Corona-Krise: Fahr verantwortungsbewusst und hilf pragmatisch deinem Nächsten!
Wie und wo kann ich Rad fahren? Warum sollte man auf Netflix und Co verzichten? Wie kann man sich und sein Immunsystem am besten fit halten? Läuft der stationäre Fachhandel Gefahr auszusterben? Und wie kann man als Bike-Unternehmen anderen Unternehmen helfen? Die aktuelle Lageeinschätzung aus unserem HQ in Stuttgart.
Während manche Länder das Radfahren verbieten und auch in der deutschen Bike-Szene einige Stimmen dazu laut werden, kann diese pauschale Betrachtungsweise nicht nur der Bike-Branche, sondern auch unserer Gesundheit und unserem Immunsystem schaden. Menschen müssen sich nach wie vor fortbewegen, sei es zur Arbeit, als Lieferservice oder für unabdingbare Tätigkeiten wie Einkaufen. Dass Radfahren hier das beste Fortbewegungsmittel ist, sagt auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales:
Auch der Spiegel hat bereits über die Vorteile des Radfahrens in der Corona-Krise berichtet: spiegel.de/auto/corona-krise-warum-fahrradfahren-gleich-doppelt-schuetzt
Wichtig: Beachtet die jeweiligen aktuellen Bestimmungen in eurem Land bzw. eurer Region!
Jeder, der selbst Rad fährt, weiß, wie gut es einem tut. Aber bitte keine gefährlichen Aktionen, keine Bikeparks und krassen Strecken und keine riskanten Ortsschild-Sprints auf dem Rennrad. Fahrt vorsichtig und haltet Abstand. Die frische Luft und die Bewegung tut eurer Seele gleichermaßen gut wie eurem Immunsystem.
Aus Solidarität gegenüber denjenigen, die momentan die Krankenhausplätze wirklich benötigen und aus Respekt gegenüber dem fast schon an der Belastungsgrenze arbeitenden Klinikpersonal sollten wir uns zurücknehmen. Momentan ist außerdem nicht der ideale Zeitpunkt für sehr intensives Training. Für ambitionierte Sportler gilt: Sehr harte Trainingseinheiten belasten euer Immunsystem und sollten derzeit vermieden werden. Bleibt einfach unter der Schwelle und habt Spaß an der Bewegung.
Wir befinden uns in einer sehr ernst zu nehmenden Situation. Missbraucht deshalb die Situation nicht als ausgiebigen lokalen Bike-Urlaub. Eine Begrenzung des Radfahrens auf ein vertretbares Maß unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen ist angebracht. Wer im Alltag Wege zurücklegen muss, der sollte anstelle des Autos oder der öffentlichen Verkehrsmittel, die ja ein höheres Ansteckungsrisiko bedeuten, das Bike benutzen.
Um zu zeigen, in welchem gesellschaftlichen Kontext wir diesen Artikel sehen, hier noch einmal die Ansprache der Kanzlerin vom 18. März – für alle, die sie noch nicht gesehen haben.
An alle, die zuhause bleiben: Tut etwas für euer Immunsystem – und hier sind kleine Work-outs genauso zentral wie eine gesunde und ausgeglichene Ernährung. Dabei helfen weder Klopapier noch Hamster-Konserven, um das Immunsystem zu stärken. Eine Diät aus Dosenravioli, Fertig-Lasagne und Tiefkühlpizza ist vielleicht bequem, aber nicht gesundheitsförderlich. Die meisten von uns haben jetzt mehr Zeit zum Kochen denn je, frisches Obst und Gemüse ist en masse in den Supermärkten erhältlich. Auch die Bärlauch-Zeit beginnt gerade. Macht was draus! Denn die Verbindung aus weniger Sport, wenig Sonnenlicht und einer unausgewogenen Ernährung schwächt das Immunsystem. Derartige Verhaltensmuster in der Isolation sorgen zwar für eine Streckung der Ansteckungskurve in der jeweiligen Bevölkerungsgruppe, setzen aber unser Immunsystem herab und lassen uns dann mit geschwächten Abwehrkräften auf potenzielle Erreger jeglicher Art treffen. Wirklich sinnvoll ist das nicht! Deshalb haben wir im Folgenden ein paar Tipps für euch zusammengefasst:
Unser Freund aus den USA, Dee Tidwell, hat ein Work-out zusammengestellt, für das ihr nichts benötigt und einfach zuhause machen könnt:
Wir haben sieben Smart-Trainer für Zwift und Co getestet. Hier findet ihr die richtige Option für euch, wenn ihr vorhabt, euch zuhause aufs Rad zu schwingen.
