Hervorragende Handwerkskunst trifft individuelle, konsequente Lösungen: Die Berliner Marke Fern sorgt in der Welt der Custom- und Boutique-Bikes seit einer Weile für ordentlich Furore mit Rädern, die zum Niederknien schön sind. Jetzt liefert sie mit dem Fern Chuck Explorer ihre ganz eigene Vorstellung eines Bikepacking-Bikes.

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

Fern Chuck Explorer | 10,22 kg in Größe 56 | Hersteller-Website

Fern – das ist Rahmenbau aus Berlin-Lichtenberg und eine Melange aus Ideenschmiede und Fahrrad-Maßwerkstatt. Zusammen mit Freundin Kristin und ihrem Unternehmen Gramm Tourpacking realisiert der studierter Produktdesigner Flo Haeussler zweirädrige Träume nahezu aller Couleur. Das vom Duo eingesandte Chuck Explorer wurde liebevoll von Szenegröße Velociao lackiert und schafft es spielerisch in unsere All-Time-Top-5 der heißesten Test-Bikes! Allein die ausgeklügelte Ausstattung des 10.999 € teuren Bikes lässt sich mit einem Konfigurator jeder anderen beliebigen Bike-Marke höchstens annähernd abbilden.

So setzt sich die Schaltgruppe zusammen aus einer lackierten Shimano DURA-ACE-Kurbel der 7000er-Serie, einem Shimano XT 12-fach-Schaltwerk aus dem MTB-Bereich und TRP-Bremsen und -Bremshebeln mit Gevenalle-Schalthebeln. Ein außerordentlicher Look trifft hier eine tolle Funktion in der Praxis. Die absenkbare OneUp Components-Sattelstütze lässt sich über den linken Schalthebel betätigen und bildet zusammen mit dem Tune Komm-Vor-Sattel und nicht zuletzt dem modularen Cockpit eine einzigartige Mischung. Während die Kombination all dieser Komponenten auch Fragezeichen aufwerfen darf, zeigt sie doch auch, wie viel Spielraum man mit einem Bike haben kann, wenn sich zwei Künstler/Handwerker/Visionäre ans Konstruieren und Bauen machen: heute Auflieger und Asphalt, morgen Wurzel-Trail. Sämtliche Taschen sind direkt mit dem Rahmenset verschraubt, sorgen so für einen sehr aufgeräumten Look und überzeugen durch clever integrierte Features wie die Trinkblase und den magnetisch am Cockpit fixierten Trinkschlauch. Mit einem Gewicht von 10,22 kg (inkl. Front-Rack) in Größe 56 ist das Stahl-Bike außerdem alles andere als ein Schwergewicht.

Mach dir die Welt, wie sie dir gefällt!
Das modulare Cockpit lässt viel Spielraum, um das Bike optimal für das nächste Abenteuer anzupassen.
Eigener Kopf
Bei den Conti-Pneus ist die Wahl des richtigen Luftdrucks essenziell. Ist er zu gering, beginnen sie stark zu walken. Ist er zu hoch, fehlt ihnen die Eigendämpfung.
Starke Kombination
Der unkonventionelle Antriebsstrang begeistert sowohl durch seine Optik als auch durch seine Funktion.
Handwerkskunst
Schon allein der eigens entworfene Vorbau lässt uns dahinschmelzen.
Es werde Licht
Die Lichtanlage wird von dem Nabendynamo mit Strom versorgt. Die optische Integration und die Positionierung zeigen, dass hier viel Bikepacking-Praxiserfahrung am Werk war.

Fern Chuck Explorer

10.999 €

Ausstattung

Sattelstütze OneUp Components Dropper Post V2
Bremsen TRP Hylex RS 160/160 mm
Schaltung TRP-Hebel / Shimano DURA-ACE-Kurbel / Shimano XT-Schaltwerk 38 (10–51)
Vorbau Fern Modular Custom 100 mm
Lenker Fern Allygn 400 mm
Laufräder SON-Nabendynamo vorne / Shimano XT-Nabe hinten / Stans´s NOTUBES ZTR CREST MK3-Felgen
Reifen Continental Speed King RaceSport 56B

Technische Daten

Größe Custom
Gewicht 10,22 kg
Laufradgröße 650B

Besonderheiten

Gepäckträger vorne und hinten möglich
modulares Cockpit
Dropper-Post
maßgeschneiderte Taschen von Gramm


Gramm
Dual Frame Bag, Größe an Rahmen angepasst (469 €)
Dropper Seat Bag (12 l, 299 €)
Conical Top Tube Bag (1 l, 107 €) | Gramm Fork Bag Pair (2 x 1 l, 175 €)
Größe Custom
Sattelrohr 516 mm
Oberrohr 550 mm
Lenkwinkel 72,5°
Sitzwinkel 72,5°
Tretlagerabsenkung 75 mm
Kettenstrebe 435 mm
Radstand 1.031 mm
Reach 387 mm
Stack 577 mm

Wer beim Anblick des Fern immer noch der Meinung ist, dass ein Bike keinen Sexappeal haben kann, dem können wir auch nicht mehr helfen.

