Ungeliebter Auswuchs oder zukunftsträchtige Sparte? Der Markt für E-Rennräder hat für das Modelljahr 2019/2020 nicht zuletzt durch zahlreiche Neuvorstellungen und innovative Konzepte an Relevanz gewonnen – mittlerweile hat das gesamte Who’s who der Szene ein Elektro-Rennrad im Programm. Für uns kann das nur eins bedeuten: Zeit für den ersten E-Rennrad-Vergleichstest!

Die Geschichte von E-Road-Bikes ist gar nicht so kurz, wie man vielleicht denken mag. So haben einige Marken, wie bspw. FOCUS mit dem PARALANE², bereits vor mehreren Jahren erste Modelle präsentiert und damit neuen Grund beschritten. Mittlerweile stehen Kunden vor einer immer größer werdenden Vielfalt elektronisch unterstützter Rennräder und es etablieren sich bereits jetzt zahlreiche Gattungen: Neben Bikes, die sich auf maximalen Fahrspaß fokussieren, gibt es Modelle für den ambitionierten Racer, der den zusätzlichen Rückenwind für das Grundlagentraining schätzt, und Optionen, mit denen man sich nahezu schwerelos auf jeden noch so steilen Pass shutteln lassen kann. Deshalb haben wir für diesen Vergleichstest die relevantesten Modelle ausgesucht und stellen sie euch mit all ihren Vor- und Nachteilen vor. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, woher wir plötzlich die notwendige E-Kompetenz haben. Diese Frage ist absolut berechtigt! Unser Schwestermagazin E-MOUNTAINBIKE sorgt mit den fundierten Tests und dem geballten Elektro-Know-how des internationalen Redaktionsteams seit Jahren als Leitmedium für E-Mountainbikes für Furore. Clever, wie wir Roadies nun einmal sind, haben wir uns des Wissens der E-MOUNTAINBIKE-Redakteure bedient und sind zusammen mit ihnen für zwei Wochen in den Schwarzwald verschwunden. Zwischen Schwarzwälder Kirschtorte und Kuckucksuhr haben wir so auf brutalen Rampen, kurvigen Abfahrten und flachen Highspeed-Passagen getestet, getüftelt und diskutiert, um euch die spannendsten Erkenntnisse zu liefern. Nach über 3.500 Testkilometern, mehr als 20.000 Höhenmetern und knapp 500 Arbeitsstunden findet ihr nun hier die Resultate unseres Vergleichstests. Doch warum der ganze Aufwand, wenn man auch ohne Schweißvergießen im Labor testen kann?

Warum wir die E-Rennräder nicht im Labor testen

Wie bei all unseren Vergleichstest haben wir uns auch dieses Mal folgende Fragen gestellt: Lassen sich Bikes fair und realitätsnah beurteilen, wenn sie ein starres Bewertungssystem erfüllen müssen, in dem für einzelne Parameter wie Ausstattung, Gewicht und isoliert betrachtete Labormessungen Punkte vergeben werden, deren Summe dann eine Gesamtpunktzahl bzw. -note ergibt? Gibt es überhaupt passende Labortests für E-Rennräder, die eine repräsentative Orientierungshilfe für die Kaufentscheidung bieten? Unsere Gespräche mit den führenden deutschen Bike-Testlabors hat uns Klarheit verschafft: Der Faktor Mensch mit all seinen Eigenschaften kann im Labor nicht zu 100 % nachgebildet werden. Natürlich können „relativ“ einfach messbare Parameter wie z. B. die Tretlager-, Lenkkopf- oder Gabelsteifigkeit herausgepickt und isoliert gemessen werden. Das scheint für herkömmliche Rennräder auf den ersten Blick plausibel und lässt sich in beeindruckenden Tabellen und Diagrammen abbilden – aber dadurch wird meist ein verzerrtes Bild der Realität gezeichnet. Denn entscheidend sind nicht einzelne messbare Parameter des Bikes, sondern das verwendungsfertige Ganze: Es geht um das Gesamtpaket des Bikes.

