Das neue Specialized Tarmac 2018 ist mehr als ein vollkommen neu designtes Rennrad. Wir haben das Bike in den USA bereits getestet, liefern euch den ersten Testbericht und geben euch zudem einen Ausblick in die Zukunft der Rennrad-Entwicklung. Dazu haben wir mit Specialized CMO Mark Cote gesprochen – ob er sogar etwas über das Tarmac 2020 verrät, lest ihr hier!

Wer heute ein schnelles Bike entwickeln will, muss nicht nur eine optimale Balance zwischen Aerodynamik, Gewicht und Komfort finden, sondern dies auch mit dem Handling in Einklang bringen. Denn ein Bike ist nur so gut, wie es auch gefahren werden kann. Beim neuen Tarmac haben die Kalifornier alle Register gezogen und wollen ein Bike erschaffen haben, das auf 40 km 45 Sekunden schneller, ganze 200 g leichter und dabei komfortabler als das Vorgängermodell sein soll. Marketing oder Realität?

Wir waren mit Mark Cote, CMO von Specialized auf Testfahrt.

Das Specialized Tarmac S-Works Ultralight 2018: Gewicht, Features, Details

Dank eines extrem komplexen Entwicklungsaufwandes mit Strömungs- und Festigkeit-Simulationen (FEA und CFD), sowie Windtunnel (im Specialized-eigenen Win-Tunnel) für alle der sieben Rahmengrößen, will Specialized obigen Quantensprung erreicht haben. Im Folgenden betrachten wir die Features des neuen Tarmac:

Rider First Engineering & verbesserte Aerodynamik

Optisch sieht man dem Bike nicht sofort seine Aero-Qualitäten an. Doch auf den zweiten Blick sieht man diverse Analogien beispielsweise zum Venge ViAS. In gleichem Maße wurde das Rider First Engineered Prinzip auf das nächste Level gehoben, indem nicht nur die Rahmen, sondern auch die Gabeln auf die unterschiedlichen Rahmengrößen optimiert wurden, um Aerodynamik, Gewicht, Komfort und Steifigkeit – sprich die gesamte Performance – konstant zu halten.

Neues Gabel-Design
Specialized dehnt sein Rider-First-Engineered-Ansatz nun auch auf die Gabeln auf. So kommt je nach Rahmengröße eine auf das Rad optimierte Gabel zum Einsatz. Insgesamt gibt es 3 unterschiedliche Gabeln, die sich sichtbar in ihren Profil-Querschnitten unterscheiden und die frontale Fläche so weit wie möglich verringern. Damit soll die Performance über die unterschiedlichen Rahmengrößen hinweg konstant bleiben.
Sitzrohr und Sattelstütze
Das D-Profil der Sattelstütze und des Sattelrohrs sollen deutliche aerodynamische Vorteile bieten. Bei der Entwicklung wurde darauf geachtet, dass die Stütze einen höheren Komfort als das Vorgängermodell bietet.
Tiefer ansetzende Sitzstreben
Die tiefen angesetzten Sitzstreben kennt man bereits von Venge ViAS, Roubaix und sogar Allez und Allez Sprint. Sie sollen die Aerodynamik deutlich verbessern und werden deshalb nun auch beim neuen Tarmac realisiert.

Beim neuen Tarmac hatte sich Specialized zum Ziel gesetzt, die Aerodynamik zu verbessern, ohne Einbußen bei den essentiellen Tarmac-Qualitäten in Kauf zu nehmen. Drohte das Bike aufgrund aerodynamischer Vorteile schwerer zu werden oder an Steifigkeit einzubüßen, reizte Specialized laut eigener Aussage den Prozess nicht weiter aus.

