Gravel Test

DYED IN THE WOOL-Bikepacking-Taschen im Dauertest

Leichter geht nimmer: Die UL-Bikepacking-Taschen von DYED IN THE WOOL sind der Stoff, aus dem Träume aller Bikepacker gemacht sind. Können die Taschen auch im harten Reise-Alltag mit gutem Sitz und Robustheit glänzen oder hat die UL-Bauweise auch seine Schattenseiten? Wir haben es für euch getestet!

Dürfen wir euch kurz Aleks und Charles vorstellen? Zwei Bike-Verrückte wie auch ihr und wir es sind. Sie haben bereits früh damit angefangen, Bikepacking-Taschen für sich selbst zu produzieren und nachdem sie auch ihren kompletten Freundeskreis mit hübschen Täschchen ausgestattet hatten, die es in der Qualität auf dem Markt noch kaum zu finden gab, war der Entschluss gefasst. Sie machten sich daran, das Ganze professionell aufzuziehen und damit ihre Brötchen zu verdienen! Sie spezialisierten sich auf den innovativen Dyneema-Stoff bzw. die printed Dyneema-Technologie und sind damit weltweit einzigartig. Die Taschen werden alle auf Bestellung hin gefertigt und man kann neben dem Material auch die Farben auswählen. Sogar Taschen für Cargo-Bikes sind möglich! Wie aber schlagen sich die Taschen in der Praxis? Wir haben uns ein komplettes Set für das Mason Bokeh-Gravel-Bike anfertigen lassen und auf mehreren Bikepacking-Touren ausgiebig getestet.

Das HARNESS AND DRY BAG-Set im Test

Fangen wir doch ganz von vorne an: Am Cockpit wird an der Front des Bikes der Harness montiert, der mit einem geringen Gewicht von nur 234 g glänzt und mit Packsack 180 € kostet. Der Harness ist trotz seines geringen Gewichts sehr stabil und wird mit zwei Straps sicher am Lenker gehalten, auch wenn es mal ruppiger wird. Praktisch: Mit den zwei Rubber-Straps auf der Oberseite können unterwegs einfach eine Windjacke oder andere Kleidungsstücke bzw. Equipment befestigt werden. Durch die kompakte Bauweise der Konstruktion ist noch genug Platz für die Montage eines Vorderlichts. Ist der Harness am Lenker befestigt, benötigt man in vielen Fällen jedoch einen alternativen GPS-Mount. Im Falle des Wahoo ELEMNT ROAM kann z. B. die Standard-Wahoo-Halterung nicht montiert werden, unser pfiffiger Testfahrer Ben ist deshalb auf den Tune Porteur umgestiegen. In Kombination mit dem Harness kommt eine Dyneema-Tasche zum Einsatz, die in der 4,5-l-Version gerade einmal 65 g auf die Waage bringt und beidseitig befüllbar ist. Dort findet beispielsweise ein Schlafsack, eine Isomatte und eine Polycro-Zeltunterlage Platz – das klein verstaubare Equipment vorausgesetzt. Regen und Feuchtigkeit können dem Tascheninhalt nichts anhaben und er bleibt zu jeder Zeit trocken. Der verwendete Dyneema-Stoff glänzt zwar mit toller Reißfestigkeit, bei Kontakt mit Felsen oder spitzen Gegenständen oder dem Einquetschen mit den Verschlüssen bekommt er jedoch schnell mal ein Loch. Insgesamt ist die Handhabung des Sets sehr einfach. Wenn man am Camp ankommt, ist die Tasche mit nur einem Handgriff herausgenommen und der Harness bleibt im Grunde die ganze Reise in einer Position am Bike. Easy and fail safe!

Roll it, Baby
Die zweiteilige Konstruktion aus Träger und darin befestigter Roll-Tasche baut relativ kompakt. Trotzdem solltet ihr vor jeder Fahrt checken, ob genug Platz zum Vorderrad und zu den Bremsgriffen ist oder ob ihr eventuell einen anderen Halter für den Bordcomputer braucht.