Besonders bei E-Rennrädern und ihrem höheren Maß an Komplexität ist es wichtig, auf der Straße und unter realen Bedingungen zu testen, wie praktikabel die mitunter unkonventionellen Lösungen der Marken und Hersteller tatsächlich sind. Kann der leichteste E-Antrieb automatisch zum leichtesten Bike führen, das den Fahrer schier schwerelos und mit viel Power die steilsten Rampen hinaufrasen lässt? Ist das schwerste Bike über der gesetzlich vorgeschriebenen Unterstützungsgrenze von 25 km/h zwangsläufig eine spaßbefreite und lahme Ente? Führt der Motor, der am natürlichsten unterstützt, automatisch zu einem natürlichen Rennrad-Fahrgefühl und überhaupt: Ist tatsächlich alles Gold, was glänzt?

Ihr seht: Nicht alles, was man messen kann, zählt, und nicht alles, was zählt, kann man messen. Deshalb vertrauen wir bei all unseren Tests auf das Praxis-Feedback unserer vielseitigen und erfahrenen Test-Crew, die sich aus Elektro-Veteranen, Rennrad-Jüngern und Meilenfressern jeglicher Couleur zusammensetzt. Dabei geht es uns nicht darum, absolute Aussagen zu treffen, sondern anwendungs- und zielgruppengerecht zu beurteilen, welches Bike-Konzept über die beste Performance in welchem Einsatzbereich verfügt.

Wie haben wir getestet? Die wichtigsten Eigenschaften eines E-Rennrades

Bereits jetzt bietet der Markt für E-Road-Bikes viele grundverschiedene Modelle vom Performance-orientierten Rennrad mit eingebautem Rückenwind bis zum E-Muskelprotz mit Urban- und Trekking-Genen. Hier treffen unterschiedlichste Herstellerkonzepte auf vielseitige Anforderungsprofile seitens der Interessenten. So verschieden die Ansprüche der potenziellen Käufer auch sein mögen, eines ist ihnen gemein: Alle wollen eine gute Zeit auf dem Rad verbringen und sicher und mit viel Spaß an der frischen Luft von A nach B kommen. Ob das Ziel dabei das Café im Nachbarort oder die Ziellinie der ersten 100-km-Ausfahrt ist, spielt keine Rolle.

Unser ideales E-Rennrad verfügt also über ein natürliches Fahrgefühl, das sich durch ein hohes Maß an Vertrauen und Sicherheit auszeichnet, einen zuverlässigen und wohldosierten E-Antrieb und eine intuitive Benutzeroberfläche. Und bevor wir’s vergessen: Die Ausstattung und der Look spielen natürlich auch eine nicht zu verachtende Rolle. Eleganz, stimmige Proportionen und eine hochwertige Verarbeitung erwarten wir natürlich auch am Elektro-Rennrad! Um herauszufinden, welches Modell die Nase vorne hat, bewerten unsere Tester die Bikes nach den folgenden Kriterien (Reihenfolge der Kriterien spiegelt nicht deren Priorität wider):

1. Reichweite und Reichhöhe

„Wie weit komme ich mit dem E-Rennrad?“ Diese Frage hören wir häufig, doch ehrlicherweise müssen wir sagen, dass es darauf keine einfache Antwort gibt. Setzt man sich mit der Materie intensiver auseinander, dann kommt man sogar zu der Einsicht, dass es die falsche Frage ist. Denn wer bitte glaubt, dass die Verbrauchsangaben der Automobilindustrie tatsächlich die Realität abbilden? Wer diese Frage innerlich mit „ich“ beantwortet hat, muss mit den folgenden Zeilen keine Zeit mehr verschwenden. Für alle anderen: Die Verbrauchsangaben der Automobilindustrie sind sogar genauer als die Reichweitenmessung eines E-Antriebssystems am Bike, obwohl sie trotzdem noch stark von Fahrweise und Co. abhängen. Beim E-Rennrad spielt der Faktor Mensch jedoch eine deutlich größere Rolle: Über 20 Faktoren beeinflussen die Reichweite eines E-Road-Bikes – bspw. Fahrergewicht, Trittfrequenz, Rollwiderstand, Aerodynamik, Temperatur, Fahrweise, die gefahrenen Kilometer oberhalb der 25-km/h-Grenze. Selbst Akku ist nicht gleich Akku: Die meisten Systemhersteller beziehen ihre Zellen von unterschiedlichen Zulieferern und entsprechend kann die tatsächliche Akkukapazität bei der gleichen Modellreihe realen Schwankungen ausgesetzt sein. Zu den Toleranzen der Batteriekapazität kommen noch Toleranzen in der Motorstromaufnahme. Aus diesem Grund wäre es wissenschaftlich und methodisch falsch, anhand eines einzigen Testmodells die Reichweite eines E-Rennrads zu definieren und euch mit scheinbar plausiblen Reichweiten-Angaben eine halbgare Antwort zu geben. Testkriterium 1, „Reichweite und Reichhöhe“, ist daher gar kein Testkriterium!

