Der brandneue Mavic Cosmic Ultimate UST Laufradsatz erhebt den Anspruch die beste Wahl für alle Racer zu sein. Was passiert wenn Hightech auf Tradition trifft? Wie sicher kann ein Carbon-Laufradsatz sein? Wir waren bei Mavic im französischen Headquarter und im Anschluss auf Korsika, um die neuesten Carbon-Laufräder exklusiv zu testen.

Mavic Cosmic Ulimate UST | 1.310 g | 3.500 €

Dass die Franzosen Laufräder bauen können, haben sie bereits bewiesen und dabei das Rad mehrfach neu erfunden. So rollte die welterste Aluminiumfelge im Jahre 1934 aus der Fabrik des Traditionsherstellers. Mit der Cosmic Ultimate Serie fokussiert sich Mavic seit 2006 auf die Bedürfnisse professioneller Athleten. Dabei soll das Hauptaugenmerk der Ingenieure aus Annecy auf der Balance aus Gewicht, Aerodynamik und Steifigkeit liegen. Aus der Verbindung des Mavic-eigenen Tubeless-Systems UST und dem Laufrad-Topmodell Cosmic Carbon Ultimate soll nun ein renntaugliches und pannensicheres Laufradsystem namens Mavic Cosmic Ultimate UST entstehen.

Mavic Cosmic Ultimate UST – Konzept

Während sich eine Vielzahl an Laufradherstellern auf die Entwicklung von Disc-Brake-kompatiblen Lösungen fokussieren, lebt bei Mavic die Felgenbremse neu auf. So war es Mavic nicht nur wichtig ein leichtes, aerodynamisches und steifes Vollcarbon-Laufrad zu konstruieren. Vielmehr sollten auch die Nutzung von Tubeless-Reifen ermöglicht werden und die Bremsflächen der Felge vollständig aus Carbon bestehen. Dabei gilt es verschiedenste Herausforderungen zu meistern. Aufgrund der Hitzeentwicklung während des Bremsvorgangs sehen manche Hersteller gänzlich davon ab, Clincher-Felgen mit Felgenbrems-Option anzubieten. Als erschwerender Faktor kommt hinzu, dass Tubeless-Felgen extrem präzise gefertigt sein müssen, sodass der Reifen fest im Felgenbett sitzt und keine Luft entweichen kann. All jene Faktoren veranlassten Mavic dazu, das Design ihrer Cosmic Carbon Ultimate Felge gänzlich neu zu entwickeln.

Die 40 mm hohe Felge des brandneuen Cosmic Ultimate UST Laufradsatzes besteht aus einer gewebten 3K Carbonstruktur, welche einen Schaumstoffkern umschließt. Die Innenmaulweite beträgt 19 mm. Der spezielle Schaumstoffkern soll dem Laufrad nicht nur zusätzliche Haltbarkeit verleihen, sondern auch das Temperatur-Management positiv beeinflussen.

Laut Mavic erwärmt sich die Bremsflanke des neuen Carbon-Laufradsatzes während des Abbremsens regelmäßig auf über 220 °C. Derartige Temperaturen können durch Ausdehnung der Materialien zu einer temporären Veränderung des Laufraddurchmessers führen. Handelsübliche Clincher-Systeme können diese Veränderungen aufgrund höherer Toleranzen kompensieren. Bei Tubeless-Systemen ist dies jedoch nicht möglich, da die Durchmesser von Reifen und Felge sehr genau aufeinander abgestimmt sein müssen, sodass keine Luft entweichen kann. Eine sich durch Temperatureinwirkungen ausdehnende Felge hat außerdem einen Einfluss auf die Speichenspannung, welche sich mit steigender Temperatur erhöht. Doch nicht nur wechselnde Temperaturen beeinflussen die Speichenspannung: Auch der aufgepumpte Reifen selbst komprimiert die Felge des Laufrades. Bei Tubeless-Systemen ist dieser Effekt laut Messungen der französischen Ingenieure 10 % höher als bei üblichen Clincher-Systemen mit Schlauch.

Die neu entwickelten und vollständig aus unidirektionalem Carbon bestehenden Speichen sollen all jene Herausforderungen lösen. So werden diese in einem speziellen Verfahren, über das wir leider keine weiteren Details erfahren konnten, direkt mit der Felge einlaminiert. Resultat ist eine hochsteife Konstruktion, die allen geschilderten Einflüssen standhalten soll. Vorteil dieser Bauweise ist außerdem, dass die Felge ohne Speichenlöcher auskommt und daher Bauart-bedingt luftdicht ist. Laut Mavic können die Cosmic Ultimate UST Laufräder bis zu einem gewissen Grad nachzentriert werden. Wie genau dies möglich ist, bleibt jedoch geheim.

