Die Pace des „gemütlichen“ Group Rides wird schneller und schneller? Der smoothe Asphalt bekommt Risse oder endet gleich ganz? No worries! Das Cervélo Caledonia-5 will für all das gewappnet sein. Wir haben die neueste Version der Allroad-Waffe vor dem Launch testen können und erzählen euch, was sich getan hat.
Es gibt diese Fahrten, die selbst eingefleischte Roadies mit einem Kopfschütteln quittieren. Egal, ob nach 1200 km von Paris nach Brest und zurück, dem Transcontinental Race oder einem wilden Rennrad-Abenteuer mit dem verrückten Kumpel. Das Cervélo Caledonia-5 möchte in genau diese Kerbe schlagen und präsentiert sich seit seinem Launch 2020 als schnelles Allroad-Bike mit ausreichend Komfort für die wirklich langen Tage im Sattel.
Um nochmal mehr Reserven für Abenteuer ins Ungewisse zu bieten, wurde die Reifenfreiheit auf satte 36 mm erhöht, der Rahmen leicht angepasst und viele praktische Features für die Langstrecke eingebaut. Doch wie steht es um den sportlichen Charakter, den der Vorgänger noch an den Tag gelegt hat? Wir haben es herausgefunden.
Die Neuerungen am Cervélo Caledonia-5 2024
Keine Weltneuheit, am Caledonia-5 jedoch so noch nicht gesehen: Ein Rahmenfach mit klappbarem Verschluss und praktischen Aufbewahrungstaschen ziert das Unterrohr. Die Öffnung ist klein, bietet jedoch ausreichend Platz für ein Multi-Tool, einen Ersatzschlauch, eine CO₂-Patrone und den Notfall-Riegel. Quasi alles, das zuvor in der Satteltasche unterkam, ist nun immer mit dabei und aus dem Blick. In Sachen Reifenfreiheit folgt Cervélo ebenfalls dem aktuellen Trend von immer breiteren Schlappen und schafft 36 mm Platz. Sind die ebenfalls neuen, vollwertigen Schutzbleche verbaut, können immerhin noch 34 mm breite Reifen aufgezogen werden.
Am Rahmen selbst gibt es ebenfalls einige Veränderungen: Die Sitzstreben setzen im Vergleich zum Vorgänger tiefer am Sitzrohr an und sind deutlich schmaler. So soll mehr vertikale Flexibilität entstehen, um Vibrationen zu absorbieren. Im gleichen Zuge wurde die Steifigkeit des Unterrohrs erhöht, um die Kraftübertragung effizienter zu gestalten und die Reaktionsfreudigkeit des Bikes zu erhöhen.
Das Cervélo Caledonia-5 RED AXS 2024 im Detail
Typisch Cervélo kommt das Caledonia 5 RED AXS mit einem sehr cleanen Look. Die vollintegrierten Kabel, der mattschwarze Lack, die mattschwarzen Felgen und die hellen Tanwall-Reifen ergeben eine zeitlos schicke Optik, bei der auch das ausgefallenste Outfit matched.
Wir haben das Topmodell des neuen Caledonia-5 getestet, welches mit der ebenfalls erst dieses Jahr vorgestellten SRAM RED AXS ausgestattet ist. Die neue High-End-Gruppe aus dem Hause SRAM konnte uns bereits im Langzeittest überzeugen und zeichnet sich neben einem gepfefferten Preis auch durch die beste Bremsperformance – vor allem in der 1-Finger-Bedienung – und eine hervorragende Ergonomie aus. Am Caledonia-5 kommt die SRAM RED AXS mit Powermeter, einem 48/35Z-Kettenblatt und einer 10-36Z, 12-fach Kassette und somit einem angenehm kleinen Gang für den letzten steilen Climb nach einem langen Tag im Sattel.
Cervelo Caledonia 5 RED AXS 2024
12.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Cervélo SP24 Carbon
Bremsen SRAM Red AXS 160/160 mm
Schaltung SRAM Red AXS 2x12
Vorbau Cervélo ST31 Carbon
Lenker Cervélo HB13 Carbon
Laufräder Reserve 42|49 12 x 100/12 x 142 mm Through Axle
Reifen Corsa Pro Control TLR 30
Kurbeln SRAM Red AXS E1 with powermeter
Kassette SRAM Red, 12 Speed 10-36T
Technische Daten
Größe 48 51 54 56 58 61
Gewicht 7.54 kg
Die Laufräder kommen von der Schwesterfirma Reserve, die seit einiger Zeit mit dem Turbulent-Aero-Ansatz auf sich aufmerksam macht. Ein Ansatz der Aero-Entwicklung, der realistische Szenarien fernab vom Windtunnel ohne Verwirbelungen und Seitenwind als Grundlage der Optimierung verwendet. Der Reserve 42/49 ist der neueste Laufradsatz der Kalifornier und präsentiert sich mit einer modernen Felgengeometrie. Nicht nur die Tiefe der Felge ist asynchron, auch die Felgenbreite ist vorne und hinten an die jeweiligen Bedingungen angepasst.
Aufgezogen sind die Allroad-spezifischen Vittoria Corsa Pro Control in 30 mm Breite. Das nutzt den Platz im Rahmen nicht voll aus, mit 320 g pro Stück sind sie aber auch an der Grenze, um den sportlichen Charakter nicht zu versauen.