Die TOP TUBE BAG-Tasche im Test

Die TOP TUBE BAG-Tasche, die bei einem Gewicht von 88 g ein Volumen von 0,4 l ermöglicht, erleichtert eure Geldbeutel um 150 €. Wie auch bei den anderen Taschen bleibt DITW seiner Vorliebe für Dyneema treu. Die Oberrohrtasche wird mit einer Kordel aus Dyneema vom Framepack und einem Gummizug auf der Vorderseite befestigt und ist während des Tests auch vollbeladen nie zur Seite gekippt. Die Montage ist zwar etwas fummelig, doch wenn die Tasche einmal dran ist, sitzt sie wirklich fest und wie oft wechselt man schon die Top Tube Bag? Der Reißverschluss ist auch während der Fahrt einfach zu bedienen und die Tasche bietet ausreichend Platz für Powerbank und Snacks. Für unseren Tester steht fest: Nie wieder ein Bikepacking-Trip ohne die Tasche!

Immer zu euren Diensten
Nach der etwas fummeligen Montage sitzt das kleine Oberrohr-Täschchen bombensicher und passt gut auf eure wichtigsten Essentials auf. Dafür lässt sich auch der Reißverschluss einfach einhändig bedienen.

Die FRAME PACK-Tasche im Test

Für einen perfekten Sitz ist die Rahmentasche maßgefertigt. Ein spezielles Verfahren, bei dem ihr ein Foto eures Bikes mitsamt eines Metermaßes macht und dann zur Kontrolle eine Schablone zugesendet bekommt, stellt vor der Produktion sicher, dass alles haargenau passt. Unsere Tasche bietet mit einem Gewicht von nur 247 g ein Volumen von stolzen 5 l und kostet 300 €. In unserem Fall war es das auf jeden Fall wert, die Tasche passt wie angegossen ans Bike und das Mason freut sich seitdem täglich über seinen Maßanzug! Die genauen Punkte der Flaschenhalterschrauben gibt man einfach mit an, sodass sie für eine stabile Befestigung am Rahmendreieck genutzt werden können. Wir haben uns dazu entschieden, das komplette Rahmendreieck mit beiden Flaschenhalterungen zu nutzen; die Getränke werden seitdem vorne an der Gabel befestigt. Auf der Oberseite wird die Tasche mit einer Kordel aus Dyneema befestigt. Das hat gegenüber Straps den Vorteil, dass das Gewicht gleichmäßig auf die volle Breite verteilt wird. Man sollte jedoch aufpassen und das Oberrohr vorher abkleben, da die Schnüre schnell den Lack zerkratzen können.

Clever gelöst
Die große Rahmentasche lässt sich in der Mitte unterteilen und hat so entweder ein großes oder zwei kleinere Fächer. Die Reißverschlüsse sind absolut wasserdicht, laufen aber mit der Zeit etwas hakelig.

Auf der Innenseite kommt Dyneema für den Look zum Einsatz, in Kombination mit Waterproof Oxford Fabric. Beim Obermaterial könnt ihr – je nach Vorliebe – zwischen Cordura, X-Pac oder Dyneema wählen. Die filigranen Reißverschlüsse sind zwar wasserabweisend, gehen nach einigen Einsätzen jedoch mittlerweile recht widerspenstig auf. An der Stelle sollte man besser nicht auf jedes Gramm achten und gröbere Exemplare nutzen! Natürlich sind Reißverschlüsse bei solchen passgenauen Taschen aber immer tricky. Wenn Zug auf dem Material ist, sind sie zwangsläufig schwer zu bedienen. Clever: Die Innenseite der Tasche ist mit einem Zipper unterteilt. So kann man bei Bedarf ein großes oder zwei halbe Fächer nutzen. Zusätzlich gibt die Unterteilung noch etwas mehr seitlichen Halt und verhindert, dass die Tasche in die Breite läuft. Unserem Testfahrer Ben hat sie jedenfalls – trotz einer beeindruckend entwickelten Beinmuskulatur – nie an den Beinen gerieben. Zugegeben: Die Montage ist auch hier etwas fummelig und kostet Zeit. Anschließend hält die Tasche jedoch bombenfest und wurde seitdem nie wieder demontiert! Eine abschließende Warnung geben wir euch noch an die Hand: Passt vor allem bei der ersten Ausfahrt bei stürmischem Wetter auf: Die Seitenwindanfälligkeit erhöht sich durch die Tasche enorm!

