Mit Kletter-DNA und Aero-Effizienz schickt Lapierre das neue Xelius DRS als Nachfolger des Aircode ins Rennen und möchte mit dem Allround-Racebike im Profi-Peloton glänzen. Leicht, schnell und direkt soll das Xelius DRS sein. Doch wie schlägt sich das Lapierre Xelius DRS im Test und ist er auch den steilsten Anstiegen gewachsen?

Lapierre, der französische Bike-Hersteller aus Dijon, ist bekannt für seine Renn- und Mountainbikes sowie seine jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Groupama FDJ Team. Wie Specialized beim Tarmac SL8 setzt auch Lapierre auf Evolution statt Revolution. Das neue Xelius DRS, wobei DRS ganz im Sinne der Formel 1 für „Drag Reduction System“ steht, macht dabei seinem Namen alle Ehre: Es soll mit verbesserten Aero-Elementen zu den anderen Allround-Racern mit Aero-Anspruch aufschließen.

Das im Oktober 2024 vorgestellte Lapierre Xelius DRS kombiniert die bewährte Kletter-DNA seines Vorgängers mit neuen Aero-Elementen und löst damit das Aircode ab. Nur drei Jahre nach dem letzten Modell möchte Lapierre damit auf die immer schneller werdenden Rennen im Profibereich reagieren.
Aerodynamik trifft Kletter-DNA: Das Lapierre Xelius DRS im Detail
Lapierre verfolgt ein ehrgeiziges Ziel und liegt damit voll im Trend: Das Xelius soll nun auch auf flachen Etappen mit Aerodynamik punkten und zum echten Allrounder avancieren. Durch das Feedback von Thibaut Pinot, der sich auch für die Abfahrten ein schnelleres Bike wünschte, wurde das Xelius DRS neu entwickelt.
Zum neuen Konzept trägt unter anderem das optisch auffallende Steuerrohr in Kombination mit der aerodynamisch geformten Gabelkrone bei. Ähnlich wie Specialized beim S-Works Tarmac SL8 möchte Lapierre durch die Kombination der Leichtbauweise des Xelius und der Aero-Elemente des Aircode DRS das Bike vielseitiger machen und auf diese Weise wieder Einzug ins Profi-Peloton halten. Das Ergebnis soll eine Symbiose aus Kletter- und Aero-Performance sein, die das Rad sowohl in den Bergen als auch auf flachen Etappen zu einer starken Option macht.

Das 3D-Tubular-Design des Xelius DRS: Die verlängerten Sitzstreben greifen tiefer ins Oberrohr ein und sollen dem Rahmen mehr Flex erlauben, um Vibrationen effektiv dämpfen zu können.

Im fließenden Übergang zwischen Gabel und Unterrohr ist das neue Aero-Konzept des Xelius DRS sichtbar.
Besonders auffällig sind zudem die langen und später ansetzenden Sitzstreben, die durch eine höhere Flexibilität im Heck für gesteigerten Komfort sorgen sollen. Das 3D-Tubular-Design, welches dieses Jahr erneut aktualisiert wurde, ist mittlerweile so etwas wie Lapierres Markenzeichen und wurde auch beim neuen Gravelbike, dem Crosshill CF, verbaut.

In Zusammenarbeit mit DT Swiss entwickelt, sollen die ERC1400-Laufräder für genügend Komfort und Aerodynamik sorgen und durch die gemischte Felgentiefe die perfekte Balance aus Handling und Aerodynamik bringen.

Das neue Cockpit von Lapierre soll mit leicht ausgestellten Drops für genügend Ergonomie und Kontrolle sorgen und dadurch eine aerodynamische Sitzposition ermöglichen.

Die DURA-ACE-Topgruppe von Shimano liefert nicht nur präzise Schalt- und Bremsperformance, sondern bleibt auch am Berg dank der breiten Übersetzung mit 52/36 und 11–36 in ihrem Element.

