Gravel-Bikes im Detail: die Technik

Materialien, Antrieb, Reifen – im zweiten Teil dreht sich alles um das Bike selbst und die Technik daran. Was ist sinnvoll, was überflüssig, welche Optionen gibt es? Wenn auch der Rahmen und die Geometrie den größten Einfluss darauf haben, wie sich ein Bike fährt, bringen die Komponenten dennoch den Unterschied, ob ihr die Tour auch genießen oder – im schlimmsten Fall – überhaupt fahren könnt. Ihr seid auf der Suche nach dem richtigen Gravel-Bike, aber wisst noch nicht genau, was ihr braucht? Dann seid ihr hier genau richtig.

Materialien: Heavy Metal vs. CFK

Grundsätzlich gibt es Gravel-Bikes in allen gängigen Rahmenmaterialien. Aluminium ist jedoch eher rar gesät; der Großteil der erhältlichen Bikes setzt auf Carbon oder Stahl. Manche Hersteller bieten ein Modell auch in mehreren Materialien parallel an. Titanrahmen sind ausschließlich im hochpreisigen Segment zu finden und oft nur als Frameset oder Maßanfertigung zu haben. Was sind also die Vor- und Nachteile der jeweiligen Materialien?

Aluminium

Rahmen aus Aluminium sind zum Großteil sehr kosteneffektiv zu produzieren. Zwar sind sie nicht so leicht wie Carbon, aber dafür ähnlich steif. Kompromisslose Steifigkeit mag im Road- und CX-Segment von Vorteil sein, beim Graveln sind Dämpfungseigenschaften und ein gewisser Fahrkomfort jedoch wichtig. In Kombination mit einer Carbongabel können sie dennoch viel Spaß bieten – für wenig Geld. Und wie jedes Material entwickelt sich auch Aluminium immer weiter und wird in seinen Eigenschaften durch neuartige Legierungen und innovative Fertigungsprozesse stetig besser. Ein heutiger Alurahmen kann daher besser sein als ein günstiger oder 10 Jahre alter Carbonrahmen.

Carbon

Gravel-Bikes aus Carbon sind mit wenig Material sehr steif zu bauen und daher definitiv die leichtesten. Weiterhin können die Fasern und das Harz je nach Sektion unterschiedlich verarbeitet bzw. sämtliche Streben individuell gefertigt werden. So kann z. B. der Tretlagerbereich sehr steif ausfallen, während die Sitzstreben dämpfen. Außerdem können besondere Features wie etwa eine große Reifenfreiheit durch abgesenkte Kettenstreben einfach oder sogar exklusiv implementiert werden. Die Nachteile von Carbonrahmen sind ihre höhere Empfindlichkeit sowie potenzielle unsichtbare Materialfehler. Außerdem ist der Fahrkomfort sehr stark vom jeweiligen Layup des Rahmens abhängig und es bedarf sehr viel Know-how, um den Dämpfungskomfort eines hochwertigen Stahl- oder Titanrahmens zu überbieten. Denn nur weil ein Rahmen aus Carbon ist, muss er nicht zwangsläufig gut oder dem Einsatzgebiet entsprechend sein.

Stahl

Stahl ist ein sehr vielfältiges und vor allem zähes Material. Dämpfungseigenschaften, Gewicht, Robustheit und Steifigkeit variieren jedoch je nach Rohrsatz und Kombination stark. Vom günstigen, robusten, aber schweren CroMo-Wasserrohr bis hin zum hauchdünnen, edlen, aber auch superteuren Reynolds 953 oder Columbus XCr findet sich für alle Geldbeutel und Einsatzzwecke die passende Version. An Kompletträdern größerer Hersteller finden sich eher robuste und etwas schwerere Rohre – daher meist in Adventure-lastigen Bikes mit dicken Offroad-Reifen. Highend-Material ist eher ein Thema für edle Custom-Rahmen oder Framesets.

