Leichter als die UCI erlaubt! Das Giant TCR Advanced SL bringt trotz 40mm tiefen Aero Laufräder und Scheibenbremsen nur 6,5 kg auf die Waage. Gepaart mit einer laut Giant hervorragenden Effizienz und einem ganzheitlichen Aero-Ansatz soll das TCR perfekt für lange Tage am Berg sein. Ob das für den Sieg reicht, erfahrt ihr im Test.

Mit dem neuen TCR Advanced SL ordnet Giant die mittlerweile 10. Generation des Race Bikes klar auf Worldtour-Niveau ein, gerechtfertigt wird das durch die seit 1997 stetig andauernde Weiterentwicklung und eine sehr hochwertige Ausstattung. Die Richtung ist klar: Extrem leicht, steif und trotzdem Aero. Um das zu erreichen, greift der Branchen-Riese tief in die Trickkiste. Besondere Vollcarbon-Laufräder der Giant-Hausmarke Cadex, eine im Rahmen integrierte Sattelstütze mit ISP Sitzdom und dem filigransten Rahmen im Testfeld um nur ein paar der Tricks zu nennen, die das TCR Advanced SL zum besten Bike am weißen Riesen Mont Ventoux machen sollen.

Lightweight Baby! Das Giant TCR Advanced SL im Detail
Hui! Da kann einem schon mal die Kinnlade runterfallen. Die extrem filigrane Gabel und Rahmenstreben schreien: “Bergrad!”, und die One-Piece-Carbon Laufräder: “Teuer!” Der Effektlack strahlt je nach Blickwinkel in tief dunklem Rot bis hin zu hell funkelndem Gold. Das Giant TCR Advanced SL macht auf den ersten Blick klar, dass es um Performance geht.
Passend dazu ist es mit der Shimano Top-Schaltgruppe Dura Ace Di2 gespect. Die elektronische 2×12 Gruppe mit 52/36Z Kettenblatt, 11-34Z Kassette und Power Meter ist leicht, performant und bietet mit dem kleinsten Gang von 36:34 Reserven, über die wir uns am Mont Ventoux auf jeden Fall gefreut haben.


Ein Trend, der sich durch das Testfeld zieht: Aero Wheels. Selbst das super leichte Giant TCR Advanced SL rollt auf 40 mm tiefen CADEX MAX 40 hookless Vollcarbon-Laufrädern mit Keramiklagern. Das bringt deren Gewicht auf 1249g (Herstellerangabe) und macht diese somit zum mit Abstand leichtesten Laufradsatz in diesem Shootout. So soll ein Aero-Vorteil auf den nicht ganz so steilen Abschnitten mit einer erstklassigen Kletter-Performance auf den agressivsten Rampen kombiniert werden. – Spannend!
Gar nicht im Trend ist das klassische Cockpit mit separatem Carbon-Vorbau und Carbon-Lenker. Der Rest des Testfeldes setzt auf Lenker-Vorbau-Kombinationen für Aero-Gains und eine cleane Optik. Das klassische Cockpit sieht zwar etwas klobig aus, lässt sich aber deutlich einfacher anpassen und erleichtert die Wartung.


Die Sattelstütze hingegen ist alles andere als einfach anpassbar. Um Gewicht zu sparen, die Aerodynamik und auch den Komfort zu verbessern, ist sie Teil des Rahmens und ab Werk ziemlich lang. In den meisten Fällen wird also der GIANT Händler zur Säge greifen müssen. Vorteil: Die Sattelstütze verstellt sich garantiert nicht mehr. Nachteil: Der Wiederverkaufswert sinkt beim Absägen und das Bike in einer Tasche zu verstauen wird ebenfalls schwierig. Um geringe Höheneinstellungen vorzunehmen, kann der ISP Sitzdom bis zu ca. 2,5 cm nach oben und unten verschoben werden. Eine kürzere Kurbel kann also noch verbaut werden, trotzdem gilt: Was fott es, es fott.
Wow! Das Sitzrohr ist ja giiiant!

Unser Testbike in Größe M ist mit einer Stack to Reach Ratio von 1,43 genau im Sweetspot von sportlich und kompakt. Das Canyon Ultimate CFR Di2 Aero und das S-Works Tarmac SL8 teilen diesen Wert und sorgen so für eine ähnliche Sitzposition. Lediglich das Rose XLITE UNLTD ist mit 1,40 noch sportlicher.

