Die Bronx, East Harlem und ja, auch das touristische Zentrum von New York City, Midtown, gelten als die gefährlichen Gegenden des Big Apple. Doch die wahren Straßenkämpfe finden jeden Tag vor Sonnenaufgang zwischen der 59. und 110. Straße statt.

10,5 km, 32 Höhenmeter – das sind die Eckdaten der grünen Rennstrecken im Herzen New York Citys. Zu einer Uhrzeit, zu der selbst die Fenster der meisten Wolkenkratzer noch schwarz sind, treffen sich Alphatiere, CEOs und Wallstreet-Banker im Schutz der Dunkelheit, um den ersten Kampf des Tages auszutragen. Zu dieser frühen Stunde geht es noch nicht um monetäre Gewinne, Dividenden und Renditemaximierung, und es geht auch nicht um Medaillen. Zu dieser Uhrzeit gibt es nur zwei Motivationsgründe: Fitness oder Ego. Mit Bikes, die schneller sind, als die UCI erlaubt, geht es im Central Park auf Sekundenjagd. Böse Zungen behaupten, dass einige überehrgeizige Performer gar zu illegalem Doping greifen, um ihre Performance und ihr Ego auf den Samstagsrennen zu boosten.

[emaillocker id=”8237″]

Die Roadies im Central Park sind so wie New York City selbst. Der GPS-Standort NYC kann bedeuten, dass man im 96. Stockwerk von 432 Park Avenue logiert oder auf dem Bürgersteig davor verscheucht wird. Im Central Park findet man ein Haifischbecken an Radfahrern genauso wie die nettesten und herzlichsten Persönlichkeiten, welche die Szene der Stadt zu bieten hat. Omar Tejada ist einer dieser herzlichen Menschen und nebenbei GFNY Ambassador – ein inspirierend positiver Charakter.

„Let’s meet up at 5:00AM on Friday“, das war seine ernsthafte Antwort auf meine Frage „Hey Omar, I’d love to to check out the city, can we meet up for a ride?“

„Let’s meet up at 5:00AM on Friday“

„Dude, believe me at this time Central Park is already damn busy!“ Ich konnte es nicht glauben, bis ich es selbst sah: Ja, da waren sie, die Banker, CEOs und Alphatiere mit ihren TT-, Aero- und Vollcarbon-Racebikes und jagten wie bluthungrige Vampire dem Morgengrauen entgegen. Immer hungrig, nie satt. Mit dem Sonnenaufgang war der Spuck dann langsam vorbei. Denn wenn die Touristen den Park bevölkern gibt es keine freie Bahn mehr und keine Chance mehr, die eigene Strava-Bestzeit zu knacken.

„Dude, believe me at this time Central Park is already damn busy!“

„Dude, believe me at this time Central Park is already damn busy!“ Ich konnte es nicht glauben, bis ich es selbst sah: Ja, da waren sie, die Banker, CEOs und Alphatiere mit ihren TT-, Aero- und Vollcarbon-Racebikes und jagten wie bluthungrige Vampire dem Morgengrauen entgegen. Immer hungrig, nie satt. Mit dem Sonnenaufgang war der Spuck dann langsam vorbei. Denn wenn die Touristen den Park bevölkern gibt es keine freie Bahn mehr und keine Chance mehr, die eigene Strava-Bestzeit zu knacken.

[/emaillocker]

Central Park ist rivalisierend kompetitiv, auch wenn das Niveau gemessen an europäischen Standards lange nicht auf Augenhöhe ist, aber das ist eine andere Story. Die gute Message ist: Es gibt auch viele Fahrer, die mit einem Lächeln statt gefletschten Zähnen sportlich durch den Park fahren und ihre Zeit dort genießen. Die meditative Ruhe, die Bewegung und die frische Morgenbrise, während die Sonne aufgeht. Rennradfahrer, die nicken und grüßen, wenn man an ihnen vorbeifährt. Rennradfahrer, die dem Leistungsdruck und Schwanzvergleich – wer hat das größte Ego? – entsagen. Rennradfahrer, die einen Scheiß auf Kategorien geben und deshalb eine neue geschaffen haben, Category 6. Für die Menschen, die auch ohne (Best-)Zeit und Strava-KOM wissen, wer sie sind und was sie können. Man kann vieles messen, muss es aber nicht. #JRA* *just ride along


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Robin Schmitt Fotos: Noah Haxel