Titan

Titan ist zwar meist das teuerste Rahmenmaterial, aber dafür sieht es schick aus und trumpft mit einigen Eigenschaften, die es sehr begehrenswert machen. Leichter als Stahl, ist es dennoch genauso robust und bietet sogar noch bessere Dämpfungseigenschaften. Zudem ist es völlig resistent gegenüber Korrosion. Zwar finden sich einige Kompletträder aus dem edlen Material, am häufigsten sind allerdings Framesets oder Custom-Rahmen.

Gravel-Bike Gabeln

Die Gabel beeinflusst das Handling, den Komfort und auch die Sicherheit des Bikes wesentlich. Da Kompletträder und auch die allermeisten Framesets bereits mit einer passenden Gabel versehen sind, ist dieses Kapitel hauptsächlich für den Custom-Aufbau oder Tuning-Projekte interessant. Mit einer neuen Gabel lässt sich das Feeling eines Bikes sehr stark verändern – insofern ist hier ein erweitertes Wissen über verschiedene Geometrien und ihr Fahrverhalten Voraussetzung. Falls ihr darüber nicht verfügt, aber dennoch die Gabel tauschen möchtet – z. B. gegen eine mit Flaschenhalteraufnahmen – solltet ihr sicherstellen, dass die Einbaulänge, die Vorbiegung (Fork Rake) und auch die Reifenfreiheit möglichst identisch mit der Originalgabel sind. Wie auch den Rahmen selbst, gibt es Gabeln in den verschiedensten Materialien.

Aluminium

Aluminiumgabeln sind die günstigste Möglichkeit für einen Tausch. Aufgrund der schlechten Dämpfungseigenschaften und des nicht allzu geringen Gewichts ergeben sie jedoch nur Sinn, um die Reifenfreiheit zu erhöhen, das Handling eines günstigen Bikes zu verändern oder für spezielle Features wie Flaschenhalter- oder Schutzblechaufnahmen. Da Serien-Bikes mittlerweile fast ausschließlich mit Carbongabeln ausgestattet sind, ist das Aftermarket-Angebot hier jedoch eher gering.

Carbon

Das größte Tuningpotenzial bieten Carbongabeln. Es gibt sie im Aftermarket in allen erdenklichen Geometrien und mit zahllosen Features, sodass hier jeder fündig werden sollte. Achtung: Finger weg von Carbongabeln mit Aluminiumschaft! Sie sind zwar sehr günstig, aber oft von minderwertiger Qualität, sie bieten sehr schlechte Dämpfung und sind meist auch nur minimal leichter als ein Modell komplett aus Alu.

Stahl

Stahlgabeln sind im Schnitt mindestens doppelt so schwer wie vergleichbare Modelle aus Carbon. Jedoch bieten sie Features, die sie dennoch sehr interessant machen. Beeinflusst vom verwendeten Rohrsatz und der Konstruktionsart, können sie über hervorragende Dämpfungseigenschaften verfügen und dennoch exzellente Seitensteifigkeit aufweisen. Zusätzlich schützen sie bei einem Frontalcrash den Rahmen und können bei kleineren Verformungen auch wieder gerichtet werden. Stahlgabeln im Aftermarket sind zum größten Teil auf Robustheit und Features wie Flaschenhalteraufnahmen oder Befestigungspunkte für Gepäckträger und Schutzbleche ausgelegt. Wer es leichter möchte oder spezielle Geometrien oder Features benötigt, wird beim Rahmenbauer des Vertrauens fündig – und zahlt oft sogar weniger als für eine Highend-Carbongabel.

Titan

Gabeln aus Titan bieten den größten Komfort. Ihre Dämpfungseigenschaften sind nahezu unschlagbar, das Gewicht ist geringer als das von Stahlmodellen und dank der inhärenten Eigenschaften des Materials sind sie wohl die haltbarsten und unempfindlichsten Gabeln auf dem Markt – jedoch auch die teuersten. Denn zusätzlich zu den hohen Materialkosten ist das Aftermarketangebot sehr klein und man muss hier meist den Rahmenbauer aufsuchen.

Um das optimale Bike zu bekommen, solltet ihr vor allem wissen, wie und wo ihr damit fahren wollt.

