Ein Bike für alle Gegebenheiten, ob Road, Allroad oder Gravel? Das Falkenjagd Aristos RSR im Test soll sich überall wie zuhause fühlen, zumindest solange es schnell zur Sache geht. Aber auch so ist das Titan-Bike mit Campagnolo-Schaltgruppe eher extravagant unterwegs – genau richtig für den Rari-Racing-Club?

Falkenjagd Aristos RSR | 7,78 kg in Größe L | 13.987 € | Hersteller-Website

Falkenjagd, bekannt für Titan-Rahmen, hat mit dem Aristos RSR das neuste und beste der Titanfertigung im Angebot. Das Bike mit voller Integration und Aero-Look passt sich optisch modernen Allround-Racebikes an, doch, und das ist der Clou, eben aus Titan! Erzielt wird das durch eine Kombination aus verschiedenen Techniken in der Titan-Fertigung. Dieser komplexe Prozess erfolgt bei Falkenjagd in Kleinserie, das ermöglicht nicht nur eine Individualisierung des Bikes, sondern verleiht auch ein Boutique-Feeling, wie es nur die Kleinsten im Dropbar-Business erreichen können.
Aber ob das auch Racing pur bedeutet? Zumindest das High-End-Feeling mit Titan-Rahmen und gefragter Campagnolo Super Record Wireless-Schaltgruppe passt zum Rari-Racing-Club. Doch kann sich das Aristos RSR auch gegen die direkte Konkurrenz behaupten?

Falkenjagd Aristos RSR – Durch und durch einzigartig

Ob Strade Bianche oder an der Eisdiele: Das Aristos RSR soll immer eine gute Figur machen. Und bei Falkenjagd heißt das, auch Optik und Haptik müssen passen. Und genau deshalb fällt die Materialwahl auf Titan. Das Aristos soll eben nicht nur ein echtes Racebike sein, sondern auch auf jedem Untergrund performen. Und genau deswegen braucht Falkenjagd ein robustes Material. Superpraktisch, dass Titan auch noch perfekt zum Boutique-Image passt.

Edge it in!
Unverkennbar Falkenjagd: Dank eingelassenem Logo im Steuerrohr lässt sich das Titanbike immer als solches identifizieren.
Carbon? Ja bitte!
Viel Carbon und doch so wenig. Sowohl Sattelstütze als auch Sattel sind vollständig aus Kohlefaser, durch den extremen Leichtbau aber auch sehr dünn und fragil.

Im natürlichen Titan-Raw-Look sticht das Bike schon aus der Ferne heraus. Besonders das Spiel aus Carbon-Gabel und Cockpit in schlichtem Schwarz kombiniert mit rohem Titan macht Lust auf mehr.
Aber das Bike soll nicht nur schick aussehen, auch im Alltag soll es überzeugen. So passen bis zu 35 mm breite Reifen in den Rahmen, ideal für breite Road- und Allroad-Bereifung, für Gravel allerdings hart an der Grenze.

Wie im Himmel
Keine Frage, Campagnolo-Shifter sind ergonomisch spitzenklasse, kein anderer Bremshebel schmiegt sich so gut in die Hand wie die der Super Record Wireless.
Ja das geht
Das Einspeichmuster der Bora Ultra WTO-Laufräder sieht fast schon etwas gewagt aus. Doch das Muster hat sich über Jahre bei Campagnolo etabliert und verleiht den Rädern einen einzigartigen Look.
Aus einem Haus
Parapera, Rennstahl, Stanton und natürlich Falkenjagd: Dank der vielfältigen Marken in einem Haus finden sich nicht nur Falkenjagd-Komponenten am Aristos RSR.

Oberrohr525 mm535 mm550 mm565 mm585 mm605 mm

Größe XS S M L XL XXL
Sattelrohr 510 mm 520 mm 540 mm 560 mm 590 mm 600 mm
Steuerrohr 120 mm 120 mm 135 mm 155 mm 175 mm 185 mm
Lenkwinkel 71,5° 71,5° 72° 73° 73,5° 74°
Sitzwinkel 74° 74° 73,5° 73,25° 73° 72,5°
Kettenstrebenlänge 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm
Tretlagerabsenkung 73 mm 73 mm 73 mm 71 mm 70 mm 68 mm
Radstand 980 mm 990 mm 996 mm 1000 mm 1012 mm 1020 mm
Reach 372 mm 382 mm 387 mm 393 mm 404 mm 414 mm
Stack 534 mm 534 mm 550 mm 571 mm 594 mm 605 mm

Sky is the limit! – Die Ausstattung des Falkenjagd Aristos RSR im Test

Doch neben dem edlen Rahmenmaterial verstecken sich noch ein paar andere Highlights am Aristos RSR. Schon das Parapera-Carbon-Cockpit passt wie angegossen ans Bike. Der cleane Lenker in 400 mm Breite und 100 mm Vorbaulänge ist zwar etwas oldschool, doch er passt zum Allround-Feeling des Bikes.