Größe | 48 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
---|---|---|---|---|---|---|
Oberrohr | 502 mm | 522 mm | 543 mm | 565 mm | 581 mm | 598 mm |
Steuerrohr | 89,5 mm | 109,9 mm | 136 mm | 162,3 mm | 191,2 mm | 217,5 mm |
Lenkwinkel | 70,5° | 71,5° | 72° | 72° | 72° | 72° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74° | 73,5° | 73° | 73° | 73° |
Kettenstrebe | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm | 415 mm |
Tretlagerabsenkung | 76,5 mm | 76,5 mm | 74 mm | 74 mm | 71,5 mm | 71,5 mm |
Radstand | 982,2 mm | 984,5 mm | 995,2 mm | 1.012,3 mm | 1.030,7 mm | 1.047,8 mm |
Reach | 360 mm | 369 mm | 378 mm | 387 mm | 396 mm | 405 mm |
Stack | 505 mm | 530 mm | 555 mm | 580 mm | 605 mm | 630 mm |
Das Cervélo Caledonia-5 RED AXS 2024 im Test
Im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Allroad-Bikes, die mit ausgeklügelten Komfort-Features und Platz für bis zu 40 mm breite Reifen bereits im Revier von Gravel-Bikes wildern, ist das Cervélo Caledonia-5 noch deutlich näher am reinen Straßenrad.
Der Rahmen bietet eher wenig Compliance und verlässt sich bei der Vibrationsdämpfung auf die 30 mm breiten Reifen, fährt sich dadurch aber auch deutlich direkter als die beschriebenen Komfort-Monster. Die hohe Steifigkeit im Unterrohr- und Tretlagerbereich sorgt zum einen für eine effiziente Kraftübertragung ans Hinterrad, zum anderen werden Lenkimpulse präzise umgesetzt. Das hieraus resultierende eher verspielte Handling passt zur sportlicheren Interpretation des Allroad-Segments, kann aber bei niedriger Geschwindigkeit nervös wirken. Je schneller die Pace, umso ruhiger hält das Caledonia-5 seine Spur, was auf rasanten Abfahrten für Selbstvertrauen sorgt. Das Handling eignet sich für schnelle Group Rides ins Ungewisse, sportliche Ausfahrten oder lange Rennen über verschiedene Untergründe. Für die Ultra-Distanz könnte – je nach Physique – der Komfort zum limitierenden Faktor werden.
Trotz der extrem leichten und auf Race-Performance getrimmten SRAM RED AXS bricht das Caledonia-5 RED AXS keine Gewichtsrekorde. Mit 7,54 kg in Größe 56 macht sich das auch im Antritt und am Berg bemerkbar. Hier dauert es – für ein Allroad-Bike mit Performance-Anspruch – etwas länger, um auf Touren zu kommen. Ist die Reisegeschwindigkeit allerdings einmal erreicht, lässt sich diese ziemlich effizient halten. Auf schnellen Geraden machen sich die Reserve 42/49 bemerkbar, die mit einem spürbaren Segeleffekt für eine zusätzliche Effizienzsteigerung bei hohen Geschwindigkeiten sorgen.
Wer auch im Winter gerne draußen trainiert oder mit dem Rennrad pendelt, findet mit dem Caledonia-5 einen sportlichen Begleiter, der durch seine Schutzblechkompatibilität, das praktische Rahmenfach und Reifenfreiheit bestens gerüstet ist.
Die Bedienung des Rahmenfachs geht, nachdem man den Klappmechanismus einmal verstanden hat, recht einfach von der Hand. Die Öffnung bietet ausreichend Platz, um auch längere Gegenstände wie eine Pumpe zu verstauen. Der Verschluss blieb in unserem Test auch mit montiertem Flaschenhalter solide an seinem Platz. Der feste Sitz des Deckels und die Taschen im Inneren verhindern nerviges Klappern zuverlässig und machen das Unterrohr zum unsichtbaren Stauraum für die Essentials – top!
Für wen ist das Cervélo Caledonia-5 RED AXS 2024?
Das Cervélo Caledonia-5 RED AXS 2024 hebt sich vor allem durch seinen sportlichen Charakter von anderen Allroad-Bikes ab und eignet sich somit für alle, die ein Trainingsbike für den Winter suchen, auf Bike-Abenteuern gerne schnell und effizient unterwegs sind und dabei auf den maximalen Langstreckenkomfort verzichten können. Für Rennrad-Einsteiger auf der Suche nach einem sehr bequemen Bike ist das Caledonia-5 somit etwas zu straff. Für sportliche Pendler, die nach getaner Arbeit den After-Work-Ride aufmischen wollen, ist es der perfekte Kompromiss aus Versatilität und Performance.
Fazit
Cervélo bringt mit der Neuinterpretation des Caledonia-5 ein sportliches Allroad-Bike an den Start, das am liebsten schnell gefahren werden möchte. Hier spielt es seine Stärken aus und glänzt mit Effizienz und Laufruhe. Nichts für Einsteiger, die ein komfortables Rad für gemütliche Bummeltouren suchen, sondern ein Endurance-Bike, mit dem man Vollgas über den Kontinent fliegt. Ganz egal, wie schlecht die Straße ist!
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Text & Fotos: Jan Richter