Größe | XS | S | M | L | XL | XXL |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 520 mm | 531 mm | 547 mm | 568 mm | 587 mm | 605 mm |
Sattelrohr | 440 mm | 458 mm | 489 mm | 518 mm | 547 mm | 577 mm |
Steuerrohr | 105 mm | 120 mm | 140 mm | 160 mm | 180 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 72° | 72° | 73° | 73° | 74° | 74° |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° | 73.5° | 73.5° | 73.5° |
Kettenstrebe | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm |
Tretlagerabsenkung | 67 mm | 67 mm | 67 mm | 67 mm | 67 mm | 67 mm |
Radstand | 969 mm | 981 mm | 989 mm | 1005 mm | 1014 mm | 1032 mm |
Reach | 376 mm | 383 mm | 393 mm | 403 mm | 415 mm | 428 mm |
Stack | 501 mm | 516 mm | 538 mm | 557 mm | 580 mm | 599 mm |
Renntauglicher Allrounder? Die Ausstattung des bike
Unser Testmodell kommt mit der Shimano DURA-ACE-Komplettgruppe (ohne Powermeter) und liegt mit einem Preis von 8.300 € am unteren Ende der Preisskala des Vergleichstests. Allerdings handelt es sich bei diesem Modell auch noch nicht um das Top-Modell. Mit den teureren Modellen erhält man einen Rahmen der UD-SLI-Teamseries mit einer hochwertigeren Carbonstruktur, welche das Gewicht des Xelius DRS weiter senken soll. Mit 7,36 kg bewegt sich unser Testbike in Größe L gewichtsmäßig im mittleren Testfeld, ist jedoch schwerer als die Aero-Spezialisten von BMC und Canyon.
Wer bereits Powermeter-Pedalen besitzt, freut sich über den niedrigeren Preis, allen anderen empfehlen wir hier nachzurüsten. Die DURA-ACE-Gruppe von Shimano erledigt ihre Arbeit zuverlässig und bietet mit einer Übersetzung von 52/36-Zähnen vorne und einer 11–34-Kassette hinten auch am Berg noch das nötige Rettungsritzel. Wenn schon nicht ganz im Gewicht, so bleibt zumindest in dieser Hinsicht die Climbing-DNA des Xelius erkennbar. Der Rahmen bietet eine Reifenfreiheit von maximal 32 mm.

Die gemeinsam mit DT Swiss entwickelten ERC1400-Laufräder bieten mit ihrer Felgentiefe von 35 und 45 mm eine ausgewogene Kombination aus Komfort und Steifigkeit. Durch Windtunneltests zusammen mit dem Rahmen wurden sie aerodynamisch abgestimmt, um maximale Effizienz zu gewährleisten. Lapierre entschied sich bewusst gegen die steiferen ARC-Modelle von DT Swiss mit schmalerer Innenmaulweite zugunsten von mehr Komfort auf längeren Strecken und rauen Straßen. Die flacheren Felgen sind dabei nicht nur komfortabler, sondern reduzieren auch das Gesamtgewicht.
LAPIERRE XELIUS DRS 9.0
8.499 €
Ausstattung
Sattelstütze Lapierre D-Shaped
Bremsen DURA-ACE BR-R9200 160/140 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9200 2x12
Vorbau Lapierre 110 mm
Lenker Lapierre 410 mm
Laufräder DT Swiss ERC1400 Dicut 35/45
Reifen Continental GP 5000 S TR 700 x 28c
Kurbeln DURA-ACE FC-R9200 172,5 mm
Kassette Dura Ace CS-R9200 11-34
Technische Daten
Größe XS S M ML L XL XXL
Gewicht 7,36 kg
Besonderheiten
Allround Racebike Konzept
3D Tubular Sitzstreben
Kein Powermeter
DT SWISS ERC Laufräder

Höhenjäger oder Allrounder? Das Lapierre Xelius DRS im Test
Bleibt das Xelius DRS seinem Climbing-Bike-Ursprung treu oder gelingt es Lapierre, einen echten Allrounder an den Start zu bringen? Kann das Bike nicht nur ins Profi-Peloton zurückkehren, sondern auch das Rari-Racing-Team überzeugen? Sobald man auf das Bike steigt, spürt man sofort, dass es nach Leistung verlangt. Die gemäßigt sportliche Geometrie lässt den Fahrer ordentlich tief in die Sprintposition gehen, bleibt aber im Vergleich zum Canyon Aeroad oder dem Wilier Filante SLR noch kompakt genug, um selbst bei intensiven Klettereinheiten nicht übermäßig fordernd zu sein.
Bei besonders steilen Anstiegen merkt man, wo das Xelius herkommt: Die Climbing-DNA bleibt nicht nur durch die kurzen Kettenstreben und den kurzen Radstand im direkten Antritt deutlich spürbar. Es beschleunigt zusammen mit dem S-Works Tarmac SL8 am leichtfüßigsten am Berg und verliert auch trotz des höheren Gewichts bei schnellen Antritten keine Energie.


Sobald man das Xelius DRS in die Abfahrt bringt, überrascht es erneut: Das agile Handling und die präzise Lenkung bieten selbst bei höheren Geschwindigkeiten in den Kurven ein sicheres Fahrgefühl sowie eine präzise Kontrolle. Bei sehr schnellem Tempo neigt es jedoch dazu, etwas nervöser zu werden, was das Handling herausfordernder und weniger intuitiv macht. Wirken in schnellen Kurven größere Kräfte auf das Bike, sorgt das für ein direktes Fahrgefühl, was durch die Steifigkeit von Rahmen und Gabel deutlich unterstrichen wird.
Bei hohen Geschwindigkeiten, wie beispielsweise beim Sprint, fährt sich das Xelius DRS sehr effizient, auch wenn es hinter den Aero-Waffen von BMC, Canyon und auch dem konzeptionell ähnlichen S-Works in Sachen reiner Aerodynamik zurückfällt. Man kommt zwar tief und erreicht trotz der im Vergleich zum Canyon Aeroad CFR weniger gestreckten Position schnell hohe Geschwindigkeiten. Für eine bessere Aero-Performance könnten tiefere Laufräder den letzten Schliff bringen.
Die breiten DT Swiss ERC-Laufräder bringen zwar Komfort in das eher steife Xelius, dadurch fühlt es sich aber im Sprint so an, als würden ein paar Watt auf der Strecke bleiben. Ein steiferer Laufradsatz mit tieferen Felgen wäre hier sinnvoll, um das aerodynamische Potenzial des Bikes auszuschöpfen. Steifere Laufräder würden das Bike zudem direkter machen, während tiefere Felgen für mehr Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten sorgen – allerdings auf Kosten der Agilität in engen Kurven.