Ebenfalls fast zeitlos fügt sich die Campagnolo Super Record Wireless-Schaltgruppe in das Highend-Bike ein, denn der italienische Antrieb setzt auf Luxus pur. Mit Akku-Pods, ähnlich der AXS-Akkus von SRAM, kommt die Gruppe völlig ohne Kabel aus. Die am Testbike gespecte Variante mit 11–32 und 48/32-Übersetzung passt gut zum Allround-Einsatzzweck des Bikes.

Aber da ist noch nicht Schluss mit den italienischen Rennradgenen: Dank Campagnolo Bora Ultra WTO-Laufrädern mit 45 mm hohen Felgen setzt Falkenjagd die Exklusivität noch eine Stufe höher. Für den Kontakt zum Boden sorgen Schwalbe Pro One in 30 mm Breite. Damit hat das Aristos RSR die breitesten Pneus im Test und liegt voll im Trend.
Wirklich einzigartig ist dagegen das Carbon-Monument, das sich am Heck des Bikes versteckt. Die Schmolke Carbon TLO-Stütze kombiniert mit Selle Italia SLR C59 zeigt eindrucksvoll, was momentan alles möglich ist. Die hauchdünne Konstruktion aus Kohlefaser sorgt für minimales Gewicht und etwas Flex. Eindrucksvoll, doch leider geht das Konzept nicht ganz auf.

Neben Titan und Campagnolo-Schaltung sieht selbst der Rari blass aus

Zwar durchaus schicke Komponenten, aber ob sich der Leichtbau am Aristos RSR lohnt, ist fraglich, denn das Bike liegt mit 7,78 kg klar am oberen Ende der Skala. Eines ist aber sicher, die Flut aus Highend-Komponenten und Titan lässt sich Falkenjagd teuer bezahlen. Ganze 13.987 € kostet das Aristos RSR, knapp 1.500 € über dem Schnitt.

FALKENJAGD ARISTOS RSR

13.987 €

Ausstattung

Sattelstütze Schmolke Carbon TLO Round
Bremsen Campagnolo Super Record WRL 160/160 mm
Schaltung Campagnolo Super Record Wireless 2x12
Vorbau Parapera Carbon Cockpit 100 mm
Lenker Parapera Carbon Cockpit 400 mm
Laufräder Campagnolo Bora Ultra WTO 45
Reifen Schwalbe Pro One 700 x 30c
Kurbeln Campagnolo Super Record Pro T Carbon 172,5 mm
Kassette Campagnolo Super Record 12 11-32

Technische Daten

Größe XS S M ML L XL XXL
Gewicht 7,78 kg

Besonderheiten

Titanrahmen
Dezente Logos
Campagnolo Super Record Wireless Schaltung
Langer und flexibler Carbonsattel

Falkenjagd Aristos RSR – Allround durch und durch

Das Aristos RSR sticht in jeder Hinsicht aus dem Testfeld heraus. Aber heißt das auch, dass das Falkenjagd weniger renntauglich ist als die direkte Konkurrenz?
Schon im Antritt zeigt sich, das Bike kommt nicht ganz hinterher. Zwar setzt das Aristos eingesetzte Watt gut in Vortrieb um, doch an die ungezügelte Performance der anderen Racebikes kommt es nicht an. Das überträgt sich auch auf die Performance am Berg, denn hier merkt man das etwas höhere Gewicht von 7,78 kg, immerhin knapp ein halbes Kilo mehr als der Durchschnitt.

