120 Stunden Akku-Laufzeit, integrierte Solarzelle, GPS-Navigation und Re-Routing – und das alles für 289 €? Auf dem Papier macht COROS mit dem neuen DURA schon mal eine echte Ansage! Wir haben den neuen, vollwertigen Fahrradcomputer auf Herz und Nieren getestet und herausgefunden, ob er wirklich hält, was er verspricht.
COROS, bisher eher bekannt für Smartwatches zum Laufen, ist seit der Einführung der COROS PACE 2018 im Business. Mit dem DURA stellt der kalifornische Hersteller seinen ersten Fahrradcomputer vor. Der Name ist hier Programm: DURA …? DURA-BILITY! Durch die eingebaute Solarzelle in Verbindung mit einem großen Akku, der bis zu 120 Stunden Laufzeit liefern soll, verspricht COROS, dass man den Radcomputer quasi nie mehr vom Rad nehmen muss. Die Angst, strom- und planlos im Wald zu stehen, will COROS mit dem DURA also besiegen. Die beiliegende Locking-Screw soll diesen Claim untermauern, dient aber wohl eher dazu, die geltenden UCI-Gewichts-Regularien einzuhalten. Durch die Fixierung des Computers am Rad zählt sein geringes Gewicht von 97 g zum Mindestgewicht von 6,8 kg für Rennräder. Wir haben den neuen COROS-Computer bereits vor seinem offiziellen Release auf der Straße, im Gelände und im täglichen Commute getestet und verraten euch, ob der DURA auch in der Praxis abliefert.
Der neue COROS DURA Fahrradcomputer im Detail
Mit der Vorstellung des DURA richtet sich COROS primär an Allroad-Abenteurer, Bikepacker und Ultra-Distanz-Racer. Die kolportierte Akku-Laufzeit von bis zu 120 Stunden macht den DURA besonders interessant für alle, die auf zuverlässige Navigation und präzise Aufzeichnung während ihrer Abenteuer angewiesen sind, ohne dabei plötzlich im Wald ohne Strom da zu stehen. Der DURA entscheidet je nach Empfang automatisch, welcher GPS-Modus verwendet wird, um den Standort möglichst genau zu bestimmen und gleichzeitig den Akku zu schonen. Beim Einsatz des Dual-Frequency-GPS sollen bis zu 70 Stunden Akku-Laufzeit erreicht werden. Das Highlight des DURA: die integrierte Solarzelle. Innerhalb von zwei Stunden Fahrzeit soll sie bis zu einer Stunde zusätzliche Laufzeit generieren können.
COROS nutzt für die Navigation eine Weltkarte von OpenStreetMap. Diese wird in kleine Rechtecke unterteilt und kann nach Bedarf auf dem DURA gespeichert werden. Die Bedienung erfolgt über den Touchscreen und die integrierte Drehkrone. Auf dem 2,7-Zoll-Display zeigt der DURA alle gängigen Trainingsdaten an, die in bis zu 64 verschiedenen Farben dargestellt werden können. Das Layout der Seiten und die Anordnung der Datenfelder lassen sich frei individualisieren. Ein Splitscreen ermöglicht die gleichzeitige Anzeige der Karte und einzelner Trainingsdaten, die sich ebenfalls mithilfe der Drehkrone durchblättern lassen.
Der DURA verfügt außerdem über einige praktische Features, die einem den Alltag erleichtern sollen. Zum einen kann am Fahrradcomputer ein Fahrrad-Alarm programmiert werden. Dieser wird durchs Wegschieben ausgelöst und kann nur durch das bekannte Smartphone oder den richtigen Pin wieder deaktiviert werden. Hier kommt der äußerst laute Lautsprecher ins Spiel, der bei Abbiegehinweisen nervig, in diesem Fall aber praktisch ist. Zum anderen gibt es noch eine „Unfallerkennung“, die im Falle eines erkannten Crashes automatisch die hinterlegten Notfallkontakte benachrichtigt. Außerdem: Wenn deine Roadie-Kollegen auch über einen DURA verfügen, zeigt dir das Group-Ride-Feature auf Wunsch die Position deiner Mitfahrer an. Praktisch, wenn mal wieder jemand am Anstieg zur nächsten Eisdiele abgehängt wurde.
