Ausgabe #019 Test

DT Swiss ERC 1100 DICUT 35-Laufräder im Dauertest

Vielseitige Laufräder für anspruchsvolle Endurance-Einsätze – das sollen die DT Swiss ERC 1100 DICUT 35 sein. Ein neues Felgenprofil, mehr Innenmaulweite und die neuesten Aero-Speichen sollen die optimale Balance aus Aerodynamik und Fahrstabilität bieten. Wir hatten die Laufräder aus der Schweiz im Test und haben gecheckt, ob das klappt.

DT Swiss ERC 1100 DICUT 35 | 1.368 g (set) | 2.387,80 € | dtswiss.com

DT Swiss hat kürzlich die Endurance-Laufräder der 1100 DICUT- und 1400 DICUT-Serie auf den neuesten Stand gebracht. Dabei standen weiterhin Aerodynamik und Fahrstabilität im Fokus – noch mehr als die erste Generation der Laufräder soll sich die zweite Generation in ein komplexes aerodynamisches System aus Fahrer, Bike und Komponenten einfügen, ohne dabei Einbußen bei der Fahrstabilität in Kauf nehmen zu müssen. Das höchste Ziel der Neuentwicklung soll in erster Linie mehr Spaß auf langen Touren sein. Der Weg dahin führt überKontrolle und Berechenbarkeit, wodurch für mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein bei der Fahrerin oder dem Fahrer gesorgt wird – selbst bei böigen Winden. Für zusätzlichen Komfort kommt eine größere Innenmaulweite, die voluminösere Reifen mit weniger Druck zulässt, gerade recht. Doch werfen wir einen genaueren Blick auf die technischen Merkmale der DT Swiss ERC-Serie.

Nicht nur für Endurance
Die DT Swiss ERC 1100 DICUT 35 funktionieren nicht nur im Endurance-Bereich, sondern passen auch gut zu leichten und filigranen Kletter-Maschinen, wie dem MERIDA SCULTURA V TEAM.

Die technischen Merkmale der DT Swiss ERC-Serie

Die DT Swiss ERC-Serie besteht aus insgesamt sechs Varianten, genauer gesagt aus ERC 1100 DICUT und ERC 1400 DICUT, die es jeweils in 35 mm und 45 mm Felgenhöhe gibt. Auch für etwas kleinere Fahrerinnen und Fahrer ist mit Modellen mit kleinerem Durchmesser gesorgt: ERC 1100 DICUT 35 und ERC 1400 DICUT 35 gibt es zusätzlich als 650B-Version. Die soll sich besser in die Geometrie kleiner Rahmen einfügen und nebenbei die Wahrscheinlichkeit eines Toe-Overlaps verringern. Gemeinsam haben alle sechs Modelle die Innenmaulweite von 22 mm, eine gemessene äußere Weite von knapp 29 mm und die innenliegenden Nippel. Unterschiede gibt es bei Naben, Freilauf und Speichen. Während die teureren 1100-Modelle mit den DT Swiss 180 DICUT-Naben, Keramiklager und den neuen DT AERO COMP II- und DT AEROLITE II-Speichen ausgestattet sind, kommen die günstigeren 1400-Modelle mit DT Swiss 240 DICUT-Naben, Stahllager und DT AERO COMP-Speichen der ersten Generation. Stichwort Speichen: DT Swiss schreckt für optimale Performance auch vor Marginal-Gains nicht zurück. Die neue Speichengeneration wird stärker in die Mangel genommen und ist so nochmals 23 % dünner und besitzt 35 % mehr Seitenfläche. Achtung Schnittgefahr! Die Carbon-Felge ist bei allen Modellen eine Kombination aus V- und U-Shape. Sie soll optimiert sein für maximale Aero-Performance – mit dem Wissen, dass das bei Seitenwind mit einer leicht erhöhten Rotationskraft um die Lenkachse einhergeht. Es sollte aber niemand befürchten müssen, dass es einem bei starkem Wind den Lenker in der Hand umdreht. Die erhöhte Kraft ist laut DT Swiss zu vernachlässigen und wäre nur zu vermeiden auf Kosten von großen Aerodynamik-Nachteilen. Mit ihrer Innenmaulweite von 22 mm soll die Felge die optimale Basis für 28 mm breite Reifen bieten, die auf der Felge ein schönes U bilden, anstatt Ballon-förmig überzustehen.

Große Klappe
Im Vergleich zum Vorgängermodell, dem DT Swiss ERC 1100 DICUT 47 (rechts), ist die Innenmaulweite der DT Swiss ERC-Serie auf 22 mm gewachsen. Viel Platz also für voluminöse Reifen und mehr Komfort – selbst dem Gravel-Einsatz steht nichts im Weg.
Nur das Beste
In den Modellen der ERC 1100 DICUT-Serie kommen mit den DT Swiss 180 DICUT-Naben die hochwertigsten Naben der Schweizer zum Einsatz. Die etwas günstigeren ERC 1400 DICUT-Laufräder müssen sich mit den DT Swiss 240 DICUT-Naben begnügen.

Ein breiter Reifen kann mit optimal eingestelltem Luftdruck bekanntlich eine Reihe von Vorteilen bringen: mehr Komfort, weniger Rollwiderstand auf rauen Untergründen, mehr Grip und geringere Pannenanfälligkeit – alles Eigenschaften, die besonders im Endurance-Einsatz von Vorteil sind. Und der Breite der Reifen ist bei der DT Swiss ERC-Serie kaum eine Grenze gesetzt. Von 25–64 mm ist vom Hersteller alles erlaubt. Dank der Felgenbauweise mit Felgenhorn sind die neuen DT-Laufräder mit einer riesigen Reifenauswahl kompatibel. Tubeless-ready? Logo! Auch dem Gravel-Einsatz steht also nichts im Wege.