Auch die Naben des neuen Mavic Cosmic Ultimate UST Laufradsatzes wurden im Vergleich zum Vorgänger, dem Mavic Cosmic Carbon Ultimate, komplett überarbeitet. Der Nabenkörper selbst besteht jetzt gänzlich aus Carbon und ist deutlich kleiner. Dies soll das Laufrad leichter und aerodynamischer machen. Die asymmetrische Bauweise des Hinterrades soll dafür sorgen, dass Antriebseinflüsse effizienter vom Nabenbereich an die Felge übertragen werden. Besonders deutlich wird die Weiterentwicklung an der Art und Weise, mit der die Nichtantriebs-Seite eingespeicht ist.

Die Vorderradnabe des …
… Mavic Cosmic Ultimate UST Laufradsatzes
Der Nabenkörper besteht vollständig aus Carbon

Die Hinterradnabe des Cosmic Ultimate UST beheimatet den sogenannten ID360 Freilauf, welcher für ein schnelleres Greifen beim Pedalieren und damit für eine direktere Kraftübertragung sorgen soll. Der vollständig aus Aluminium bestehende Freilaufkörper ist nochmals leichter als sein Vorgänger und soll zu einer Verbesserung der Steifigkeit der Nabe beitragen.

Die asymmetrisch eingespeichte …
… Hinterradnabe

Die Bremsflanke des Mavic Cosmic Ultimate UST Laufradsatzes wird mit Laser behandelt, sodass die neu entwickelten Bremsbeläge besser auf den Flanken greifen können. Der Laserstrahl sorgt dafür, dass ein Teil des Harzes verdampft und die Bremsoberfläche rauer wird. Die neuen Bremsbeläge sollen, wie bisher üblich, keine gelben Spuren mehr auf den Bremsflanken der Laufräder hinterlassen.

Angeraut und streifenfrei – die Bremsflanken der neuen Cosmic Ultimate UST

Mavic wird den neuen Laufradsatz ausschließlich als Reifen-Laufrad-Komplettsystem anbieten. Die in der Kooperation mit Hutchinson entwickelten Yksion Pro UST- Reifen sind speziell auf die verwendete Felge optimiert und messen eine Breite von 25 mm. Mit 260 g pro Stück sollen die Pneus die beste Reifenoption für den neuen Laufradsatz darstellen, wobei Modelle anderer Hersteller, auch wenn nicht empfohlen, benutzt werden können.

Die Mavic Yksion Pro UST Reifen werden ab Werk mitgeliefert

Mavic Cosmic Ultimate UST – Test

Das Testfahrzeug: Focus Izalco Max

Mit der neuen Mavic App geben die Franzosen ihren Kunden ein effektives Tool an die Hand, mit dem sich der optimale Reifendruck bestimmen lässt. In unserem Fall lauteten die Parameter: Performance, Sonnenschein, 19 mm Innenmaulweite, Tubeless, 74 kg Fahrer- und 6,9 kg Fahrradgewicht. Damit ergibt sich ein empfohlener Reifendruck von 5,8 bar hinten und 5,4 bar vorn. Feuer frei! Mit dem FOCUS IZALCO MAX hatten wir ein würdiges Chassis, um das Potential der Laufräder auszunutzen. Ausgestattet mit Shimano Dura Ace Di2 schreit das gesamte Setup einzig und allein: Vollgas!

Die neue Mavic App soll die Bestimmung des Reifendrucks zum Kinderspiel machen

Die enorme Steifigkeit des Laufradsatzes sorgt für ein ausgesprochen effizientes Beschleunigen. Auch mit minimalem Abstand zu den Bremsbacken konnten wir keine schleifenden Geräusche feststellen. Der Cosmic Ultimate UST Laufradsatz entpuppt sich sowohl beim niederfrequenten, kraftvollen Antritt am Berg als auch beim schnellen Beschleunigen aus Spitzkehren heraus als wahres Drehzahlwunder. Im ausgesprochen agilen und spritzigen Charakter der Laufräder wird deutlich, dass Mavic hier nicht zum Cruisen einladen möchte. Vielmehr hat man das Bedürfnis, die Jungs im Windschatten abschütteln zu wollen, während es im Wiegetritt nach vorne geht.