Richtig vernetzt? Die Integration in das COROS-Ökosystem
Beim ersten Start des DURA führt kein Weg an der COROS-App auf dem Smartphone vorbei. Ähnlich wie bei Garmin oder Wahoo fungiert die App als zentrale Schnittstelle, um Routen auf den Fahrradcomputer zu übertragen und Verbindungen zu Diensten wie Strava oder Apple Health herzustellen. Zwar können Routen weiterhin über Komoot geplant werden, doch COROS bietet mit der eigenen App die Möglichkeit, Strecken direkt im COROS-Ökosystem zu planen und zu übertragen. Durch die Integration verschiedener COROS-Geräte wie Smartwatches oder Pulsgurte sammelt die App alle relevanten Daten – vom Ruhepuls über Schlaf- bis hin zu Trainingsdaten – und berechnet daraus einen individuellen Stress- und Fitness-Score.
Die Stromversorgung des Fahrradcomputers erfolgt zeitgemäß durch USB-C. Glaubt man allerdings den Aussagen von COROS, braucht man das – dank Solarbetrieb – nur in Ausnahmefällen.
Fakten und Daten zum COROS DURA
- Abmessungen (L x B x H): 99,5 x 60,8 x 15,7 mm
- Gewicht 97 g
- Displaygröße 2,7 Zoll
- Akku-Laufzeit bis zu 120 Stunden
- wasser- und staubdicht nach Schutzklasse IP67 (also zeitweiliges Untertauchen bis maximal 1 Meter Wassertiefe für maximal 30 Minuten)
- Konnektivität BLE, ANT+, WiFi, USB-C
- Zusätzliche Funktionen: Crashsensor, Sicherheits- und Group-Ride-Funktionen
- interner Speicher 32 GB
- Erhältlich als COROS DURA inklusive Aero-Halterung für 289 €
Bereit fürs Abenteuer? Der COROS DURA Fahrradcomputer im Praxistest
Route geplant? Check. Reifen aufgepumpt? Check. Die Fahrt kann losgehen! Der COROS DURA ist durch den Always-On-Modus im Handumdrehen einsatzbereit. Im Vergleich zu anderen Fahrradcomputern kommt er ohne nerviges Booten aus, was nicht nur Zeit, sondern auch Nerven sparen kann. Durch die inkludierte Halterung kann man, wie von anderen Herstellern bekannt, den DURA elegant und aerodynamisch am Lenker montieren. Der DURA lässt sich allerdings per Quarter-Turn-Mount auch auf Garmin bzw. mit einer Drehung auch auf Wahoo-Mounts montieren.
Auch wenn der Start erstmal reibungslos verläuft, bereitet die Routenplanung einiges an Kopfzerbrechen. So hat unter anderem die Komoot-Integration im Test Probleme gemacht, denn importierte Radtouren wurden fälschlicherweise als Laufstrecken erkannt. Das führte zu fehlenden Abbiegehinweisen und manch einer ungeplanten Abkürzung über die nächste Kuhweide. Doch auch die Bearbeitung von Routen in der COROS-App erfordert Geduld, und die Funktionen sind leider nicht so intuitiv, wie man es sich wünschen würde. Die Routen werden zwar im Vergleich zu den Routen von Komoot nahtlos mit dem DURA synchronisiert, die Planung ist allerdings eher kompliziert. Besonders knifflig ist es, die Route über bestimmte Wegpunkte zu planen, ohne dabei den von COROS vorgeschlagenen schnellsten Weg zu wählen. Auch das Löschen von Streckenabschnitten ist im Vergleich zu Komoot gewöhnungsbedürftig. Die Zeit, die man beim DURA mit der Vorbereitung und Planung der Route benötigt, möchte man eigentlich lieber draußen auf der Strecke verbringen.
Wenn man mal vom geplanten Kurs abweicht, hilft der COROS DURA mit seiner „Smart Re-Routing“-Funktion. Dafür greift COROS auf Google Maps und Echtzeit-Verkehrsdaten zurück, um einen wieder auf den richtigen Weg zu bringen – theoretisch eine super Sache. In der Praxis gibt es allerdings ein paar Tücken: Die Neuberechnung der Route dauert ihre Zeit. Je nachdem, wie weit man vom Kurs abgewichen ist und wie schnell die Daten verfügbar sind, kann das länger dauern, als einem lieb ist. Während der DURA noch rechnet, ist man möglicherweise schon weitergefahren. Zudem ist er auf eine stabile Internetverbindung angewiesen – und die kann in abgelegenen Gebieten wie bei einer Alpenüberquerung oder einem Bikepacking-Trip durch schwedische Wälder schnell zur Mangelware werden.