2. Fahrgefühl und Handling

Auch für diesen Vergleichstest ist das Handling des Bikes eine Top-Priorität oder, wie es David Millar ausdrücken würde: „If the bike handles like shit – it’s a shit bike!“ Beim Vergleichen der E-Rennräder ist es durch ihr grundsätzlich höheres Gewicht von enormer Bedeutung, wie sich das Bike durch anspruchsvolle Kurven steuern lässt. Dabei gilt nicht „Je leichter, desto besser“, es kommt vielmehr auf die Gewichtsbalance und den Schwerpunkt an. Eine ausbalancierte Gewichtsverteilung fördert das Vertrauen und das Sicherheitsgefühl in Kurven und sorgt damit für erhöhten Fahrspaß – eine Charakteristik, die sämtliche Könnerstufen von ihrem (E-)Rennrad erwarten. Außerdem lässt sich ein Bike mit tiefem Schwerpunkt einfacher von einer Kurve in die nächste legen. Folglich war es uns auch wichtig herauszufinden, wie nah das Handling des jeweiligen E-Rennrads an dem eines Rennrad ohne Support ist, sowohl in der Ebene als auch im Downhill. Ein weiterer Faktor, den wir unter dieser Überschrift getestet haben, ist der Gesamtkomfort des Bikes. Gibt es lediglich einzelne Komfortquellen und ist das Rad damit insgesamt nicht ausgewogen oder ist die Compliance des Gesamtsystems eine Summe vieler Komponenten? Wie sitzt man auf dem Bike und wo befindet sich der Schwerpunkt des Fahrers? All diese Punkte flossen schlussendlich in die Bewertung unseres Testteams auf der Suche nach dem natürlichsten Fahrgefühl ein. Für ein natürliches Fahrgefühl ist jedoch nicht allein das Handling verantwortlich. Auch der E-Antrieb spielt eine sehr wichtige Rolle:

3. Motorengefühl und E-Antrieb

PS-Protzen mag vielleicht beim Autoquartett für kurze Hochgefühle sorgen, aber in der harten Realität kommt es darauf an, die PS gut kontrollier- und berechenbar auf die Straße zu bringen. Und so ist es auch beim E-Rennrad. „Bigger is better“, das ist man leicht geneigt zu glauben. Doch wenn es darum geht, die Beschleunigungscharakteristik und die Durchzugsstärke eines Antriebssystems zu bewerten, stellen wir keine absoluten Bewertungen an. Vielmehr geht es uns darum, herauszufinden, ob diese Motoren-Charakteristika zum Konzept des Bikes passen. Vor allem für uns Roadies ist der Trittfrequenzbereich, in dem wir pedalieren, enorm wichtig und unterliegt stets persönlichen Präferenzen. Gleichzeitig haben E-Motoren unterschiedliche Trittfrequenzbereiche, in denen sie maximal effizient arbeiten. Hier ist es wichtig, dass sie einen möglichst großen Kadenzbandbereich abdecken, damit nicht ihr euch dem Motor anpassen müsst, sondern ihr weiterhin in eurer Zone bleiben könnt, während der Motor für den zusätzlichen Vortrieb sorgt.

