Das Fustle Causeway GR1 für 2.275 € ist ein ambitioniertes Gravel-Bike, ein Mix aus Alltagskomfort, Selbstvertrauen bei Highspeed und abenteuerlustiger Vielseitigkeit. Doch ist das GR1 damit ein Alleskönner oder kann es eher nichts wirklich? Es wird Zeit, genau das zu testen.

Fustle Causeway GR1 | 9,78 kg in Größe M/L | 2.799 € | Hersteller-Website

Fustle Bicycles ist eine neue Marke mit Sitz in Nordirland und Verfechter unkomplizierter Bikes, die ein leistungsfähiges Design mit einem erschwinglichen Preis verbinden. Ihr erstes Bike ist das Causeway GR1-Gravel-Bike aus Aluminium. Seine aggressive Geometrie lässt auf solide Kletterfähigkeiten schließen und darüber hinaus bietet es genügend Anschraub- und Befestigungspunkte, um alle Abenteuerlustigen glücklich zu machen. Dank einem Startpreis von 2.275,59 € für die Grundausstattung wirkt das Ganze wie eine fantastische Option für den Fahrer, der nach einem echten Alleskönner-Bike sucht, für das man kein Vermögen ausgeben muss. Mit einem umfangreichen Online-Tool zur Individualisierung der Ausstattung kann der Kunde die Lenkerbreite, Vorbaulänge, den Versatz der Sattelstütze und Sattel- sowie Reifenbreite auswählen, ohne für diesen Service einen Aufpreis zu zahlen. Wenn man das Bike noch individueller gestalten möchte, steht eine Vielzahl an Upgrade-Optionen zur Verfügung, von 1-fach- und 2-fach-Antrieben über Teleskopsattelstützen und Carbon-Laufräder bis hin zu Cockpit-Komponenten.

Das Fustle Causeway GR1 zielt auf Adventure-Enthusiasten ab, die auf ruppigere Gravel-Touren und Trails stehen
Die 430 mm langen Kettenstreben und der 69° flache Lenkwinkel führen im Gelände zu einem stabilen und vorhersehbaren Handling
Zwar eher bedächtig als agil, aber äußerst potent
Das Sitzrohr mit einem Durchmesser von 31,6 mm sorgt dafür, dass alle gängigen Teleskopsattelstützen mit dem Fustle kompatibel sind – perfekt, wenn ihr euch selbst auf steilen oder technischen Trails herausfordern wollt!

Das Fustle Causeway GR1 im Detail

Mithilfe des Online-Konfigurators haben wir uns ein vernünftig ausgestattetes Bike zusammengestellt, bestehend aus dem standardmäßigen, 420 mm breiten PRO Discover-Lenker mit 30° Flare, einem 80 mm langen PRO Koryak-Vorbau, WTB Resolute-Reifen in 700 x 42C und einem WTB SL8-Sattel. Upgrades haben wir uns auch gegönnt, in Form der Shimano GRX RX810 Wide-Range-Antriebsgruppe, Shimano MT800-Centerlock-Scheiben an HUNT 4 Season Gravel Disc X-Wide 700C-Laufrädern und einer PRO Koryak 120-mm-Teleskopsattelstütze, die mit dem linken GRX-Hebel bedient wird. Dadurch landete der Gesamtpreis schließlich bei 2.799 €. Das Herz des Fustle Causeway ist sein 6061-Aluminiumrahmen, der in drei Farben erhältlich ist: grün, rot und blau. Wenn ihr wissen wollt, woher die Inspiration für die rote und grüne Rahmenfarbe herkommt, dann braucht ihr nur einen Blick auf die Flaschen der 16 und 10 Jahre alten Bushmills Single Malt Irish Whiskeys werfen. Es ist also mehr als offensichtlich, dass der Designer Alastair Beckett ein Malt-Fan ist. An der Front des Bikes verrichtet eine Carbon-Gabel ihren Dienst, mit gleich drei Anschraubpunkten auf jeder Seite und damit der Möglichkeit, die Flaschen jeweils in zwei unterschiedlichen Höhen anzubringen – wilde Abenteuer können kommen! Erst recht dank der sechs (!) Befestigungspunkte für Flaschenhalter am gesamten Rahmen. Das Adventure-Thema wird fortgesetzt mit Gepäckträgerösen, Schutzblechösen und 12-mm-Steckachsen an beiden Enden des Bikes – 12 mm x 100 mm an der Front und 12 mm x 142 mm am Heck. Das Fustle ist zudem kompatibel mit Flat-Mount-Bremsen und alle Bikes werden tubeless aufgebaut – außer natürlich, der Kunde hat einen anderen Wunsch. Sämtliche Züge sind innenverlegt und das Bike ist komplett Di2-kompatibel. Die Kabelbinderösen zur Befestigung der Züge unterhalb der Kettenstreben sind zwar super simpel, gefallen uns jedoch gut und verhindern effektiv das Klappern der Züge.