Ebenfalls spannend für den Nachrüstmarkt sind gefederte Gabeln für Gravel-Bikes. Sie reichen von der klassischen Federgabel in allen Varianten bis zu ungedämpften Blattfederkonstruktionen. Dazu später mehr im Abschnitt „2.6 Suspension“.

Reifenkonzepte für Gravel-Bikes

Das Reifenkonzept ist in den meisten Fällen die Grundlage für die Geometrie, das Handling und vor allem das Einsatzgebiet eines Gravel-Bikes. Man kann den Markt grob in drei verschiedene Richtungen einteilen, die sich in Speed, Grip und Komfort teils stark voneinander unterscheiden. Ausnahmen bilden Marken wie Compass Cycles und WTB, deren Gravel-/Allroad-orientierte Portfolios sich über die gesamte Bandbreite erstrecken und auch Modelle zwischen unseren drei Kategorien bieten.

700C

Diese Reifen im klassischen Rennradformat finden sich am Großteil der Gravel-Bikes, sind meist zwischen 28 und 40 mm breit – in Ausnahmefällen jedoch auch breiter – und verfügen fast immer über eine gewisse Art von Profil. Die besteht im Vergleich zu klassischen Cyclocrossreifen jedoch nicht aus aggressiven, hohen Stollen, sondern meist aus flachen Diamant- oder Schlitzmustern, oft auch mit unterschiedlichen Profilen für die Laufflächen und die Seitenbereiche. 700C-Reifen verfügen über einen eher geringen Rollwiderstand, sie lassen sich somit auch auf Asphalt noch sehr gut beschleunigen und durch Kurven zirkeln. Sie werden je nach Breite und Untergrund mit Luftdrücken zwischen 2,5 und 4 bar gefahren. Beispiele hierfür sind der Panaracer GravelKing, der Schwalbe G-One oder der MAXXIS Rambler. Unser Gravel-Reifen-Vergleichstest hat den besten Gravel-Allround-Reifen in 700C identifiziert. Lesenswert!

650B (Semi-)Slicks

Oft auch „Road Plus“ genannt, finden sich diese wenig bis gar nicht profilierten Reifen mit Breiten von 42 bis 50 mm bisher nur an wenigen, speziell dafür konstruierten Bikes. Sie verfügen oft über eine hohe Fadenzahl in der Karkasse (TPI) und schmiegen sich dadurch und durch ihre Dimension sehr gut den Unebenheiten des Bodens an. Vibrationen und Unebenheiten werden dank des Volumens und des geringeren Luftdrucks hervorragend absorbiert und der Speed ist dadurch und aufgrund der breiteren Auflagefläche im Gelände höher als der schmalerer Reifen. Sie bieten sehr hohen Komfort auf schlechtem Asphalt und Gravel, jedoch weniger Grip im matschigen Waldboden oder (feuchten) Gras als dünnere 700C-Reifen, die sich besser in die weichen Schichten des Bodens „schneiden“ können. Sie werden mit Luftdrücken von 2 bis 3 bar gefahren und reagieren recht stark auf kleine Druckänderungen. Der ideale Druck für Asphalt ist meist zu hoch für Gravel und der passende Luftdruck für Gravel ist für den Wiegetritt auf Teer oft zu gering. Es empfiehlt sich deshalb, den Luftdruck während der Fahrt auf den Untergrund anzupassen, um die maximale Performance zu erhalten. Auf dem Markt findet man in dieser Kategorie bisher nur wenige Reifen wie z. B. den Compass Switchback Hill TC, den Teravail Rampart oder WTBs Byway oder Horizon. Mit fortschreitender Entwicklung des Gravelmarkts wird aber auch die Auswahl an speziellen grobstolligeren Reifen in 650B stetig größer und es werden nicht mehr nur die Reifen der dritten Kategorie verbaut.