Außerdem ist das Antriebsverhalten an der 25-km/h-Schwelle ein sehr wichtiger Aspekt, da man mit dem E-Renner nicht selten über diese Geschwindigkeit hinauskommt. Hier muss ein E-Antrieb idealerweise die Leistung geschmeidig und sanft verringern, damit man nicht in ein „Kraftloch“ fällt – ein Merkmal von Antrieben, welche die Leistung abrupt bei 25 km/h verringern und den Fahrer schlagartig mit reiner Muskelkraft weiterfahren lassen. Wichtig dabei: Für einen fließenden Übergang spielt weniger das Gewicht des Bikes eine Rolle als die Modulation der Motoren-Power! Das gilt sowohl für das Herausbeschleunigen über 25 km/h als auch für das Zurückfallen in den Support-Bereich.

Die Länge des Nachlaufs ist für das Motorengefühl ebenfalls entscheidend: Wie lange schiebt der Motor nach, sobald man das Pedalieren stoppt? Besonders beim Fahren in der Gruppe, wo nur wenige Zentimeter zum Hinterrad des Vordermanns verbleiben, oder auch beim Einlenken in enge Kurven ist ein geringer Nachlauf von immenser Bedeutung. Gleichzeitig haben wir darauf geachtet, ob sich die Länge des Nachlaufs in Abhängigkeit der gewählten Unterstützungsstufe ändert. Apropos Unterstützungsstufen: Unserer Test-Crew war es nicht nur wichtig herauszufinden, wie viele Modi ein System hat, sondern vor allem, wie stark sich diese unterscheiden und wie sinnvoll die einzelnen Stufen überhaupt sind. Gibt es progressive Modi, die Kraftspitzen des Fahrers erkennen und natürlich verstärken, oder werden diese Spitzen durch eine gleichbleibende Motorenleistung „begradigt“?

Bei unserem Test haben wir außerdem auf die Geräuschentwicklung der Elektromotoren geachtet. Die Silhouette eines E-Road-Bikes mag noch so schlank sein – das bringt alles nichts, wenn das laute Surren des Motors den zusätzlichen Rückenwind sofort preisgibt bzw. der Fahrer das Gefühl hat, er müsse permanent einer Horde wildgewordener Bienen entkommen. Die Lautstärke eines E-Antriebs ist dabei nicht allein vom System selbst, sondern – ihr hattet es schon geahnt – von einer Reihe an Faktoren abhängig: Wie viel Resonanzkörper bieten Rahmen und Laufräder? Wird der Motor mit zu- bzw. abnehmender Kadenz – bzw. Winkelgeschwindigkeit der Kassette bei Nabenmotoren – lauter? Hat der Antrieb einen zusätzlichen Freilauf, der für Geräusche sorgt? Der leiseste Motor ist jedoch nichts ohne eine gute Bedienbarkeit, womit wir zu Punkt 4 kommen.

4. Benutzeroberfläche und Handhabung

Für eine bestmögliche Alltagstauglichkeit ist eine intuitive Bedienung des E-Rennrades von höchster Bedeutung. Das gilt sowohl für den Fahrbetrieb als auch für die Handhabung, wenn das Bike geladen werden muss. Für dieses Testkriterium haben wir gecheckt, wie leicht sich das Bike durch die unterschiedlichen Support-Modi schalten lässt: Verkompliziert die Bedienung des E-Antriebs das Fahren? Muss man die Hand vom Lenker nehmen, um den Antrieb zu bedienen, oder sind die Steuerelemente in bereits vorhandene Schaltflächen integriert? Ist die Ansteuerung logisch oder muss der Fahrer erst überlegen, bevor er den Antrieb bedient? Denn all diese Faktoren machen aus einer genüsslichen Tour, bei der man das Rad unter sich vergessen und sich allein auf das Fahrerlebnis konzentrieren kann, schnell einen komplizierten Prozess voller verwirrender Knöpfe und Regler.

