BMC bringt mit dem Masterpiece Roadmachine eine Stilikone für 18.000 € auf die Straßen. Rechtfertigt Schweizer Handwerkskunst, veredelt mit einer Highend-Fertigung, diesen Preis? Und was ist der eigentliche Wert, den solch ein Rennrad für uns hat? Stoßen rationale Argumente an ihre Grenzen, kommen Emotionen ins Spiel. Und diese bestimmen letztendlich, ob einen dieses Bike kalt lässt oder man es unbedingt braucht.
Ästhetik, Technik, Kunst, Poesie, aber auch Stolz, Glück und Lebensfreude – es gibt Dinge, deren Wert man nicht beziffern kann. Für viele von uns kann ein Rennrad all diese Dimensionen miteinander vereinen. Dabei kann es sich um ein uraltes und klappriges Bike mit hohem emotionalen Wert handeln oder eben auch um einen traumhaften Luxus-Renner. Klar, letzterer kostet unfassbar viel Geld. Die Fragen, die sich uns in diesen Momenten stellen, sind vielschichtig: Generiert das Objekt der Begierde einen für mich angemessenen Wert, der den astronomischen Preis rechtfertigt? Bezahlt man im Falle des Roadmachine Mpc. by BMC für die Schweizer Handwerkskunst und die jahrzehntelange Erfahrung, die nötig ist, um ein derartiges Produkt überhaupt herstellen zu können? Oder anders gefragt: Was fasziniert uns an einer Uhr von Patek Philippe oder an einem Charles Eames Lounge Chair? Man kann die Zeit auch auf einer Billiguhr ablesen – und in einem IKEA-Sessel sitzt man ebenfalls ganz bequem. Was ist also das Besondere am BMC Roadmachine Mpc., für dessen Masterpiece-Rahmenset man inklusive BMC-Sattelstütze und -Cockpit schon zehn Riesen hinlegt? Wir haben nach den Antworten zu diesen Fragen gesucht und sind dabei auf zwei potenzielle, grundsätzlich verschiedene Gedankenansätze gestoßen.
Der rationale Ansatz: Aus dem Rahmen gefallen
BMC ist angetreten, die Grenzen des Möglichen zu verschieben und ein geniales Meisterstück herzustellen, das dem Anspruch an die legendäre Schweizer Handwerkskunst mehr als gerecht wird: Ein handgefertigter Rahmen, laut BMC hergestellt aus den besten Materialien, gefertigt von den weltweit führenden Carbon-Experten. Diese Meister zeigen, was alles möglich ist, wenn man keine Kosten und Mühen scheut: Der Carbon-Rahmen des Masterpiece-Bikes wird dabei an einem Stück per Hand hergestellt und nicht, wie sonst üblich, aus mehreren Rahmensegmenten zusammengefügt. Für das sogenannte One Piece-Design ist geballtes Expertenwissen notwendig, nur wenige beherrschen dieses Verfahren. Die Carbon-Patches werden, im Gegensatz zur klassischen Fertigung im Fahrradbau, direkt ins Werkzeug laminiert. Anschließend geht es zum Backen weiter in den Autoklaven. Dort können Temperatur und Druck gezielt gesteuert werden, was die Fertigungsqualität signifikant erhöhen soll. Aufgrund dieses aufwendigen Verfahrens kann pro Tag nur ein einziger Rahmen hergestellt werden. Durch diese Aufmerksamkeit auf kleinste Details benötigt das Rahmenset keine weitere Spachtelarbeiten bzw. Lackierungen, wie sie sonst bei nahezu jedem Carbon-Rahmen auf dem Markt zum Einsatz kommen. Der direkte Hautkontakt mit der seidig weichen Carbon-Oberfläche ist überraschend und absolut faszinierend zugleich. Die pure Ästhetik des matten Carbons überzeugt durch ihre optische Tiefe und die organische Haptik. Wie ein Rohdiamant verspricht es Luxus ohne Bling Bling – dafür zeitloses Understatement mit Kante. Nichts lenkt von der Schönheit des Materials und den gewählten Rohrformen ab. Nur 100 bis 150 Stück dieses edlen Rahmens verlassen die Manufaktur jedes Jahr. Neben den Hauptstandorten in der Schweiz und den USA wird es noch drei weitere Masterpiece-Boutiquen weltweit geben.
Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt. (Oscar Wilde)
Der emotionale Ansatz: Ist es das wert?
An dieser Stelle könnten wir noch tiefer in die Details des aufwendigen Fertigungsprozesses eintauchen und versuchen zu erklären, wie sich der Preis dadurch rechtfertigt. Aber egal aus welchem Blickwinkel wir es betrachten, rein rational stoßen wir hier schnell an Grenzen. Deshalb darf man nicht den Preis, sondern muss den Wert einer Sache für einen selbst beurteilen. Genau an dieser Stelle kommen dann Emotionen ins Spiel! Eine Uhr, ein Sessel, ein Fahrrad – oder auch ganz normale Alltagsgegenstände – werden durch extravagante Herstellungstechniken, limitierte Auflagen oder ungewöhnlich erzählte Geschichten emotional aufgeladen und zu Luxusprodukten, die unser Leben bereichern und wertvoller erscheinen lassen. Bis zu welchem Grad euch das persönlich bewegt oder eben nicht, kann nur ein jeder für sich selbst entscheiden. Das heißt im Umkehrschluss: Wenn uns ein Produkt emotional nicht berührt und keinen ideellen Wert hat, dann wird jeder Preis dafür zu hoch sein. Die Entscheidung darüber, was wir gewillt sind auszugeben, liegt ganz und allein bei uns.
18.000 € für ein Fahrrad. Das ist eine Ansage, die einen zunächst sprachlos macht. Befasst man sich jedoch näher damit, versteht man, dass sich manche Werte nicht allein rational in Geld messen lassen. Und hier kommen die Emotionen ins Spiel: Wie bei einer edlen Uhr, bezahlt man bei dem Masterpiece Roadmachine by BMC nicht nur für exzellente Handwerkskunst, sondern für Schönheit, Purismus und das Gefühl, etwas Besonderes zu besitzen. Es ist am Ende ganz einfach: Jeder Mensch hat sein eigenes Wertesystem, weshalb eine Aussage über zu billig oder zu teuer in diesem Fall anmaßend wäre.
Mehr Informationen findet ihr unter bmc-switzerland.com
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Text: Susanne Feddersen, Benjamin Topf Fotos: Benjamin Topf