29”/27,5” Offroad

Diese Reifen kommen bis auf wenige Ausnahmen 1:1 aus dem Marathon oder von XC-Mountainbikes und sind am Gravel-Bike meist in Breiten zwischen 1,9 und 2,2” zu finden, in Ausnahmefällen aber auch noch breiter. Profil, Gewicht und Pannenschutz sind für Mountainbike-Verhältnisse eher gering, am Gravel-Bike ermöglichen sie aber ein deutliches Plus an Offroad-Vermögen – jedoch auf Kosten der Geschwindigkeit und des Rollwiderstands auf kompakten Untergründen. Bikes mit derartigen Reifen sind sehr oft in Richtung Adventure getrimmt und bieten maximalen Speed, Komfort und Sicherheit im unbefestigten Terrain. Typische Vertreter sind der Schwalbe Thunder Burt, der WTB Nano oder auch der MAXXIS IKON.

Fast alle Reifen und Felgen an Gravel-Bikes sind mittlerweile für ein Tubeless-Setup geeignet und wir empfehlen unbedingt, diese Option zu nutzen. Die Vorteile überwiegen hier: eine viel größere Pannensicherheit, eine erhöhte Geschmeidigkeit und der somit bessere Grip sowie eine etwas geringere rotierende Masse. Wie wir im Rahmen des Gravel-Reifentest im Labor herausgefunden haben, lassen sich ungefähr 10 % des Rollwiderstands einsparen, wenn man vom Schlauch auf Tubeless wechselt. Der einzige Nachteil beim Fahren selbst ist die Notwendigkeit, einen Ersatzschlauch statt nur Flicken mitzunehmen. Je nach Reifen und Schaden können normale Tire Plugs (z. B. MaXalami oder Dynaplug) zum Reparieren aber auch ausreichen. Außerdem sollte regelmäßig kontrolliert werden, wie viel Dichtmilch noch im Reifen ist, da sie durch Wärme, Sauerstoff und mechanische Einwirkungen über die Zeit verdunstet und eintrocknet.

Antrieb/Schaltung am Gravel-Bike

So vielseitig wie die Gravel-Bikes selbst sind auch die verwendeten Schaltungskonzepte. Vom klassischen 2-fach-Antrieb über elektronische Schaltungen und 1-fach-Antriebe mit MTB-Kassette bis hin zu Hacks aus kompletten Mountainbike-Antrieben mit Rennradhebeln findet sich hier so ziemlich alles, mit dem sich Gänge schalten lassen. Nachfolgend findet ihr alle Möglichkeiten, ihre Vor- und Nachteile sowie Beispiele und Einsatzgebiete.

2-fach

Der klassische Antrieb mit zwei Kettenblättern und kleiner Kassette hat auch am Gravel-Bike durchaus seine Berechtigung. Vor allem an Bikes, die mindesten zu 50 % auf Asphalt bewegt werden, sind die kleineren Gangsprünge absolut sinnvoll. Prinzipiell lassen sich hier alle Schaltungen einsetzen, die auch im Rennrad Verwendung finden. Wir empfehlen jedoch unbedingt eine Kompaktkurbel und am besten eine 32er-Kassette. Wer eine solche Gruppe nachrüsten möchte, sollte auf jeden Fall auf die Käfiglänge des Schaltwerks achten, damit eine derartig große Kassette auch schaltbar bleibt. Bei SRAM heißt das WiFLi, bei Shimano verwendet man das Kürzel GS in der Produktbezeichnung. Die Japaner verfügen mit der Ultegra RX außerdem über ein gedämpftes Schaltwerk – SRAM bietet das nur bei reinen 1-fach-Antrieben. Die Nachteile von 2-fach-Antrieben sind die erhöhte Schaltfrequenz, etwas mehr Wartungsaufwand sowie eine geringere Zuverlässigkeit beim Schalten der Kettenblätter offroad. Zudem werden manche Rahmen für maximale Reifenfreiheit konstruiert und verzichten dadurch komplett auf eine Umwerferaufnahme.

