„Stronger, stiffer, faster“ – so lautet der Slogan zum Cervélo S3 Disc Ultegra Di2, dem neuen Disc-Modell des mit Weltmeisterstreifen gekrönten Aero-Renners S3. Wir waren mit dem Bike auf Bestzeitenjagd und vermissten leider ein stimmiges Gesamtkonzept.
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad für Mallorca?
Muskulöse Formen, krasse Proportionen und voluminöse Aero-Formen – das Cervélo S3 Disc Ultegra Di2 tritt sehr selbstbewusst auf. Und dieses Selbstbewusstsein weiß das kanadische Bike in der Praxis auch umzusetzen. Der sehr steife Rahmen besitzt phänomenale Werte im Antritt, beschleunigt rasant und besitzt bei Highspeed auch eine gute Spurtreue. Der Enve-Laufradsatz ist dabei nicht nur Eyecatcher, sondern überzeugt mit hoher Fahrstabilität. Dank 35 mm tiefer Felge an der Front und 45 mm tiefer Felge am Heck sowie geringer Seitenwindanfälligkeit setzt er die eingeleitete Energie effizient in Vortrieb um und fräst sich in der Ebene durch den Asphalt. Ein Fragezeichen hinterließen die Continental Grand Sport Race SL-Reifen mit 23 mm Breite. Ein Mittelklasse-Reifen auf einem Premium-Laufradsatz, und das bei einem Preis von 7.299 €?
Am Berg gibt das 7,78 kg schwere S3 Disc eine gute Figur ab, wobei das flexende Aero-Cockpit beim Antritt und im Downhill deutlich zu Abstrichen führt. Nicht wirklich das Gefühl, das einem Sicherheit in schnellen Kurven vermittelt. Hier hilft es auch nur wenig, dass die steife Gabel das Bike bei Bremsmanövern auf Kurs zu halten versucht und selbst aggressiven Bremsmanövern standhält. Auf längeren Touren würden wir uns etwas mehr Komfort am Heck wünschen.
Während die Fahreigenschaften (abgesehen von der Performance des Cockpits) überzeugen, fehlt dem Cervélo Liebe zum Detail. Das Cockpit-Konzept mit traditionellem Vorbau und flachem Aero-Lenker mag praktisch sein, aber die mangelnde Integration wirkt sehr klobig und unaufgeräumt – ein Anblick, den man jeden Tag ertragen muss. Mal ganz abgesehen davon, dass man sich schwer tut, hier auch nur irgendetwas wie ein Licht oder Ähnliches anzubringen. Ein weiteres Manko ist die schwer zu verstellende Sattelklemmung – mehrmals rutschte uns gar die Sattelstütze durch. Bei einem so teuren Rad sollte das besser gelöst sein. Für alle, die auf den Fotos an der Farbgebung zweifeln: Der glänzende Lack mit den Rot-, Dunkelblau- und Schwarztönen wirkt sehr harmonisch, auch wenn der Mix aus Blau- und Schwarztönen Designerherzen normalerweise erzittern lässt.
Das Cervélo S3 Disc Ultegra Di2 im Detail
Schaltung Shimano Ultegra Di2 Hydraulic
Laufradsatz ENVE SES 3.4 for Cévelo
Bremsen Shimano Ultegra Disc
Reifen Continental Grand Sport Race, 700x23C
Gewicht 7,78 kg
Preis 7.299 €
Mehr Infos cervelo.com
Fazit
Für wen ist dieses Bike gemacht? Für Fahrer, die sich ein muskulöses Race-Bike mit Aero-Attitüde wünschen und beim Cockpit alle Freiheit zur individuellen Konfiguration haben wollen. Vollintegrierte Cockpits wie bei Canyon oder Trek limitieren schließlich jegliche Anpassungen. Allerdings gibt es bessere Bikes mit gleicher oder besserer Performance zu einem günstigeren Kurs in diesem Vergleichstest.
Stärken
+ Rahmen
+ Beschleunigung
Schwächen
– fehlende Detailliebe
– Sattelstützklemmung
– wenig durchdachte Ausstattung
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad für Mallorca?
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Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #004. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iOS & Android – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)
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Text: Robin Schmitt, Manuel Buck, Benjamin Topf Fotos: Julian Mittelstädt, Valentin Rühl