Am wohlsten fühlen sich die Cosmic Ultimate UST im Antritt. Ab dafür!

Auch in der Ebene können die Cosmic Ultimate UST Laufräder überzeugen. Mit lediglich 1.310 g pro Paar nehmen sie die Geschwindigkeit überraschend gut mit und somit hat man nicht das Gefühl, das Rad unter dauerhaftem Pedalieren am Laufen halten zu müssen. Auf plötzlichen Seitenwind reagieren die 40 mm tiefen Laufräder gutmütig. Auch in der Aeroposition verspürt man kein ruckartiges Flattern der Laufräder, sondern vielmehr ein berechenbares Schieben sobald die Windrichtung dreht. Hier haben die Konstrukteure aus dem Hause Mavic deutliche Verbesserungen im Vergleich zu früheren Modellen erreicht.

Angenehm berechenbar im Aeromodus – auf der Ebene kann man sich voll und ganz auf die übersäuerten Beine konzentrieren

Im Downhill ist Wachsamkeit gefordert. Aufgrund der enormen Steifigkeit neigen die Cosmic Ultimate UST Laufräder dazu unruhig zu werden. Vor allem auf welligem Asphalt ist beim Einlenken eine feinfühlige Hand gefragt. Racer freuen sich über die blitzschnelle und präzise Umsetzung von Lenkimpulsen, wer jedoch ein gutmütiges Verhalten sucht, wird hier nicht fündig. Da es sich hier um das rennspezifische Topmodell der Franzosen handelt, ist davon auszugehen, dass der Fahrer mit diesem Verhalten umzugehen weiß. Einsteiger werden hier jedoch ihre Mühen haben, das Vorderrad auf Kurs zu halten. Wer bereit ist, 3.500 € für einen Laufradsatz zu investieren, dem sei an dieser Stelle ebenfalls eine Investition in das eine oder andere Fahrtechnikseminar ans Herz gelegt. Wir hätten da auch noch eine Anmerkung zur Finanzierung: Da wir während all unserer Testfahrten, die uns auch über ausgesprochen raue Untergründe führten, nicht einen einzigen Platten bemängeln mussten, gibt es Grund zur Annahme, dass man sich Ersatzschläuche und Flickensets zukünftig sparen kann. Sparstrumpf statt Reifenhändler!

Von der Bremskraft des Laufradsatzes waren wir vom ersten Meter an positiv überrascht. Auch nach zahlreichen Abfahrten mit mehr als 10 km Länge hat sich dieser erste Eindruck nicht geändert. So kann die Modulation einer Felgenbremse zwar nach wie vor nicht mit der einer Scheibenbremse mithalten, doch die Bremsperformance im Grenzbereich hinkt hier nicht weit hinterher. Deutliche Unterschiede werden jedoch in nassen Bedingungen erkennbar – hier brauchen die Bremsflanken kurze Zeit, um zu trocknen und um ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Laut Mavic wird derzeit an einer Disc-Version gearbeitet, die wir bereits jetzt mit Spannung erwarten.

Über den Komfort des Laufrades sei an dieser Stelle eines gesagt: Es ist ein Laufradsatz, der Rennen gewinnen will und auf die Bedürfnisse der Profis zugeschnitten ist. Performance sticht Komfort.

Mavic Cosmic Ultimate UST – Fazit

Mavic präsentiert mit dem Cosmic Ultimate UST einen Laufradsatz für Grand Tour Aspiranten. Mit seiner hohen Steifigkeit und Spritzigkeit eignet sich der Laufradsatz für alle performance-orientierten Rennfahrer mit Erfahrung, die ihren Race-Boliden noch weiter tunen möchten. Einsteiger werden mit dem sportlich-aggressiven Handling des Laufradsatzes eher schwerzurecht kommen. Das schicke Design, die hochwertige Verarbeitung und die durchdachten Detaillösungen machen den Cosmic Ultimate UST Laufradsatz zum pannensicheren Tuning-Tipp! Einzig bleibt die Verwunderung darüber, warum die Franzosen in Zeiten der Scheibenbrems-Revolution einen rein Felgen-gebremsten Laufradsatz vorstellen.

Mehr Informationen findet ihr unter mavic.com


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Text: Fotos: Benjamin Topf, ASO