Gewicht Specialized Tarmac S-Works Ultralight 2018

Das von uns getestete Specialized Tarmac S-Works Ultralight 2018 wog 6,30 kg in Größe 56 cm. Um das Gewicht des Bikes zu senken wurde zusätzlich zum Entwicklungsaufwand am Bike der Fertigungsprozess optimiert und auch das Carbon-Layup präziser gestaltet. So ist die Anzahl der einzelnen Carbon-Zuschnitte für einen Tarmac-Rahmen von 350 auf rund 500 Einzelteile angewachsen. Darüberhinaus kommt beim S-Works Ultralight eine spezielle Lackierung zum Einsatz, die nur 10 g (!) wiegen soll. Das Resultat ist ein 733 g leichter Rahmen in Rahmengröße 56 cm – kein Weltrekord aber in Anbetracht der Features ein sehr guter Wert.

Weitere Details und Features


Clever integriert:
Die Junction Box der Shimano Dura Ace Di2 Schaltung findet im Lenker Platz und sorgt damit für eine deutlich aufgeräumtere Optik.
Volle Kontrolle und super Design:
Der Specialized Turbo Cotton in 26 mm Breite.
Specialized stattete unser Testbike mit den neuen S-WORKS POWER CRANKS aus, die auf beiden Seiten die Watt messen und mit 30 g laut Specialized nicht nur die leichtesten, sondern auch die akkuratesten Powermeter auf dem Markt sein sollen. Am Heck wird serienmäßig eine Kassette mit 30 Zähnen verbaut!
Cleane Abdeckung der integrierten Sattelklemmung.
Der Tretlager ist schmal designt und dennoch sehr steif im Antritt, we like!
Specialized setzt auch auf Direct Mount Bremsen. Ob es in Zukunft auch eine Disc-Variante geben wird? Wir gehen davon aus, auch wenn sich Specialized dazu bislang nicht offiziell äußern wollte.

Specialized Tarmac 2018: Modelle und Preise


Specialized Tarmac S-Works Ultralight

Schaltung Shimano Dura-Ace Di2 9150 11-speed
Laufräder Roval CLX 32
Bremsen eecycleworks eebrake
Reifen Turbo Cotton 700×26 mm
Kurbelgarnitur S-Works carbon fiber
Preis 9999 €

Specialized Tarmac S-Works

Schaltung Shimano Dura-Ace Di2 9150 11-speed
Laufräder Roval CLX 50
Bremsen Shimano Dura-Ace 9110F
Reifen Turbo Cotton 700×26 mm
Kurbelgarnitur S-Works carbon fiber
Preis 9499 €

Specialized Tarmac Sport

Schaltung Shimano 105 11-speed
Laufräder DT R460
Bremsen Axis
Reifen Espoir Elite 700×23 mm
Kurbelgarnitur Praxis Alba M30
Preis 1899 €


Specialized Tarmac S-Works Ultralight: Geometrie

Größe 49 52 54 56 58 61
Sattelrohr 431 mm 462 mm 481 mm 501 mm 522 mm 553 mm
Oberrohr 508 mm 531 mm 540 mm 562 mm 577 mm 595 mm
Steuerrohr 115 mm 126 mm 143 mm 163 mm 190 mm 210 mm
Lenkwinkel 71,75 ° 72,5 ° 73,0 ° 73,5 ° 73,5 ° 74,0 °
Sitzwinkel 75,5 ° 74,0 ° 74,0 ° 73,5 ° 73,5 ° 73,0 °
Kettenstrebe 405 mm 405 mm 405 mm 405 mm 407 mm 410 mm
BB Drop 74 mm 74 mm 72 mm 72 mm 72 mm 72 mm
Reach 375 mm 380 mm 384 mm 395 mm 402 mm 408 mm
Stack 514 mm 527 mm 544 mm 565 mm 591 mm 612 mm

Erster Test: Specialized Tarmac S-Works Ultralight 2018

Die Waage des von uns getesteten 56-cm-Ultralight bleibt tatsächlich bei exakt 6,30 kg stehen. Doch das Bike auf sein Gewicht zu reduzieren, wäre falsch.

Die klare Formsprache und das edle Finish der nur 10 g (!) leichten Lackierung sorgen für einen begeisternden Eindruck, der sich auf der Straße nur bestätigt. Im Antritt sehr steif und effizient sprintet das Bike auf den 26-mm-Reifen vorwärts. Schnell merkt man: Dieses Bike ist schnell, verdammt schnell! Die Aero-Optimierungen scheinen ihre Wirkung voll entfalten zu können!

