Bleibt es trocken oder fängt es an zu regnen? Ist der Asphalt nur beschissen oder kommt gleich auch noch Schotter? Laut Hersteller soll das Cervélo Caledonia-5 das perfekte Bike für all die Fahrten sein, bei denen man nicht weiß, was einen erwartet. Ob es damit zum perfekten Allroad-Bike wird, zeigt unser Test.
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest
Mehr als ein Jahr ist vergangen, seitdem wir das Cervélo Caledonia-5 Dura Ace Di2 Disc (zum Test) im Test hatten. An den Versprechen des Herstellers hat sich nichts geändert: Das Caledonia-5 soll noch immer das Beste aus allen Bereichen des Cervélo-Portfolios zusammenbringen und mit Aerodynamik, Leichtgewicht und Offroad-Tauglichkeit glänzen. Mit seinem guten Abschneiden in unserem letzten Rennrad-Vergleichstest hat es die Cervélo-Werbeslogans bestätigt: Ja, es ist ein Bike für die bescheuerten Rides, bei denen man nicht weiß, was einen erwartet – außer, dass sie lang werden. Doch wird es mit der neuen Shimano ULTEGRA Di2-Ausstattung so auch zum perfekten Allroad-Bike?
Zumindest hat es mit einer Übersetzung von 52/36T vorne und 11–34T hinten genügend Bandbreite sowohl für die schnellen als auch für die steilen Abschnitte, die einem auf solch einer Tour ins Ungewisse begegnen können. Und auch die ULTEGRA-Bremsen mit 160-mm-Scheiben an Front und Heck bieten genügend Kraft und Standfestigkeit, ohne dabei zu aggressiv zu sein. Das proprietäre zweiteilige Cockpit aus 110 mm langem Cervélo ST32 Alloy-Vorbau und 420 mm breitem Cervélo HB13 Carbon-Lenker sorgt für eine langstreckentaugliche Ergonomie und erstklassige Integration. Bei den Laufrädern setzt Cervélo auf die Reserve 40|44, die mit einer breiteren und flacheren Felge vorne und einer schmaleren und höheren Felge hinten für Stabilität und Aerodynamik sorgen sollen. Ein Prinzip, das wir auch von den Roval Rapide CLX-Laufrädern (zum Test) kennen.
Cervelo Caledonia-5 Ultegra Di2 2022
7.299 €
Ausstattung
Sattelstütze Cervélo SP24 Carbon D-Shape
Bremsen Shimano ULTEGRA 160/160 mm
Schaltung Shimano ULTEGRA Di2
Vorbau Cervélo ST32 Alloy 110 mm
Lenker Cervélo HB13 Carbon 420 mm
Laufräder Reserve 40|44
Reifen Vittoria Rubino Pro TLR Graphene 2.0
Kurbeln Shimano ULTEGRA Di2 172,5 mm
Kassette Shimano ULTEGRA CS-R8100 11–34T
Technische Daten
Größe 48 51 54 56 58 61
Gewicht 8,05 kg
Besonderheiten
Volle Integration
vorbereitet für Schutzbleche
Direct-Mount-Schaltauge
große Reifenfreiheit
Verschwende nicht deine Zeit mit der Routenplanung, sondern nutze sie, um einfach drauflos zu fahren – dem Cervélo Caledonia ist sowieso egal, wo es hingeht.
Mit einer üppigen Innenmaulweite von 25 mm hinten und sogar 25,5 mm vorne bilden die Reserve 40|44-Laufräder außerdem eine sehr großzügige Basis für moderne, breite Reifen, mit denen man auf viele Eventualitäten vorbereitet ist. Zu beachten ist, dass bei so viel Innenmaulweite Reifen regelmäßig deutlich breiter ausfallen als angegeben. Die Vittoria Rubino Pro TLR Graphene 2.0 des Caledonia-5 in 700x28C fallen darauf ebenfalls ganze 30 mm breit aus. Unser 7.299 € teures Test-Bike ist zwar das schwerste Bike im Test, kann aber mit 8,05 kg in Größe 58 noch nicht wirklich als übergewichtig abgestempelt werden.
