-Roadbike und ein facettenreiches E-Gravel-Bike auf der gleichen Alurahmen-Basis an den Start. Ob der Allround-Ansatz aufgeht und was das neue Moustache Dimanche besonders macht, haben wir für euch auf Asphalt, Schotter und Trails getestet.

Der Ansatz einer universellen Rahmenplattform ist für Moustache bereits bewährt. Schon die Vorgängermodelle des Moustache Dimanche 28 Road und 29 Gravel unterschieden sich lediglich in der Ausstattung und konnten sowohl auf der Straße als auch auf dem Schotter mit viel Fahrspaß und einem hohen Sicherheitsgefühl punkten. Um ihren E-Dropbar-Alleskönner noch besser zu machen, hat das Entwicklungsteam des französischen Herstellers eng mit Bosch zusammengearbeitet. Herausgekommen ist eine komplett neue Aufnahme des neuen Bosch Performance Line SX Light Antriebs.

Der Motor wurde einmal gedreht, um den Akku und somit auch den Schwerpunkt noch näher ans Tretlager zu verschieben. Positiver Nebeneffekt: Die neue Aufnahme ermöglicht es, den Bosch SX-Motor – der unter Light-Motoren eher für seine Kraft und weniger für sein geringes Baumaß bekannt ist – nahtlos in die Rahmenform zu integrieren. Im Vergleich zu großen Full-Power-Motoren bietet der Bosch Performance Line SX mit 55 Nm Drehmoment zwar 30 Nm weniger als sein großer Bruder, der Bosch CX-Motor, erreicht jedoch dieselbe Maximalleistung von 600 W, während andere Leichtbau-Motoren wie der TQ HPR-50 deutlich weniger Leistung erbringen. Der kleine Kraftprotz wird von einem fest im Unterrohr verbauten 400-Wh-Akku gespeist. Das Bike muss also zum Laden an die Steckdose. Unterwegs kann man sich jedoch mit einem Bosch PowerMore Range Extender behelfen, der zusätzliche 250 Wh in einem der Trinkflaschenhalter unterbringt.

Smooth! Die nahtlose Integration des Bosch SX trägt zum cleanen Look bei.
Akkustand und Unterstützungsmodus werden minimalistisch auf dem Oberrohr angezeigt.
Auf dem 2 Zoll großen Display des Bosch Kiox 300 können deutlich komplexere Daten abgebildet werden.
Der Ladeport versteckt sich unter einer Klappe zwischen Motor und Akku.

Der Fokus beim neuen Dimanche lag laut Moustache klar auf Integration, Design und Komfort. Die Moustache-typische Designsprache ist auch beim neuen Dimanche-Rahmen mit seinen klaren Linien und kantigen Rohrformen deutlich erkennbar. Das breite Unterrohr beinhaltet den Akku und geht nahtlos in die Motoraufnahme über. Einige Details des hochwertig verarbeiteten Alu-Rahmens fallen erst bei genauem Hinsehen auf. Die Schweißnähte sind an den sichtbaren Stellen sauber verschliffen, die Sitzstreben sind kunstvoll geschwungen, um mehr Reifenfreiheit zu bieten, und das unaufdringliche Branding unterstreicht den Look.

Die geschwungenen Sitzstreben sehen schick aus und schaffen Reifenfreiheit.
Das unauffällige Branding passt zum Moustache typischen Design.

Ein Bike für alle Fälle – die verschiedenen Ausstattungsoptionen des Moustache Dimanche

Moustache möchte mit dem Dimanche eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen. Fürs Pendeln, Bikepacking oder den alltäglichen Gebrauch gibt es das Dimanche 29 Gravel auch als Equipped-Version mit Schutzblechen, Licht und Heckgepäckträger. Wer aus unerklärlichen Gründen lieber Flatbar fährt, bekommt das Dimanche in allen Varianten auch mit flachem Lenker. 😉 Das macht aus dem 28 Road ein E-Fitnessbike und aus dem 29 Gravel ein Light E-MTB. War das schon alles? Nein! Für kleinere Körpergrößen gibt es alle oben genannten Varianten in den Größen XS, S und M mit Trapezrahmen mit abfallendem Oberrohr für einen komfortablen Einstieg und eine geringere Überstandshöhe. Die klassischen Diamantrahmen richten sich an größere Rider und sind in den Größen S, M, L und XL erhältlich. Insgesamt ergeben sich so 14 verschiedene Optionen, die sich preislich alle zwischen 3599 € und 5999 € einordnen. Am Rahmen oder Antriebssystem werden auch bei günstigeren Modellen keine Abstriche gemacht. Die Preisunterschiede ergeben sich aus den verbauten Schaltgruppen, Laufrädern und Reifen.