Doch noch beeindruckender als die Leichtfüßigkeit des Bikes war die Fahrstabilität und das Sicherheitsgefühl. Egal ob mit 40 km/h in der Ebene, langsam bergauf oder im Aero-Tuck mit Maximalspeed bergab, das Bike strahlt eine gelassene Ruhe aus und bleibt stets berechenbar und laufruhig ohne ansatzweise träge zu wirken. Im Gegenteil: Lenkimpulse setzt die schwarze Rakete sehr präzise und direkt um. Wir sind absolut begeistert!

Das Tarmac – ein visionäres Bike?

Wir haben mit Mark Cote, CMO von Specialized über die Highlights des neuen Tarmac und die Zukunft des Rennrads gesprochen. Und bei dieser Gelegenheit haben wir ihn direkt danach gefragt, wie das nächste Tarmac aussehen wird 😉

Was kommt nach leichter, steifer und komfortabler? Ob Mark uns das verrät, erfahrt ihr im Video. Doch unabhängig von dem was kommt, kann man anhand des neuen Tarmacs bereits drei große Trends erkennen, welche die Zukunft der Rennradentwicklung maßgeblich beeinflussen werden:

1. Die Spezialisten sind tot

Heutzutage reicht es nicht mehr, die Entwicklung auf einzelne Parameter zu fokussieren. Ein schnelles Bike muss mehr können, als nur leicht oder aerodynamisch zu sein. Das Gesamtpaket zählt.

2.Big Data

Specialized sitzt neben Firmen wie Facebook oder Google im Silicon Valley. Entsprechend verwundert es nicht, dass Real World Data ein großes Thema sein wird. Im E-Bike Bereich hat Specialized mit der Mission Control App Daten von über 3 mio (!) Trailkilometern gesammelt, welche in die Entwicklung neuer Produkte einfließt. Dass diese, vom Endkunden generierten Daten bei der Entwicklung ein extremer Wissens-Vorsprung sind, ist offensichtlich. Wer seine Kunden versteht und weiß wie sie die Produkte tatsächlich nutzen, der kann auch auch bessere Produkte entwickeln. Die neuen S-Works Power Cranks, oder besser gesagt, der neue Wattmesser von Specialized ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Mark Cote, ehemals Ingenieur, jetzt CMO bei Specialized.

3.Bike-Fitting

Die Mensch-Maschine-Kompatibilität wird immer wichtiger. Ein Bike kann im Labor gut abschneiden, aber wenn der Fahrer mit ihm nicht umgehen oder die theoretischen Vorteile nutzen kann, dann ist das theoretisch gute Bike ein schlechtes Bike. Für Specialized ist Retül mittlerweile ein wichtiger Bestandteil des Entwicklungsprozess. Jedes Retül-Fitting wird in eine Datenbank zur Sammlung realer Fahrerdaten aufgenommen. Auf diesem Weg kann Specialized besser verstehen, wie genau die Fahrer auf dem Rad positioniert sind und diese Erkenntnisse in Geometrie sowie Komponentenwahl einfließen lassen.
Aus den Daten von mehr als 40.000 Retül-Fittingdaten hat Specialized auch ihren Ansatz in Bezug auf frauenspezifischen Bikes verändert. Von nun an, teilen sich die Frauen und Männer-Modelle denselben Rahmen und dieselbe Geometrie.

Fazit

Mit dem neuen Specialized Tarmac S-Works Ultralight 2018 haben die Kalifornier ein herausragendes Bike mit überragendem Gesamtkonzept geschaffen, das mit erstklassigen Fahreigenschaften, einem stringenten Design und viel Sexappeal auf ganzer Länge überzeugt. On top liefern die Amis eine klare Vision für die Zukunft. Specialized, shut up – and take my money!

Weitere Informationen unter: specialized.com


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Text & Fotos: Robin Schmitt