Größe | 48 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 502 mm | 522 mm | 543 mm | 565 mm | 581 mm | 598 mm |
Steuerrohr | 90 mm | 110 mm | 136 mm | 162 mm | 191 mm | 218 mm |
Lenkwinkel | 70,5° | 71,5° | 72,0° | 72,0° | 72,0° | 72,0° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,0° | 73,5° | 73,0° | 73,0° | 73,0° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
BB Drop | 77 mm | 77 mm | 74 mm | 74 mm | 72 mm | 72 mm |
Radstand | 982 mm | 985 mm | 995 mm | 1.012 mm | 1.031 mm | 1.048 mm |
Reach | 360 mm | 369 mm | 378 mm | 387 mm | 396 mm | 405 mm |
Stack | 505 mm | 530 mm | 555 mm | 580 mm | 605 mm | 630 mm |
Das Cervélo Caledonia-5 Ultegra Di2 im Test
Das Cervélo Caledonia-5 Ultegra Di2 legt in Sachen Geschwindigkeit ein ähnliches Verhalten an den Tag wie das Trek Domane SLR 9. Im Antritt ist es auch aufgrund des höchsten Gewichts im Test vergleichsweise behäbig, einmal auf Geschwindigkeit gebracht, rollt es dann aber flott und glänzt mit hoher Effizienz. Bergauf kann das Caledonia-5 sein Gewicht zwar nicht komplett verleugnen und wird auch nicht zur absoluten Bergziege. Trotzdem ist es ein effizienter Kletterer, mit dem man auch hier ordentlich Geschwindigkeit mitnehmen kann, solange es nicht allzu steil wird. Trotz seiner hohen Effizienz – wenn es um lange Highspeed-Ritte auf schlechten Straßen geht – fällt das Cervélo in puncto Komfort hinter die besten Bikes im Test zurück. Denn obwohl das Bike insgesamt ein hohes Level an Komfort bietet, reiht es sich bei Vibrationen hinter dem BMC und dem Specialized und bei Schlägen hinter dem Trek ein. Auf Dauer geht das auf die Kontaktpunkte zwischen Fahrer und Bike und man schält lieber wieder einen Gang zurück.
Beim Handling positioniert sich das Cervélo Caledonia-5 Ultegra Di2 auf der laufruhigeren Seite des Testfelds und stellt den Geradeauslauf deutlich über die Agilität. Dieses Fahrverhalten verstärkt sich mit zunehmender Geschwindigkeit, wobei das Bike gerade bei langsamer Fahrt und im Wiegetritt etwas hochbeinig und kippelig wirken kann. Das alles bedeutet aber nicht, dass es keine Kurven mag – im Gegenteil. Nur schreit es eben nicht selbst aktiv nach Kurven, sondern will mit etwas Körpereinsatz und ausgeprägten Impulsen in Schräglage versetzt werden. Einmal dort angekommen läuft es aber mit hoher Präzision wie auf Schienen durch Kurven, bevorzugt mit weiteren Radien. Wer mit dem Bike in Kurven ans Limit gehen will, sollte sein Gewicht aktiv nach vorne bringen, sonst fehlt es durch die hohe Front an Druck auf dem Vorderrad.
Tuning-Tipp: Take it or leave it! Das Caledonia-5 besitzt ein stimmiges Gesamtkonzept, mit dem man glücklich wird oder eben nicht.
