Als die britische Marke um Dominic Mason vor drei Jahren das erste Mason Definition auf den Markt brachte, war die Verwendung von Scheibenbremsen und einer Allroad-Geometrie an Rennrädern eher eine Rarität. Jetzt legt Mason mit dem Mason Definition 2 nach, kann es seine Vier-Jahreszeiten-Dominanz weiterhin behaupten?

Erster Akt, Geschichte um Mason Bikes und Dom Mason
Er entschied sich, seinen sicheren Job bei Kinesis UK 2015 zu verlassen, um seine eigene, nach ihm benannte Marke zu gründen. Das damit verbundene Risiko war hoch: „Einfach mal machen“ klappt nicht immer, vor allem nicht in der Größenordnung. Dom war 15 Jahre lang Designer und Brand-Manager bei Kinesis. Ideale Voraussetzungen, um etwas Eigenes zu starten? Vielleicht, wenn man das richtige Team um sich hat. Dom wollte ohnehin wieder mehr wieder mehr in den tatsächlichen Designprozess eintauchen und wissen, wer wo seine Rahmen schweißt. Deshalb tat er sich mit zwei Rahmenbauern aus Italien zusammen, die seine Wünsche zuverlässig und mit der geforderten Qualität umsetzen sollten.



Der Rennradmarkt war 2015 noch ein anderer, obwohl es noch nicht allzu lange her scheint. Scheibenbremsen waren an Rennrädern eher eine Ausnahme, Endurance-Räder waren meist langsame Kopien der sportlicheren Geschwister. Dom Masons Mantra ist „Make – Progress“ und steht im Kontrast zu dem, was einige größere Hersteller immer wieder mit ihren Produkten versuchen. Bei Mason Bikes sollen keine alten Erfolgsrezepte aufgewärmt werden, die Räder sollen einen echten Fortschritt darstellen.



Und sie sollten das ganze Jahr über fahrbar sein. Vier Jahreszeiten, sämtliche Wetterlagen, ein Ziel: Performance sollte nicht wetterabhängig sein. Eine sinnvolle Überlegung, denn wer ausschließlich bei Sonnenschein performen will, hat in Großbritannien nur wenige Tage auf dem Rad vor sich … Vier Jahreszeiten, das steht für Veränderung, Wandel und Weiterentwicklung. So wie die Witterungslagen soll sich auch die Denkweise um die sogenannten Winter- und Schlechtwetterbikes ändern – das ist Doms erklärtes Ziel. Sie sollen „das gute Rad“ werden, das immer gefahren werden kann, und nicht nur das „n+1“-Mantra repräsentieren.

Zweiter Akt, das Mason Definition 2 in der SRAM Rival 1-fach-Konfiguration
Das Konzept „Mason Bikes“ ging auf, das Definition und das Resolution starteten durch. Aber der Markt verändert sich, was 2015 noch als exotisch angesehen wurde, ist heute der Standard. Ganz treu dem Motto „Make – Progress“, setzt das Team von Mason jetzt mit dem Definition 2 nach und verpasst ihrem „4Season“-Arbeitstier ein Upgrade. Der Rahmen wird nach wie vor in Italien handgefertigt, aber die Post-Mount-Bremsen und Schnellspanner-Achsen wurden durch den Flat-Mount-Standard und 12-mm-Steckachsen ersetzt. Das sorgt nicht nur für einen cleaneren Look am Rahmen, sondern soll auch der Bremsperformance helfen. Was die MTB-Community schon lange erkannt hat, ist für die Roadie-Welt halt ab und zu noch Neuland. Auch die von Dom Mason selbst entworfene Aperture-Carbongabel erhält ein Upgrade in Form von Flat-Mount-Bremsen, einer Steckachse und großzügigerer Reifenfreiheit. Bis zu 33 mm sind das sogar, falls man kein Schutzblech montieren möchte, ansonsten passen immer noch für Roadie-Verhältnisse voluminöse 30-mm-Reifen. Ein schönes Detail sind auch die austauschbaren Gewinde an der Gabel, die man einfach austauschen kann, wenn sie beschädigt werden.



Das Herzstück: der Rahmen des Mason Definition 2. Der Rahmen wird in Italien aus einem Custom-Rohrsatz mit Dedacciai-Aluminium gefertigt und hakt alle Kästchen eines Allroad-Rades ab. Reifenfreiheit? Check! Aufnahme für Schutzbleche und Träger für Taschen? Check! Weit verbreiteter Achsenstandard für einen schnellen Tausch oder den Ersatzkauf, wenn die Achse mal wieder nicht den Weg ins Auto vor dem Trip geschafft hat? Check! Veränderbare Aufnahmen für die Brems- und Schaltkabel? Läuft! Das System mit den anpassbaren Aufnahmen für elektrische wie auch mechanische Schaltungen macht das Rad vielseitig und sorgt dafür, dass man später stressfrei Upgrades vornehmen kann.
Auch die Gestaltung mit schönen Rahmenfarben ist sehr stimmig. – Das Auge fährt halt mit.

Unser Definition 2 kam in der Rival 1-fach-Konfiguration. Trotz der mittlerweile weiten Akzeptanz gegenüber 1-fach-Gruppen, die sogar im Peloton angekommen sind, ist eine 1-fach-Gruppe für ein Allwetterrennrad immer noch recht exotisch, uns gefällt’s! Die SRAM Rival-Schaltgruppe ist mit hydraulischen SRAM Rival-Bremsen ausgestattet, die für vorhersehbare Dosierbarkeit beim Bremsen sorgen. Das Definition 2 hat ein Deda Zero 1-Cockpit und einen Deda-Steuersatz, passend zum Rohrsatz, die Sattelstütze und die Sattelklemme kommen aus dem eigenen Haus. Seinen Dienst verrichtet das Definition 2 auf einer Kooperation zwischen Mason und Hunt Bike Wheels – den MASON x HUNT 4 Season Disc-Laufrädern. Darauf montiert sind 30 mm breite Schwalbe G-One Speed-Reifen und eine Kassette mit 10–42 Zähnen. Abgerundet wird das Ganze durch den Sattel und das Lenkerband von der ebenfalls britischen Firma Fabric.