Größe | S | M | ML | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 535 mm | 550 mm | 565 mm | 580mm | 600 mm |
Sattelrohr | 710 mm | 740 mm | 770 mm | 800 mm | 830 mm |
Steuerrohr | 130 mm | 145 mm | 165 mm | 185 mm | 200 mm |
Lenkwinkel | 72,3° | 73° | 73° | 73° | 73° |
Sitzwinkel | 74° | 73,5° | 73° | 73° | 72,5° |
Kettenstrebe | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm | 405 mm |
Tretlagerabsenkung | 69,5 mm | 69,5 mm | 67 mm | 67 mm | 67 mm |
Radstand | 977 mm | 980 mm | 991 mm | 1.006 mm | 1.020 mm |
Reach | 383 mm | 388 mm | 393 mm | 402 mm | 412 mm |
Stack | 528 mm | 545 mm | 562 mm | 581 mm | 596 mm |
Im Test: Das Giant TCR Advanced SL am Mont Ventoux
Das Giant TCR Advanced SL bestätigt den leichten, hochwertigen Eindruck, den es schon aus der Ferne macht. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, der Lack genau die richtige Mischung aus dezent und extrem auffällig. Besonders die filigrane Gabel, das extrem lange Sattelrohr in Rahmenfarbe und die Cadex Vollcarbon-Laufräder machen Eindruck und addieren schon Mal 5 Watt pro Bein durch die schnelle Optik und veränderte Selbstwahrnehmung dazu.

In puncto Ausstattung glänzt das Rad als echter Kletterexperte. Besonders der filigrane Lenker mit weit gewickeltem Bar Tape fällt positiv auf: Der Griff im Oberlenker ist angenehm und vor allem sicher, was bei schweißnassen Händen und 1600 Höhenmetern am Stück zum echten Vorteil wird.

Das geringe Gesamtgewicht, die leichten Laufräder und die effiziente Kraftübertragung sind ebenfalls durchweg vorteilhaft für lange Tage am Berg. Das Giant überzeugt hier mit dem leichtfüßigsten Antritt im Testfeld und motiviert konstant dazu, noch einmal aus dem Sattel zu gehen. Im Wiegetritt lässt sich das TCR Advanced SL spielerisch hin und her werfen, flext dabei kaum und bringt die Kraft äußerst effizient vom Pedal ans Hinterrad.
Das verspielte, extrem präzise Handling macht sich bei langsamem Tempo bergauf sehr gut und ermöglicht schnelle Reaktionen und sehr genaue Kontrolle. Die Compliance aus dem Rahmen, dem Cockpit und den 28mm breiten CADEX Race GC Reifen ist absolut ausreichend für lange Tage im Sattel und kommt auch mit schlechtem Asphalt zurecht. Die sehr steifen Cadex 40 Max Laufräder geben zwar kaum nach, sorgen dafür aber auch für das präziseste Handling im Testfeld und ergänzen das TCR Advanced SL perfekt.

Diese Präzision im Handling gepaart mit einer ausbalancierten Laufruhe und viel Kontrolle durch die 11° Flare im Cockpit und die geringe Anfälligkeit für Seitenwind der Laufräder und des Rahmens sorgen auf der Abfahrt für haufenweise Selbstvertrauen. Der Cadex typische, extrem laute Freilauf ist definitiv Geschmackssache, wirkt auf so rasanten Abfahrten aber definitiv anstachelnd und warnt jeden, der sich vor einem den Berg hinauf schraubt.

Für wen ist das Giant TCR Advanced SL
Wer am liebsten in den Bergen unterwegs ist, bekommt mit dem Giant TCR Advanced SL das ultimative Werkzeug, egal ob es steil bergauf oder runter geht. Hierbei ist es egal, ob es um die Bergetappen im Renneinsatz oder Hobby-Ausfahrten mit den Rennrad-Buddies geht. Das TCR Advanced SL versprüht Fahrspaß, Kontrolle und Leichtfüßigkeit. Der solide Komfort, die geringe Seitenwindanfälligkeit und das hohe Sicherheitsempfinden runden das Paket ab. Ein Alleskönner der Berge, mit dem man auch auf den flachen Passagen eine Menge Spaß haben kann.

Socken SwissSide AERO Socks | Schuhe Shimano RC7
Fazit zum Giant TCR Advanced SL
Das Giant TCR Advanced SL ist perfekt auf lange Tage am Berg abgestimmt. Ein extrem spritziger Antritt, gepaart mit einem absolut präzisen Handling machen es wahlweise zum Sekundenjäger auf der Rennstrecke oder zur Spaßmaschine am Berg. Maßgeblich verantwortlich sind die sehr leichten, steifen Cadex Max 40 Laufräder, die dem Giant TCR Advanced SL die gewisse Schärfe im Handling und Antritt verleihen. Ein Bike das einem “Allez! Allez! Allez!” zu schreit und dazu motiviert, die eigenen Grenzen auszutesten. Für uns das perfekte Bike für einen epischen Tag am Mont Ventoux. – Chapeau!

Tops
- Sehr gute Kletterperformance
- Präzises Handling
- Herausragend präzise Laufräder

Flops
- massiver Vorbau passt nicht ganz zum filigranen look

Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!
Text & Fotos: Jan Richter