Gleichzeitig haben wir darauf geachtet, wie gut bereits vorhandene Technologien wie Bremsen und Gangschaltung mit den verbauten E-Antrieben harmonieren: Gleitet die Kette geschmeidig von einem Ritzel zum nächsten oder rastet sie scharf ein? Außer dem Verschleiß von Schaltungskomponenten sind wir auf den Straßen dieser Welt einem weiteren Feindbild ausgeliefert und nein, wir sprechen hier nicht vom Autofahrer, sondern vom platten Reifen! Im Alltag ist es also wichtig, dass der E-Antrieb kein zusätzliches Hindernis darstellt und eine einfache De- bzw. Montage des Laufrades erlaubt.

Ein weiterer maßgeblicher Aspekt bei der Benutzung eines E-Rennrades sind Apps und die Connectivity des Bikes mit mobilen Endgeräten – immerhin sind wir im 21. Jahrhundert. Folglich haben wir untersucht, wie leicht sich ein Bike mit dem Smartphone verbinden lässt und welche Optionen über die Hersteller-App zur Verfügung stehen. Können die Fahrmodi unterwegs angepasst werden? Funktioniert die Tracking-Funktion? Können Drittgeräte wie Puls- oder Wattmesser verbunden werden und wie werden die Daten aufbereitet?

Wie bereits angesprochen, muss die Handhabung eines perfekten E-Rennrades nicht nur beim Fahren, sondern auch nach bzw. vor dem Ride überzeugen. Ein E-Racer braucht schließlich Strom! Kann bzw. muss der Akku zum Laden herausgenommen werden oder ist er fest im Bike installiert? Schließlich werden alle, die keine Steckdose am Bike-Stellplatz haben oder ihren Akku über längere Zeit artgerecht lagern möchten, herausnehmbare Akkus schätzen. Wie einfach gestaltet sich also die Herausnahme des Akkus? Wo ist die Ladebuchse und wie einfach ist sie zu erreichen? Gibt es zusätzliche Akkus, mit denen man die Reichweite vergrößern kann?

5. Ausstattung, Design und Integration

Rennradfahren ist ein ästhetischer Sport – oder zumindest sollte er es sein. Dementsprechend ist der Look eines Rades nicht zu vernachlässigen. Wer sein Rad optisch ansprechend findet, ist meist motivierter, es zu bewegen und zu pflegen! Dabei spielt neben dem Rahmen-Design und der Lackierung auch die Ausstattung eine wichtige Rolle. Sind die verbauten Komponenten aufeinander abgestimmt und ganzheitlich integriert oder lieblos zusammengewürfelt? Passt die gewählte Spezifikation zum Charakter des Bikes und dem Einsatzgebiet? Ist der Rahmen hochwertig verarbeitet oder wirken das Finish und die Detaillösungen weniger liebevoll durchdacht?

Wer hat getestet und was ist eigentlich ein natürliches E-Rennrad?

Wo haben wir getestet?

Mit seinen ruhigen Seitenstraßen, anspruchsvollen Rampen und kurvigen Abfahrten erschien uns der Schwarzwald als das perfekte Testgebiet für die besten E-Rennräder des Jahres. Okay, die Schlemmerei von Schwarzwälder Kirschtorte(n) und das Klacken der Kuckucksuhren am Frühstückstisch waren natürlich willkommene Nebeneffekte. Für alle, denen die großen Pässe der Alpen oder Pyrenäen irgendwie zu Mainstream erscheinen, ist der Schwarzwald mit seinem einzigartigen Klima und seinen tiefgrünen Wäldern also auf jeden Fall eine Reise wert. Ausgangsort für uns war das gemütliche Wellness-Hotel Tanne in Baiersbronn. An Tagen, an denen die Sonne doch nicht so recht scheinen wollte, haben wir übrigens das Sauna-Baumhaus gleich für euch mitgetestet – Testurteil: sehr gut! Die restlichen Tests fanden dann aber doch auf den Straßen rund um das beschauliche Baiersbronn statt. Um die Bikes an ihre Grenzen zu bringen, haben wir diese 22 km lange und mit 500 Höhenmeter sehr knackige und anspruchsvolle Strecke gewählt.

Was haben wir getestet?