Helm SCOTT Centric Plus | Brille 100% Glendale | Jersey Hemd aus dem Vintage Markt Stuttgart
Shorts GRAN FONDO x CUORE Custom | Schuhe Dromarti Leather

Im Antritt lässt sich die Rakete aus Berlin zwar etwas mehr bitten als andere Bikes im Vergleichstest, zündet aber ihre Nachbrenner, sobald sie einmal auf Touren gekommen ist. Mit einer nahezu stoischen Laufruhe, dem tollen Geradeauslauf und der hohen Effizienz verfliegen die Kilometer auf dem Fern geradezu. Endlose Schotterpisten? Bring it on! Trotz 1-fach-Schaltgruppe ist die Größe der Gangsprünge absolut erträglich und so finden hier auch Roadie-Beine leichter einen passenden Gang. Das Durchschalten der Gevenalle-Hebel verbindet Nostalgie mit Präzision und so rasten die Gänge schnell und knackig ein. Eine Spur weniger intuitiv geht es in Sachen Kurvenverhalten zu. Während das Einlenken ohne Schräglage gutmütig und ausbalanciert vonstatten geht, beginnen die großvolumigen Continental Speed King bei viel Kurvenlage auf den recht schmalen Stan’s Crest MK3-Felgen zu walken. Hier solltet ihr am besten penibel euren persönlichen Reifendruck-Sweetspot herausbekommen.

Bergab und bei hohen Geschwindigkeiten generiert das Bike viel Vertrauen, aber um in Kurven ans Limit gehen zu können, braucht es reifenbedingt eine gewisse Eingewöhnungszeit. Daran zeigt sich deutlich, dass ein Custom-Bike nicht für jeden, sondern für eine spezielle Person gebaut ist. Aufgrund der Individualisierbarkeit von Geometrie, Rohrsatz und der Ausstattung haben Dritte unter Umständen eine größere Lernkurve. Hier sollte man bei Sonderwünschen genau wissen, was man möchte und welche Konsequenzen jeder Wunsch hat! Eine eingehende Recherche und das Fachsimpeln mit dem Erbauer sind das A und O. Absolute Topwerte heimst sich das Fern in Sachen Komfort ein: Sowohl die Conti-Pneus als auch die Laufräder schlucken grobe Schläge gut weg, während der Stahlrahmen mit Columbus Life-Rohrsatz und die eigens entwickelte Allygn-Carbongabel für ein hohes Maß an Vibrationsdämpfung sorgen. Der Balanceakt aus Steifigkeit und Compliance gelingt hier perfekt.

Tuning-Tipps: breitere Felgen für weniger Walken der Reifen in Schräglage | Sparbuch anlegen und während der Bike-Träumereien Notizen machen

Fazit

Mit seiner einzigartigen Ausstattung und den schier unendlichen Möglichkeiten zur Personalisierung ist das modulare Konzept des Fern Chuck Explorer eine perfekte Wahl für erfahrene Bike-Connaisseure, die genau wissen, was sie wollen. Durch die hohe Laufruhe und den tollen Langstreckenkomfort des Bikes lassen sich auch mehrwöchige Abenteuer problemlos realisieren. Die durchdachten und ebenfalls individualisierbaren Gramm Tourpacking-Taschen führen die Modularität des Bikes konsequent fort und machen es zu einer tollen Lösung für alle, die nur ein einziges Fahrrad besitzen möchten.

Tops

  • modulares Gesamtkonzept
  • technisch und optisch bis ins Detail durchdacht
  • Langstreckenkomfort
  • Schaltgruppen-Kombination

Flops

  • zu schmale Felgen für die montierten Reifen
  • Custom-Geo passt nur für den Eigentümer – Bike-Sharing wird schwer (aber wer will das auch tatsächlich?)

Mehr Informationen findet ihr unter fern-fahrraeder.de.

Das Testfeld

Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Bikepacking-Bike im Test

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Text: Fotos: Benjamin Topf, Robin Schmitt, Valentin Rühl