Road 2 Open – 3599 €
Road 2 – 3599 €
Gravel 4 – 4699€
Gravel 4 Open – 4699 €
Gravel 4 EQ 4899€

Wir waren mit den beiden Top-Versionen, dem Dimanche 28 Road 6 und dem 29 Gravel 6, zum Testen in den französischen Alpillen. Selbstverständlich mit Drop Bars. 😉 Von der Ausstattung her unterscheiden sich die beiden Versionen jedoch deutlich mehr als nur durch die Wahl der Reifen und der Schaltgruppe:

Das Moustache Dimanche 28 Road 6 im Detail

Die Top-Version für die Straße rollt auf schicken Mavic Cosmic S Carbon-Laufrädern in 42 mm Tiefe. Die 34 mm breiten Schwalbe Pro One Reifen sind in Sachen Aero und 105%-Regel nicht für das letzte bisschen Performance optimiert, sollten jedoch für ein deutliches Plus an Komfort und Kurvengrip sorgen. Zwei Eigenschaften, die man an einem E-Roadbike definitiv nicht missen will.

Alle Versionen des Dimanche kommen mit 1-Fach Antrieb.
Das elektrische SRAM Apex AXS Schaltwerk wird direkt aus dem Hauptakku gespeist.

Geschaltet wird mit einer elektronischen SRAM APEX AXS 1-Fach 12-Speed Gruppe mit 44Z Kettenblatt und 11-44Z Kassette. Diese passt gut zu den erwartbaren Geschwindigkeiten auf dem E-Roadbike und hält Reserven für steile Anstiege bereit.

Die Kombination aus breitem Lenker und kurzem Vorbau sorgt für Kontrolle.
Die 34 mm breiten Schwalbe Pro One Reifen sorgen für Grip und Komfort.

Der Lenker ist mit 440 mm recht breit und soll mit dem 70 mm kurzen Vorbau für viel Kontrolle sorgen. Zum Umschalten der Unterstützungsstufen des Bosch SX-Antriebs ist eine kleine Remote am Lenker verbaut. Um alle nötigen Daten anzeigen zu können, ist das Bosch Kiox 300 Display installiert. Insgesamt ist die Ausstattung stimmig auf Komfort und Kontrolle optimiert und kostet in der Top-Version 5.999 € bei einem Gewicht von 16,2 kg in Größe L.

Moustache Dimanche 28 Road 6 2024

5.999 €

Ausstattung

Motor Bosch SX 55 Nm
Batterie Bosch CompactTube 400 Wh
Bremsen SRAM APEX 160/160 mm
Schaltung SRAM Apex AXS 12s 1x12
Vorbau Moustache Aluminium 70 mm
Lenker Moustache alloy Road 440 mm
Laufräder Mavic Cosmic S 42 12 x 100/12 x 142 mm Through Axle
Reifen Schwalbe Pro One34
Kurbeln FSA 165 mm
Kassette SRAM XPLR PG-1231 11-44T

Technische Daten

Größe S M L XL

Das Moustache Dimanche 29 Gravel 6 im Detail

Das Moustache Dimanche 29 Gravel wurde für Abenteuer abseits der Straße entwickelt. Um Komfort und Kontrolle an das Einsatzgebiet anzupassen, hat Moustache nicht nur breitere Stollenreifen montiert, sondern auch einen hauseigenen Vorbau mit einstellbarer Elastomer-Federung und eine Dropper Post mit integrierter Dämpfung. Die aufgezogenen Maxxis Rambler Reifen in 50 mm Breite sind für ihre sehr gute Traktion bekannt, wie sie bereits in unserem großen Gravel-Reifen-Vergleichstest beweisen konnten.

Die Dropper Post lässt sich 75 mm tief absenken.
Der mit Elastomeren gefederte Vorbau bietet 20 mm Federweg.

