7,8 kg, 28-mm-Reifen und ein klassischer Rahmen ohne Dämpfungselemente und ohne Komfort spendende Carbon-Anbauteile – bis auf den Namen deutet am Festka One Gravel nichts auf dessen Offroad-Ambitionen hin. Die Eckdaten machen es gerade noch so zum Endurance-Bike. Wieviel Gravel steckt im Festka One Gravel?
Hier findet ihr den aktuellen Test des besten Gravel-Bikes

Aufsitzen und Gas geben! Das Festka One Gravel liebt harte Tritte in die Pedale und gibt alles – nur nicht nach. Der antrittssteife Rahmen sprintet auf Asphalt spritzig nach vorne, schneidet Kurven präzise und folgt mit agil-verspieltem Charakter jedem Lenkimpuls. Sobald man die Straße verlässt, bleibt der Charakter erhalten: steif, hart und gierig nach Speed. Erfahrene Fahrer haben ihren Spaß, weniger ambitionierte Fahrer fragen sich hingegen, was das Ganze soll. De facto fühlt sich das Bike auf Schotter mehr nach Racebike an als nach Endurance- oder Gravelbike. Aluminium-Sattelstütze und -Cockpit aus dem Hause 3T bieten keinen zusätzlichen Komfort und der Lenker fällt mit 420 mm für den Graveleinsatz auch eher schmal aus.

Die Tufo Comtura Duo 28-mm-Reifen besitzen kaum Profil und reizen bereits auf Schotter ihre Grenzen aus, auch wenn sie real eher auf 30 mm Breite kommen. Das einzige, was wirklich nach Gravel schreit, ist der farblich passende SRAM Force 1×11-Antrieb mit 11–42-Kassette. In Summe bringt das Festka mehr auf die Waage als das Open U.P. und das bei deutlich schlechteren Offroad-Eigenschaften. Mit Cross-Reifen wie dem G-One von Schwalbe fährt sich das Bike im Gelände deutlich griffiger, sicherer und wird zum spritzigen Gravel-Racer für trockene Bedingungen – die geringe Reifenfreiheit spricht gegen Ausflüge in den Schlamm.

Also alles schlecht? Keinesfalls! Wer auf der Suche nach einem individuellen und vor allem individualisierbaren Rennrad ist, mit dem man an Schotterwegen nicht gleich kehrtmachen muss, findet mit dem Festka One Gravel eine top Lösung.



Dank optionaler Umwerfer-Klemme, Custom-Geometrie und der Möglichkeit, das Bike mit in der Haltbarkeit besseren BSA-Tretlagern bauen zu lassen, ist der in Tschechien hergestellte Carbonrahmen mit Titanausfallenden eine spannende Option. Das alles ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass das Festka One Gravel im Testfeld als der veraltete Schönling behandelt wurde. Die maximale Reifenfreiheit bis 32 mm, die 135-mm-Ausfallenden und die für Gravelbikes sehr kompakte Geometrie fühlen sich etwas in die Jahre gekommen an.

Das Festka One Gravel im Detail
Schaltung SRAM Force 1
Laufradsatz Tune TSR 22 Disc
Bremsen SRAM Force HRD
Reifen TUFO Comtura 28
Gewicht 7,80 kg
Preis 4.490 € (Rahmenset)






Die Geometrie des Festka One Gravel


Fazit
Für viel Schotter – 4.490 € für das Frameset, um exakt zu sein – erhält man beim Festka One Gravel wenig Gravel-Kompetenz. Die formalen Eckdaten bestätigen sich in der Praxis; die Ausstattung und die technischen Features (insbesondere die Reifenfreiheit) sind nicht für den ernsthaften Offroad-Einsatz empfehlenswert. Und für Gravel-Abenteuer erst recht nicht. Wer hingegen ein spritziges Rennrad mit exklusivem Touch sucht und weiterfahren möchte, wenn der Asphalt aufhört, der kann sich das Gravel One genauer anschauen.
Stärken
– verspieltes, aggressives Handling
– leicht, super steif und präzise
Schwächen
– fehlende Gravel-Attitüde
– Old-School-Features
– billige Kassette
– profillose Reifen nicht für Offroad geeignet
Mehr Infos findet ihr unter: www.festka.com
Hier findet ihr den aktuellen Test des besten Gravel-Bikes
Alle Bikes im Test: Legor Cicli LWTUA | Merida Silex 9000 | Moots Routt RSL | Open U.P. | Rondo Ruut CF2 | Salsa Cutthroat Force 1 | Specialized Diverge Comp | Specialized Sequoia Elite | Trek Crockett 7 Disc | Trek Procaliber 9.9 SL RSL | Votec VRX Elite
Text: Robin Schmitt, Manuel Buck, Benjamin Topf, Hannah Troop Fotos: Valentin Rühl
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