Wir verwenden Formel-1-Technologien, um die Performance unserer Bikes zu verbessern, und lassen uns beim Design von Flugzeugen, der Natur oder der Architektur inspirieren – nur beim Radurlaub denken wir ganz strikt in Rad-Kontexten. Warum eigentlich? Schließlich haben Ski-Urlauber ein paar ziemlich gute Ideen, die man auch bei winterlich sonnigen 18 °C auf Mallorca umsetzen kann.

Auf dieser Höhe wachsen nur noch wenige Bäume, die Luft fühlt sich ein paar Grad kälter und frischer an. Du machst dich bereit, siehst, wie die anderen vor dir im Zickzack den Berg hinunter heizen. Du klickst ein und los geht’s. Unten wartet deine Dosis Koffein. So geht Fahrradurlaub.

Irgendwas ist dran an Bergen, sie verströmen diese belebende Energie, egal ob man sie auf Skiern oder auf zwei Rädern runterfährt. Sie sind ein Frischekick, der euren Körper mit Endorphinen flutet und die vom Alltag beanspruchten Batterien wieder auflädt.

Irgendwann fiel uns auf, dass Leute wahnsinnig viel Zeit investieren, um die Unterkunft für einen Skiurlaub auszusuchen – warum machen wir das bei einem Radurlaub nicht auch mal so? Denn auch wenn wir das gerne glauben, es dreht sich nicht alles immer nur ums Bike. Als wir uns im Frühjahr dazu entschieden, unseren Vergleichstest auf Mallorca zu machen, wollten wir uns deshalb etwas ganz Besonderes gönnen: Wir mieteten eine Villa mit Pool und luxuriös-komfortabler Ausstattung. In Anlehnung ans Konzept „Ski-Urlaub“ würde so einiges, was Spaß macht, in die Kategorie „Après-Bike“ fallen. Da war ein luxuriöses Domizil zum Entspannen und Zurücklehnen nur angemessen.

Wir standen auf, um gemeinsam zu frühstücken, schmiedeten Pläne für den Tag und genossen, dass wir unter uns waren und ganz gemütlich in den Tag starten konnten. Quatschen und Witze machen beim Essen gehört zu den besten Dingen des Tages und es war schön, sich dabei nicht um irgendwelche Schlangen am Buffet scheren zu müssen.

Wie beim Skifahren gilt auch beim Radurlaub: Es muss kein Problem sein, wenn die Leute in der Gruppe auf unterschiedlichen Niveaus fahren. Wer möchte, kann mal einen Tag Pause einlegen oder Sightseeing machen und die schnelleren Fahrer sind vielleicht auch bereit, auf Regenerationsfahrten ein reduzierteres Tempo einzuhalten. Das funktioniert super, vorausgesetzt alle verstehen, dass eine ruhige Tour wirklich eine ruhige Tour sein soll und keine Möglichkeit, auf Kosten der schwächeren Fahrer das eigene Ego zu pushen.

Natürlich sind ein Pool oder Strandnähe kein Muss, aber beides bietet unbestreitbare Vorteile für alle, die auch ein wenig Zeit außerhalb des Sattels verbringen wollen. Aber es ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man weiß: Egal was der Tag bringt, abends kommt man nach Hause, hängt miteinander ab und hat Spaß. Zusammen kochen, sich die Erlebnisse des Tages beim ein oder anderen Glas Wein aus der Region zu erzählen – darum sollte es doch im Urlaub gehen.

Ihr schreibt eure eigenen Regeln. Bei der Wahl des Hauses, bei der individuellen Tagesplanung – warum also nicht auch bei der nächsten Tour?

Um es mit T. S. Elliot zu sagen: „Nur wer riskiert, zu weit zu gehen, kann herausfinden, wie weit man gehen kann.“ Also vertraut uns: Es lohnt sich, mal auf Entdeckungsreise zu gehen. Versucht, für eine Weile so zu tun, als gäbe es Google Maps nicht, und fahrt stattdessen einfach der Nase nach. Das macht nicht nur Spaß, ihr habt vielleicht auch das Glück, solche versteckten Perlen zu finden wie das Restaurant „Es Verger“ auf dem Berg in Alaró, das uns nach heimischen Apertitifs saftiges Lammfleisch auftischte.

Es macht das Leben reicher, auch außerhalb des Alltags in Zeit mit Freunden zu investieren – das ist das perfekte Gegenmittel zum Trubel der Welt. Ein Vorteil von Rad- statt Skiurlaub ist, dass man nicht auf Schneefall angewiesen ist und nicht unbedingt Saisonpreise zahlen muss. Doch es gibt auch Parallelen: gemeinsame Abenteuer, gemeinsame üppige Mahlzeiten und Entspannung, am Ende des Tages gemeinsam an einem schönen Ort vor Lachanfällen zusammenbrechen … Deshalb denkt genauso lange über eure Unterkunft und eure Begleitung nach, wie über die Strecken, die ihr fahrt. So geht Fahrradurlaub!


Während unseres Vergleichstests für Ausgabe #004 waren wir in der Finca Baix de S’Era untergebracht. Acht Leute finden hier komfortabel Platz. Die Finca befindet sich auf einem ruhig gelegenen Grundstück mit 27.000 m² und ist ausgestattet mit WLAN, Satellitenfernsehen, Kaffeemaschine, feiner Sonos-Multimediaanlage mit Bluetooth-Verbindung und nicht zuletzt einem eigenen, 10 m langen Pool. Die Stunden ohne Bike waren genauso gut wie die mit!

Info: baixdesera.de
Karte: Finca Baix de S’Era


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Text: Fotos: Julian Mittelstaedt