Um auch auf steilen, verblockten Anstiegen Reserven zu haben, setzt das Dimanche 29 Gravel 6 auf eine Mullet-Schaltung, bestehend aus SRAM Apex AXS Shiftern, einem 44Z Kettenblatt und einem SRAM X1 Mountainbike-Schaltwerk mit massiver 11-50Z Kassette.

Der 500 mm breite Lenker wirkt etwas drüber.
Die riesige Mountainbike-Kassette passt dagegen perfekt zum Einsatzgebiet.

Neben der Bandbreite der Schaltung hat sich auch die Breite des Lenkers im Vergleich zur Road-Version deutlich gesteigert. Das Gravel-Cockpit misst ganze 500 mm und ist somit selbst für offroad-orientierte Gravel-Bikes auf der breiten Seite. Auch das Gewicht ist im Vergleich zum Dimanche 28 Road gestiegen: Die von uns getestete Top-Version kostet 5.699 € und hat bei unserem Test 18,1 kg in Größe L gewogen.

Moustache Dimanche 29 Gravel 6 2024

5.699 €

Ausstattung

Motor Bosch SX 55 Nm
Batterie Bosch CompactTube 400 Wh Wh
Sattelstütze EXA 860i 75 mm
Bremsen SRAM APEX 160/160 mm
Schaltung SRAM Apex AXS 12s 1x12
Vorbau Moustache Suspended 70 mm
Lenker Moustache alloy Gravel 500 mm
Laufräder Mavic Allroad S 12 x 100/12 x 142 mm Through Axle
Reifen Maxxis Rambler EXO 50 mm
Kurbeln FSA 165 mm
Kassette SRAM Eagle 11-50T

Technische Daten

Größe S M L XL

Das Moustache Dimanche 2024 im ersten Test

Um die französischen “Smiling Machines” angemessen zu testen, waren wir in den französischen Alpillen. Das Kettengebirge in der Provence ist definitiv eine Reise wert und bietet neben einer atemberaubenden Aussicht auch optimale Bedingungen für Rennrad-, Gravel- und Weinliebhaber. Jackpot!

Wir beginnen unsere Testfahrt auf der Straße. Der Untergrund wechselt zwischen smoothen Tarmac, rissigem Asphalt und feinem Schotter. Das Moustache Dimanche 28 Road überzeugt durchweg mit einem hohen Komfort. Überraschend hoch für einen so stabilen Aluminiumrahmen. Das liegt neben dem Rahmen an der entspannten Sitzposition. Man kann das Dimanche zwar sportlich fahren, von der Geometrie ist es aber definitiv kein Race-Bike und bietet einen ausreichend kurzen Reach, um Rücken und Nacken zu schonen. Ein weiterer Komfort-Faktor sind die 34 mm breiten Schwalbe Pro One Reifen, die durch ihr Volumen und den niedrigeren Luftdruck einiges an Dämpfung mitbringen.

Wir rollen auf einen der unzähligen kurzen, knackigen Anstiege zu. Der Bosch SX setzt smooth mit ein und vervielfacht die Kraft, die wir aufs Pedal geben. Der kleine Motor ist so kräftig, dass er uns bei Bedarf im Turbomodus mit minimalem Krafteinsatz den Berg hochbringt. Viel mehr Spaß macht es aber in einem der schwächeren Modi, die einem das Gefühl vermitteln, selbst für den Vortrieb verantwortlich zu sein. Hierbei hilft ebenfalls der smoothe Fade-Out der Unterstützung ab 25 km/h. Fährt man schneller, muss man das gut 16 kg schwere E-Rennrad aus eigener Kraft antreiben. Gerade auf langen Geraden ist man hier eher etwas gemütlicher unterwegs. Das passt aber auch deutlich besser zur Ausrichtung des Dimanche als wildes Geballer in Aero-Pose.

Das Handling fühlt sich von der ersten Fahrt vertraut an und birgt keine bösen Überraschungen. Das Dimanche 28 Road fährt sich sehr laufruhig und wirkt in keinem Fall nervös. Schnelle Kurven lassen sich trotzdem präzise fahren, wobei die sehr gute Traktion der 34 mm breiten Reifen einiges an Selbstvertrauen vermittelt. Der breite Lenker mit Flare in den Drops, die kräftigen Bremsen und der tiefe Schwerpunkt unterstreichen das Sicherheitsgefühl. Das Dimanche 28 Road ergibt so ein stimmiges Gesamtbild eines Allroad-Bikes mit zusätzlichem Rückenwind. Komfortabel, sicher und mit ausreichend Reserven für jeden Straßenbelag.