Der standardmäßige, 420 mm breite PRO Discover-Lenker mit einem Flare von 30° passt bestens zum Charakter des Fustle und bietet auf den Hoods eine kompakte Griffposition, in den Drops hingegen einen breiten Griff für maximale Kontrolle
Die Shimano Shimano GRX RX810-Bremsen haben Bremsscheiben mit 160/160 mm. Sie verzögern gut und bieten an ihren Hebeln eine angenehme Griffweitenverstellung.
Passend zu seinen Adventure-Ambitionen besitzt die Carbon-Gabel des Fustle Anschraubpunkte für zwei zusätzliche Flaschenhalter oder Gepäckträger
Die WTB Resolute-Reifen in 700 x 42C erhöhen den Komfort und rollen erstaunlich schnell. Mit ihrer Skinwall sehen sie außerdem super aus.

Ausstattung

Schaltgruppe Shimano GRX RX810, 1×11, 40T
Kassette Shimano SLX 11–42T
Bremsen Shimano GRX RX810 160/160 mm
Laufräder HUNT 4 Season Gravel Disc X-Wide
Reifen WTB Resolute, 700 x 42C
Sattelstütze PRO Koryak-Teleskopsattelstütze, 120 mm Hub
Lenker PRO Discover, 420 mm
Vorbau PRO Koryak, 80 mm
Gewicht 9,78 kg in Größe M/L
Preis 2.799 €
Verfügbarkeit ab sofort

Die Shimano GRX RX810-Gruppe schaltet sauber und bietet auch unter Last knackige Schaltvorgänge. Was sollte man daran nicht mögen?

Die Geometrie des Fustle Causeway GR1

Bei einem kurzen Blick in die Geometrietabelle des Fustle Causeway schreit es geradezu eine Charaktereigenschaft des Bikes heraus: Laufruhe! Mit einem Reach von 425 mm, einer effektiven Oberrohrlänge von 608 mm, einem langen Radstand von 1.103,4 mm und einem entspannten 69°-Lenkwinkel fällt das Bike lang und flach aus. Mit dem 598-mm-Stack und der Tretlagerabsenkung von 70 mm ist der Fahrer gut ins Bike integriert und die großzügigen 430-mm-Kettenstreben versprechen ein vorhersehbares Kurvenverhalten. Die Sitzposition wird bestimmt durch den 73°-Sitzwinkel und die Sitzrohrlänge von 480 mm in der Größe M/L.

Größe S/M M/L L/XL
Sattelrohr 460 mm 480 mm 500 mm
Oberrohr 582,8 mm 607,8 mm 634,3 mm
Steuerrohr 185 mm 185 mm 190 mm
Lenkwinkel 69° 69° 69°
Sitzwinkel 73° 73° 73°
Kettenstrebe 430 mm 430 mm 430 mm
BB Drop 70 mm 70 mm 70 mm
Radstand 1.078,4 mm 1.103,4 mm 1.130,2 mm
Reach 400 mm 425 mm 450 mm
Stack 598,0 mm 598,0 mm 602,7 mm