Alles Dyneema oder was?
Der Dyneema-Stoff des Bikepacking-Sets glänzt mit hoher Reißfestigkeit und weil er wasserdicht ist. Nur gegen mechanische Einwirkungen ist er anfällig: Spitze Gegenstände oder ein Stein, auf dem das Bike unvorsichtig abgelegt wird, können schnell für ein Loch sorgen.

Die SEAT PACK-Tasche im Test

Die Satteltasche ist mit einem Volumen von 6 l ausgestattet, wiegt schlanke 203 g und kostet 220 €. Für vollen Wetterschutz wurde auf doppelte Nähte gesetzt. Auf der Oberseite befinden sich Rolltop und Bungees, wobei die Bungees leider etwas zu weit nach oben hin zum Rolltop angebracht sind. Wenn man die Tasche mal nicht ganz voll beladen hat, rollt man sie deshalb teilweise mit ein. Die einteilige Bauweise ermöglicht das irrwitzig geringe Gewicht, bringt aber auch einen Nachteil mit sich: Man kann nicht wie bei einer zweiteiligen Lösung die Halterung am Rad lassen und nur die Tasche entnehmen. Richtig praktisch ist jedoch das externe Fach an der Unterseite der Satteltasche. Hier finden zum Beispiel Zeltstangen ihren perfekten Platz, sind aus dem Weg geräumt und geben der Tasche zusätzliche Stabilität. Bei der Formgebung stellt DITW absolutes Bikepacking-Know-how unter Beweis. Die Tasche steht recht steil nach oben ab. Dadurch schwingt sie durch den kürzeren Hebel nicht so stark, was nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis hervorragend funktioniert! Einziges Manko: Wenn man mit den Bungees viel Gepäck auf die Oberseite der Tasche lädt, wie beispielsweise ein Paar Flip Flops, kann es schon mal am Po reiben. Die Innenseite besteht wie auch bei der Rahmentasche aus einer Kombination von Dyneema mit Waterproof Oxford Fabric. Beim Obermaterial müsst ihr euch wieder – je nach Vorliebe und Budget – für Cordura, X-Pac oder Dyneema entscheiden. Leider hat bei unserer Tasche der Strap keine Lust mehr auf die Bag und hat mit dem Unfug angefangen, sich von der Tasche loszureißen. Glück im Unglück: Charles kann alles reparieren!

Die geht steil
Die Satteltasche des DYED IN THE WOOL-Bikepacking-Sets geht hinter dem Sattel sehr steil nach oben. Das reduziert Schwingungen zur Seite merklich – allerdings kann Gepäck, das zusätzlich auf der Tasche befestigt wird, in Kontakt mit dem Po kommen.

Unser Fazit zu den DYED IN THE WOOL-Bikepacking-Taschen

Wer auf der Suche nach einem UL-Taschen-Setup fürs Bikepacking ist, wird um die Taschen von Aleks und Charles nicht herumkommen. Sämtliche DITW-Taschen sind äußerst hochwertig verarbeitet und sitzen trotz des sehr geringen Gewichts bombenfest am Rad. Glücklicherweise muss man die etwas fummelige Montage nicht täglich durchführen! Die Taschen sind neben seiner Freundin zu Bens treuen Begleitern geworden. 😉

Tops

  • irrwitzig geringes Gewicht
  • sehr hochwertige Verarbeitung
  • sicherer Sitz ohne zu wackeln oder sich zu verziehen
  • tolle Features wie Zipper in Rahmentasche oder Staufach an der Unterseite der Satteltasche
  • Maßanfertigung der Rahmentasche von großem Vorteil

Flops

  • Strap der Satteltasche hat sich im Test gelöst
  • Reißverschlüsse der Rahmentasche unterdimensioniert
  • Dyneema sehr anfällig für Löcher bei Kontakt mit Felsen oder spitzen Gegenständen

Tester Ben
Tesdauer 12 Monate
Preis 850 € (komplettes Set)
Gewicht 772 g (komplettes Set)
Einsatzzweck Bikepacking


Mehr Informationen zu den Taschen findet ihr unter dyedinthewool.eu


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Text: Philipp Schwab, Benjamin Topf Fotos: Benjamin Topf