Wenn ihr die Option habt, euch zuhause aufs Rad zu schwingen, findet ihr im Folgenden ein paar interessante App-Empfehlungen. Für alle, die überlegen, für die Zukunft oder den Winter Zwift und Co zuzulegen, gibt es hier unseren interessanten Smarttrainer-Test.
- Zwift – Virtuelles Bike-Erlebnis, Apple App Store, Google Play
- Sufferfest – gezielte Bike-Trainingseinheiten, Apple App Store
- Seven – 7 Minuten Work-out, Apple App Store, Google Play
- Freeletics – Kräftigung und Fitness, Apple App Store, Google Play
- Pumatrac – Kräftigung und Dance-Workouts, Apple App Store, Google Play
Zu einem gesunden Körper gehört auch ein gesunder Geist. Viele Menschen haben aktuell Angst, sind besorgt und gestresst. Diese Zwangspause sollte man positiv ummünzen: Sie serviert uns quasi die Chance, mit Yoga oder Meditation zu beginnen. Unser Credo: Yoga statt Netflix. Zen-Meditation statt Beruhigungsmittel. Vor einiger Zeit haben wir uns mit Zen-Meister Hinnerk Polenski getroffen, um über sportliche Aspekte sowie Stressreduktion und positive Perspektiven zu sprechen – auch wenn es „regnet“:
- Asana Rebel – Yoga, Kräftigung und Beweglichkeit, Apple App Store, Google Play
- Insight Timer – Smartphone-App und Online-Community für Meditation. Die App bietet geführte Meditationen, Musik und Vorträge von beitragenden Experten: insighttimer.com
Bei all euren Work-outs, denkt dran: frische Luft ist gesund! Also öffnet das Fenster, sofern möglich. Und habt einfach Spaß!
Hilf deinem Nächsten – Pragmatisch und kreativ mit dem, was du kannst
Aufgrund der abgesagten Messen und Events verfügen einige Bike-Hersteller über eine große Testflotte, die gerade stillsteht. FOCUS Bikes aus Stuttgart hat sich jetzt dazu entschlossen, diese Bikes an Kleinunternehmen, Apotheken und Restaurants herauszugeben, z. B. zur Auslieferung von Waren mit einem E-Bike… ein cooles Angebot, das aus unserer Sicht Schule machen sollte. Das ist nicht nur solidarisch und für manche Unternehmen sogar überlebenswichtig, es kann auch helfen, mittelfristig mehr Leute aufs Fahrrad zu bringen. Hier gibt es alle Infos dazu!
Während große Teile des Einzelhandels bereits schließen mussten, ist die Lage beim Bike-Fachhandel teilweise noch unklar, wobei Werkstätten weitestgehend geöffnet bleiben dürfen, sofern entsprechende Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden können. Auch für den Bike-Fachhandel kann die Corona-Krise stellenweise die Insolvenz bedeuten. Wir sollten also helfen, Händler vor dem Aussterben zu bewahren, zumal ihnen eine fundamentale Bedeutung bei der Mobilität zukommt. Da viele Radfahrer gerade erst ihre Bikes aus dem Winterschlaf holen, brauchen sie die Hilfe einer professionellen Werkstatt. Einige Bikes sind möglicherweise auch nicht mehr verkehrstauglich oder für die neuen Pendler-Aufgaben nicht mehr gerüstet. Hier sollte weiterhin die Möglichkeit bestehen, auch Bikes lokal kaufen zu können: Vielleicht mit Beratung auf Distanz? Wer in der glücklichen Situation ist, ein Zweitrad zu besitzen, kann außerdem über einen Frühlings-Service des ersten Rads nachdenken.
Wie bereits angekündigt werden wir uns darauf konzentrieren, für den Sport, den wir so lieben, hilfreiche Berichterstattung zu betreiben und unsere Plattformen öffnen. So können wir alle gemeinsam Crowdfunding-Projekte unterstützen und sonstige Förderaktivitäten leisten, die unserer Gemeinschaft dabei helfen können, sich in diesen schwierigen Zeiten zu erholen. Während der nächsten Wochen werden wir die Szene genau beobachten und darauf achten, wo und wie wir den Unternehmen helfen können, die am dringendsten Hilfe brauchen, um zu überleben.
In Deutschland sind die direkten Auswirkungen der Corona-Krise bereits deutlich spürbar. Während sich die Lage dynamisch weiterentwickelt, werden wir versuchen, die Unternehmen in unserer Branche zu unterstützen, die am stärksten betroffen sind. Robin Schmitt, Gründer.
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Text & Fotos: GRAN FONDO Cycling