Das Fustle Causeway GR1-Gravel-Bike im Test

Man braucht nur wenige Minuten auf dem Causeway GR1, um mit seiner Persönlichkeit vertraut zu werden. Der breite Lenker mit seinem 30°-Flare, der lange Radstand, die niedrige Überstandshöhe und die turmhohe 120-mm-Sattelstütze (150 mm sind ebenfalls verfügbar) sorgen zusammen für eine gigantische Laufruhe. Schaltet man durch die Gänge der knackig arbeitenden Shimano GRX RX810 herunter, baut das Bike stetig und mühelos Geschwindigkeit auf und fühlt sich zunehmend gelassener an, je schneller man unterwegs ist. Selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten im rauen Terrain haben wir uns sicher genug gefühlt, die Finger von den Bremshebeln zu lassen und direkte Linien durchs Gelände zu wählen – vor allem mit den Händen an den Drops mit ihrem breiten Flare. Auch das Handling ist äußerst vorhersehbar und das lange Front-Center hilft, das Gewicht tief über den Lenker zu bringen, ohne dass man sich dabei exponiert fühlt. Die langen 430-mm-Kettenstreben verschieben das Gewicht des Fahrers in die Mitte des Bikes. Das Resultat: Auf dem Vorderrad ist stets genug Druck für ein bewusstes und präzises Kurvenfahrverhalten, frei von Zögerlichkeit oder Nervosität. Zwar ist das GR1 nicht das lebendigste Bike in sehr engen Kurven, aber ihr könnt mit wahnwitzigen Geschwindigkeiten äußerst schwungvoll durch Gravel-Kurven carven. Die längeren Kettenstreben helfen dem Vorderrad außerdem dabei, auch bei niedrigen Geschwindigkeiten und vollem Einsatz der Beinkraft auf steilen Rampen geradeaus zu laufen. Durch das lange Front-Center kommt es mit den 170 mm langen Shimano GRX-Kurbeln nie zum Toe-Overlap und zwischen Vorderrad und Pedalen ist reichlich Platz, um selbst die größten Clownsfüße unterzubringen.

Das Fustle Causeway GR1 macht Singletrails zum Kinderspiel und seine niedrige Überstandshöhe und die Teleskopsattelstütze erlauben eine dynamische Fahrweise
Das Fustle blüht im anspruchsvollen Terrain so richtig auf …
… denn dort sorgen seine unaufgeregte Lenkung und der lange Radstand für ein laufruhiges und vorhersehbares Fahrgefühl
Beim Test kam es uns so vor, als würden wir geradezu nach zunehmend technischen Trails suchen – einfach, weil wir es konnten. Die simple Befestigung der Züge funktioniert tadellos und das Bike ist ohne jegliches Klappern der Züge völlig leise.

Das Fustle Causeway GR1 ist ein Bike, das vor allem Mountainbiker ansprechen dürfte. Mit seiner Laufruhe und dem selbstbewussten Handling haben wir immer die ruppigste Linie angesteuert – einfach, weil wir es konnten.

Technische Trails sind ohne Frage die Stärke des Fustle. Dank seiner MTB-DNA, der niedrigen Überstandshöhe und der langen Teleskopsattelstütze kann man das Bike in engen Kurven deutlich mehr neigen als die meisten anderen Modelle da draußen. Das hilft immens in engen Spitzkehren auf dem Singletrail sowie in steil abfallenden Kurven. Aber eine so unaufgeregte Lenkung und natürliche Stabilität hat natürlich auch eine Kehrseite: Das Causeway GR1 fühlt sich nie super spritzig oder elektrisierend agil an, wenn man durch Kurven fetzt. Es gleicht mehr einer BMW 1200 GS als einer Ducati 1299-Sportmaschine – doch genau deshalb katapultiert euch das Causeway auch weniger wahrscheinlich von der Strecke, wenn es ruppiger zur Sache geht. Rollt man allerdings zurück auf Schotter- und Asphaltpisten, erweist sich das Fustle als komfortabler Kilometerfresser und verspeist lange Asphaltstrecken mit einem mühelosen, wenn auch nicht überwältigenden Speed. Die Sitzposition des Fahrers ist beim Griff an die Hoods des 420 mm schmalen Lenkers kompakt und die griffigen WTB Resolute-Reifen (zum Test) rollen überraschend schnell auf hartem Untergrund, trotz ihres aggressiven Profils. Würden wir Haarspalterei betreiben, könnten wir behaupten, dass die lange Teleskopstütze lediglich zu einer minimalen natürlichen Nachgiebigkeit des Sitzrohrs führt. Doch die super dünnen Sitzstreben machen einen guten Job darin, die schlimmsten Stöße abzudämpfen, wodurch sie sich mehr wie ein dumpfer Schlag und weniger wie markerschütterndes Zähneklappern anfühlen. Kombiniert mit den voluminösen 42C-Reifen und einem Luftdruck von 2,8 bar ist das Bike gewiss komfortabel genug für ganze Tage im Sattel und damit auch für mehrtägige Bike-Packing-Aufgaben gewappnet.