Insgesamt schlägt das Caledonia-5 Ultegra Di2 eine gute Brücke aus Sportlichkeit und Endurance und glänzt mit Effizienz und Vertrauen auf unterschiedlichsten Untergründen zwischen perfektem Asphalt, aufgebrochenen Sträßchen bis hin zu Schotterpisten. Mit voller Schutzblechkompatibilität wird es außerdem zu einem erstklassigen Ganzjahres-Bike, das auch beim Pendeln überzeugen kann. So schrammt es wie beim letzten Vergleichstest denkbar knapp am Testsieg vorbei, fährt auf einen starken zweiten Platz und gewinnt den Kauftipp-Award. Dabei scheitert es nicht an eigenen Schwächen – denn die sind sehr überschaubar–, sondern ganz einfach an einem Bike im Test, das in vielen Bereichen noch einen kleinen Tick besser ist.
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Unser Fazit zum Cervélo Caledonia-5 Ultegra Di2
Das Cervélo Caledonia-5 Ultegra Di2 überzeugt mit einem breiten Einsatzspektrum auf unterschiedlichen Untergründen und wird damit zum richtigen Bike für alle, die gerne sportlich unterwegs sind und dabei auf das letzte Quäntchen Langstreckenkomfort und Agilität verzichten können. Obwohl es sich einem Konkurrenten im Test geschlagen geben muss, gehört es noch immer zur Speerspitze dieser neuen Rennrad-Generation und fährt als hervorragendes Allroad-Bike den begehrten Kauftipp-Award ein.
Tops
- volle Integration und gesamtes Erscheinungsbild
- große Reifenfreiheit inkl. Fenderkompatibilität
- Cockpit-Ergonomie
- Effizienz bei der Geschwindigkeit
Flops
- limitierter Langstreckenkomfort
- erfordert im Grenzbereich aktive Fahrweise
Mehr Informationen findet ihr unter cervelo.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Allroad-Bike 2022 – 7 Modelle im Vergleichstest
Alle Bikes im Test: BMC Roadmachine X ONE (Zum Test) | Cervelo Caledonia-5 Ultegra Di2 | Parapera Atmos MASTERPIECE (Zum Test) | ROSE REVEAL SIX DISC Red eTap AXS (Zum Test) | Sarto Seta Disc (Zum Test) | Specialized Aethos Expert (Zum Test) | Trek Domane SLR 9 (Zum Test)
Nein, es geht nicht um perfekte Rennstrecken – vielmehr steht der Vortrieb im Fokus. Schnell, leichtfüßig und effizient – wer die letzten Sekunden herausfahren möchte, braucht ein leichtfüßiges Bike, das stark im Antritt, effizient und definiert ist. Für den uneingeschränkten Fahrspaß sind zuverlässige Komponenten dennoch wichtig. Wir interpretieren diesen Einsatzbereich so: Kilometersammeln bei hohen Geschwindigkeiten mit einem maximal Leistungsfähigen Bike auf durchgehend gut asphaltierten Straßen. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 80 : 30 ( nicht immer muss alles 100 % ergeben!)↩
… oder kurz: Fahrradfahren. Aufgebrochene Straßen im Hinterland, festgefahrene Schotterpisten, lose Untergründe – manchmal schlammig, manchmal staubtrocken. Hierfür braucht es Bikes mit super Allround-Eigenschaften und Nehmerqualitäten bergauf wie bergab. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 50 : 50↩
Wer sein Bike nahezu täglich nutzen möchte, braucht meistens keine hochgezüchtete Rennmaschine. Solide Komponenten, die bei Wind und Wetter den Strapazen des des Dauerbetriebes gewachsen sind gehören hier zur Grundausstattung. Dabei sollte das Rad über praktikable Detaillösungen verfügen: integrierte Schutzbleche / Schutzbechmontagemöglichkeiten, Gepäckträger / Anschraubpunkte für Gepäck und eine Lichtanlage bzw. die Möglichkeit Lampen zu verbauen. Die Sitzposition und sollte entspannt, der Gesamtkomfort hoch sein, sodass der Afterwork-Ride zum Genuss und nicht zur Qual wird. Sportlichkeits-Genuss-Verhältnis: 30 : 70↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Phil Gale, Benjamin Topf