Das Mason Definiton 2 im Detail
Schaltung SRAM Rival 1
Laufradsatz MASON X HUNT 4 SEASON DISC
Bremsen SRAM RIVAL Disc
Reifen Schwalbe G-One
Gewicht 8,51 kg
Preis 3.110 €
Dritter Akt: Test Mason Definition 2
„Ich berichte vom Sieg über den Asphalt.“ Wenn das Definition sprechen könnte, wäre das wahrscheinlich einer der wenigen Sätze, die es von sich geben würde. Es möchte über rauen Straßenbelag gefahren werden. Dabei hält es die Reisegeschwindigkeit gut, egal ob auf der Straße oder dem Waldweg. Das höhere Gewicht und die Schwalbe G-One-Reifen mit 30 mm sorgen aber dafür, dass etwas Anstrengung nötig ist, um das Definition auf Tour zu bringen. Einmal dort angekommen, fährt es aber stabil, laufruhig und gutmütig über alles, was zwischen ihm und dem Fahrtziel steht. Das Definition 2 ist zwar bergauf etwas behäbig, aber ein Rad für Kletterer zu entwickeln war auch nicht das Ziel von Dom Mason. Das Hauptmerkmal und zugleich die größte Stärke des Definition sind seine ausgeglichenen Fahreigenschaften, die es zum guten Allrounder machen. Es vermittelt Ruhe und Sicherheit auch bei hohen Geschwindigkeiten und das selbst, wenn es mal nass wird. Letztere Testbedingung war in unserem Fall eher weniger freiwillig, aber trotzdem umso interessanter.


Einen sicheren und zielstrebigen Eindruck macht das Definition bei Übergängen zwischen Fahrbahnen und Belägen, der Satz vom Asphalt auf den Waldweg nebendran erfordert so gut wie keine Lenkkorrekturen und nur sehr wenig Antritt. Das Motto lautet auch hier: „Einfach drüber, passt schon.“
Schnelle Richtungswechsel werden zwar umgesetzt, aber es wird doch etwas Kraft benötigt, um das Rad zu einem Kurswechsel zu überreden. Das führt in Situationen, in denen man plötzlich Hindernissen ausweichen muss, zu „close calls“. Oder zu einem Stoßgebet, um jetzt bitte nicht in das Schlagloch in der Straße fahren, das sich genau hinter der Kurve aufgetan hat. Wenn dann doch mal ein härteres Anbremsen ansteht, sorgt die SRAM Rival 1 für zuverlässige und vorhersehbare Verzögerung, kann aber mit ihren größeren Geschwistern wie der SRAM Force und der SRAM Red in Sachen Dosierbarkeit und Bremskraft nicht ganz mithalten. Das Schalten läuft zuverlässig, allerdings ein wenig schwammig, wenn etwas Last auf der Kette ist. Auch hier liegt die Performance hinter der SRAM Force und der SRAM Red. Ein Vorteil der 1-fach-Gruppe ist das Fehlen eines Umwerfers, das macht das ganze System simpler. Um aber auch ohne den Umwerfer die Bandbreite an Gängen abzudecken, müssen die Sprünge zwischen den Gängen größer werden. Das fällt meistens nicht negativ auf und bei unserem Test kam nie der Eindruck auf, dass einem die Gänge ausgehen. Allerdings fällt es teilweise schwer, den richtigen Gang für die optimale Kadenz zu finden.



Mason Definiton 2 Geometrie
Größe | 50 | 52 | 54 | 56 | 58 | 60 |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 532.8 mm | 537.4 mm | 551.5 mm | 561.1 mm | 581.3 mm | 586 mm |
Kettenstreben | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm | 420 mm |
Lenkwinkel | 71,5° | 71,5° | 71,5° | 71,5° | 72° | 72° |
Steuerrohr | 130 mm | 140 mm | 155 mm | 170 mm | 180 mm | 190 mm |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 73,5° | 73,5° | 72,5° | 72,5° |
Reach | 380,6 mm | 382,5 mm | 383,0 mm | 388,0 mm | 394,7 mm | 396,8 mm |
Stack | 543,3 mm | 552,8 mm | 565,5 mm | 579,7 mm | 591,1 mm | 599,1 mm |
Fazit
Mit der Neuauflage des Mason Definition ist Dom Mason ein Mix gelungen, der auch mit rauem Straßenbelag fertig wird und einen breiten Mix an Fahrern ansprechen wird. Mit 3.110 € ist das Mason Definition 2 im Vergleich zur direkten Konkurrenz, wie z. B. der BMC Roadmachine X, etwas teurer, dafür bekommt man aber auch ein handverlesenes Rad – vom Rohrsatz bis zu den verbauten Komponenten. Dazu kommt ein ausgeglichenes, sicheres Handling und eine Garantie für Spaß, selbst wenn der Untergrund eher das Gegenteilig verspricht.
Stärken
– sicheres Handling
– hohe Laufruhe auf fast jedem Belag
– clevere Detaillösungen an Rahmen und Gabel
– Qualität des Rahmensets
Schwächen
– behäbig
– Reifen kommen im Gelände schnell ans Limit
– schwammige SRAM Rival 1-fach-Schaltung

Mehr Infos findet ihr unter: masoncycles.cc
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Text: Fotos: Benjamin Topf