Zeit zu prüfen, ob das Konzept auch abseits der Straße funktioniert! Wir schwingen uns auf das Dimanche 29 Gravel 6 und fliegen über grobes Geröll, sandigen Waldboden und Premium-Schotterpisten. Die 50 mm breiten Maxxis Rambler versprühen Mountainbike-Feeling. Die Traktion ist selbst auf losen Untergründen sehr gut. Eine weitere Überraschung ist der Komfort. Der gedämpfte Vorbau bietet 20 mm Federweg und nimmt einzelne Schläge und Vibrationen gut auf. Über eine Schraube lässt sich das Elastomer vorspannen und die Federung somit straffen. Wir bevorzugen ein eher festes Cockpit, das sich auf schnellen Abfahrten nicht aufschaukelt und das Handling nicht schwammig werden lässt. Hat man seine präferierte Einstellung gefunden, funktioniert die Dämpfung sehr gut als Ergänzung der ohnehin schon stark dämpfenden Reifen. Auch das Heck geht nicht leer aus: Die Dropper Post ermöglicht nicht nur deutlich mehr Bewegungsfreiheit auf Abfahrten, sondern dämpft im ausgefahrenen Zustand zusätzlich auch Schläge ab. In Kombination mit der entspannten Geometrie und dem kräftigen Motor ergibt sich so ein gemütliches Fahrgefühl über alle Untergründe.

Smiling Machine! Leichte Trails machen auf dem Dimanche eine Menge Spaß.

Geht es bergab, verwandelt sich das Dimanche 29 Gravel zur Spaßmaschine. Durch die gute Kontrolle, Traktion und Dämpfung lässt man es auf der Abfahrt gerne laufen. Auch auf Trails kann sich das E-Gravel-Bike sehen lassen – entspannt bergauf shutteln inklusive! Lediglich der 500 mm breite Lenker ist für unseren Geschmack etwas zu viel des Guten, sorgt zwar für viel Kontrolle, aber auch leichte Busfahrer-Vibes, sobald man im Sattel sitzt. Der kräftige Motor und die hohe Bandbreite an Gängen sind im Uphill auf losem Geröll besonders wichtig und bringen einen ohne Fußabsetzter auf den Gipfel. Das Dimanche 29 Gravel wirkt stimmig auf den Einsatz abseits der Straße abgestimmt und konnte uns in allen Fahrsituationen überzeugen. Analog zur Road-Version ist auch die Gravel-Ausstattung kein Race-Bike, sondern geht viel mehr in die Richtung Adventure-Gravel.

Für wen ist das Moustache Dimanche 2024?

Eine Zielgruppe auszuschließen wäre vermutlich leichter. Das Einsatzgebiet ist durch die verschiedenen Varianten des Moustache Dimanche 2024 so breit, dass man es vom Pendeln, Bikepacking, epischen Alpenpässen zu Gravel-Abenteuern und Abfahrten auf leichten Trails für alles empfehlen kann. Die Geometrie ist sowohl auf Asphalt als auch auf Schotter angenehm relaxed, bietet ein intuitives Handling, viel Kontrolle und spricht alle an, die nicht auf KOM-Jagd oder Rennvorbereitung sind. Dafür wäre ein E-Bike aber sowieso die falsche Wahl. 😉

Fazit

Durch den universell einsetzbaren Rahmen und die vielen Ausstattungsoptionen ist das Moustache Dimanche 2024 extrem vielseitig. Der hohe Komfort, das intuitive Handling und die kraftvolle Unterstützung machen es zu einem runden Gesamtpaket für eine Vielzahl von On- und Offroad-Abenteuern. Die Verarbeitungsqualität und der starke Bosch Performance Line SX-Antrieb machen es zum verlässlichen Gefährten für alle Fälle. Chapeau!

Tops

  • Hoher Komfort
  • intuitives Handling
  • starker Motor

Flops

  • etwas zu breiter Gravel-Lenker

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Text: Jan Richter Fotos: Jan Richter, Moustache