Mit dem 2020er Giant Revolt Advanced Pro Force begibt sich der taiwanesische Gigant der Fahrradindustrie auf den Pfad abseits von Asphalt, Beton und Feinstaub – weit weg von Stress und Alltag. Aber wie fühlt sich dieser Pfad auf dem 4.499 € teuren Gravel-Bike an?
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Unsere ersten Reaktionen auf das Giant Revolt Advanced Pro Force lassen sich als „positiv überrascht“ zusammenfassen. Das farbliche Understatement wirkt frisch und trifft den Zeitgeist. Auch das Konzept Gravel ist im Hause Giant recht frisch: Das Revolt ist seit dem Modelljahr 2018 der erste offizielle Ableger in der Schotterkategorie. Über Stock und Stein zu fahren ist für Giant jedoch nichts vollkommen Neues: Schon das TCX Advanced SX Cyclocross-Bike konnte in unserem Test abseits befestigter Straßen überzeugen. Das dem TCX zugrunde liegende Offroad-Grundkonzept baut auf einem steifen Rahmen-Set mit UCI-konformer Bauweise und den vibrationsdämpfenden D-Fuse-Komponenten auf – und wurde nun laut Giant für das Revolt in ein komfortorientiertes Langstrecken-Setup übertragen. Für 4.499 € bekommt man am Giant eine komplette 2×12 SRAM Force eTap AXS-Schaltgruppe mit 46/33 T-Kettenblättern und 10–33 T-Kassette. Die MAXXIS Velocita AR-Reifen in 700 x 40C sollen für Komfort sorgen und sind auf Giant SLR 1 Disc Carbon-Laufräder montiert. „Komfort“ ist auch das Stichwort der proprietären Contact SLR D-Fuse-Komponenten: Carbon-Lenker und -Sattelstütze sollen jegliche Schläge, Vibrationen und Unebenheiten entschärfen. Zu guter Letzt kann man mittels der Smart Mount-Aufnahmen Gepäckträger vorne an der Gabel montieren, während weitere Anschraubpunkte am Heck unter formschönen Abdeckungen auf ihren Einsatz warten. Unser Test-Bike in Größe M/L bringt 8,24 kg auf die Waage und ist damit das zweitleichteste Bike im Vergleichstest.
Das Giant Revolt Advanced Pro Force im Detail
Antrieb SRAM Force eTap AXS
Schaltung 46/33 T und 10–33 T, 2 x 12
Bremsen SRAM Force HRD, 160/160 mm
Lenker Giant Contact SLR D-Fuse Carbon, 400 mm
Vorbau Giant Contact SL, 100 mm
Sattelstütze Giant D-Fuse SL Carbon, 20 mm Versatz
Laufräder Giant SLR 1 Disc Carbon
Reifen MAXXIS Velocita AR 700 x 40C
Größe | S | M | ML | L | XL |
---|---|---|---|---|---|
Sattelrohr | 450 mm | 470 mm | 490 mm | 510 mm | 530 mm |
Oberrohr | 540 mm | 550 mm | 565 mm | 575 mm | 590 mm |
Steuerrohr | 135 mm | 150 mm | 165 mm | 180 mm | 195 mm |
Lenkwinkel | 70,5° | 70,5° | 71,0 | 71,0° | 71,0° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73.0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Radstand | 1020 mm | 1020 mm | 1020 mm | 1046 mm | 1062 mm |
Reach | 375 mm | 381 mm | 385 mm | 391 mm | 402 mm |
Stack | 558 mm | 572 mm | 588 mm | 602 mm | 616 mm |
Das Giant Revolt Advanced Pro Force im Test
Schon ab den ersten Metern wird klar: Das Giant wurde nicht nur für Kaffeefahrten durch den Wald konzipiert. Der steife Tretlagerbereich und der gute Vortrieb lassen sich wunderbar mit Komfort und Langstrecken-Geometrie kombinieren. Die kompakte Sitzposition und die effektive Vibrationsdämpfung des Lenkers sorgen für ein erhöhtes Level an Komfort. Allerdings sind Schlaglöcher kein ferner Widerhall, sondern deutlich spürbar. Ganz anders ist es am Heck: Die weit ausgezogene D-Fuse-Sattelstütze entschärft jegliche Unebenheiten und punktet mit ihrer Compliance. Diese hohe Nachgiebigkeit schluckt aber nicht nur Schläge, sondern lässt den Fahrer auch über dem Rad pendeln, sobald er im Sitzen viel Druck auf die Pedale bringt.
Der größte Bike-Hersteller der Welt hat mit dem Revolt Advanced Pro Force ein vielseitiges Bike mit viel Komfort im Portfolio – am Heck ist es bei weitem Sattelauszug eine Spur zu viel Compliance.
Das Giant punktet im Geradeauslauf mit hoher Laufruhe und verhält sich in Kurven ausgesprochen gutmütig. Gleichzeitig fordert es deutliche Lenkimpulse, um enge Kurven nicht zu verpassen. Das Revolt Advanced Pro Force vermittelt viel Vertrauen und eignet sich somit auch für Offroad-Neulinge, die sich gerne mal in etwas technischeres Gelände begeben möchten. Dem Naturell des Giant entspricht am ehesten die Forstautobahn; dort fühlt es sich auch am wohlsten. Auch den Wechsel auf Asphalt meistert es mit Bravour. Mit höherem Luftdruck lassen sich auch lange Runden auf der Straße drehen – ein komfortabler Allrounder!
Fazit
Wer einen gutmütigen und sehr bequemen Allrounder sucht, der auf nahezu
jedem Belag eine gute Figur macht, ist beim Giant Revolt Advanced Pro Force an der richtigen Stelle! Mit einem Preis von 4.499 € und einem Gewicht von 8,24 kg bietet das Giant ein solides und sportliches Paket, vor allem für Einsteiger. Auf der Suche nach einem direkten und präzisen Gravel-Bike? Dann passen andere Modelle aus diesem Vergleichstest besser.
Tops
- hohe Laufruhe
- D-Fuse-Komponenten sorgen für enorm viel Komfort
- clevere Anschraubpunkte für viel Gepäck
Flops
- in Kurven etwas undefiniert
- Tendenz zum Wippen des Hecks bei viel Auszug der Sattelstütze
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Mehr Info unter: giant-bicycles.com
Hier findet ihr alles über den Test des besten Gravel-Bikes 2020
Alle Bikes im Test: Argon 18 Dark Matter | Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX | Canyon Grail AL 7.0 | Cervélo Áspero | Giant Revolt Advanced Pro Force | Kona Libre AL | Liteville 4-ONE MK1 | OPEN WI.DE. | Pivot Vault Team Force | ROSE BACKROAD GRX RX810 Di2 | Santa Cruz Stigmata CC | Specialized Turbo Creo SL Expert EVO | Standert Pfadfinder | Trek Domane SLR 9 eTap
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: GRAN FONDO-Team