Ähnlich wie Trek beim Madone mit der IsoFlow-Technologie setzt auch Lapierre auf ein eigenes Komfort-Feature: das 3D-Tubular-Design. Doch im Gegensatz zum sehr komfortablen Trek Madone werden Vibrationen und Stöße durch die langen Sitzstreben am Xelius DRS nur mäßig gedämpft – selbst mit den 28 mm breiten Continental GP5000-Reifen. Der erhoffte Wow-Effekt bleibt damit aus, was das Bike weiterhin als recht hartes Kaliber präsentiert, und auch das eher harte Cockpit ändert daran nichts.
Beim neuen Cockpit setzt Lapierre beim Xelius DRS auf ein klassisches Cockpit ohne viel Flare, welches im Vergleich zu sportlicheren und komfortableren Alternativen wie etwa von Wilier, Canyon oder BMC das Nachsehen hat. Der Oberlenker lässt sich ergonomisch gut greifen und die Semi-Integration bietet Flexibilität beim Lenkerwechsel, allerdings sind dadurch die Bremskabel unter dem Lenkerband spürbar, was sich durch ein tiefer gewickeltes Lenkerband lösen ließe.
Lapierre bleibt mit dem Xelius DRS seinen Kletterwurzeln treu und kombiniert diese geschickt mit Aero-Elementen, wodurch es eine durchweg gute Allround-Performance zeigt. Es überzeugt mit agiler Lenkung und kraftvollem Antritt, erfordert aber eine erfahrene Hand, um seine Nervosität bei hohen Geschwindigkeiten zu meistern.
Tuning-Tipp: Tiefere Laufräder oder die neuen DT Swiss ARC1100-38mm-Laufräder mit Continental Aero 111-Reifen für verbesserte Aerodynamik.

Für welches Rennen ist das Lapierre Xelius DRS gemacht?
Das Xelius DRS richtet sich in erster Linie an erfahrene Racer, die bereit sind, ihre Power voll auszuschöpfen. Es erfordert eine hohe Leistungsbereitschaft und belohnt diese Fahrer mit einer direkten Kraftübertragung – auf Kosten des Komforts. Sein agiles, aber wenig intuitives Handling macht es weniger anfängerfreundlich und verlangt eine geübte Hand. Die Stärken des Xelius liegen klar bei Rennen mit vielen Höhenmetern und engen Kurven, wo es seine Ursprungs-DNA ausspielen kann. Auf flachen Strecken oder bei reinen Sprints gibt es effizientere Bikes. Dennoch kann das Xelius selbst bei hohem Tempo mithalten, auch wenn Modifikationen wie steifere und tiefere Laufräder von Vorteil wären.

Fazit zum Test des Lapierre Xelius DRS
Das Lapierre Xelius DRS ist ein kompromissloses Racebike mit direkter Kraftübertragung, die bei Sprints und Anstiegen punktet. Auf rauem Untergrund bleibt es eher hart, überzeugt jedoch in Kurven und Abfahrten durch Agilität und präzises Handling. Die Laufräder bringen etwas Komfort, passen aber nicht ganz zum aerodynamischen Anspruch. Das leichtere Top-Modell mit 230 g weniger Gewicht hätte in Sachen Bergperformance wohl noch besser abgeschnitten. Unterm Strich ist das Xelius ein reaktionsfreudiger Allrounder mit einem günstigen High-End-Setup.

Tops
- schneller und reaktionsfreudiger Antritt
- agiles Handling
- durchweg gute Allround-Performance

Flops
- geringe Compliance
- kein Powermeter
- semi-integrierte Kabel unterm Cockpit spürbar
Mehr Informationen unter lapierrebikes.com.

Das Testfeld
Dieses Bike wurde im Rahmen des Race-Bikes-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Race-Bikes erhaltet ihr hier:

Alle Bikes im Test: BMC Teammachine R 01 | Canyon Aeroad CFR | Cervelo Soloist | Falkenjagd Aristos RSR | Lapierre Xelius DRS 9.0 | Specialized Tarmac SL8 | Trek Madone SLR 9 | Wilier Filante SLR
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Text: Jan Fock Fotos: Jan Richter