Der COROS DURA fügt sich nahtlos ins COROS-Ökosystem ein. Die Verbindung mit der COROS-Smartwatch und dem Herzfrequenzgurt funktioniert ebenso reibungslos. Die Smartwatch koppelt sich bei der Inbetriebnahme des DURA automatisch und übernimmt die Herzfrequenzüberwachung. Die Synchronisation mit der App verläuft schnell, und die Daten werden übersichtlich aufbereitet. Zahlreiche Analysetools wie VO2Max, Fitnesstests, FTP-Test und Schlafanalyse bieten umfassende Einblicke in die eigene Performance und vermitteln etwas Pro-Feeling.
Beim Fahren fällt sofort auf: Die Akku-Laufzeit ist beeindruckend. Selbst bei ultralangen Bikepacking-Touren hält der DURA locker durch, und dank der integrierten Solarfunktion bekommt man unterwegs sogar noch eine Portion Extra-Power. So ist es möglich, mit mehr Akku-Laufzeit von einer Testfahrt zurückzukehren, als gestartet wurde. COROS gibt an, alle zwei Stunden eine Stunde Akku-Laufzeit dazugewinnen zu können. So kann der DURA an sonnigen Tagen selbst während der Pause seine Speicher wieder auffüllen. In unserem Test erwies sich das als schwierig messbar, allerdings ist die Akku-Standsanzeige auch nach einigen längeren Ausfahrten unverändert geblieben. Mit einer realistischen Akku-Laufzeit von 70 Stunden bei gleichzeitiger Nutzung von Dual Frequency und ANT+-Zubehör lässt dich der DURA so nie im Stich.
Das Display ist unter allen Bedingungen gut ablesbar, auch wenn die Grafiken etwas mehr Liebe zum Detail vertragen könnten und die maximale Helligkeit im Vergleich zu anderen Fahrradcomputern etwas geringer ausfällt. Das Gehäuse ist hochwertig und das Design schick, aber auffallend groß – insbesondere für das verhältnismäßig kleine Display. Aber klar: Das Solarpanel braucht auch seinen Platz. Das Interface des DURA ist klar strukturiert und einfach zu bedienen, wird allerdings auch keinen Designpreis gewinnen. Das Kartenlayout könnte zudem etwas übersichtlicher sein, insbesondere das Höhenprofil. Die stark unterschiedlichen Farben machen es schwierig, Steigungen richtig einzuschätzen, und die Karte bietet keine oder nur wenige Informationen zu Straßen- und Ortsnamen sowie zur Unterscheidung von verschiedenen Wegtypen. Da kann es passieren, dass man statt auf der geplanten Route plötzlich auf dem nächsten Acker landet. Und dann meldet sich der DURA mit seinem Sound – so schrill, dass selbst die Vögel in den Bäumen irritiert sind.
Während der Fahrt ist die Bedienung überwiegend intuitiv, allerdings kann die Drehkrone bei hohem Tempo zu Fehleingaben führen. Auch die Touchbedienung ist etwas träge – hier wäre eine schnellere Reaktion wünschenswert. Schade ist auch, dass die Karte ausschließlich per Touch bedient wird, obwohl die Drehkrone ideal fürs Zoomen wäre. Insgesamt zeigt der DURA viele gute Ansätze, die ihn für Abenteuer auf dem Rad zu einem echten Swiss-Army-Knife machen könnten – nur braucht es noch ein wenig Feinschliff, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Hoffentlich wird einiges davon in naher Zukunft per Software-Update gelöst.
Fazit
Für Ultra-Racer und Abenteurer ist der COROS DURA ein solider Begleiter, der mit starker Akku-Laufzeit und praktischen Funktionen punkten kann. Die Drehkrone und das Interface könnten jedoch benutzerfreundlicher sein, und auch das Re-Routing – insbesondere bei instabiler Internetverbindung – zuverlässiger. Für 289 € bietet der DURA viel Potenzial, allerdings mit einigen nicht ganz ausgereiften Funktionen. Wer eine günstige Alternative mit Fokus auf Langstrecken sucht, wird vor allem durch seine Solarfunktion und den Always-On-Modus dennoch gut bedient.
Tops
- Beeindruckende Akku-Laufzeit
- Standby-Modus ermöglicht direkten Start
- Schnelle Synchronisation mit dem COROS-Ökosystem
Flops
- Geringer Informationsgehalt von Karte und Höhenprofil
- Umständliches, manuelles Re-Routing
- Fummelige Bedienung mittels Drehkrone
Weitere Infos unter coros.com
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Text: Jan Fock Fotos: Jan Richter