Tuning-Tipp: Einfachen Kettenstrebenschutz durch weicheres Scotch 2228 Mastic-Tape ersetzen.

Auf Schotter rollen die WTB Resolute 42C-Reifen mit ihrem aggressiven Profil besser als erwartet. Das Fustle ist zwar nie explosiv, aber es geht trotzdem gut nach vorn.

Ein Highlight waren die günstigen und 1.698 g schweren HUNT 4 Season Gravel X-Wide-Laufräder – in zahlreichen Situationen brachte uns der mühelose Speed des Fustle schneller in scharfkantige Steinfelder, als es viele andere Bikes mitgemacht hätten. Die durchschlagenden Geräusche der Felge haben uns zwar kurzzeitig vermuten lassen, dass wir den Heimweg zu Fuß antreten müssen, doch auch nach genauer Inspektion war kein sichtbarer Schaden zu erkennen. Ein weiteres Highlight ist die vollständige Shimano 1×11 GRX RX810-Antriebsgruppe. Sie in dieser Preisklasse zu sehen, ist mehr als beeindruckend, und sie funktioniert tadellos. Weniger beeindruckt waren wir allerdings vom Kettenstrebenschutz, der zu dick ausfällt und bereits begann, sich abzulösen. Fustle überarbeitet ihn zum Glück bei der nächsten Charge. Auch wenn wir es nicht getestet haben, unterstreicht die Möglichkeit zur Montage von bis zu sechs Flaschenhaltern (oder einem Gabel-Gepäckträger) die Adventure-Referenzen des Fustle. Alles in allem ist das Fustle Causeway GR1 ein perfektes Gravel-Bike für jemanden, der sich einen günstigen, soliden Allrounder wünscht und der Verlockung grimmigster Offroad-Trails nicht widerstehen kann.

Der 30°-Flare am Lenker passt sehr gut zum Bike und die super breite und offene Position sorgt für eine große Hebelwirkung, solltet ihr mit hoher Geschwindigkeit überraschend auf Wurzeln stoßen.

Der breite 30°-Flare des Lenkers sorgt für eine kraftvolle Abfahrtsposition und öffnet die Arme und Ellenbogen für maximale Hebelwirkung und Kontrolle
Für einen so attraktiven Preis gibt es am Causeway GR1 wenig zu bemängeln und wir haben jeden Moment genossen!

Unser Fazit zum Fustle Causeway GR1

Vielleicht ähnelt das Fustle Causeway GR1 doch nicht so sehr dem Single Malt Whiskey, der als Inspiration für die Farben des Bikes diente, sondern eher einem guten Cocktail: Es mixt die Vielseitigkeit eines Allrounders mit robusten Gelände-Fähigkeiten. Was ihm an agiler Verspieltheit fehlt, macht es mit Selbstvertrauen und Laufruhe auf den gröbsten Trails wett. Hardcore-Abenteurer dürften die vielen verfügbaren Anschraubpunkte an Rahmen und Gabel lieben und seine bemerkenswerte Ausstattung erlaubt es dem Causeway GR1, oberhalb seiner Preisklasse zu performen.

Tops

  • unaufgeregte Lenkung und beeindruckende Laufruhe erhöhen das Selbstvertrauen
  • 120-mm-Teleskopsattelstütze ideal für technisches Trail-Biken
  • kompletter Shimano GRX RX810-Antrieb

Flops

  • wenn es bei euren Gravel-Rides mehr um Speed als Technik geht, gibt es schnellere und agilere Bikes
  • Rahmenschutz hat sich abgelöst

Mehr Informationen zum Fustle Causeway GR1 findet ihr unter ridefustle.com

Ihr wollt wissen, wie sich andere Gravel-Bikes im Test schlagen? Unseren großen Gravel-Bike-Vergleichstest findet ihr hier und eine Übersicht über alle von uns getesteten Bikes gibt es hier.


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Text: Trevor Worsey Fotos: Trevor Worsey, Finlay Anderson