Bike Gewicht Preis Motor
Bianchi Aria e-Road 12,13 kg 4.999 € MAHLE ebikemotion X35
BMC Alpenchallenge AMP ROAD ONE 15,15 kg 6.499 € Shimano STEPS E8000
Cannondale Synapse Neo SE 18,45 kg 3.699 € Bosch Active Line Plus
CENTURION Overdrive Carbon Road Z4000 13,92 kg 5.599 € FAZUA Evation 1.0
Coboc TEN Torino 15,65 kg 4.999 € Bafang
FOCUS Paralane² 9.9 13,57 kg 10.499 € FAZUA Evation 1.0
LOOK E-765 Optimum Disc 13,72 kg 8.399 € FAZUA Evation 1.0
Moustache Dimanche 28.7 17.41 kg 5.299 € Bosch Active Line Plus
ORBEA GAIN M10 11,53 kg 7.499 € MAHLE ebikemotion X35
Pinarello Nytro 13,96 kg 6.750 € FAZUA Evation 1.0
Specialized S-Works Turbo Creo SL 12,28 kg 12.499 € Specialized SL 1.1
Thömus Sliker E1 13,29 kg 8.299 € FAZUA Evation 1.0
Wilier Triestina Cento1 Hybrid Custom 11,21 kg 9.000 € MAHLE ebikemotion X35

Bianchi Aria e-Road | 12,13 kg | 4.999 € | MAHLE ebikemotion X35

BMC Alpenchallenge AMP ROAD ONE | 15,15 kg | 6.499 € | Shimano STEPS E8000

Cannondale Synapse Neo SE | 18,45 kg | 3.699 € | Bosch Active Line Plus

CENTURION Overdrive Carbon Road Z4000 | 13,92 kg | 5.599 € | FAZUA Evation 1.0

Coboc TEN Torino | 15,65 kg | 4.999 € | Bafang

FOCUS Paralane² 9.9 | 13,57 kg | 10.499 € | FAZUA Evation 1.0

LOOK E-765 Optimum Disc | 13,72 kg | 8.399 € | FAZUA Evation 1.0

Moustache Dimanche 28.7 | 17.41 kg | 5.299 € | Bosch Active Line Plus

ORBEA GAIN M10 | 11,53 kg | 7.499 € | MAHLE ebikemotion X35

Pinarello Nytro | 13,96 kg | 6.750 € | FAZUA Evation 1.0

Specialized S-Works Turbo Creo SL | 12,28 kg | 12.499 € | Specialized SL 1.1

Thömus Sliker E1 | 13,29 kg | 8.299 € | FAZUA Evation 1.0

Wilier Triestina Cento1 Hybrid Custom | 11,21 kg | 9.000 € | MAHLE ebikemotion X35

Tops & Flops

Oftmals sind es die Details, die den Unterschied machen: gelungene Integration, erstklassige Ergonomie und mit bedacht gewählte Komponenten. Hier findet ihr alle Tops und Flops der Bikes aus unserem großen Vergleichstest.

Tops

Nutzerfreundlich
Display-Darstellung und Bedienbarkeit des Shimano E-Antriebs am BMC sind makellos.
In einem Rutsch
Wenn man die Abdeckung für das FAZUA-Getriebe schon eigens konstruiert, kann man es auch gleich formschlüssig machen. Hut ab, CENTURION!
Wunschkonzert
Wenn das Bosch Kiox-Modul am Moustache neben der guten Darstellung und Bedienbarkeit jetzt noch navigieren könnte, wäre es perfekt!
Wenn’s mal wieder länger dauert
Der Zusatzakku für das MAHLE ebikemotion-System mit 208 Wh vergrößert die Reichweite des Systems deutlich.
Volltreffer
Die integrierte Lichtanlage am Coboc kommt direkt ab Werk. Vor allem am Heck ein Augenschmaus!
Aus den Augen, aus dem Sinn
Trotz E-Antrieb schafft es Thömus, alle Kabel und Leitungen intern zu verlegen.
Alles kann, nichts muss
Das Specialized erlaubt den Betrieb mit eigener Head-Unit, dem eigenem GPS-Computer oder Handy und für Puristen auch ohne alles.
Fliegengewicht durch und durch
Dank konsequentem Gewichts-Tuning ist das Wilier mit 11,21 kg das leichteste E-Rennrad im Test.

