E-Rennräder haben es schwer. Das Rennrad-Klientel reagiert penibel auf Übergewicht und schlechte Fahrperformance. HPS will mit dem nur 8,5 kg leichten Domestique 1-21 Launch Edition den heiligen Gral in Sachen Gewicht und Fahrverhalten unter den E-Rennrädern gefunden haben. Wie das Rad funktioniert, erfahrt ihr hier.

Nicht jeder kann sich mit der Idee eines E-Rennrads arrangieren. Unter ambitionierten Fahrern sind die Anforderungen an ein Rennrad bereits so hoch, dass sie für eine elektrische Version geradezu unerreichbar erscheinen. Wer uns kennt, weiß jedoch, dass wir dem Konzept eines E-Rennrads unvoreingenommen eine Chance geben. Als eines der ersten Medien, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt haben, führten wir bereits 2019 einen großen Vergleichstest durch. Und kürzlich durfte sich das Scott Addict eRide Premium unserem Test unterziehen – und hat dabei nicht nur mit seinen Eckdaten auf dem Papier die Fahne für E-Rennräder hochgehalten. Nun schickt sich HPS mit dem Domestique 1-21 Launch Edition an, einen neuen Superlativ unter E-Rennräder aufzustellen: Das auf 21 Stück limitierte E-Rennrad soll laut HPS sage und schreibe nur 8,5 kg wiegen.

Das Rennrad unter den E-Rennrädern? HPS Domestique 1-21 Launch Edition im Detail

HPS Domestique 1-21 Launch Edition | 8,5 kg (Herstellerangabe) | 12.000 € | Hersteller-Website

Bei HPS stand von Beginn an ein Ziel im Fokus: Ein E-Rennrad zu erschaffen, das sich wie ein High-Performance Rennrad fährt, anfühlt und auch so aussieht. In den Rahmen integrierte Akkus sowie klobige Naben- oder Mittelmotoren fielen daher von vornherein aus, um das Fahrgefühl von Rennrädern nicht zu verfälschen. Stattdessen sollte ein zentral platziertes und unsichtbares Motorsystem zum Einsatz kommen, das nur dann spürbar wird, wenn es mit anschiebt. Um den Ansprüchen gerecht zu werden, hat HPS ein Konzept entwickelt, das insgesamt nur 1,5 kg zusätzlich auf die Waage bringt, inklusive Akku! Der Motor sitzt unsichtbar versteckt oberhalb des Tretlagers im Sattelrohr. Er hat ein maximales Drehmoment von 20 Nm und leistet in der Spitze bis zu 200 Watt. Dadurch muss sich der Motor in puncto Leistung hinter den anderen Motoren aus unserem E-Rennrad-Vergleichstest einordnen, mit einem rechnerischen Leistungsgewicht von 133 Watt pro Kilogramm soll er jedoch laut HPS klassenführend sein.

Die elektronische Steuerung des Motors und des Akkus werden im Unterrohr untergebracht. Das soll den Schwerpunkt des Rennrads niedrig halten und die Fahrdynamik nicht beeinflussen. Von außen betrachtet verrät am Domestique nichts, dass es sich um ein E-Rennrad handelt. Alle elektronischen Komponenten sind nahtlos im Carbon-Rahmen integriert. Zwei Akkuoptionen stehen zur Auswahl: Ein 1,2 kg schwerer Akku mit 193-Wh-Akkukapazität soll für bis zu 3 Stunden Motorunterstützung sorgen. Die zweite Option ist ein 720 g leichter Akku mit 85 Wh und einer angegebenen Akkulaufzeit von 1,5 Stunden. Beide Akkus sind in bester James Bond-Manier als Trinkflasche designt. Der kleinere imitiert nicht nur das Aussehen einer gewöhnlichen Trinkflasche, sondern hält auch das Gewicht gering, um dem Fahrer das unverfälschte Fahrverhalten eines modernen unmotorisierten Rennrads vorzutäuschen. Darüber hinaus entspricht der kleinere Akku den aktuellen Flugsicherheitsregeln, um mit an Bord eines Fliegers genommen werden zu dürfen. Der Akku wird in einer speziellen Halterung der zweiten Trinkflasche am Sattelrohr eingesetzt, über die er seinen Strom überträgt.

Das Motorsystem ist unsichtbar in dem Rahmen integriert. Die Trinkflasche ist in Wirklichkeit der Akku.

Ausstattung und Geometrie des HPS Domestique 1-21 Launch Edition

Für die weitere Ausstattung vertraut HPS auf Komponenten-Experten aus Italien. Campagnolo steuert die 13-fach Ekar-Schaltgruppe inklusive Ergopower-Schalthebel, Scheibenbremsen und den Shamal Carbon-Laufradsatz bei. Lenker und Sattelstütze stammen von Deda Elementi, der Scicon-Sattel von Asg Bike Science. Als Pneus kommen Pirelli P ZERO in 28 mm Breite zum Einsatz. Bei der Ausstattung des auf 21 Stück limitierten E-Rennrads erfüllt HPS größenspezifische Sonderwünsche. Der Rahmen wird in vier Größen von S bis XL angeboten.

Größe S M L
Sattelrohr 520 mm 540 mm 560 mm
Oberrohr 533 mm 545 mm 557 mm
Steuerrohr 144 mm 153 mm 162 mm
Lenkwinkel 71° 72° 72,5°
Sitzwinkel 74° 73,5° 73,5°
Tretlagerabsenkung 70 mm 70 mm 70 mm
Kettenstrebe 420 mm 420 mm 420 mm
Radstand 1.005 mm 1.004 mm 1.006 mm
Reach 375 mm 380 mm 388 mm
Stack 543 mm 554 mm 567 mm

Für wen eignet sich das HPS Domestique 1-21 Launch Edition?

Laut HPS gibt es nicht „den“ typischen Rennradfahrer, der aufs HPS Domestique steigt. Es soll Fahrer unterstützen, die mit einer schnelleren Gruppe mithalten oder sich an extrem anspruchsvollen Routen ausprobieren wollen, für die aber noch die Zuversicht fehlt, es aus eigener Kraft zu meistern. Gleichzeitig richtet sich das Bike auch an konditionell und technisch versierte Fahrer, die an ihrem Recovery-Day ein spezielles Trainingsprogramm abspulen wollen, das ohne elektronische Unterstützung nicht machbar ist. Wer auch immer sich für das HPS Domestique 1-21 Launch Edition entscheidet, muss die aufgerufenen 12.000 € stemmen können und sollte schnell sein, denn wie der Name es verrät, ist die Launch Edition auf 21 Stück limitiert. Nach einer geschätzten Lieferzeit von 3 Monaten sollen sich die 21 Glücklichen auf das Domestique schwingen können.

Das HPS Domestique 1-21 Launch Edition ist selbst unter den seltenen E-Rennrädern ein Exot. Mit dem geringen Gewicht und eigenständigen Motorkonzept können wir uns das Domestique sowohl als spezielles Trainingsrad als auch spaßige Fahrmaschine vorstellen. Bei einer Stückzahl von nur 21 wird das E-Rennrad sicher nicht zum Ladenhüter. Ob eine weitere Edition mit einer weniger limitierten Stückzahl breiten Anklang finden wird, bleibt abzuwarten. Wir können es kaum erwarten, das Rad selbst zu testen und euch weitere Details zum Domestique zu liefern.

Mehr Infos findet ihr unter hsp-bike.com


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Text: Rudolf Fischer Fotos: HPS