Greift gut und braucht kein Werkzeug
Mit an Bord bei der DT Swiss ERC-Serie: Centerlock-Bremsscheiben und die neueste Generation des RATCHET EXP-Freilaufs. Das No-Tool Konzept ermöglicht die einfache Demontage der Nabe sowie die Umrüstung auf verschiedene auf dem Markt erhältliche Freilaufsysteme.

First Ride: Der erste Eindruck der DT Swiss ERC 1100 DICUT 35

Wir haben die DT Swiss ERC 1100 DICUT 35-Laufräder bereits vor ihrer Präsentation erhalten und haben in den letzten beiden Monaten viele herbstliche Kilometer mit ihnen gesammelt. Dafür hatten wir die Continental Grand Prix 5000 S TR ohne Schlauch montiert. Als Testbike griffen wir zumeist auf das bereits von uns getestete MERIDA SCULTURA V TEAM (zum Test) zurück.

Der Plan geht auf
Mit mehr Innenmaulweite sollen die DT Swiss-Laufräder der ERC 1100 DICUT- und 1400 DICUT-Serie die ideale Basis für 28-mm-Reifen bieten. Und das funktioniert: Der Continental Grand Prix 5000 S TR bildet ein schönes U auf der Felge und ist dadurch optimal abgestützt.

Optisch kommen die neuen DT Swiss-Laufräder absolut modern daher: breiter Körper, sehr flache Messerspeichen, innenliegende Nippel – alles state of the art. Und auch im Gesamtpaket mit einem leichten und filigranen Kletterbike wie dem SCULTURA überzeugen die ERC 1100 DICUT-Laufräder mit ihrem Design. Mit einem Set-Gewicht von 1.368 g liegen sie etwas unter der Herstellerangabe und sind absolut konkurrenzfähig. Die Felgenhöhe von 35 mm ist auf dem Papier ein guter Kompromiss zwischen Kletter- und Aero-Performance, was sich in unserem Test bestätigt hat. Im System mit dem MERIDA-Bike lassen sich die Laufräder leichtfüßig beschleunigen, auch bergauf, und wirken an steilen Bergen nicht wie ein Bremsklotz. Beim Beschleunigen und dem Abbremsen zahlt sich außerdem die Steifigkeit des Laufradsatzes aus, die einen guten Kompromiss findet, um zwar Impulse direkt und präzise umzusetzen, ohne aber den Komfort aus den Augen zu verlieren. Das System aus Bike, Laufrädern und 28-mm-Reifen im Tubeless-Aufbau sorgt für eine gute Vibrationsdämpfung und entschärft auch schlechten Asphalt und Querrillen zuverlässig. Trotz der eher geringen Höhe der Felge kann sich die Aerodynamik sehen lassen: Je schneller man fährt, desto mehr hat man das Gefühl, einen Vorteil gegenüber schlechter ausgestatteten Bikes zu haben. Die von DT Swiss angesprochenen erhöhten Rotationskräfte um die Lenkachse sind dabei absolut unerheblich. Herbstliche Windböen aus verschiedenen Anströmwinkeln haben nur in Ausnahmen für Nervosität gesorgt. In der Regel tragen die DT Swiss ERC 1100 DICUT 35 zu einem stoischen Geradeauslauf des Bikes bei. Durch ihre vielen positiven Eigenschaften werden die Laufräder zu einer guten Wahl, nicht nur im Endurance-Bereich, sondern auch an Kletter-, Allroad- oder gar schnellen Gravel-Bikes.

Noch schärfer
Die DT AERO COMP II- und DT AEROLITE II-Speichen der DT Swiss ERC 1100 DICUT-Laufräder sind 23 % flacher und haben 35 % mehr Fläche als die Speichen der ersten Generation. Um den Unterschied auf dem Bild zu erkennen, muss man ganz genau hinschauen: links neu, rechts alt.

Unser Fazit zu den DT Swiss ERC 1100 DICUT 35

Die DT Swiss ERC 1100 DICUT-Laufräder vereinen Laufruhe, geringes Gewicht und Aerodynamik in einem ausgesprochen vielseitigen Laufrad. Es mag leichtere oder aerodynamischere Laufräder geben, doch die Endurance-Laufräder der Schweizer machen Kompromisse, um mit allen Szenarien, die auf langen Fahrten auf wechselndem Terrain, aufwarten können, bestmöglich klarzukommen. Wind, Anstiege, Abfahrten, schlechte Straßen und gar Schotter – die DT Swiss ERC 1100 DICUT geben überall eine gute Figur ab.

Tops

  • Top-Performance in sehr breitem Einsatzgebiet
  • hohe Stabilität auch bei böigem Seitenwind
  • gute Aerodynamik
  • Speichen,Naben, Freilauf – das Beste vom Besten

Flops

  • Speichennippel nicht von außen zugänglich

Tester: Tobi
Testdauer: 2 Monate
Preis: 2.387,80 €
Gewicht: 1.368 g (Set)
Einsatzbereich: Endurance/Allroad


Mehr Informationen zu den DT Swiss ERC 1100 DICUT 35-Laufrädern unter dtswiss.com


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Text: Tobias Hörsch Fotos: Benjamin Topf