Flops

Boxenstopp-Marathon
Die Abdeckung des MAHLE ebikemotion-Stromkabels an den Kettenstreben musste zum Ausbau des Hinterrades an manchen Test-Bikes komplett entfernt werden.
Auf Tuchfühlung
Die Kurbeln des Cannondale reiben auf der Nichtantriebsseite am Gehäuse des Bosch Active Line Plus.
Luft nach oben
Innenlager mit Vierkant-Achse, günstige Abdeckungen und stellenweise unsaubere Verarbeitung sollten für 4.999 € beim Coboc kein Thema mehr sein.
Vorzeitiger Winterschlaf
Der FAZUA-Antrieb fällt nach 8 h in den Tiefschlaf. Zum Wiedereinschalten muss die Akku-Motoreinheit kurz entnommen werden.
Das Eckige muss ins Runde
Aufgrund des Aero-Lenkers am FOCUS benötigt die FAZUA-Remote einen zusätzlichen Halter.
Übergröße
Der sehr breite Q-Faktor am Bosch Active Line Plus-Antrieb – und gleichermaßen beim Specialized-Mittelmotor – ist für eingefleischte Rennradfahrer ein No-Go.

Das beste E-Rennrad

Zeit, die Rechnung zu machen! Am Ende unseres Vergleichstests war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Specialized S-Works Creo SL und dem Wilier Cento1 Hybrid. Mit der perfekten Kombination aus natürlichem Fahrgefühl, ausbalanciertem Handling und Sicherheit sowie einem ausgewogenen Maß an Komfort ist es letztendlich das Specialized, das sich den begehrten E-Testsieg sichert. Sein stimmiges Gesamtkonzept und das Ausstattungspaket machen es zur absoluten Fahrspaß-Maschine für alle Könnerstufen!

Testsieger Specialized S-Works Turbo Creo SL

Knapp dahinter reiht sich das Wilier Cento1 Hybrid ein, ein sportives E-Road-Bike mit einem sehr agilen Handling und dem geringsten Gewicht. Der MAHLE ebikemotion-Nabenmotor kann am Ende nicht ganz mit den Mittelmotor-Konkurrenten mithalten, sobald es auf die richtig steilen Anstiege geht. Die herkömmlichen Maße für Q-Faktor und Kettenstreben versprechen jedoch zusammen mit der ausgeglichenen Gewichtsverteilung viel Fahrspaß und eine vom herkömmlichen Rennrad gewohnte Handling-Performance. Mit unterschiedlichen Ausstattungen auch in den unteren Preispunkten unser klarer Kauftipp!

Kauftipp Wilier Triestina Cento1 Hybrid Custom1

Auch das Thömus sticht mit seiner konsequent internen Zugverlegung, seinem hervorragenden Handling und der guten Highspeed-Performance aus der Masse heraus. Allen unvoreingenommenen Spaßradlern möchten wir außerdem das Moustache Dimanche 28.7 empfehlen. Mit viel Bosch-Power und schier unendlichem Fahrspaß und Sicherheit kann man mit dem Bike des französischen Herstellers eine sehr gute Zeit haben.

Alle Bikes im Test: Bianchi Aria e-Road | BMC Alpenchallenge AMP ROAD ONE | Cannondale Synapse Neo SE | CENTURION Overdrive Carbon Road Z4000 | Coboc TEN Torino | FOCUS Paralane² 9.9 | LOOK E-765 Optimum Disc | Moustache Dimanche 28.7 | ORBEA GAIN M10 | Pinarello Nytro | Specialized S-Works Turbo Creo SL | Thömus Sliker E1 | Wilier Triestina Cento1 Hybrid Custom


Dieser Artikel ist aus GRAN FONDO Ausgabe #012

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Text: Fotos: Valentin Rühl, Benjamin Topf, Robin Schmitt