1-fach

Am Mountainbike sind 1-fach-Antriebe mittlerweile und zu Recht die Norm, und auch die Mehrzahl der Gravel-Bikes verfügt darüber. Mit Kassetten in Dimensionen von bis zu 10–42 Zähnen bieten sie eine ähnliche Übersetzungsbandbreite wie ein 2-fach-Kompaktantrieb und vereinfachen das Schalten im Gelände deutlich. Zusätzlich reduzieren sich der Wartungsaufwand, die Fehleranfälligkeit, der Verschleiß sowie das Gesamtgewicht des Antriebs. Zwei Nachteile hat dieser Antrieb jedoch: Die Schaltsprünge sind größer und reine 1-fach-Systeme mit großen Kassetten gibt es derzeit nur von SRAM. Shimano-Antriebe lassen sich natürlich auch 1-fach fahren, jedoch ist hier die größte erhältliche Option eine 11–34-Kassette.

1-fach Custom/Hacks

Mit dem Einzug von elektronischen Schaltungen haben sich gerade fürs Gravel-Bike spannende neue Möglichkeiten ergeben. So lassen sich z. B. Shimanos Mountainbike-Di2- und Rennrad-Di2-Gruppen hervorragend miteinander kombinieren, das hebt die Limitierung der Japaner in der 1-fach-Bandbreite auf. XT Di2-Schaltwerk, XT 11–46-Kassette, Ultegra Di2-Shifter – fertig ist der elektronische Custom-Antrieb und nebenbei hat man noch die freie Wahl der Schaltlogik. Wer es günstiger haben will oder sogar mehrere Hersteller miteinander kombinieren möchte, sollte sich mit cleveren Adaptern wie dem RoadLink von Wolf Tooth Components oder den Shiftmates von Jtek Engineering befassen. Wem die Kassetten der beiden Big Player nicht zusagen, kann sich außerdem bei microSHIFT, SunRace oder e*thirteen umschauen.

Gravel-Bike Lenker

Ein Gravel-Bike wird zum Großteil abseits perfekt geteerter Straßen bewegt. Dadurch spielen Faktoren wie Aerodynamik und Gewicht eine etwas geringere Rolle und Kontrolle sowie Komfort rücken in den Vordergrund. Der Markt hat darauf recht schnell reagiert und bietet eine Vielzahl an entsprechenden Lenkern. Die meisten von ihnen weisen einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Flare des Unterlenkers sowie eine leichte Biegung der Drops nach außen auf. Das heißt, der Lenker ist im Untergriff nach außen gestellt und breiter als auf den Hoods. Die dadurch breitere Griffposition ermöglicht eine bessere Kontrolle des Bikes auf unebenem Untergrund und gibt so mehr Sicherheit. Oft werden aus dem gleichen Grund auch etwas breitere Lenker als am normalen Rennrad verbaut. Drop, Reach, Dämpfung, Steifigkeit und auch die Lenkerform im Klemmbereich der Schalthebel variieren jedoch von Produkt zu Produkt stark und hier muss jeder wie sonst auch das für sich richtige Modell finden. Auch beim Material scheiden sich die Geister: Carbonlenker bieten oft eine bessere Dämpfung, können durch zu viel Flex aber auch die Kontrolle verringern und sind meist etwas empfindlicher. Alulenker sind günstiger, weniger anfällig, aber bieten auch weniger Dämpfung. Typische Vertreter für Gravel-Lenker sind der 3T SuperGhiaia, der Ritchey VentureMax, der Salsa Cowchipper oder der Acros Gravel Bar.

Sattelstütze am Gravel-Bike

Ähnlich wie beim Lenker spielt Komfort hier eine stärkere Rolle. Der Fokus liegt auf Vibrationsdämpfung oder sogar Schlagabsorption – die Kernkompetenz von Carbonstützen. Aber nicht jede Stütze aus diesem Material bietet dieses Feature per se. Spezielle, extra beworbene Modelle verfügen über ein besonderes Layup der Fasern oder sogar über eine mehrteilige Konstruktion und ermöglichen so einen erhöhten Flex. Das heißt, die Stütze kann bei Belastung stärker nach hinten ausweichen – je nach Auszugslänge natürlich. Gerade auf langen oder groben Strecken ein nicht zu unterschätzendes Komfort-Plus. Die meisten Kompletträder der gehobeneren Preisklasse verfügen über derartige Stützen, oft direkt von der Eigenmarke des Herstellers. Typische Vertreter im Aftermarket sind die Ergon CF3 Pro, die Ritchey WCS Carbon Link Flexlogic oder die Syntace P6 Carbon HiFlex.