Und so ist auch die Geometrie eher entspannt ausgelegt für ein Bike, das alles können soll, gut, aber nicht wenn man mit 50 Sachen beim lokalen Krit um die Kurven fliegen will. Dafür passt die hohe Front aber super für lange Endurance-Fahrten und den jährlichen Gran Fondo. Wirklich gut passt auch das intuitive und sichere Handling. Denn das Aristos reagiert schnell und berechenbar, verzeiht aber auch kleine Fehler und ist damit perfekt für Einsteiger geeignet. Ebenso das Kurvenverhalten: Ähnlich wie beim Specialized Tarmac kommt man mit dem Falkenjagd auf Anhieb zurecht und zirkelt sicher um die engsten Kurven.
Weniger gut ist dagegen die Aero-Effizienz. Als klares Schlusslicht dieser Disziplin ist es keine Überraschung, dass das Bike trotz minimaler Aero-Features gegen die im Windkanal entwickelte Konkurrenz zurückstecken muss.

Ergonomie und Compliance am Aristos RSR sind etwas speziell, zwar sind alle Komponenten ergonomisch gut, doch die Compliance lässt etwas zu wünschen übrig. Der Rahmen aus Titan sowie Gabel und Cockpit aus Carbon geben nur wenig nach, mildern aber störende Vibrationen. Die Kombination aus Schmolke-Stütze und Selle-Italia-Sattel könnte in der Theorie viel bringen, in der Realität funktioniert es aber leider noch nicht ganz. Denn die Compliance schwankt je nach Sitzposition zwischen superkomfortabel und extrem steif.

Und so ist das Falkenjagd Aristos RSR eher ein schnelles Allroad- als ein richtiges Racebike. Zwar kann es auch gelegentlich Rennen bestreiten, doch geht es richtig los, zieht es gegen die kompromisslos auf Performance getrimmten Racebikes im Testfeld den Kürzeren.

Tuning-Tipp: Breitere Reifen für noch mehr Allround-Möglichkeiten

Für welches Rennen ist das Falkenjagd Aristos RSR gemacht?

Auch wenn das Falkenjagd Aristos RSR aus unserem GRAN FONDO Test Rennen fahren kann, ist es doch eher das Bike für den Alltag. Ein Bike, das jede Herausforderung meistert – ob Road, Allroad oder Gravel, das Aristos lässt einen nicht stehen. Und so zählt auch der gelegentliche Gran Fondo zu den Stärken des Bikes. Das Titanbike zieht an jeder Startlinie im Carbon-Einheitsbrei garantiert alle Blicke auf sich. Denn das Aristos ist kein kompromissloser Racer oder Sprintexperte, sondern vielmehr ein Freund fürs Leben. Es ist ein Bike zum Erleben und Genießen. Kein weiteres Tarmac oder Teammachine, es ist Aristos (der Tüchtige) – ein Bike mit einem Namen!

Helm Uvex Surge Aero MIPS | Brille 100% Hypercraft | Weste Rapha Pro Team Lightweight Gilet | Jersey Rapha Pro Team Training Jersey | Hose Rapha Pro Team Bib Shorts | Schuhe Fizik Tempo | Socken Rapha Cotton Crew

Fazit zum Falkenjagd Aristos RSR Test

Das Falkenjagd Aristos RSR ist ein einzigartiges Bike einer ebenso besonderen Marke. Mit Titanrahmen, vollständiger Integration und den hochwertigsten Komponenten ist es wohl eines der exklusivsten Bikes auf dem Markt. Betrachtet man es allerdings im Racing-Kontext, fällt das Bike hinsichtlich Gewicht, Aerodynamik und Effizienz zurück und kann deshalb nicht mit modernen Carbonracern mithalten. Abseits der Rennstrecke überzeugt es durch robuste Titanbauweise und Vielseitigkeit.

Tops

  • intuitives Handling
  • Titanrahmen superschick und hochwertig

Flops

  • Flex in Sattelstütze und Sattel ist nicht ganz passend abgestimmt
  • Geometrie etwas zu unsportlich für’s Racing
  • Cockpit bietet etwas zu wenig Compliance

Mehr Informationen unter falkenjagd-bikes.de.

Das Testfeld

Dieses Bike wurde im Rahmen des Race-Bikes-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Race-Bikes erhaltet ihr hier:

Alle Bikes im Test: BMC Teammachine R 01 | Canyon Aeroad CFR | Cervelo Soloist | Falkenjagd Aristos RSR | Lapierre Xelius DRS 9.0 | Specialized Tarmac SL8 | Trek Madone SLR 9 | Wilier Filante SLR


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Text: Calvin Zajac Fotos: Jan Richter