Wieviel Technologie braucht ein Endurance-Bike? Das Giant Defy Advanced Pro 0 wirft nicht nur fundamentale Fragen auf, sondern liefert auch die Antworten. Und die können verdammt simpel (und überraschend) sein!

Giant Defy Advanced Pro 0 | 7,70 kg | 4.200 €
Giant Defy Advanced Pro 0 | 7,70 kg | 4.200 €

In Sachen Coolness-Faktor tun sich große globale Marken wie Giant manchmal etwas schwerer. Dass dies selten etwas mit der Qualität der Produkte zu tun hat, beweist der Taiwan-Riese mit dem Defy Advanced Pro 0. Der erste Eindruck: stark abfallendes Oberrohr, wuchtig hochbauende Front, langer Radstand, sehr entspannte Sitzposition – klar, ein gemäßigtes Marathonbike. Dass in dem brav anmutenden Kätzchen aber ein bissiger Tiger schlummert, zeigt bereits die erste Testfahrt. Ob beim Sprint oder beim Powern am Berg, der steife Carbonrahmen zeigt kein Verwinden, kein Zucken. Die Watt kommen spürbar direkt auf die Straße.

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Auch in schnellen Abfahrten läuft das Defy wie auf Schienen. Bodenwellen oder Längsrillen werden durch den langen Radstand, die an der Rückseite abgeflachte und hohe, komfortspendende Carbonsattelstütze sowie die seitensteife Gabel im Giant zu leicht meisterbaren Herausforderungen. Ein Umstieg von den in der Serie montierten, eher schmalen 25er-Schlappen auf 28er könnte diesen guten Eindruck noch positiv verstärken.

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Bedenken hatten wir zunächst angesichts der kleinen 140er-Bremsscheibe von TRP, die von einer Shimano-Hydraulikbremse in die Zange genommen wird. Doch in der Praxis schlägt sie sich gut: kein Bremsruckeln und nur ganz selten eine schräge musikalische Einlage beim Bremsen. Eine 160er-Scheibe sollte für schwerere Fahrer jenseits der 80 kg dennoch die bessere Wahl sein. Das Zusatzgewicht wäre angesichts des geringen Gesamtgewichts von 7,7 kg bei Rahmengröße M/L zu verschmerzen.

Smart: Der Giant RS Sensor kommuniziert die Geschwindigkeit über ANT+.
Smart: Der Giant RS Sensor kommuniziert die Geschwindigkeit über ANT+.
Mächtig: Das Steuerrohr des Giant Defy ist verdammt lang – und sorgt damit für eine aufrechte Sitzposition ohne hässliche Spacertürme. Wer an der Front dennoch etwas tiefer will, muss mit negativen Vorbauten arbeiten.
Mächtig: Das Steuerrohr des Giant Defy ist verdammt lang – und sorgt damit für eine aufrechte Sitzposition ohne hässliche Spacertürme. Wer an der Front dennoch etwas tiefer will, muss mit negativen Vorbauten arbeiten.
Eigenbrötler: Die TRP-Scheibe bringt in der Praxis keine spürbaren Vorteile – das Original gefällt optisch jedoch besser. Wir hätten gerne Steckachsen statt Schnellspanner am Giant gesehen.
Eigenbrötler: Die TRP-Scheibe bringt in der Praxis keine spürbaren Vorteile – das Original gefällt optisch jedoch besser. Wir hätten gerne Steckachsen statt Schnellspanner am Giant gesehen.

Spezifikationen des Giant Defy Advanced Pro 0

Schaltung: Shimano Dura Ace | 50/34, 11 – 28
Laufradsatz: Giant SLR 1
Bremsen: Shimano BR-RS785
Reifen: Giant P-SLR1
Gewicht: 7,70 kg
Preis: 4.200 €
Mehr Infos: giant-bicycles.com

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Nicht wirklich was zu meckern also an diesem extrem gut ausgestatten Bike mit der hervorragenden Dura-Ace-Schaltgruppe. Etwas ärgerlich nur für Menschen, die auf sehr großem Fuß leben: Ab Schuhgröße 46 stoßen sie beim runden Pedalieren mit der Ferse an den sehr ausladenden Kettenstreben an.

Fazit:

Für eine super Performance braucht es nicht immer spezielle oder komplexe Technologien. Giant schafft mit dem Defy Advanced Pro 0 ein sehr gutes Endurance-Racebike für ambitionierte Gran-Fondo-Fahrer, die den hohen Komfort einer gemäßigten Rahmengeometrie zu schätzen wissen.

Stärken

  • sehr sicheres und komfortables Bike
  • sehr simpler Aufbau
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis

Schwächen

  • recht breiter Hinterbau

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad für die Alpen? 7 Bikes im Vergleich

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Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #002. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)


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Text: Thomas Seidelmann, Robin Schmitt Fotos: Klaus Kneist, Noah Haxel, Robin Schmitt, Julian Mittelstädt (Postproduktion)