Wer jedoch plant, die meiste Zeit mit einer großen Satteltasche an der Stütze zu fahren, sollte trotz Komforteinbußen besser zu einem Aluminiummodell greifen. Das zusätzliche permanente Gewicht kann den Benefit flexender Carbonstützen negieren und die Reibungswirkung gerade in Kombination mit Matsch oder Staub ist nicht zu unterschätzen. Verlässliche Alu-Stützen gibt es am Markt zuhauf, leichte Modelle kommen z. B. von Thomson, Tune oder Syntace. Wer es dennoch gefedert haben möchte, sollte sich die neue EeSilk von Cane Creek oder die ShockStop-Stütze von Redshift näher anschauen. Aufgrund der potenziellen Sitzpositionsänderung empfehlen wir euch auf jeden Fall eine Probefahrt. Je stärker der geplante Offroad-Einsatz fürs Gravel-Bike ausfällt, desto sinnvoller wird eine absenkbare Sattelstütze. Denn ist der Sattel aus dem Weg, und sei es nur ein bisschen, lassen sich technische Sektionen bergab deutlich sicherer und entspannter bewältigen – am Mountainbike sind Dropper Posts nicht mehr wegzudenken. Es gibt sie mit Hebel direkt unter dem Sattel für den gelegentlichen Gebrauch oder mit einer Vielzahl an verschiedenen Remotes mit außen- oder innenliegenden Zügen. Viele moderne Rahmen sind bereits für Dropper Posts mit innenverlegter Zugführung vorbereitet. Ihre Nachteile sind der Anschaffungspreis sowie das hohe Gewicht. Das Angebot an Sattelstützen mit 27,2 mm Durchmesser fällt leider etwas spärlicher aus, aber auch hier gibt es noch Wahlmöglichkeiten. Typische Vertreter im Aftermarket sind Kind Shock (KS) oder Thomson. Für größere Durchmesser habt ihr die volle Auswahl, z. B. die neue, superleichte BikeYoke Divine SL.

Der Markt wächst rapide und doch gibt es jetzt schon für jeden das richtige Bike.

Beim Thema Dämpfung ist mit dicken Reifen, speziellem Carboncockpit und gefederten Sattelstützen noch lange nicht Schluss. So verfügt Specializeds proprietäres Future Shock System im Diverge bzw. Roubaix über eine tauschbare Federeinheit im Steuerrohr und bietet somit 20 mm ungedämpften „Federweg“ zwischen Vorbau und Oberrohr. Zusätzlich erobern spezielle Gravel-Federgabeln wie die FOX 32 AX (ca. 1.500 g, vollwertige Federgabel mit Dämpfung) oder die Lauf Grit (ca. 950 g, Carbon-Blattfedern, keine Dämpfung) den Markt; das Cannondale Slate verfügt schon seit einiger Zeit über eine federwegsreduzierte Version der Lefty-Gabel und Niner plant mit dem MCR 9 RDO sogar die Markteinführung eines Fullsuspension-Gravel-Bikes. Auch die gefederten Vorbauten der 1990er erleben ihre Renaissance und so konnte Redshifts ShockStop-Vorbau mit Elastomer-Feder bereits einige gute Kritiken sammeln. Das Komfortplus aller Varianten ist unbestreitbar und kann vor allem bei körperlichen Beschwerden den Spaß am Fahren zurückbringen. Je nach Fahrweise und Einsatzgebiet können Federgabeln aber auch Nachteile bieten und das „Rennrad-Feeling“ mindern, wenn man viel auf Asphalt unterwegs ist. Generell wichtig ist das Thema Dämpfung. Denn ein ungedämpftes Federelement kann sich bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen aufschaukeln. Wer eine Federgabel nachrüsten will, sollte das zusätzliche Gewicht, die Balanceverschiebung sowie eventuelle Veränderungen in der Geometrie und dem Handling im Auge behalten. Im Falle der FOX 32 AX muss außerdem sichergestellt werden, dass der Rahmen über genügend Freiraum für die Gabelkrone verfügt.